Von Sébastien Tellier lässt man sich allzu gern sedieren. Die watteweichen Popsongs auf seinem neuen Album „L’Aventura“ entführen den Hörer in den brasilianischen Dschungel.
Wer sich einlullen lässt, wird für gewöhnlich mit Langeweile sediert, der Schwere des schlichten Gedankens. Diesem gleichförmigen Trott des Banalen zu entkommen, gelingt daher nur mit größter Mühe. Sofern man das denn überhaupt will. Weiter„Der beste Langweiler der Welt“
Krautrock, Stoner und Techno aus einem Guss: Die Tiny Fingers aus Israel passen auf jeden anständigen Rave genauso wie aufs Wacken-Festival.
Teppiche sind total aus der Mode. Fußböden flächendeckend mit Textilien zu belegen stammt schließlich noch aus einer Epoche, als Stuck schwer rückständig war und baulicher Kubismus das Maß aller Dinge. Weiter„Ein Wolpertinger gibt Laut“
Bob Mould, früher bei Hüsker Dü, ist ein lebendes Fossil. Mit dem Album „Beauty & Ruin“ gibt er dem Rock seine vier Buchstaben zurück, ohne sich darauf auszuruhen.
Musikstile, das ist ein Merkmal unser zeichensatten Zeit, kommen kaum ohne Präfixe aus. Selbst Subgenres wie Punk kriegen ihr subsubgenriges Post- oder Skate- bis Fun- und Folk- verpasst. Weiter„Guter Rock, wie er immer war“
Zehn Indierock-Songs zum Flüchten: Gut drauf waren Clap Your Hands Say Yeah noch nie. Aber seit das Kollektiv personell zerfallen ist, bleibt bloß ein gut arrangierter, mieser Nachgeschmack.
Mit Understatement hat es Alec Ounsworth nie so richtig gehalten. Bereits vor neun Jahren legte der Sänger, Songwriter, Kopf und Bauch von Clap Your Hands Say Yeah seine Stimme so melodramatisch übers bandbetitelte Debütalbum Weiter„Das Schlechte an der schlechten Laune“
Barfuß tanzen! Die Kalifornier Hundred Waters haben sich nach Friedensreich Hundertwasser benannt. In ihrem schlafwandelnden Synthiepop bleiben dunkle Untiefen zu entdecken.
Manche Musik braucht einfach kein festes Schuhwerk: Flower Power und Folk, Ethno und einiges an Americana, mit oder ohne „Neo“ davor, ob von Zivilisationsverdruss angetrieben oder bloß partiellem Fluchtimpuls Weiter„Die ziehen einem die Schuhe aus“
Was kommt nach The Verve, Arcade Fire und Maxïmo Park? Hier sind Revere, die mit ihrem freundlichen Pathosrock noch eine Schippe Britishness drauflegen.
Dicke Bretter, so viel lässt sich auch als architektonischer Laie feststellen, halten meist besser als dünne. Wer am Material spart, könnte sein blaues Wunder erleben, wenn der erste Herbststurm an den Wänden zerrt und von oben das Dach bewässert. Weiter„Englische Dickbrettbohrer“
Das Schweizer Synthiepopduo Klaus Johann Grobe fährt der zeitgenössischen Spaßdiktatur elegant in die Parade. Sein Debütalbum findet die gute Laune in der schlechten.
Moll, das unbekannte Wesen. Es lässt gute Laune nur unterschwellig erkennen. Man muss also genau hinhören, um sie zu erkennen. Auch bei Klaus Johann Grobe. Weiter„Tanz‘ mit Deinem Blues“
Brody Dalle klingt so, wie Gwen Stefani mal klingen wollte. Ihr Album Diploid Love erinnert an den rebellischen Glamour von Blondie und der schillernden Aufsässigkeit von Hole.
Punk ist sicher der am häufigsten falsch verwendete Begriff im zeitgenössischen Popdiskurs. Ähnlich wie das Wort „Revolution“ muss er von dilettantisch über renitent, laut oder ungepflegt bis hin zu irgendwie links für alles herhalten, was sich dem aktuellen Mainstream musikalisch widersetzt. Da reichen manchmal schon zerrissene Hosen, brachiale Riffs oder schiefe Töne, um dem „Rock“ ein „Punk“ voranzustellen. Weiter„Wut und Melodrama“
Kettcar nur ohne Kettcar: Auf Marcus Wiebuschs erstem Solo-Album „Konfetti“ trifft man auf die gewohnte Radiotauglichkeit mit Botschaft und Niveau. Ja, und sonst?
Wenn es ein Unwort der Musik gäbe, den übelsten Popbegriff ever, schlimmer als noch Easy Listening, Horst-Wessel-Lied oder Saxofonsolo – es wäre wohl: Frontmann. Im Frontmann vereint sich militaristische Alltagssprachanleihe besonders furchtbar mit unterschwelligem Sexismus zu einer Art arglosem Führerprinzip der Massenkultur. Weiter„Diskurspop auf Hanseatisch“