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Delaney Davidson

Der neuseeländische Singer/Songwriter präsentiert die Songs seines aktuellen Albums, „Swim Down Low“, live auf der Barkasse Hedi.

Der Mann mit dem schönen Namen Delaney Davidson stammt aus dem fernen Neuseeland. Einmal im Jahr zieht es ihn in die Welt hinaus, um, wo auch immer man ihm zuhören mag, seine Lieder unter die Leute zu bringen. Für sein diesjähriges Hamburg-Gastspiel hat es ihn auf die Hedi-Barkasse verschlagen, wo er mit seiner „fucking band“ das gemütliche Schunkeln des Kahns mit liebevoll komponierten und vorgetragenen Americana-Nummern untermalen wird. Begleitet wird er dabei vom ehemaligen Dead-Brothers-Mitglied Pierre Omer an der Orgel und dem Schlagzeuger Davide Zolli, der früher bei der venezianischen Garagenrock-Gruppe The Mojomatics getrommelt hat. Dass Mr. Davidsons kürzlich erschienenes aktuelles Album den Titel Swim Down Low trägt, sollte man während der Hafenrundfahrt besser nicht allzu wörtlich nehmen.

 

The Underachievers

Ein Hip-Hop-Duo aus Brooklyn, das von Erfolgsproduzenten Flying Lotus unter die Fittiche genommen wurde, macht Krach im Waagenbau.

Lustig-ironischer Bandname für zwei Jungs, die nicht gerade so wirken, als würde es ihnen an Selbstvertrauen mangeln. Und es steht zu bezweifeln, dass die New Yorker Rapper AK and Issa Gold alias The Underachievers, die sich laut Wikipedia beim Kiffen (wobei auch sonst?) kennenlernten, „hinter ihren Erwartungen zurückgeblieben sind“ – zumindest was ihre beiden Mixtapes, Indigoism und Lords of Flatbush (beide aus dem letzten Jahr) angeht. Sonst wäre wohl kaum jemand wie Erfolgsproduzent Flying Lotus auf das Duo aufmerksam geworden, um es zu einem Gespräch an die West Coast einzuladen und anschließend für sein Label Brainfeeder unter Vertrag zu nehmen. Dort erscheint im August dieses Jahres das Debüt-Album mit dem rätselhaft-neunmalklugen Titel Cellar Door: Terminus Ut Exordium. Hip-Hop und Latein – gab’s das schon mal irgendwo?

 

Poets on the beach

Seit 1998 unverwüstlich: Ein einfacher Barhocker am Övelgönner Elbstrand verwandelt sich in eine improvisierte Lesebühne – auch bei Wind und Wetter.

Wer sich in Hamburg vornimmt, regelmäßig stattfindende Freiluft-Veranstaltungen zu organisieren, muss schon hart im Nehmen sein – und auf ein durch Witterungseinflüsse nicht zu beeindruckendes Publikum vertrauen können. Friederike Moldenhauer ist so jemand. Egal, ob das Wetter mitspielt oder nicht: Die Lektorin und Übersetzerin stellt auch am 27. Juli am Elbstrand Övelgönne wieder den Barhocker auf, der bei der mittlerweile legendären Veranstaltungsreihe Poets on the Beach für vier verschiedene Autoren zur improvisierten Lesebühne wird. Mit dabei sind diesmal der Poetry Slammer André Bohnwagner, Literatur-Performer Gerald Friese, der Hamburger Krimi-Autor Gunter Gerlach sowie der Literaturveranstalter und Kurzgeschichten-Autor Hartmut Pospiech. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.

Text: Alessa Pieroth

 

Backbeat

Die Beatles vor den Beatles: Eine verschwitzte Rock‘n‘Roll-Show im Altonaer Theater widmet sich den Anfängen der „Fab Four“ in Hamburg.

