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Zwei mit dem Willen zur Merkwürdigkeit

Aus dem Herzen des Stuttgarter Spießbürgersinns kommt ein Herzensduo, das den alten Songwriterpop doch irgendwie neu klingen lässt: Sea + Air, sehr gediegen!

© Tim Dobrovolny

Zerbrechlichkeit ist die neue Härte, Angriffsfläche der neue Panzer, Sensibilität ist das neue Ding. Singer-Songwriter, Neofolkbands und moderne Chansonniers wetteifern allerorten um die Stärke von Empfindung, Tiefgang, Melancholie Weiter„Zwei mit dem Willen zur Merkwürdigkeit“

 

Die besten Smiths seit den Smiths

Wer wird sich denn über mangelnde Originalität empören, wenn eine junge Band so schöne Erinnerungen weckt: This Many Boyfriends huldigen Morrissey mit ihrem Debütalbum.

© Angular

Wer es mit seinen Vorbildern ernst meint, ohne ihnen aufs Haar gleichen zu wollen, der sollte eine gewisse Distanz zu ihnen wahren – sonst sieht man am Ende aus wie seine Eltern oder Lady Gaga Weiter„Die besten Smiths seit den Smiths“

 

Schwindelerregend, dieses Popgeschäft

Hans Unstern ist der wohl talentierteste Skeptiker im deutschen Songwriterpop. Absurde Lügen, feiner Humor, Haar- und Wortdickicht schützen ihn vor der zudringlichen Welt.

© Moana Vonstadl/Staatsakt

„Objektiv betrachtet, ist das Einzige, was die Realität von Musik lernen kann: zu lügen und, jetzt kommt der wichtige Punkt dabei, dass es eben alle wissen“. Der Satz stammt aus einem Text, den der Berliner Musiker und begnadete Schwindler Hans Unstern geschrieben hat Weiter„Schwindelerregend, dieses Popgeschäft“

 

Bis die Wahwahs glühen

Mit rotziger Black-Sabbath-Gitarre führt Kevin Parker seine Band Tame Impala durch benebelte Epochen der Rockmusik: ein Trip in Batikhosen mit den Globetrottern des jüngeren Pop.

© Modular People

Wer seine Hörer mit auf musikalische Weltreise nimmt, wer sie klanglich durch alle Elemente schickt und alle Sphären, wer sie in trockene Wüsten lockt oder die Weiten des Weltalls, in eisige Höhen, dunkle Tiefen, seichte Gewässer und die besonders tiefen, der sollte ihnen ein Halteseil zuwerfen Weiter„Bis die Wahwahs glühen“

 

Gucci Gucci Bling Bling

Glitzernde Kritik am Markenfetischismus: Die Rapperin Kreayshawn verkleidet sich als Tussi, um den Tussis und statusgeilen Hip-Hoppern zu zeigen, wo die Hose hängt.

© Sony Music

Manchmal ist in einem Song schon alles angelegt: Gerade einmal drei Wochen, nachdem Nastassia Gail Zolot alias Kreayshawn ihren Track Gucci Gucci online gestellt hatte, wurde die Rapperin aus Oakland mit mehr als drei Millionen Klicks nicht nur zur Onlineberühmtheit Weiter„Gucci Gucci Bling Bling“

 

Und Christa Wolf rockt doch!

Frisch, engagiert und sexy: Brockdorff Klang Labor aus Leipzig bringen Pop und Politik endlich wieder zusammen und spielen an gegen die Fälschung der Welt.

© J. Konrad Schmidt

Pop und Politik sind ein zänkisches altes Paar, das seit Langem nur noch das Nötigste miteinander redet. Deshalb klingen Lieder vom Ende des Kapitalismus oft wehleidig und ein wenig enttäuscht. Weiter„Und Christa Wolf rockt doch!“

 

Subsonisch fett, lunatisch hell

Akustikfunk? Kammermusiktantra? Intensität ohne Worte: Der Schweizer Pianist Nik Bärtsch schart vier Samurai um sich und dringt mit ihnen vor ins Gelände der Entrückung.

© Martin Möll/ECM

Dunkel schälen sich Nik Bärtsch und seine Männer aus dem Schatten der Bühne. Sie reden nicht. Sie spielen weder ohrenbetäubend laut noch rasend schnell. Jeder im Saal soll alles hören können Weiter„Subsonisch fett, lunatisch hell“

 

Konsequente Alte-Säcke-Platte

Das Leben nach Steely Dan: Der 64-jährige Donald Fagen zeigt auf seinem vierten Soloalbum, warum sein Jazzpop so perfekt ins Manufactum-Regal passt.

© Warner Music Group

Möchte man sich einen Rockmusiker als Sleeper vorstellen? Also jenes von der Tonträgerindustrie schwer erreichbare Wesen, das weder Zeit hat noch Lust verspürt, aktuelle Veröffentlichungen käuflich zu erwerben? Weiter„Konsequente Alte-Säcke-Platte“