Jetzt ist die Zeit für rohen Sound in ungeschliffener Pose: Die beiden Landstreicher Guaia Guaia und ihr Dada-Pop-Hop sind die Sensation des Jahres.
Die Straße hat den saturierten Pop seit jeher fasziniert. Westernhagen besang ihren Dreck, als seine Wasserhähne längst golden waren. Der Ex-Punk Geldof hat sich irgendwann nicht mehr gewaschen, um wenigstens wieder wie sie zu riechen. Weiter„Spielen, bis die Polizei kommt“
Noch ein junger Pop-Rapper im Gefolge von Casper und Cro: Muso nutzt den Reim nicht akrobatisch, sondern dramaturgisch. Vielleicht ist das die neue deutsche Hip-Hop-Schule.
Dem deutschen Hip-Hop, im öffentlichen Empfinden allzu lange auf Spaßrap von Fanta 4 bis Fettes Brot festgelegt, kann man eines sicherlich nicht nachsagen: dass er so stillstehe, wie der amerikanische bisweilen den Anschein erweckt. Weiter„Man möchte ihm unentwegt zuhören“
Mit viel Wut und Pathos macht das kalifornische Duo Middle Class Rut den Industrialrock wieder zeitgemäß. Als hätten die Neubauten ihr Stahlklangrepertoire neu sortiert.
Bamm – Kopf ab! Wer das erste Album der kalifornischen Zwei-Mann-Berserkerband Middle Class Rut aus dem sonnigen Sacramento hört, versteht den leicht morbiden Titel gleich etwas besser Weiter„Fabriksoundhärte fürs Herz“
Fat Freddy’s Drop aus Neuseeland läuten mit heißkaltem Reggaefunkdubsoul den Sommer ein. „Blackbird“ heißt das dritte Album des Kollektivs. Unser Autor wartet lieber aufs Konzert.
Im Leben ist es wie im Arbeiten ist es wie in der Musik ist es wie überall: Vergiftetes Lob zu kriegen ist schlimmer als gar keins. Und am gemeinsten ist vermutlich das zeugnisbewährte „Hat sich stets bemüht“ Weiter„Schwitzen und Abkühlen“
LaBrassBanda lässt’s wieder krachledern. Ihr Blechblaspop hat sie um die ganze Welt geführt. Auf dem neuen Album zeigen sich die Bayern jetzt reifer und vielseitiger.
Reife hat in adolszenzkritischen Zeiten wie diesen – anders als in adoleszenfixierten früherer Tage – einen despektierlichen Klang. Reife, das klingt nach zu früh erwachsen oder zu kurz jung, nach Banklehre und Ernst des Lebens, nach Spandau statt Mitte Weiter„Europa den Marsch blasen“
Hachja, diese Mischung aus Geschrubbe und Gefühl: Für ihr zehntes Album werfen Jimmy Eat World am Ende doch die Heizdecke ab und steigen wieder aufs Skateboard.
Erwachsenwerden ist nicht nur im Popgeschäft die Pest. Ständig muss man kontrolliert sein, muss saturiert sein, muss strukturiert sein, muss vernünftig sein also, dabei trotzdem jung sein, aber bloß nicht kindisch. Weiter„Alte Recken recken den Schreihals“
Darf man mehr erwarten als hübsche Optik und geschmeidige Bewegungen, wenn die Tochter von Jane Birkin singt? Lou Doillons Debütalbum zielt auf Erfolg, dringt aber selten ins Gemüt.
Diese Augen, die Nase, das lange Haar überm schmalen Gesicht, der Mund, er vor allem. Wer Lou Doillon sieht, könnte einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum vermuten oder profaner eine alte Filmaufnahme von ihr, der Mutter Weiter„Die beste Einfrauboyband der Welt“
Zu zweit geht vieles besser. Nicht nur das, was Sie jetzt denken. Eva & Manu zeigen auf ihrem Debütalbum, das im Duo auch oft die schöneren Songs entstehen.
Singende Duos sind nicht gerade eine Neuentwicklung des Popzeitalters, eher schon ziemlich alte Hüte: Ike & Tina und Heintje & Peter, Bruce & Bongo und Cindy & Bert, Pepsi & Shirlie und Alan & Denise, Zweiraum & Wohnung und Rosen & Stolz. Zusammen, so glauben seit jeher viele, ist man weniger allein. Weiter„Gitarre, Gesang und verliebte Flausen“
Ist das bloß wieder Debattenstoff für Dubstep-Nerds? Mount Kimbie bringen das Beste aus Pop und Techno zusammen und machen die Suche nach dem Beat zum Erlebnis.
Es liegt ein Rascheln und Rauschen in der Luft, ein Flirren und ein Sirren, wenn Mount Kimbie ihre komplexen Klangkaskaden aus den Boxen wedeln wie weißes Rauschen in den Kopf. Weiter„Der kleine Betrug am Hören“
The National sind immer ein bisschen besser als erwartet. Auf dem neuen Album „Trouble Will Find Me“ findet der großartige Sänger Matt Berninger ganz zu sich selbst.
Plattencover sind oft ziemlich selbstgefällig. Weitgehend abgekoppelt vom musikalischen Inhalt, transportieren sie vielleicht einen verbrämten Gestus der Künstler dahinter, das artifizielle Konzentrat dessen, was der gewünschten Aura entspricht Weiter„Man fühlt sich durchdrungen“