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Oli Kahns erstes Mal

Handelnde Personen

Oliver Kahn: ein ehemaliger Fußballtorwart, dreifacher Welttorhüter, Titan, ZDF-Fußballexperte
Katrin Müller-Hohenstein: Moderatorin, ZDF-Fußballlaie
Jeannine Michaelsen: ZDF-Expertin für Internet

1. (und bisher einziger) Akt

Usedom, floral arrangierte Bühne am Ostseeufer, Großbildleinwand, leise schwappende See, davor Fußballfans in Liegestühlen. An einem Multimediatisch auf der Bühne, stehend: Oliver Kahn, Katrin Müller-Hohenstein, Jeannine Michaelsen

Jeannine Michaelsen: Und wir haben es ja großartig angekündigt. Es hat wahnsinnig viel Furore mit sich gebracht. Du wirst heute twittern.

(Fans singen: Es gibt nur ein‘ FC Bayern…)

Oliver Kahn: Ja, das hab ich ja beim, äh, beim letzten Mal versprochen. Ich glaub, da ist schon, äh, ganz schön was los.

(Ein‘ FC Baaaaayeeeeern…)

Jeannine Michaelsen: Ja… ich muss mal ganz…

Oliver Kahn: Muss ich mir jetzt was einfallen lassen.

Jeannine Michaelsen: Ja, absolut.

Oliver Kahn: Hehe.

Jeannine Michaelsen: Aber kurz vorher können wir noch mal schnell sagen…

Oliver Kahn: Mein erster… Äh, mein erster… wie heißt das?

Jeannine Michaelsen: Tweet.

Oliver Kahn: Tweet. Gut.

Jeannine Michaelsen: Das ist die, äh, Twitterseite von Oliver Kahn. Wir haben uns gedacht (Jubel), mit Dir zusammen, wir nennen das Kind beim Namen.

Oliver Kahn: Hehehe.

Jeannine Michaelsen: Die heißt Oliver Kahn (noch immer Jubel)

Oliver Kahn: Hrmpghrmpf.

Jeannine Michaelsen: Ich muss ganz kurz, ich glaub, Du bist der Erste, der es schafft, 3.202 Twitteruser als Abonnenten zu haben. Wie man Dir nur folgen kann, obwohl Du noch nicht ein einzigen Buchstaben geschrieben hast.

Oliver Kahn: Ok, hehehe.

Jeannine Michaelsen: Wenn das jemand übertreffen kann, dann melde er sich bitte bei mir, das würde ich nämlich furchtbar gerne sehen. Und, ähm, nun ist es soweit. Ja, das ist die Seite. Wir haben uns das ja vorher…

Oliver Kahn: Du schreibst das, Du schreibst das.

Jeannine Michaelsen: Ich schreib das.

Katrin Müller-Hohenstein: Was schreibst Du denn?

Jeannine Michaelsen:  Furchtbar gerne. Wir können uns überlegen…

Oliver Kahn: Soll ich Dir das ins Ohr sagen oder soll ich es laut sagen?

Jeannine Michaelsen: Nä, das sagste laut, äh. Nachher denken die Leute, ich mach hier Quatsch.

Oliver Kahn: Also gut, wir schreiben…

Jeannine Michaelsen: Wartewartewarte, wir müssen uns erst überlegen, an wen wir schreiben.

Oliver Kahn: Hmhm.

Jeannine Michaelsen: Oder möchtest Du an alle schreiben?

Oliver Kahn: An wen wir schreiben… ne, wir schreiben mal an alle… Foll… Follower. Genau.

Jeannine Michaelsen: Wir haben auch noch ne schöne, noch ne schöne Nachricht von Harald Schmidt, wo Du drauf antworten kannst.

Oliver Kahn: Harald Schmidt, der wird’s dann auch bekommen.

Jeannine Michaelsen:  Ja, der folgt Dir ja nicht.

Oliver Kahn: Ah, der folgt mir nicht.

Jeannine Michaelsen: Nee, der folgt Dir nicht.

Oliver Kahn: Na dann wird’s Zeit, na dann mach… dann folgen wir ihm!

