Der Titel des Blog-Eintrags klingt ein wenig zu sehr nach Nikolaus, jetzt, da wir fast schon mit traumwandlerischer Sicherheit 2006 anstelle von 2005 schreiben. Zur Entschuldigung: Die Idee zu diesem Eintrag hatte ich schon am 8. Dezember – und da war der Scherz noch ganz gut.
José Manuel Barroso, der EU-Kommissionspräsident hat an diesem Tag dem Handelsblatt und der französischen La Tribune ein kleines Interview gegeben – mit der schönen Überschrift: Die EZB ist keine heilige Kuh. Das Interview hat es in sich gehabt. Und es hat mich sehr optimistisch gemacht. Ich glaube nach diesem Interview fester als je zuvor, dass sich die Makropolitik der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt deutlich verbessert, dass die kruden deutschen Vorstellungen von Makroökonomie nicht mehr lange wie Blei über Euroland liegen und hier zu schwachem Wachstum und hoher Arbeitslosigkeit führen werden.
Die Eliten des Landes gierten nach härteren, schärferen Reformen des Sozialstaates und des Arbeitsmarktes. Und natürlich nach einer christlich-liberalen Koalition. Nur mit schwarz-gelben Reformen sei das Land zu retten, suggerierten Lobbyisten, Professoren und Kommentatoren. Nur so würde das Wachstumsschlusslicht Deutschland wieder Anschluss an die anderen Euroländer bekommen.
Die deutsche Volkwirtschaft entwickelt sich zum Basar. Die Löhne sind zu hoch. Osteuropa zu nah. Und kein Industrieland hat so viele Arbeitsplätze in den vergangenen 15 Jahren im industriellen Bereich verloren wie Deutschland (das stimmt natürlich nur, wenn Ostdeutschland 1991 als perfekt in den Weltmarkt integriert angesehen wird. Unsinn.) Bella, ciao. Ciao, Bella Germania. So singt es der Professor aus München, der große Hans-Werner Sinn, und er singt es umso lauter, je mehr eigene Bücher er verkauft, in denen diese Thesen ausgewälzt werden. Dadurch werden sie zwar nicht richtig, aber in den Medien und der Öffentlichkeit immer mehr zum Glaubensgrundsatz. Dabei haben schon so viele dagegen angeschrieben, Weiter„Noch einer gegen Hans-Werner Sinn’s Eindimensionalität“
Es gibt Volkwirte, die Zahlenreihen quälen, und es gibt Volkswirte, die Geschichten erzählen. Norbert Walter, Chef von Deutsche Bank Research, gehört zu letzteren. Und ich muss sagen, ich habe für diese Art Volkwirte Sympathie, auch wenn sie mit ihren Vorhersagen nicht besser liegen als die Numbercruncher. Aber was heißt hier schon besser liegen? Weiter„Norbert Walter für ein Jahr Optimist“
Lassen Sie uns gemeinsam Abschied nehmen vom Rheinischen Kapitalismus. So haben vorzugsweise die Franzosen das Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft genannt. Andere haben dafür den etwas schrägen Begriff „soziale Marktwirtschaft“ verwendet. Auf jeden Fall galt das deutsche Wirtschaftssystem lange Zeit als ungewöhnlich erfolgreich und als so etwas wie der „dritte Weg“ zwischen dem Kapitalismus angelsächsischer Prägung und dem Sozialismus. Aus und vorbei! Weiter„Eine Träne für den Rheinischen Kapitalismus“
An dieser Stelle einen großen Dank an unsern neuen Finanzminister für seine pragmatische Vorstellung von Finanzpolitik. Das, was man heute den Tageszeitungen entnehmen kann, hört sich vernünftig an. Ganz besonders freut mich sein Freimut einzugestehen, dass es aussichtslos sei, bis 2009 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Das ist auch gar nicht nötig. Weiter„Danke, Peer Steinbrück“
Zum Auftakt unseres neuen Blogs HERDENTRIEB meine gewagteste Wette für 2006: Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wird um zwei Prozent und mehr wachsen. Meine optimistische Schätzung liegt doppelt so hoch wie die des Sachverständigenrates, und um 0,8 Prozentpunkte über dem Herbstgutachten der deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute. Ich kenne keine andere Wachstumsprognose, die meinen Optimismus teilt.
Warum? Weil der Blog anders auf den Kapitalismus schaut als das Gros der deutschen Ökonomen, die fast ausnahmslos Tauschwirtschaftler sind, Neoklassiker halt. Sie betrachten Geld als neutral, als Schleier um die Realwirtschaft. Für den Blog, der den Untertitel „So funktioniert der Kapitalismus“ trägt, ist Geld ganz zentral, begründet Hierarchien und Abhängigkeiten, die die Tauschwirtschaft nicht kennt. Weiter„It’s the credit, stupid!“
Die SPD in der Krise, jammern die Leitartikler. Die Große Koalition in der Krise, ja ganz Deutschland in der Krise. Und das zu einer Zeit, da es der Wirtschaft so schlecht geht und Reformen dringend und unaufschiebbar sind.