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„Das dunkle Gen“

Der Dokumentarfilm versucht das Phänomen Depression visuell und ästhetisch festzuhalten. Am Donnerstag feiert er Premiere im Abaton.

Wie sieht so eine Depression eigentlich aus? Wie kann man sie filmisch einfangen? Diesen Fragen wollten Miriam Jakobs und Gerhard Schick auf den Grund gehen und dafür haben sie Dr. Frank Schauder begleitet. Schauder ist Arzt. Und Patient. Wie vier Millionen andere Deutsche leidet er an einer Depression. Wenn er sich schon nicht heilen kann, will er sie wenigstens verstehen. Seine Suche nach einer Erklärung haben die Filmemacher mit der Kamera festgehalten, um eine mögliche Ursache visuell erfahrbar zu machen: Das dunkle Gen heißt nun der daraus entstandene Film und was zunächst dröge und theoretisch klingt, wurde am Ende ein Bildwelt voller Ästhetik und Spannung. „Die filmische Erschließung naturwissenschaftlicher Bildwelten zählt zu den spannendsten ästhetischen Entdeckungen, die wir während der Produktion des Filmes machen durften“, blicken Jakobs und Schick zurück. Ob ihnen das wirklich gelungen ist, kann jeder diesen Donnerstag bei der Premiere im Abaton Kino für sich beurteilen und sowohl den Filmemachern als auch dem Hauptprotagonisten noch vor Ort mitteilen.

Text: Andra Wöllert

 

Elbrausch Designmarkt

Designerware, Essen, Musik: Wer auf der Suche nach den schönen Dingen ist, sollte den Weg zum Markt mit DJ-Beschallung finden.

Feines, Kleines, Großes – chic und schön. Der Elbrausch Designmarkt hat das alles und davon ganz viel. Fast alle Stücke sind Unikate und/oder Handgemachtes von Designern aus Hamburg und ganz Deutschland. Organisatorin Gisela Aguirre trägt schön Dinge für die Sommerausgabe des Elbrausch Designmarktes zusammen. Neben Mode, Schmuck, Illustrationen und Accessoires gibt’s auch etwas für den Gaumen: Herzhaftes, kalte Getränke, Kaffee und hausgemachten Kuchen. Auch die Kulisse überzeugt: Der Designmarkt haust wieder für zwei Tage in einem großräumigen Jugendstil-Gebäude in der Holstenglacis. DJs sorgen für die musikalische Beschallung und machen den Markt zum Straßenfest.

Text: Andra Wöllert

 

Fair Food

Der Club Wir wollen’s anders zeigt bei der kleinen Messe, dass Lebensmittel nachhaltig und fair angeboten werden können und sollen.

Massentierhaltung, Gentechnik – das wird bei der Fair Food umgangen. Die kleine Messe für nachhaltigen Lebensmittelkonsum organisiert der Club Wir wollen’s anders. Seine Mitglieder möchten über verantwortungsbewusste und nachhaltige Alternativen in der Lebensmittelindustrie informieren. Auf dem Gartendeck in St. Pauli steht deshalb der ganze Tag im Zeichen Fair Food: Initiativen und Projekte aus der Region stellen sich vor, Besucher können selbst aktiv werden, es gibt ein Rahmenprogramm sowie faires Essen und Getränke. Nebenbei lernt man, wie sich Eier aus der Legebatterie und Kaffee von unterbezahlten Bauern umgehen lassen. Wir wollen’s anders!

Text: Andra Wöllert

 

Broken Forms

Die Open-Air-Saison ist eröffnet: Die Electroniker machen Nachtschwärmen am Tage möglich. Mit House und Techno am See.

Anfang Mai veranstaltete das Broken-Forms-Team eine Electrosause im Gruenspan. Jetzt geht es zum ersten Mal raus aus Hamburg und an die frische Luft. Das Broken Forms Open Air soll Nachtschwärmer schon mittags zum Feiern bringen. Das Spektakel findet an einem See in der Cablesport Arena Pinneberg statt. Nicht nur die Landschaft tun gut, auch das Line-up erfreut: Internationale DJs und Lokalpatrioten spielen Electro – von House bis Techno.

Angeführt wird der Nachmittag von Nordlicht H.O.S.H., der gerade noch in Kopenhagen und Ibiza aufgelegt hat, und Daniel Stefanik, der die Partyinsel ob seines Labels und Clubs Cocoon noch besser kennen dürfte. Pinneberg steht Ibiza aber in nichts nach: Auch das Model-meets-Electro-Duo Dapayk & Padberg legt auf, genauso wie Seidensticker und Salour, Schaefer & Søn und Schmidde aus Hamburg sowie Lotse und Max Wedekämper von Broken Forms höchstpersönlich.