Jeannine Michaelsen: Dann schreiben wir… wir folgen? Ok, der erste Mensch, dem Oliver Kahn folgt, ist Harald Schmidt, das werden wir jetzt an dieser Stelle mal einläuten… Sekunde..

Katrin Müller-Hohenstein:  Hast du dem Oli eigentlich erklärt, was Twittern ist?

Jeannine Michaelsen: Uhuh.

Katrin Müller-Hohenstein:  Ah, okay.

Jeannine Michaelsen: Er hat das alles…

Oliver Kahn: Ich hab’s verstanden.

Katrin Müller-Hohenstein: Jajajaja…

Jeannine Michaelsen: Er hat das alles sofort… zwei Minuten hat das gedauert. Hier… nur, dass Du das auch, ne, wir folgen jetzt als erstem, ach Quatsch, als fünftem Menschen, vier Leuten folgst Du schon… unter anderem mir, vielen Dank, das musst du aus beruflichen Gründen, aber das sagen wir keinem.

Oliver Kahn: Kein Problem.

Jeannine Michaelsen: Wir folgen Harald Schmidt. Und deswegen kann auch Harald Schmidt jetzt lesen, was wir schreiben. Was schreiben wir denn?

Oliver Kahn: Also. Der erste Tweet, der soll heißen… ist doch eigentlich ganz klar: Wir. Werden. Europa. Meister.

(Jubel)

Jeannine Michaelsen: Neiiin.

Oliver Kahn: Drei Ausrufezeichen.

(Aufgezeichnet von David Hugendick)

 

Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?

Wieder einmal ist ihre Kreativität gefragt. Während des Spiels Deutschland gegen die Niederlande wurde uns dieses Bild vom Hessenfest der CDU-Landesvertretung in Berlin zugespielt. Worüber freut sich Angela Merkel nur so? Was schreit sie da? Kurzum: Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein, liebe Leser?

Angela Merkel beim Hessenfest der CDU in Berlin Foto: Eventpress Hermann

Schreiben Sie Ihre Antwort unten in die Kommentarspalte! Der Leser mit dem originellsten Beitrag gewinnt ein Fußballbuch aus dem Verlag Die Werkstatt. Einsendeschluss ist Freitag, 16 Uhr. Dann geben wir hier im Blog den Sieger bekannt, den eine redaktionsinterne Jury wählt – natürlich völlig willkürlich. Den Rechtsweg können Sie sich daher schenken.

Update 16.6.: Wir haben einen Gewinner gefunden! Danke an alle Leser fürs Mitmachen.

 

Verbrüderungen in der Stadt der Kriege

Was gibt es Neues in Danzig? Gestern ist die Stadt grün geworden, denn die Iren sind da. Den historischen Königsweg und alle Cafés und Kneipen der Rechtstadt haben sie zu Hunderten okkupiert, gröhlen singen Chants und Folks. „Stand up for the boys in green!“ Und: „Hey Trapattoni, he used to be Italian, but he’s Irish now.“

Heute Abend geht es für sie in Danzig gegen Spanien, ein hoffnungsloses Unterfangen an und für sich. Aber das betrübt einen Iren nicht. Der feiert immer und mit allen, ob mit Spaniern oder Einheimischen. Mitten in der grünen Traube, sieht man spanische Flaggen und Polska-Shirts. In Danzig, der Stadt, die von vielen Kriegen durchlöchert wurde, verbrüdern sich zurzeit die Gegner.

Ich werde im Stadion sein, das übrigens nicht so einfach zu erreichen ist, wie man sich das vorstellt. Das Stadion selbst ist fertig und sehr schön (wie man es nach der EM verwendet, ist noch eine andere Frage). Darum herum ist aber viel Baustelle. Das bedeutet: viel Laufarbeit.