Sicherlich ist die Vergangenheit der Beatles eine der bestdokumentierten der Musikgeschichte. Auch im Kino sind die Liverpooler gut vertreten. Ein herausragender Film über die Band heißt Backbeat – in ihm erzählte Regisseur Iain Softley 1994 die Geschichte des fünften Beatle Stuart Sutcliffe. Der war zwar kein begnadeter Bassist, aber John Lennons bester Freund – so zog es ihn mit dem Rest der Truppe nach Hamburg. Im Altonaer Theater kommt jetzt als deutschsprachige Premiere das Musical nach der Filmvorlage zur Aufführung: Die Geschichte der frühen Beatles nimmt den Zuschauer mit ins Hamburger Rotlicht der Sechziger Jahre, wo sich die blutjungen Briten als nachtaktive Tanzmusikkapelle im Kaiserkeller verdingen. Dort nimmt die Fotografin Astrid Kirchherr Notiz von dem scheuen Mann am Bass – und verliebt sich. Die Bühnenversion von Backbeat lässt die Beatles als Live-Band aufspielen, die frühe Hits wie Love Me Do zum Besten gibt und sich sonst auf den Rock‘n‘Roll-Werkskörper stützt: Songs wie Long Tall Sally oder Twist And Shout, die Lennon/McCartney zwar nicht geschrieben, die sie sich aber mit unverwechselbarer Energie zu eigen gemacht haben. Die Vorstellung am 27. Juli ist bereits ausverkauft – für den 31. Juli und 1. August gibt es noch Karten.

Text: Michael Weiland

 

Tim Bendzko

Im Rahmen seiner „Ich steh nicht mehr still“-Tour gastiert Tim Bendzko mit Band auf der Freilichtbühne im Stadtpark.

Dass der blonde Lockenkopf und „Weltretter“ nicht besorgt sein muss, neben Bands wie The National, Alter Bridge oder Imagine Dragons unterzugehen, hat Tim Bendzko bereits in der Vergangenheit bewiesen: Seine Auszeichnungen reichen vom Echo über den Bambi bis hin zum World Music Award. Auch wenn Kritiker sein zweites und aktuelles Album, Am seidenen Faden, überwiegend verreißen, soll das seinem Erfolg keinen Abbruch tun. So steuerte der knapp 30-jährige Berliner die Musik für den Abspann der deutschen Fassung des Kino-Blockbusters The Amazing Spiderman 2 bei. Und dass das Gerede vom „Weltretten“ gar nicht mal so dahergesungen ist, konnte der Sänger und Songwriter auf der Kieler Woche unter Beweis stellen, als er kurzfristig für die erkrankte Kollegin Anastacia eingesprungen ist. Da sollte ein ganz normales Konzert im Stadtpark ja wohl die leichteste Übung sein – oder Herr Bendzko?

Text: Jannis Hartmann

 

Retro-Räder

Wie restauriert man historische Bikes? Im Rahmen der Ausstellung „Das Fahrrad“ zeigen die Gebrüder Sarac von Le Vélo in der Besucherwerkstatt, was man beachten muss.

Mit viel Liebe fürs Detail restaurieren Senad und Sead Sarac Fahrräder, die zwischen 1880 und 1960 gebaut wurden – damals noch in aufwändiger Handarbeit, quasi für die Ewigkeit konstruiert. Die Brüder stammen aus einer Handwerkerfamilie und richteten sich in Ottensen (Große Brunnenstraße 141) die Hinterhofwerkstatt Le Vélo ein, die auch gleichzeitig Showroom und Laden ist. Ob dann ein italienischer Rennradrahmen aus den zwanziger Jahren, Fahrradleuchten aus Paris aus dem Fin de Siècle oder ein Lenker von Schweizer Postfahrrädern aus den vierziger Jahren gerade dort in Bearbeitung ist – die beiden Männer folgen stets ihrer Restaurierungs-Philosophie, die Originalteile möglichst zu erhalten, sie mit einem Speziallack zu stabilisieren und so für die Anforderungen im heutigen Straßenverkehr fit zu machen. Wie das genau funktioniert, zeigen sie am 26. Juli im Rahmen der Ausstellung Das Fahrrad im Museum der Arbeit. Ab etwa 11 Uhr lassen sie sich in der Besucherwerkstatt nicht nur über die Schulter gucken, sondern führen Schritt für Schritt einen Restaurierungsprozess vor. Das Museum in Barmbek erreicht man übrigens prima via Zweirad…

Text: Lena Frommeyer

 

Symfotronik

Harmonielehre trifft auf Soundgetüftel beim neoklassischen Abend im Rahmen des MS-Artville-Festivals mit vier urbanen Künstlern.