Ein Hoch auf die Draußen-Saison. Und später könnt ihr eh wieder rein, wenn ihr noch könnt – zur After Show Party in der Villa Nova.

Text: Andra Wöllert

 

Ferris MC

Schizophrener Freak und ehrlicher Hip-Hopper: Das Reimemonster mischt mit seiner neuen Scheibe das Uebel & Gefährlich auf.

Ganz ehrlich, hätte jemand vor zehn Jahren gefragt, wie es
Ferris MC im Jahr 2015 gehen wird, hätten die meisten wohl einen relativ hohen Betrag auf „Nicht wirklich richtig gut“ gewettet. Seit er in den frühen Neunzigern mit Flowinimmo und DJ Pee die Freaks Association Bremen gründete, kultivierte er sein Image als drogensüchtiger, schizophrener Freak und Assi-Rapper; und ganz aus der Luft gegriffen war das wohl auch nicht. Doch irgendwie hat das Reimemonster die Kurve gekriegt. Als Teil der Kloeterklikke (seit 2008) ist er erfolgreich wie nie, nun hat Ferris sogar die Zeit und die Energie für sein erstes Soloalbum, Glück ohne Scherben, seit über zehn Jahren gefunden. Darauf zeigt er sich, wie ihn wohl nur die wenigsten kennen: persönlich, reflektierend, ehrlich, nachdenklich. Und auch beim Sound überrascht er mit mal dreckigen Gitarren-Riffs, mal epochalem Pop, aber auch klassischem Hip-Hop. „Ich mach mir meine Hände dreckig / schicke Stars zur Therapie / wer wird euch alle überleben? / F-F-Ferris MC“, heißt es in Roter Teppich. Sein neues Album, das pünktlich zum Konzert im Uebel & Gefährlich veröffentlicht wird, ist der beste Beweis, dass er recht damit hat.

Text: Jan Kahl

 

Bajazzo Zeltfestival

Am Samstag eröffnen Die Sterne die Kulturzeltzeit. Bis Anfang Juli gibt’s im Sternschanzenpark viel Musik, einen Zirkus und Lesungen.

Sterne-Sänger Frank Spilker sieht man des Öfteren durch die Schanze flanieren. Auf dem Kopf ein Hut, das Jackett über die Schulter geworfen, fällt seine imposante Erscheinung selbst samstags im trubeligen Gefilde des Schanzenflohmarkts auf. Und am 30. Mai spielt er mit seiner Band Die Sterne Songs vom aktuellen Album 24/7, ja quasi zu Hause, beim Bajazzo Zeltfestival im Sternschanzenpark. Tanzen ist garantiert! Ein fulminanter Auftakt für das Festival, das vom 29. Mai bis zum 5. Juli Musikliebhabern, Zirkusfans, kleinen Rotznasen und Leseratten eine Anlaufstelle bietet. Etwa bei der Türsteherlesung (5.6.), dem Konzert von Curse (25.6.) oder Vorführungen vom Circus Regenbogen (28.6.). Das Programm wird ständig aktualisiert. Ein Blick auf die Homepage lohnt sich.

 

Elbjazz-Clubnacht

Das Elbjazz-Festival erobert jetzt auch die Hamburger Nacht mit nicht nur jazzigen Tönen in der Nochtwache, Prinzenbar, im Mojo und Co.

Bereits zum sechsten Mal findet das Elbjazz-Festival statt, aber zum ersten Mal wird Nachtschwärmern die Elbjazz-Clubnacht angeboten: Wenn gegen 23 Uhr auf dem Hauptgelände bei Blohm + Voss die Lichter langsam ausgehen, zieht der Festival-Tross gen Norden. „Die Stadt wird eingebunden und Clubs bringen aus ihrer Szene heraus Programmpunkte ein“, freut sich Festivalchefin Tina Heine.

Das Mojo-Jazz-Café liegt auf der Hand, aber mit Golem, Nochtwache, Prinzenbar, Resonanzraum sowie Uebel & Gefährlich sind auch Läden beteiligt, die mit dem Thema „Jazz“ weniger am Hut haben. Dort decken Afro- und House-Klänge von Boddhi Satva, Garage House von xxxy, Space-Pop von Pollyester, Seth Schwarz, das ensemble resonsanz oder die neue Veranstaltungsreihe District66 eine enorme musikalische Bandbreite ab.

Die Clubnacht ist nicht nur für alle Festivalbesucher im Preis enthalten, sondern auch für jeden anderen zugänglich – mit einem extra Clubticket.