Gestern schaute ich in der Nähe des ehemaligen Danziger Rathauses (Ratusz Głównego Miasta) inmitten der Iren das Deutschland-Spiel. Man muss sagen, sonderlich interessiert haben sich die Lads nicht dafür, erst als Robin van Persie traf, merkte ich überhaupt, dass sie an dem Geschehen teilnahmen, denn sie jubelten. Marc aus Dublin, den ich nicht nur wegen seines harten Akzents nur schwer verstand, sagte: „F… Gomez! I put money on the Dutch!“

Es war der Abend, an dem Mario Gomez allen zeigte, wie grau alle Fußballtheorie ist, auch meine. Was kümmern den Torjäger Diskussionen um Spiel ohne Ball, Laufarbeit und Pressing, wenn er stattdessen einfach ständig ins Tor schießt? Recht hat alleine er. Andererseits hat sich Gomez vor seinen beiden Toren auch gut bewegt, sich freigelaufen, ist im richtigen Moment dem Gegner entwischt. Liebe Grüße auch von Joris Mathijsen.

Heute morgen saß am benachbarten Fürhstückstisch ein schmatzender, rülpsender (so muss ich das sagen) Ire um die 50. Er freute sich hingegen über die Niederlage der Holländer, weil die, wie er sagt, nun früher ausgeschieden sind als die „Green Boys“, die heute dran sind. Irrtum, Holland ist trotz zwei Niederlagen noch drin.

***

Vorgestern feierten die Polska-Fans ihre Mannschaft auf der Fan-Meile in der Nähe der Werft, die Stimmung dort ist friedlich und familiär, ich schätze (vorsichtig), zwölf- bis fünzehntausend Menschen waren da. Nach dem Spiel zogen sie auf den Straßen in die nahegelegene Innenstadt. Das zweite 1:1 im zweiten Spiel war ihnen Grund genug, gegen die Russen waren sie als Außenseiter ins Spiel gegangen. Aber eigentlich war doch mehr drin, oder? Vielleicht verlassen sie sich oder hoffen wenigstens darauf, sich im letzten Spiel gegen die konditionsschwachen Tschechen den Viertelfinaleinzug zu sichern. Im Viertelfinale könnte es in Danzig das Duell mit den Deutschen geben.

Ihre Helden waren an diesem Abend der Ersatzkeeper Przemyslaw Tyton, der sich durch seinen gehaltenen Elfmeter im Griechenland-Spiel einen großen Bonus erspielt hat – bevor er im nächsten Spiel wohl wieder Wojciech Szczesny weichen wird. Jede Aktion Tytons wurde mit Beifall bedacht. Der zweite war natürlich Jakub Błaszczykowski, der schüchterne Kapitän, der ein paar Häuserblöcke weiter überlebensgroß für eine deutsche Modemarke wirbt. Eine hervorragende Figur gab er auch beim Ausgleich ab, das spektakulärste Tor dieser EM bislang.

***

Am Sonntag war ich beim Spiel Spanien gegen Italien. Es war ein früher Turnierhöhepunkt, großartiger, wunderschöner Fußball, in der zweiten Halbzeit wurde er zudem dramatisch. Danzig erlebte einen Gipfel südeuropäischer Fußballkunst.

Dabei spielen beide Mannschaften so verschieden. Über Spanien ist ja viel gesagt, aber auch die Italiener haben es mir angetan – nicht erst seit dieser Woche. Es sind die Meister des klugen Verteidigens, und doch haben sie auch immer einen Plan zu gewinnen. Sie spielen keineswegs so destruktiv wie es immer heißt. Das lehrt auch ein Blick in die jüngere EM-Geschichte. 1996 schieden sie unglücklich mit dem Maestro und Offensivguru Arrgio Sacchi aus. 2000 wurden sie des Catenaccios bezichtigt, doch unter Dino Zoff erfanden Francesco Totti und Filipo Inzaghi das schnelle Vertikalspiel nach Balleroberung. Na gut, ob sie es erfunden haben, weiß ich nicht, aber sie haben es erstmals auf eine Spitze getrieben, wenn auch erst nur zu zweit.

