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Acid Baby Jesus

Ab und zu mag man eine Band, bevor man sie gehört hat, nur wegen des Namens. Auf der MS Hedi laden diese Griechen zur psychedelischen Bootstour.

Während es mit Griechenland (zumindest finanziell) steil bergab geht und Europa nur noch das Thema Grexit diskutiert, sorgt eine griechische Band musikalisch für Furore. Gut, Merkel, Hollande und Co. haben sicher noch nichts von und über Acid Baby Jesus gehört. Aber vielleicht solltet ihr mal reinhören, in den psychedelischen Rock ’n‘ Roll, beeinflusst von – wie sie selber beschreiben – „the Western World’s lysergic pop past and Greece’s complex folk history“. Klingt doch irgendwie nach musikalischer Völkerverständigung, oder? Und vielleicht würden Europas Polit-Köpfe auch ganz gut daran tun, sich gemeinsam auf eine einsame griechische Insel zurückzuziehen bis was wirklich Gutes dabei rauskommt. So haben’s auch Acid Baby Jesus getan … Von denen kann man nur lernen. Also rauf auf die Hedi und zuhören!

Text: Julia Braune

 

The Hooters

„Johnny B“, „All You Zombies“: Ja, die Band hinter diesen Evergreens ist tatsächlich noch live unterwegs und wir können mitgrölen.

„Die beste neue Band des Jahres!“ Nicht mehr und nicht weniger nannte der Rolling Stone diese Rockgruppe aus Philadelphia – vor 30 Jahren. 1980 schlossen sich Eric Bazilian, Rob Hyman und Co. bereits zu The Hooters zusammen und zunächst spielten sie sich nur durch Phillies Clubszene und die Ostküste entlang. Fünf Jahre später wendete sich das Blatt auf einen Schlag: The Hooters durften am Live-Aid-Festival teilnehmen und danach waren sie tatsächlich zum ersten Mal in aller Munde. Und heute? Nur drei, aber gefühlte neun Jahrzehnte nach den Hits All You Zombies und Johnny B sind die Hooters noch dabei und ziehen mit Halt in der Markthalle auch noch live durch die Landen. Ein guter Grund, mal wieder die Klassiker mitzugrölen oder wie es Johnny B schlicht aufgetragen wurde: „Just open your eyes and listen to me!“

Text: Erik Brandt-Höge

 

Riot of Color & Äläx

Den ganzen „Hamburger Sommer“ über spielen lokale Acts in der Astra-Stube – an diesen Mittwoch Jazzpop und Drum-’n‘-Guitar-Fusion-Jazz-Rock.

So ein Sommer in Hamburg kann schon eine ganze Menge. So richtig gut wird er aber erst durch Musik. Drum klopfen fast täglich junge, talentierte Bands von hier und aus der Gegend an die vollgeklebte und -gemalte Tür der Astra-Stube – die so zum Musikzimmer Hamburgs wird. Am Mittwoch sind es gleich zwei Acts, die in der Bar unter der Sternbrücke auftreten. Handgemachten Jazzpop spielen die Jungs und singt die Frontfrau von Riots of Color. Von Äläx wiederum können wir selbstbetitelten Drum-’n‘-Guitar-Fusion-Jazz-Rock erwarten – und das, wie bei Facebook propagiert, „live from the Weltall“. Wir glauben da nicht dran und hoffen eigentlich, dass Äläx in unseren Hemisphären anzufinden ist. Dann fällt ein Wiedersehen leichter.

Text: Andra Wöllert

 

Van Morrison

Auch wenn der Ire gerne grantelt, für seine bluesige Stimme kann man ihn verehren – auch beim Konzert auf der Freilichtbühne Stadtpark.

Als Frohnatur gilt Van Morrison nicht gerade. Ganz im Gegenteil. Der irische Grantler hat seine Band in Hamburg einmal nach zwei verpatzten Einsätzen wutentbrannt gefeuert, sein letzter Auftritt hier liegt über zehn Jahre zurück. Doch Van Morrison wird von seinen Fans trotz seiner Übellaunigkeit und seiner Unberechenbarkeit verehrt: Er verfügt über eine einzigartige Stimme, mit der er alles ausdrücken kann, was der Blues hergibt. Er kann von der Verehrung für schöne Frauen singen, von Liebe und von Enttäuschung. Und angesichts dieser Stimme vergisst man, dass dort auf der Bühne im Hamburger Stadtpark kein schöner Jüngling, sondern ein etwas übergewichtiger, kleiner Mann mit Sonnenbrille und schwarzem Hut steht.