Der Begriff Neo-Klassik hat seit ein paar Jahren starken Auftrieb – dank Labels wie Erased Tapes oder Denovali und einiger prominenter Künstler, etwa Nils Frahm, Ólafur Arnalds und Max Richter. Traditionelles Kompositionshandwerk und Harmonielehre treffen dort auf moderne Produktionstechniken und experimentelles Soundgetüftel. Symfotronik, ein Abend im Rahmen des MS-Artville-Festivals auf dem Dockville-Gelände, stellt vier weitere Künstler in der Schnittmenge von Klassik und Elektronik vor. Der Pianist Lambert versteckt sein Gesicht hinter einer Maske und lässt lieber seine Kompositionen sprechen, sein gleichnamiges Debüt hat der oben erwähnte Nils Frahm geistesverwandt produziert. Loops und Synthesizer prägen Greg Haines’ kleinteilig-mysteriöse Musik. Der Hamburger Patlac findet die hypnotische, harmonische Seite von House-Musik, der Wahlberliner Jian Kellett Liew alias Kyson dokumentiert urbane Szenen in warmen analogen Soundscapes. Die Grenzen verschwimmen: So klingt die Zukunft.

Text: Michael Weiland

 

Sternbrücken Clubnacht

Wenn die Clubs Waagenbau, Fundbureau und Astra Stube gemeinsame Sache machen, wird die Brückenkreuzung zum Bermuda-Dreieck für Nachteulen.

Eine tolle Kooperation, die den besonderen Charme dieser zu Hamburgs Ausgehknoten Nummer eins avancierten kleinen, illustren Kreuzung (die der gemeine Spießer vielleicht als “Schandfleck“ bezeichnen würde) umso stärker wirken lässt: Am 26. Juli laden die „Sternbrücken-ClubsAstra Stube, Fundbureau und Waagenbau zum Midsommer-Special – einer gemeinsamen Clubnacht. Ein Mal zahlen, alles drin: Funk und Soul mit Hein Boogie und Insane Romain in Astra Stube; Marc Deal (Dirty Trip, Foto) sowie die Zoo Clique (Dirty Trip) und Artenvielfalt aus Lübeck beschallen das Fundbureau mit House und Techno; und im Waagenbau sorgen Talawah und Nerima für ausgesuchte Dancehall- und Afrosounds, während sich auf dem “Main Floor“ FS Green, DJ Mixwell und DJ Ben Kenobi die Mischpultregler in die Hand geben. Man läuft Gefahr, sich in diesem Bermuda-Dreieck zu verlieren, und zack ist es fast schon Montag…

 

Metropolis

Fritz Langs Stummfilmklassiker mit musikalischer Live-Begleitung durch den renommierten französischen Organisten Jean-Baptiste Dupont.

Der 1979 geborene Komponist und Kirchenorganist Jean-Baptiste Dupont gilt als herausragender Techniker und fähiger Improvisator an der Kirchenorgel sowie als respektierter Interpret des Orgelwerks von Max Reger, dessen anspruchsvolle Kompositionen jeden Organisten so einiges abverlangen. Seit 2012 ist er Organist der Kathedrale Saint-André von Bordeaux und beschäftigt sich außerdem mit dem Orgelbau und dessen Geschichte. Im Rahmen der Reihe Orgelkunst: Sommerkonzerte gastiert der französische Virtuose in der Domkirche St. Marien, wo Dupont zu Metropolis, Fritz Langs expressionistischem Stummfilmklassiker aus dem 1927, improvisieren wird. Ob sich Dupont dabei an der bekannten Originalmusik des 1937 verstorbenen Kölner Sängers, Schauspielers und Filmmusik-Komponisten Gottfried Huppertz (Die Nibelungen, Zur Chronik von Grieshuus) orientieren wird …?

 

Fuck You, Freudenhaus!

Eine groß angelegte Ausstellung würdigt die angestammte Spielstätte des FC St. Pauli. Eröffnung mit Tanz, Talk und Live-Musik.

Pünktlich zum Saisonstart eröffnet am Vorabend des Spiels gegen Celtic Glasgow die große Ausstellung zum Stadion des FC St. Pauli mit dem überraschend punkig-ironischen Titel Fuck You, Freudenhaus! seine Tore. Auf über 600 Quadratmetern werden hier anhand von Bildern, Filmen, Objekten und Installationen die Geschichte, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Millerntor-Arena – der angestammten Spielstätte des “Magischen FC“ – behandelt. „Zum Werden und Bleiben eines Stadions“, lautet der Untertitel der Ausstellung, die ab 18 Uhr besichtigt werden kann. Um 20 Uhr findet ein Talk im Fanladen statt, danach soll eine Party im Fansaal steigen. Für Live-Musik sorgen die Glasgower Folk’n’Roller The Wakes. Die Ausstellung läuft noch bis zum 30. August. Öffnungszeiten: täglich 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 22 Uhr.