Gegen Spanien spielten die Italiener mit einem Libero, Daniele de Rossi. Er spielte das natürlich sehr modern, man nennt das dann Dreierkette. Aber unabhängig davon, mit wie vielen Abwehrspielern die Kette bestückt ist – keine hat das Verteidigen im Raum so verinnerlicht wie die Italiener. Mit langen Bällen ist eine italienische Abwehr kaum zu überraschen, das ist bei allen drin. Offenbar lernen das die Bambini so wie bei uns die Grundschüler das Schwimmen. Müsste man mal checken, ob im Gegenzug die Nichtschwimmerquote in Italien höher ist.

Ich schaue Italien (mindestens) aus zwei Gründen gerne. Erstens aus Trainersicht. Aus ihrem Spiel, ihrer klugen Taktik lässt sich viel lernen. Auch von den Spaniern kann man natürlich lernen, aber so wie sie kann man eigentlich nur spielen, wenn man die entsprechenden Spieler hat. Zweitens kann ich auch dem Verteidigen etwas abgewinnen – ästhetisch, vor allem aber psychologisch. Die Mentalität „Wir lassen uns nichts wegnehmen!“ kann in einer Mannschaft und beim Zuschauen viel Energie freisetzen. Den Italienern ist dieses Jahr wie meist alles zuzutrauen, aber halt auch ein 0:1 gegen Kroatien und ein 0:0 gegen Irland.

Die Spanier sind ja schon ein paar Tage länger hier und bleiben es auch bis nächste Woche, denn ihre Elf trägt dort die gesamte Vorrunde aus. Es sind sehr viele junge Spanier gekommen, von Friedrichshain ist es ja nicht so weit. Sie singen etwas kindlicher als die Iren, aber genauso fröhlich ihr „Yo soy espanol“. Weniger kindlich hörte ich eine Kleingruppe von spanischen Männern skandieren: „Polaca, polaca, yo quiero una polaca.“ Das, hab ich mir versichern lassen, ist im Spanischen keineswegs ein Schimpfwort, aber despektierlich ist es natürlich.

 

Niederlande gegen Deutschland 1:2

  • Mario Gomez traf zweimal für Deutschland
  • Robin van Persie gelang nur der Anschluss
  • Die Niederlande sind so gut wie ausgeschieden
  • Deutschland reicht ein Unentschieden gegen Dänemark, um das Viertelfinale zu erreichen

Fazit

Es hätte so schön werden können, das Spiel der beiden großen Rivalen. Die Niederländer, nach der Auftaktniederlage mit dem Rücken zu Wand, hätten endlich das Offensivfeuerwerk gezündet, das man von ihnen erwartet. Die Deutschen hätten dagegen gehalten und wären mit einem 3:3 vom Platz gegangen. Mindestens. Kurz, es wäre ein Spiel für die Ewigkeit gewesen.

Vielleicht waren die Erwartungen etwas hoch. Es war schließlich kein zweites 1974, kein 1988, kein 1990 und am Ende sicherlich nicht der Klassiker, den sich viele erhofft hatten – was vor allem an den Gegnern in Orange lag. Die Niederländer mussten gewinnen und konnten einfach nicht. Am Ende hatten sie zwar mehr Ballbesitz, aber nur wenige herausgespielte Chancen. Der Anschlusstreffer durch Robin van Persie nach einer Einzelaktion ist bezeichnend für das Spiel der Elftal.

Stattdessen glänzte Mario Gomez. Ausgerechnet Gomez! Der Gomez, den die Kritiker nach dem Spiel gegen Portugal schon aus der Startelf mäkeln wollten. Er bewege sich zuwenig, würde sich wundliegen hieß es. Joachim Löw, ohnehin kein Freund großer Experimente, hielt an ihm fest und das zu Recht: Nach 37 Minuten hatte Gomez zwar wieder nur magere zwölf Ballkontakte – aber zwei Treffer auf dem Konto. Mehr Effektivität geht kaum. Schöner als die Tore waren nur die Pässe von Schweinsteiger. Damit dürfte sowohl die Stürmerdiskussion für den Rest des Turniers erledigt sein als auch die Frage, wie wichtig der Bayern-Block für diese Mannschaft ist.

Hoffen wir eben auf das nächste Pflichtspiel gegen die Niederlande. Vielleicht dauert es ja diesmal keine zwanzig Jahre.