Text: Heinrich Oehmsen

 

„Whiplash“

Das Musikfilmdrama von Damien Chazelle reißt einen so sehr mit, dass man fast das Schlucken vergisst. Draußen-Vorstellung in Altona!

Wer in etwas richtig gut sein will, der muss sich quälen, bluten, Rotz und Wasser heulen. Das könnte man aus dem Musikfilmdrama von Damien Chazelle lernen. Darum geht’s: Der junge Schlagzeuger Andrew (Miles Teller) möchte der Beste sein, der beste Jazz-Schlagzeuger der Welt. Er wurde am Shaffer Conservatory of Music in New York City angenommen. Hier wird der berühmt berüchtigte Leiter der Studioband, Terence Fletcher (J.K. Simmons) auf das Talent aufmerksam. Das ist Fluch und Segen zugleich. Andrew schafft es in die Band. Fletcher ist aber ein cholerischer Tyrann, der jedes Lob für ein Verrat am Talent ansieht. So leidet man mit Andrew mit, wie er sich stundenlang die Finger wundtrommelt, an dem Druck fast zerbricht und schließlich seinem gefürchteten „Förderer“ die Stirn bietet. Whiplash packt den Zuschauer, weil die Fahrten der Kamera einen ganz nah ranlassen und der ungewöhnliche Einsatz von Musik (live und aus dem Off) für Tempo sorgt, dass man beinahe das Schlucken vergisst. Aber bitte bei der Open-Air-Vorstellung auf den Boden des Innenhofes des Altonaer Rathauses sabbern.

Text: Lena Frommeyer

 

European Outdoor Film Tour

Eye-Candy für Sportsfreunde: Im Schanzenpark flimmern entlegene Winkel der Erde und trainierte Körper über die Leinwand.

Die entlegendsten Ecken der Welt, die durchtrainiertesten Körper, die größten Kraftakte, die unglaublichsten Bilder: Filme, die auf der European Outdoor Film Tour gezeigt werden, sind voller Superlative und ein Muss für Outdoorsportsfreunde und Abenteurer. Es sind die Jahresbesten in diesem Bereich. Das zweistündige Filmprogramm zeigt wieder verschiedene Dokumentarfilme von Extremsportlern auf der ganzen Welt: Mountainbiker bei der Eroberung einer Bergspitze, Klettertouren an aalglatten Steilwänden, Extremwanderungen durch arktische Landschaften. Auf der Wiese im Schanzenpark mit einem kühlen Getränk in der Hand können Interessierte am Montag den 20. Juli, nachdem sie den Augenschmaus unter freiem Himmel genossen haben, die Fragen nach körperlichen Grenzen erörtern und diskutieren: Wo kommt bei all diesen Filmen plötzlich der Heli her, der die einsame Bergspitze umkreist, während die Sportler die Faust recken? Neben dem moderierten Rahmenprogramm wird es auch ein Gewinnspiel geben: Vielleicht einen Flug im Heli?

 

Summer-Camp

Kinder und Jugendliche übernehmen Kampnagel in der Sommerpause und lernen u.a. wie man ein eigenes Longboard baut.

Urbanisierung, Gentrifizierung – öffentlicher Freiraum schwindet. Wer heute einen geschützten Platz sucht, wo er einfach sein kann, gerät schnell in Konsumzwang oder Erklärungsnot. Räume in Großstädten waren schon immer Veränderungen unterworfen. Die Theater reagieren darauf, indem sie aus ihren Sälen hinaus in die Stadt treten. Das Kampnagel lässt jetzt im Gegenzug die Stadt auf seine Bühnen und bittet Kinder und Jugendliche im spielfreien Juli zur freundlichen Übernahme von Foyer, Garten und Sälen. Kampnagel-Künstler dürfen zu dieser Gelegenheit Dinge tun, für die im Theater wenig Zeit ist: ein eigenes Longboard bauen (ab 14 Jahren) oder bei Workshops mitmachen wie Fashion und Voguing, Video und Trickfilm, DJ und Sound, 3D-Comic-Werkstatt und Kochen wie die Profis. Die Projektwoche startet am 20. Juli. Ermäßigung gilt für Inhaber des Ferienpasses, bedürftigen Kindern kann die Teilnahmegebühr finanziert werden.