Text: Ole Masch

 

Startup Weekend

Austauschen, pitchen, Geschäftsmodelle erarbeiten: Beim Startup Weekend können sich Gründerträume erfüllen – oder „upfucken“.

Ein StudiVZ für Ungarn. Das war Andreas Kitzings Idee. Er nannte es College Friends. Zum Durchbruch kam es nicht. Dafür zum Abbruch. Sein Fazit am Ende seines Vortrags auf der FuckUp Night im MUT! Theater: „Es hat sich voll nicht gelohnt.“ Trotzdem: Kitzing hat wieder gegründet – diesmal erfolgreich. Genau darum geht es auf den FuckUp Nights, die seit Februar in Hamburg stattfinden: Das Scheitern gehört zum Gründen dazu.

Das sieht auch Serhat Kaya so. Der 24-Jährige organisiert seit vier Jahren wie an diesem Wochenende ehrenamtlich das Startup Weekend Hamburg im Betahaus. Dort können sich die Teilnehmer gegenseitig austauschen, Teams bilden, Geschäftsmodelle erarbeiten – und werden von einer Jury bewertet. Dass sich der Einsatz lohnt, zeigt der Gewinner des Startup Weekends im vergangenen Jahr: „Stickerabo sind vor Kurzem live gegangen!“, erzählt Serhat stolz.

Ein Haken sei die Verknüpfung von Geldgebern mit Start-ups. „Ich wünsche mir eine Schnittstelle zwischen den vielen Hamburger Traditionsunternehmen und der Gründerszene“, sagt Serhat. Ansonsten ist er zuversichtlich. „Das Wichtigste ist sowieso die Leidenschaft.“ Fehlt die, bringt auch eine gute Idee nix. Für alle anderen gilt: Mut zum Gründen – und zum Scheitern.

Text: Julia Braune

 

Leslie Clio

Mal Soul, mal Pop: Die Sängerin beweist mit ihrem neuen Album, dass sie sich nicht in eine Schublade stecken lässt – auch nicht live im Mojo.

Als Leslio Clios Debütalbum Gladys vor zwei Jahren herauskam und immerhin Platz elf der deutschen Charts erreichte, wurde die Hamburger Sängerin in die Soul-Pop-Ecke gestellt. Doch Clio, die seit 2010 in Berlin lebt, wollte sich mit ihrer zweiten Platte nicht wiederholen, wie das viele Künstler machen, wenn ihr Debüt erfolgreich gewesen ist. Die blonde Sängerin orientiert sich auf ihrem brandneuen Zweitling Eureka mehr in Richtung Pop. Anregungen für die neuen Songs hat sie sich überall auf der Welt geholt: in Hamburg, Berlin, Kopenhagen, Stockholm, London, Nashville, Los Angeles. Der alltägliche Herzschmerz zieht sich immer noch durch ihre Texte, doch auf den neuen Songs tanzt sie ihn einfach weg wie bei der ersten Single My Heart Ain’t That Broken. Wenn Leslie Clio in ihrer Hometown im Mojo Club auftritt, bringt sie ein paar luftige Sommer-Hits mit. Mal sehen, wie hoch es diesmal für sie in der Hitparade geht.

Text: Heinrich Oehmsen

 

Captain Capa & Roman Flügel

Im Doppelpack durch die Nacht: Von der Electro-Popband in den Electro-Club, von düster bis treibend, vom Molotow in die Villa Nova. 

Die Electro-Pop-Band Captain Capa schlängelt sich derzeit als Trio durch Deutschland und startet ihre Tour Anfang Mai in Köln. Mitte des Monats macht Captain Capa auch in Hamburg Station. Im Gepäck haben sie ihre kürzlich bei Audiolith erschienene EP Death Of A Hydra. Die ist noch düsterer und treibender als die Vorgängeralben. Raven ist also beim Konzert im Molotow garantiert.

Genauso wie in der Villa Nova. Hamburgs noch junger Club für elektronische Musik beendet sein Mai-Booking mit einem Knaller: Roman Flügel (Foto) schaut vorbei. Der in Darmstadt geborene DJ und Liveact ist seit den neunziger Jahren in der Techno-Szene aktiv und wurde unter anderem mit Projekten wie Sensorama und Alter Ego bekannt. Neben einer Residency im Offenbacher Robert Johnson und häufigen Auftritten in der Panorama Bar des Berghains wird der Producer weltweit gebucht. Als Hamburger Unterstützung hat sich Deephouse-König und Smalleville Labelchef Lawrence angekündigt. Da geht was!