Weiter„Niederlande gegen Deutschland 1:2“

 

Quartiere, Biere, Orakeltiere – und Modesünden

Es europameisterschaftet sehr – so sehr, dass ich Isotonisches trinke statt Wasser. Man weiß ja nie.

Weil unsere schnelllebige Welt das Tempo während der EM offenbar nochmals angezogen hat, sei kurz an unsere EM-Beiträge über Biere, Teamquartiere und Orakeltiere erinnert. Zumal es sich so schön reimt.

Nach dieser schamlosen Eigenwerbung für Tage Ewigkeiten alte eigene Artikel gibt’s aber auch was Neues. Nicht von ZEIT ONLINE, aber das Kuratieren wird ja immer wichtiger für Journalisten, in Zeiten von diesem Internet, von dem jetzt immer alle reden. Also los:

stern.de greift zu verzweifelten Maßnahmen, um der Flut der Orakeltiere Herr zu werden – und stellt ein „Meta-Orakel“ ein:

Die 11 Freunde teilen ihr EM-Angeberwissen.

Das Satire-Ressort von SPIEGEL ONLINE hat schon mal vorsorglich einen Liveticker zum kompletten Spiel Niederlande – Deutschland geschrieben.

Derweil demonstriert US-Sportreporter Craig Sager Mut zum modischen Farbtupfer, Interviews und tumblr-Fotoblogs dokumentieren es. Sager macht sein Ding, obwohl er schon vor drei Jahren aufgefordert wurde, seine Klamotten zu verbrennen: „You take these clothes, and you burn ‚em!

Bei der EM sind die ganz großen Modesünden bislang ausgeblieben – Mehmet Scholl im Seemannspullover (?) hin, Kroatiens Trainer Slaven Bilic im Anzug samt Wollmütze her. Schließlich hat niemand die Absicht, mit einem Stahlhelm aufzulaufen. Oder so.

 

Spieler richtig ausgesprochen

Die Namen von Fußballern können schwierig sein, auch für die Kommentatoren. Man erinnere sich nur an die „Grafitschs“, „Lahnichs“ und „Andröööösens“ in der jüngeren Vergangenheit. Wer Béla Réthy und Kollegen vor dem Fernseher verbessern möchte, oder einfach nur neugierig ist, sollte einen Blick auf die Seite der spanischen Fundea werfen. Die nämlich haben alle EM-Spieler einmal aufsagen lassen.

(via @spielvrlagerung )

 

Bloggs mir analog!

Fußball und Twitter, das passt zusammen wie Currywurst und Pommes. Nie war es leichter, seine Meinung mal eben zwischen Toiletten- und Kühlschrankgang in die Welt zu schnäuzen. Machen wir ja auch. Matthias in der Weide vom Blog Schalkefan hat sich deswegen gedacht: Machen wir mal was anderes, machen wir es wieder etwas haptischer. Für jedes EM-Spiel bietet er Spielbögen zum Ausdrucken an – die dann, von Lesern und Followern ausgefüllt und abfotografiert, wieder im Blog landen. Analoges Bloggen nennt er das. Und die Ergebnisse sind teilweise ziemlich witzig.

 

Kiews Frauen entscheiden die EM

Seit knapp einer Woche lebe ich in Kiew. Ich denke ab und an an Blochin. Oleh Blochin ist ein Mann, wie ihn sich viele Frauen in der Ukraine wünschen. Das sagte mir eine Kollegin von einer Kiewer Zeitung. Er ist stur, grob, dominant, maulfaul und erfolgreich. Auch in deutschsprachigen Artikeln kann man Bewunderung für Blochin lesen. Ich glaube, wenn man bei Journalisten und Frauen gut ankommen will, muss man ein wenig wie Oleh Blochin sein.

Neben Blochin gibt es nur zwei Themen, die mich nachts nicht schlafen lassen. Die U-Bahn und die Frauen. Über beides darf man nicht schreiben, sagte mir ein erfahrener Kollege. Über U-Bahn- oder Taxifahrten schreiben nur Reporter, denen sonst nichts einfällt. Und wer als deutscher Mann etwas über die Frauen in Kiew schreibt, steht für den Leser auf der Schwelle zum Bordell.