Text: Reimar Biedermann

 

Pudel Garden Live XII

Ein Kessel Buntes aus Berlin-Kreuzberg: Musiknerd Jeff Özdemir zeigt uns zwischen Hafen und Park Fiction wie ein Halloumi Express klingt.

Wer gelegentlich in Berlin-Kreuzberg unterwegs ist, von der U-Bahn Schlesisches Tor Richtung Kotti läuft, um links in den Wrangelkiez mit seinem breit gefächerten Verpflegungsangebot einzubiegen, kennt ihn vielleicht – diesen kleinen, schmalen Plattenladen, namens 33rpm Store. Elektronisches gibt es da. Jazz, Hip-Hop und auch mal ein wenig Punk. Und vor allem Jeff Özdemir, der, so munkelt man, irgendwo unter seiner Cappy das offizielle Musiknerd-Prüfsiegel eintätowiert hat. Dass sich sein Fachwissen nicht nur aufs Theoretische begrenzt, sondern höchst praktische Früchte trägt, lässt sich unter anderem dank Jeff Özdemir & Friends feststellen, seinem Album, das kürzlich im März, selbstredend übers hauseigene Label, veröffentlicht worden ist und sowohl Freunde wie auch Musikstile munter mischt und abschmeckt. Ein bisschen Wave, Jazz, Soul; mal auf Deutsch, mal auf Englisch; immer wieder funkig und manchmal mit Streichern. Im Pudel Garden präsentiert er das Werk live, unter freiem Himmel und unter anderem gemeinsam mit F.S.Blumm und Elyas Khan.

Text: Miriam Mentz

 

5 Jahre EGO AIR

Alle Jahre wieder und alle Jahre wieder ein Open-Air-Highlight: Die EGOianer laden zum Draußentanzen mit einem extrem guten Line up.

Vor gut einem Jahr wurden die EGO-Türen in der Talstraße geschlossen und in Grünanlagen geschulte Hände abgegeben, die sich künftig auch überdacht versuchen wollten. Seit fünf Jahren macht es das EGO andersherum und versucht sich – ganz ohne Türen – in alle Richtungen luftiger, mit dem eigenen EGO AIR. Das Konzept unterscheidet sich dabei in Bezug auf andere Open Airs vor allem durch das wahrlich formidable Booking. So luden sich die Veranstalter zur vergangenen Jungfernfahrt im Mai unter anderem Solomun und Michael Meyer auf die Fläche vor der BallinStadt. Und da kleiner jetzt auch irgendwie Mist wäre, setzt man bei der zweiten Ausgabe in diesem Jahr genau da wieder an, wo man angefangen hat und bittet gleich vier herausragende Acts auf die grüne Wiese mit Elbsicht: Das Kölner – man darf sagen – Elektro-Shootingstar-Duo Andhim. Anja Schneider, ihres Zeichens Stimme hinter der Fritz-Radioshow Dance Under The Blue Moon, Gründerin von Mobilee Records und selbst gefragte Producerin. Sowie den Hamburger DJ Stimming und ebenfalls direkt von der Elbe die Adana Twins. Hut ab! Sonnenbrille auf.

Text: Miriam Mentz

 

Ilanga Festival

Wer sich bisher noch nicht mit der reichen musikalischen Kultur Südafrikas beschäftigt hat, bekommt in Planten un Blomen die Chance dazu.

Ab in den Park! Einmal im Jahr kann Hamburg erleben, wie Südafrika klingt und sich bewegt. Dieses Festival macht es möglich. Stompy Motaung, Corroboration Bokamoso Dance, July Zuma, Anri Coza & Band, Toto Lightman & his Children’s Choir, DUBE und viele mehr treten den ganzen Nachmittag über beim Ilanga Festival im Musikpavillon im Planten un Blomen auf. Okay, das ganze Namedropping mag an dieser Stelle vielleicht nicht so viel bringen, aber ihr sollt sie ja auch noch kennenlernen, die lokalen und südafrikanischen Künstler. Einen Tag nach dem Nelson Mandela International Day soll die Friedensbotschaft des ehemaligen Präsidenten im Vordergrund stehen. Der Traum von einer harmonischen Regenbogennation wird deshalb im Programm immer wieder auftauchen. Südafrika intensiv kostet zwar keinen Eintritt, Spenden fürs Institute for Healing of Memories in Kapstadt sind aber ganz sicher willkommen.

Text: Andra Wöllert