Die Zeit vergeht so schnell: Der Proust-Fragebogen für Blogger wird an diesem Wochenende 100 Folgen alt. Als Jubiläums-Spezial haben wir die schönsten, witzigsten und originellsten Antworten in ausgewählten Kategorien gekürt. So viel können wir vorab verraten: Viele Blogger sind lustige Zeitgenossen. Weil wir sie auch stets nach ihrer gegenwärtigen Geistesverfassung gefragt haben, wissen wir, dass einige von ihnen müde, entspannt oder glücklich waren, als sie den Fragebogen ausfüllten (jeweils sieben). Wieder andere waren gespannt (sechs), gestresst (fünf), zufrieden, verwirrt oder optimistisch (jeweils vier). Und wer einzigartig sein wollte, der beschrieb seinen Geisteszustand mit den Adjektiven adrenalinesk, in Rave-Stimmung, wach mit leichtem Koffeindefizit, schwanger, in der goldenen Mitte, ansprechbar, urlaubsreif oder zurechnungsfähig. Die 99 Blogger aus der ganzen Welt haben sich für den Proust-Fragebogen wirklich ins Zeug gelegt. Hier sind ihre besten Antworten.
Best of „Bei welcher Gelegenheit schreiben Sie die Unwahrheit?“:
1. In den Antwort-SMSen an meine Eltern: Ja, es geht mir gut. Nein, wir sind im Urlaub in der Gegend in der keine Krisenherde herrschen, ja doch – die Sonnencreme ist längst eingepackt… (65)
2. Bei Postkarten. Da könnte ich eigentlich immer drauf schreiben: Keine Ahnung, was ich dir schreiben soll, aber liebe Grüße! Sonst selten. Ich übertreibe vielleicht gerne mal ein bisschen, damit sich Dinge toller anhören, als sie in Wirklichkeit sind. Oder lasse schlechte Dinge weg. Aber meistens schreibe ich die Wahrheit. (58)
3. – Jetzt gerade. Und wenn es die Höflichkeit erfordert. – Wenn ich auf Baby-Fotos reagieren muss.
– Die Unwahrheit SCHREIBEN – das sehr selten. Die Unwahrheit SAGEN – da gibt es viele Fälle. (42)
4. Ständig, ich bin ja Schriftsteller. (3)
5. Ich versuche stets in der Logik der jeweiligen Fiktion zu bleiben. (91)
6. Am häufigsten lüge ich durch Schweigen. Indem ich nicht sage: „Hey, deine Bildershow wäre viel besser, wenn du die schlechtere Hälfte der Bilder gelöscht hättest.“ Oder: „Hier sind 20 Kommas, bitte benutze sie.“ Auch wenn es mir gelegentlich echt auf der Zunge liegt. (68)
7. Jedes Mal wenn ich vorgebe, objektiv zu sein. (5)
8. Geht es um Preußen Münster, fehlt mir jegliche Neutralität. (9)
9. Selbstverständlich immer, wenn die Wahrheit mich schlecht aussehen ließe. (71)
10. Stets und mit voller Überzeugung bei unangemessenen Fragen. (86)
Best of „Ihr Motto?“:
1. The difference between try and triumph is a little ‘umph’.
(16)
2. – “Wer mir was vom goldenen Lebensabend quatscht, dem hau ich das Gebiss raus.” Leider nicht von mir, sondern von Klaus Kinski
. – Ha ha! Ich helfe mir auch mit einem Zitat: “Mehr Freude an der Frische.” (42)
3. Kein Motto – kein Druck. (50)
4. Warte nicht bis der Sturm vorüber ist, sondern lerne im Regen zu tanzen. (51)
5. Die Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass sie jemand findet. (Astrid Lindgren) (58)
6. „Tanzen”, sagte der Schafsmann. “Immer weitertanzen, solange die Musik spielt […] Und nicht darüber nachdenken, warum du tanzt. Versuche nicht, einen Sinn darin zu finden. Es gibt nämlich keinen.” (92)
7. Das Wichtigste im Getriebe ist der Sand. (93)
8. Ich lebe sehr streng nach dieser Vorgabe – sie war die Antwort für meine körperliche und geistige Gesundheit.
24 Stunden am Tag:
8 Stunden Arbeit,
8 Stunden Freizeit,
8 Stunden Ruhe. (98)
9. Go big or go home. (19)
10. Live a Little. (2)
Best of „Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit?“:
1. Donald Duck. Diese durch keine noch so widrigen Umstände erschütterbare Zuversicht. (3)
2. Ich habe tiefste Bewunderung für alle, die es schaffen, trotz grober Hindernisse und Schwierigkeiten immer positiv zu denken. (13)
3. Die eigentlichen Helden sind doch Mütter, aber die hat ja jeder. Ich bevorzuge Lieblings-Antihelden. Zum Beispiel meinen Vater. Somit bleibt dann doch alles in der Familie. (36)
4. – …in der Wirklichkeit erst recht nicht. – Derjenige, der sich am erfolgreichsten um Hilfsbedürftige kümmert. Hilfe, jetzt klinge ich wie eine Miss-Wahl-Kandidatin
. – Die ihr Leben für andere riskieren. Und es ist mir egal, wenn ich wie eine Miss-Wahl-Kandidatin klinge. (42)
5. Auch der Typ, der den Ad-Blocker erfunden hat. Und natürlich Batman. (49)
6. Jeder, der es schafft, sich die Liebe zu den Menschen und zum Leben zu bewahren und sie weiterzugeben. (29)
7. Momentan: jeden Tag ein anderer. Nämlich jeweils derjenige, der mir die Tür aufmacht, um mit mir Kaffee zu trinken. (37)
8. Meine Eltern, die nach Jahrzehnten gemeinsamer Zeit und eines anstrengenden geteilten Arbeitslebens immer noch viel zusammen lachen. (17)
9. Mein Freund, der sieht gut aus und kann echt gut Schlagzeug spielen. (21)
10. Meine Mama. Hallo Mama! (81)
Best of „Ihre größte Extravaganz?“:
1. Nur sehr selten den Wecker zu stellen. (7)
2. Meinen sicheren Job verlassen zu haben, mein Haus verkauft zu haben und in die teuerste Stadt Amerikas gezogen zu sein und das alles mitten in der Wirtschaftskrise – um mich ganz meiner Photographie und meinem Blog zu widmen. (12)
3. Rückzug total. (61)
4. Alte Ölbilder von schicken Damen. (73)
5. Ich habe mir vor einigen Wochen mein erstes Auto angeschafft. 500 Euro. Rot. Brauche ich nur gar nicht. (89)
6. Ein Hut, komische Schuhe, Prosecco Grapefruit. (93)
7. Zwölf Becher Kaffee am Tag. (5)
8. Der unaufhörliche Glauben daran, dass alles irgendwie doch immer gut wird – und ich keinen Kaffee mehr trinke. (62)
9. Das zweite Paar Chloé-Sandalen, nachdem das erste dem Regen zum Opfer gefallen war. (26)
10. Niemals Parmesan auf die Spaghetti. Und gelegentlich abends eine Tasse Tee auf der Terrasse des Old Cataract Hotels. (3)