Ich habe in dieser Stadt noch kein Bordell gesehen, auch nicht danach gesucht. Ich halte von solchen Geschäften nicht viel. Mir ist etwas anderes aufgefallen. Die Frauen in Kiew sehen schöner aus als die Frauen in Deutschland. In keinem anderen Land habe ich jemals so viele auffallend gutausehende Frauen gesehen wie hier.

Die Brisanz dieser Pauschalisierung ist mir bekannt, ich meine sie ganz subjektiv und ich beziehe mich nur auf das erste äußere Erscheinungsbild. Ich glaube, ich bin kein Macho. Ich möchte niemanden auf sein Äußeres reduzieren. Aber diese Beine, dieser Gang. Nirgends zuvor habe ich so viele ansehnliche High Heels und Miniröcke entdeckt wie auf Kiews Straßen.

Alle Kollegen, die ich bisher traf, sehen das genauso. Einige sind schockiert. Sie kommen nicht damit klar, dass so viele Frauen in Kiew so gut aussehen. Sie reden auch darüber, wenn sie unter sich sind. Einer sagte, weil die ukrainischen Frauen die Männer so verwirren, werden sie die EM entscheiden.

Wieso das so ist, habe ich die Kollegin von der Kiewer Zeitung gefragt. Sie sagte, wegen der Vereinigten Staaten von Amerika. Als es die UdSSR noch gab, sollten die Frauen in der Ukraine nicht sexy aussehen, das passte nicht zum Kommunismus. Sie wollten es aber. Sie wollten so aussehen wie die Frauen in den Musikvideos, die sie aus den USA kannten. Aber damals gab es in der Ukraine noch keine Miniröcke und High Heels. Dann zerbrach die UDSSR, und die Ukrainerinnen konnten alles kaufen, was die Frauen in den Musikvideos trugen. Es gab nur ein Problem: Niemand hatte den Ukrainerinnen gesagt, dass die meisten Amerikanerinnen sich nicht jeden Tag wie in den Musikvideos kleiden.

Das klang logisch, wird von mir und vielen anderen Männern aber nicht als Problem wahrgenommen. Nebenbei, so die Kollegin, sei es auch ein Zeichen der Emanzipation, wenn sich die ukrainischen Frauen sehr feminin kleiden. Darüber denke ich noch nach.

Vor dem ersten Spiel der ukrainischen Nationalmannschaft wollte ich unbedingt zum öffentlichen Training von Oleh Blochin gehen. Ich wollte den Mann, den so viele mögen, live sehen. Ich habe es nicht geschafft. Ich bin mit der U-Bahn sechs Stationen in die falsche Richtung gefahren. Erst als es zu spät war, konnte ich mit einigen Kollegen sprechen, die es geschafft hatten. Sie waren begeistert, von Blochin, noch viel mehr von seiner Tochter.

Irina Blochina ist eine junge Sängerin, der Trainer hatte sie mit zum Pressetermin genommen. Sie trug ein kurzes gelbes Kleid und High Heels. Die Journalisten fotografierten sie und ließen sich mit ihr fotografieren. Danach sind viele positive Artikel über das ukrainische Nationalteam erschienen.

 

Messi trifft wie’s Robben mag

Auch auf anderen Kontinenten wird weiterhin Fußball gespielt. Vor der Sommerpause trafen sich etwa Argentinien und Brasilien zu einem lockeren Kick. Argentinien gewann am Ende 4:3 und Messi machte das Tor, das Arjen Robben gestern gerne geschossen hätte:

 

#donttellmerkel

Die Iren steigen heute um 20:45 Uhr gegen Kroatien in die EM ein. Man kann von den Iren ja sagen was man möchte. Etwa dass sie nur holzen können, dass sie ihr Spiel auf der Schafsweide lernen oder schwach sind wie eine Whiskeyflasche leer. Aber sicher nicht, dass sie keinen Humor haben, wie die Fans am Flughafen in Dublin beweisen. Die BBC weiß mehr über diese „Aktion“.

Subtle, my friends, very subtle