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„Wenn es ernst wird, muss man lügen“

Dieses Zitat stammt von Jean-Claude Juncker aus dem Jahr 2011 – und schon damals bezog es sich auf Griechenland. Nimmt man ihn beim Wort, muss die Griechenlandkrise mittlerweile sehr ernst sein, denn mit der Wahrheit nehmen es immer mehr führende Politiker immer lockerer – unter ihnen Juncker selbst. Das betrifft vor allem die vermeintlich großzügigen Angebote, die man Griechenland von der Gläubigerseite aus gemacht habe. Gerade wegen dieser Großzügigkeit ist etwa Wirtschaftsminister und Vizekanzler Gabriel „entsetzt“, dass die griechische Regierung die Verhandlungen am vergangenen Samstag beendet hat.

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I = S, was heißt denn des?

Immer wieder rauchen die Köpfe, wenn es um die berühmte Formel I = S geht, also darum, dass die gesamtwirtschaftlichen Investitionen (I) gleich den gesamtwirtschaftlichen Ersparnissen (S) sind, so zuletzt auch wieder einmal hier im Herdentrieb. Ganze Weltanschauungen scheiden sich daran, wie dieses Gleichheitszeichen zu interpretieren ist.

Neoklassiker glauben, dass erst einmal gespart werden müsse, damit sich dann die Investitionen in gleichem Umfang einstellen. Keynesianer denken genau anders herum, dass erst die Investitionen zu den entsprechenden Ersparnissen führen würden. Die unterschiedliche Sichtweise ist nicht trivial, denn je nachdem, wie man I = S interpretiert, kommt man zu ganz unterschiedlichen wirtschaftspolitischen Empfehlungen.
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Gabriels Investitionskommission: viel heiße Luft

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel steht vor der Quadratur des Kreises: Seit mittlerweile zwölf Jahren verfällt die öffentliche Infrastruktur stetig, aber der Minister hat keine Mittel, öffentliche Straßen, Kitas und Schulen instand zu halten oder sogar auszubauen. Die Steuereinnahmen reichen nicht; die Kreditaufnahme hat sich der Staat durch Schuldenbremse und Europäischen Fiskalpakt selbst verboten. Gleichzeitig scharren die Versicherungen und Banken mit den Füßen, weil die Zinsen auf Staatsanleihen auf historischen Niedrigständen liegen – das schmälert auch die Renditen der Riester-Rente. Weiter„Gabriels Investitionskommission: viel heiße Luft“

 

Griechenland verdient die Unterstützung Deutschlands

Yanis Varoufakis, der Wirtschaftsprofessor und neue griechische Finanzminister, hat letzte Woche in Berlin bei der Pressekonferenz mit Wolfgang Schäuble in einem emotionalen Statement an die Solidarität der Deutschen appelliert, da gerade Deutschland aus der historischen Erfahrung der 1930er Jahre weiß, wie schlimm die politischen Folgen einer Wirtschaftsdepression sein können.

Sind das nur Sprüche eines Griechen, der an „unser Geld“ will? Mitnichten. Die wirtschaftliche Katastrophe Griechenlands wird hierzulande kleingeschrieben. Vergleicht man Weimar in der Weltwirtschaftskrise und Griechenland heute, sieht man schnell erschreckende Ähnlichkeiten. Mehr noch: Mittlerweile ist die griechische Wirtschaft tiefer gestürzt und die Krise dauert länger als die der Weimarer Republik. Weiter„Griechenland verdient die Unterstützung Deutschlands“

 

Merkel versus Draghi

Der Spiegel berichtet in seiner jüngsten Ausgabe von einem Telefongespräch zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi: Besorgt habe Merkel gefragt, wie es Draghi mit der europäischen Sparpolitik halte. Der EZB-Präsident hatte nämlich neulich auf einer Zentralbankerkonferenz im schönen US-Ferienort Jackson Hole vorsichtig darauf hingewiesen, dass man vielleicht etwas vom staatlichen Kürzungs- und Steuererhöhungspedal ablassen sollte, um eine Deflation im Euroraum zu vermeiden. Merkel gab sich besorgt, dass sie Draghi als Verbündeten in der Austeritätspolitik verlieren könne.
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Der Wirtschaftsminister plant Milliardengeschenk für Versicherungen und Banken

