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Niederlande – ein Vorbild für Deutschland?

Wirtschaftsdienst exklusiv im Herdentrieb„, das ist unsere heutige Meldung in eigener Sache. Im Herdentrieb wird es ab sofort exklusiv einen Artikel aus dem jeweils aktuellen Wirtschaftsdienst zu lesen geben. Der Wirtschaftsdienst, eine der traditionsreichsten ökonomischen Fachzeitschriften Deutschlands, passt mit seinen kontroversen Kommentaren und Debattenbeiträgen ausgezeichnet zum Anliegen dieses Blogs, differenziert den Kapitalismus zu ergründen. Wir wünschen unseren interessierten Lesern eine anregende Lektüre.

Logo: Wirtschaftsdienst - Zeitschrift für WirtschaftspolitikExklusiv aus dem Wirtschaftsdienst: Die Niederlande haben schon lange vor Deutschland auf Lohnzurückhaltung gesetzt. Das reale niederländische Bruttoeinkommen von Arbeitnehmern ist dabei seit 1977 so wenig gestiegen, dass es einer Stagnation gleichkommt. Welche Folgen hatte das für Produktivität und Innovationen? Wie die Wissenschaft erwartet, nahm die Beschäftigung modellgerecht deutlich zu. Allerdings konnte das Produktionswachstum nicht in gleichem Tempo mithalten. Die Arbeitsproduktivität wuchs entsprechend deutlich langsamer – übrigens auch im Vergleich zu den anderen Ländern der Europäischen Union.

Was aber kann Deutschland daraus lernen, das sich selbst seit einiger Zeit in Lohnzurückhaltung übt? Das deutsche Wirtschaftsmodell hat immer auf Loyalität, Vertrauen und Beständigkeit gesetzt. Deshalb werden die deutschen Produkte auch weltweit geschätzt. „Made in Germany“ ist ein Markenzeichen. Dieses Modell ist in Gefahr. Lohnzurückhaltung hat mittlerweile auch in Deutschland zu einem langsameren Produktivitätswachstum geführt. Aber vor allem eine Lockerung des Kündigungsschutzes könnte das deutsche Modell ins Wanken bringen. Die Anhänger effizienter Allokation bevorzugen das angelsächsische Ideal umfassender Flexibilität. Das nützt aber nur in statischer Perspektive. Eine dynamische Wirtschaft mit großer Innovationsbereitschaft sollte die Arbeitnehmerbindung an den Betrieb nutzen, finden Alfred und Robert Kleinknecht in ihrem Artikel in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsdienst.

 

Timothy Garton Ash und die Inflationslüge

Ich bin ein großer Fan von Timothy Garton Ash, deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass er in seinem neuen Essay über Deutschland in der New York Review of Books die Inflationslüge zitiert.

They are also obsessed with the danger of inflation. One poll found that Germans fear inflation more than they fear getting cancer. The shadow of history again: in this case, the trauma of two dramatic inflations, after the first and after the second world war. Yet as the economic policy correspondent of the liberal weekly Die Zeit argues in a spirited polemic, they misunderstand both the past—it was deflation, not inflation, that immediately preceded Hitler’s rise to power—and the present reality of that danger.

Der Aufsatz ist sehr lesenswert.

 

Publizistik-Preis für von Heusinger und Schieritz

Wer hätte das gedacht? Gleich zwei Hirten des HERDENTRIEBs erhalten heute Abend in Berlin einen Publizistikpreis. Nein, keinen von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, wo das Wort Herdentrieb gar nicht bekannt sein dürfte. Und auch nicht den Klassiker der deutschen Ordnungspolitik, den Ludwig-Erhard-Preis. Sondern den mit 1000 Euro dotierten Preis für Publizistik der Keynes-Gesellschaft!

Die Keynes-Gesellschaft, die das wissenschaftliche Erbe des großen britischen Ökonomen in Ehren und im aktuellen wirtschaftspolitischen Diskurs lebendig halten möchte, vergibt den Keynes-Preis erstmals und er geht für das Jahr 2010 an Robert von Heusinger und das Jahr 2011 an Mark Schieritz. Zur Begründung heißt es dann auch, dass die Preisträger „in zahlreichen Artikeln die Grundeinsicht von Keynes von der Bedeutung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dort, wo sie relevant war, in ihre Überlegungen ernsthaft einbezogen [haben].“

Da bleibt uns nur noch zu sagen: Endlich ist es raus! In diesem Blog schreiben Keynesianer!

Herzlichen Glückwunsch den zwei Hirten und auf eine schöne Feier.

 

Treffer und Fehlschläge

Wie immer um diese Jahreszeit ziehe ich mich für einige Wochen zum Familienbesuch auf die Südhalbkugel zurück. Eine gute Gelegenheit also, das Jahr Revue passieren zu lassen und die wichtigsten Thesen in meinen Beiträgen einem kurzen Realitätscheck zu unterziehen.

Der größte Patzer war sicherlich die Einschätzung, Griechenland habe nur ein Liquiditäts-, aber kein Solvenzproblem. Daneben lag ich auch mit der These, die Krise werde sich durch die Errichtung des EFSF beruhigen. Auch die Bankenrettung sehe ich heute etwas differenzierter und meine Begeisterung für die Rationalität der Politik als Korrektiv für die Irrationalität der Märkte ist auch ein wenig gewichen.

Berechtigt erscheint hingegen die Warnung vor der Ansteckungsgefahr durch die Gläubigerbeteiligung und vor den Folgen Bankenrekapitalisierung. Auch die Kritik an der Target-2-Debatte war wohl nicht ganz daneben, schließlich hat Hans-Werner Sinn einige der zentralen Einwände übernommen (unter anderem das Argument, dass die zunehmende Inanspruchnahme von Zentralbankliquidität in der Peripherie nicht zu einer Kreditverknappung in Deutschland führt). Eine ziemliche Punktlandung war die Wachstumsprognose für Deutschland von drei Prozent aus dem Dezember 2010. Und von der Inflation ist bislang auch nichts zu sehen.

In diesem Sinne: Frohes Fest!

 

Mark Schieritz hütet mit uns die Herde

HERDENTRIEB hat mal wieder eine gute Nachricht in eigener Sache: Mark Schieritz wird Hirte! Ab sofort hütet er mit Dieter, Lucas, Fabian, Uwe und mir die Herde, die ja immer wilder wird.

Mark Schieritz in einem ZEIT-Blog vorzustellen, ist fast wie Eulen nach Athen tragen. Aber da es ja zwischen Online- und Printlesern keinerlei Überschneidungen geben soll, wie uns Medienexperten nicht müde werden klar zu machen, hier die Vorstellung für die Online-Gemeinde: Mark macht als Banken- und Finanzmarktkorrespondent der ZEIT einen großartigen Job. Er kam zur ZEIT, als die Krise gerade losbrach und die ersten Banken wie ’ne IKB oder eine Northern Rock schon dahin gerafft hatte. Seither ist er für einen ZEIT-Korrespondenten im echten Dauereinsatz.

Persönlich habe ich Mark 2004 in Washington bei einer IWF-Tagung kennen und schätzen gelernt. Sein Name war mir als Leser der ersten Stunde von der Financial Times Deutschland schon lange ein Begriff. Dort lernte Mark gleichzeitig mit der Zeitung das Laufen und machte dann dort rasch Karriere.

Was ich an Mark schätze und warum er sehr gut in die Riege der Hirten passt: Mark ist ein Suchender, der keiner Ideologie vertraut, sehr wohl aber dem Mainstream misstraut. Er denkt von den Kapitalmärkten her und hat die Tauschwirtschaft mit ihrer sonderbaren Allokation und ihren hypothetischen Gleichgewichten auch nie mit dem realexistierenden kapitalistischen System in Übereinklang bringen können.