Die öffentliche Infrastruktur Deutschlands verfällt, das ist mittlerweile auch in der Politik angekommen. Klar ist, dass man viele Milliarden Euro in die Hand nehmen muss, um die marode Infrastruktur wieder auf Vordermann zu bringen. Aber wer soll’s bezahlen? Die Politik hat sich die beiden wichtigsten Finanzierungsquellen verbaut: Erstens hat sie in den letzten fünfzehn Jahren massiv die Steuern für Haushalte und Unternehmen gesenkt (die Mehrwertsteuererhöhung hat davon nur einen Teil ausgeglichen) und schließt Steuererhöhungen aus. Zweitens hat sie sich per Schuldenbremse die Neuverschuldung verboten.
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Verschärft der Kapitalismus die Ungleichheit oder nicht? – Thomas Piketty vs. Peter Bofinger

Thomas Pikettys Buch Le capital au 21e siècle, das die Ungleichheit der Vermögen und Einkommen seit dem 18. Jahrhundert untersucht, sorgt seit dem Erscheinen der englischen Übersetzung (Capital in the 21st Century) für eine Menge Furore und zieht Kritik von allen Seiten, links wie rechts, auf sich.

Den jüngsten Angriff auf Piketty hat der Wirtschaftsweise Peter Bofinger unternommen. Er wirft Piketty im Spiegel-Interview vor, „sich selbst ins Knie geschossen“ zu haben. Weiter„Verschärft der Kapitalismus die Ungleichheit oder nicht? – Thomas Piketty vs. Peter Bofinger“

 

Studentenaufruf – Wider die intellektuelle Monokultur in den Wirtschaftswissenschaften

Es regt sich zunehmend Widerstand unter jungen Ökonomen gegen die einseitige Lehre in der Volkswirtschaftslehre. Die wird von der Neoklassik dominiert, in der der stets rationale Homo Oeconomicus wohl definierte Vorlieben für Millionen unterschiedlicher Waren hat, deren Preise er kennt und dabei noch die Fähigkeiten eines Super-Statistikers hat, zukünftigen Ereignissen präzise Wahrscheinlichkeitswerte zuzuordnen. Dass diese Modell-Welt die reale Welt weitgehend ausblendet, müssen viele Wirtschaftswissenschaftler ausblenden, wenn sie lukrative Professorenposten ergattern wollen. Denn dafür brauchen sie Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften, in denen man eben neoklassische Modelle durchrechnen muss. Dass Professoren sich irgendwann vielleicht doch mit der realen Welt auseinandersetzen, ist dann eher Zufall als gezieltes Ergebnis der ökonomischen Ausbildung.
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Zu Unrecht vergessen: Wolfgang Stützel und seine Saldenmechanik

Die Ökonomenwelt entdeckt die alten Meister neu: So meint etwa der Berkley-Professor und Blogger Brad DeLong, dass nur Ökonomen in der Tradition von Hyman Minsky oder Charles Kindleberger wirklich Interessantes zur Analyse der Finanzkrise beizutragen hätten. Auf diese illustre Liste gehört aber noch ein anderer Ökonom, der in den USA gar nicht und in Deutschland kaum noch bekannt ist: der deutsche Ökonomen Wolfgang Stützel, der im Saarland Professor war und im Jahr 1958 sein großes Buch „Volkswirtschaftliche Saldenmechanik“ veröffentlichte.
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Der IWF wusste es die ganze Zeit besser

Ein großes Rauschen geht durch den Blätterwald: Nach drei Jahren Dauersparen in den europäischen Krisenländern hat der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier Blanchard, eingestanden, dass der Fonds die negativen Effekte der Sparpolitik auf die Wirtschaftsleistung deutlich unterschätzt und damit – ups – die Krise noch weiter verschärft hat (wovor ich hier im Herdentrieb schon vor zweieinhalb Jahren gewarnt habe).
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