Freuen Sie sich mit uns Hirten auf Mark, der sich von nun an auch hier austoben wird!

herzlich
Ihr Robert Heusinger

 

Drei Tage Funkstille

Liebe Blogger, liebe Leser des HERDENTRIEBS,

geben Sie alles und zwar schnell. Denn schon bald droht hier drei Tage absolute Funkstille. Keine neuen Beiträge und noch schlimmer: keine neuen Kommentare. Ab Mittwoch (2.September) 19 Uhr, bis Sonntag (6. September) in der Früh, hat das Blog geschlossen. Warum? Es wird eine neue Blogsoftware von ZEIT-ONLINE aufgespielt und alles natürlich schöner und besser.

Die offizielle Begründung von ZEIT-Online: „Unsere Weblogs werden demnächst visuell überarbeitet und aufgefrischt. Diese Gelegenheit würden wir von der Onlinetechnik gerne nutzen, um den technischen Unterbau der Blogs komplett gegen eine komfortablere Version zu ersetzen.“

Die Hirten bitten um Verständnis und versprechen danach wieder mit vollem Elan am Start zu sein.

herzlich
Ihr Robert Heusinger

 

HERDENTRIEB proudly presents …

… Lucas Zeise.

Ja, Sie lesen richtig. Nach Dieter Wermuth kann HERDENTRIEB ein weiteres Schwergewicht als Hirten begrüßen – und was für eines! Wahrscheinlich kennen Sie seine legendären Kolumnen, die er seit acht Jahren für die Financial Times Deutschland schreibt (jetzt allerdings nur noch zweiwöchentlich als Rentner). Wenn nicht, dann mag Ihnen dieser Lobesgesang von mir eine Idee geben. Gesungen Ende November zu seiner Verabschiedung aus dem aktiven Berufsleben: Weiter„HERDENTRIEB proudly presents …“

 

Kramladen wechselt die Seite

Die Hirten bekommen Verstärkung. Fabian Lindner schreibt von heute an für HERDENTRIEB. Lindner ist den treuen Lesern des Blogs ein alter Bekannter und muss daher an dieser Stelle kaum vorgestellt werden. Denn Fabian Lindner ist Kramladen – einer unserer „ältesten“ und eifrigsten Kommentatoren.

Der 27-jährige diplomierte Politikwissenschaftler und Ökonom wird die nächsten drei Jahre promovieren und nebenbei die Debatten auf HERDENTRIEB mit neuen und alten Erkenntnissen aus der Wissenschaft anfachen. Damit erfüllen wir uns einen alten Wunsch, neben der Praxis des Kapitalismus auch die Theorie stärker im Blog zu berücksichtigen.

Fabian Lindner hat in Paris und Berlin Politik- und Wirtschaftwissenschaft studiert. In seiner Diplomarbeit hat er sich mit der lateinamerikanischen Schuldenkrise befasst und dabei vor allem mit der Rolle des privaten Sektors. Ein Thema, wie es kaum besser zur Philosophie von HERDENTRIEB passen könnte – nämlich den Kapitalismus durch die Finanzierungsbrille zu analysieren, und nicht mit irgendwelchen kruden neoklassischen Gleichgewichtsmodellen.

Sein Promotionsstudium wird Lindner im Oktober an der Freien Universität Berlin beginnen und sich dabei mit den internationalen Finanzmärkten auseinandersetzen.

Die alten Hirten, Dieter Wermuth, Uwe Richter und ich wünschen ihnen, unseren Lesern, sowie uns selbst viel Freude an den Debatten um Fabians Texte.

 

Ölpreis – das Schlimmste ist vorüber

Donnerstag Abend hat der Ölpreis in New York mit 50 Dollar gekämpft (wie ich übrigens Ende Dezember schon vorausgesagt habe). Das Fass Rohöl war damit so billig wie zuletzt im Mai 2005 und rund 40 Prozent billiger als im Sommer vergangenen Jahres sowie rund 20 Prozent billiger als zum Jahreswechsel. Das ist eine beeindruckende Konsolidierung, eigentlich sogar ein kleiner Crash. Doch nun dürfte das Schlimmste ausgestanden sein.
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