Wer profitiert von einem Sperrkonto für die Griechen?

Die neueste Idee der Bundesregierung ist es also, die Hilfen für Griechenland auf ein Sperrkonto zu zahlen. Es dürfte dann nur für den Schuldendienst verwendet werden. Auf diese Weise will man einerseits eine Staatspleite vermeiden und andererseits den Druck auf die Griechen aufrechterhalten und – wichtiger noch – in Deutschland Rückhalt für die nächste Rettungsrunde erzeugen.

Eine gute Idee? Weiter„Wer profitiert von einem Sperrkonto für die Griechen?“

 

Kommt die Krise zurück?

Aktien runter, Spreads rauf – der Mittwoch dieser Woche war kein guter Tag an den Finanzmärkten. Das könnte auch die Strategie der Bundesregierung durchkreuzen. In Berlin hat man sich darauf eingestellt, auf der Draghi-Welle zu surfen. Die Ankündigung von Anleihekäufen beruhigt die Märkte, so die Hoffnung, und deshalb kann sich die Politik zurücklehnen. Konkret bedeutet das: Weiter„Kommt die Krise zurück?“

 

Eurokrise vor dem Ende

Die Krise in der Währungsunion muss in den nächsten Monaten gelöst werden, weil es keine Alternative gibt: Wenn der Euro überleben soll, muss jetzt der institutionelle Rahmen geschaffen werden, der bisher fehlte. Dazu gehört zum Einen die Bankenunion, die, so hoffe ich, beschlossene Sache ist. Die unheilvolle Verbindung zwischen dem Schicksal der Banken und den Schulden der Staaten sollte ein für alle Mal gekappt werden. Es wird auf eine Institution hinauslaufen, die die Banken im Euroraum beaufsichtigt, die in der Lage ist, sie zu schließen oder zu retten, je nachdem, und die eine gemeinsame Einlagensicherung organisiert. Die Bankenaufsicht soll zunächst einmal bei der EZB angesiedelt sein. Hinzu kommen in den nächsten Monaten zusätzliche Maßnahmen, mit denen die Schuldenlast für Länder, die um Finanzhilfe gebeten haben, gesenkt werden kann. Neben dem European Stability Mechanism (ESM) wird die EZB auch hierbei eine Schlüsselrolle spielen. Wie die Aufgabenverteilung letztlich aussehen wird, ist noch nicht klar. Auf Dauer kann die EZB nicht für die Lösung sämtlicher Strukturprobleme des Euro zuständig sein.

Wie immer der Kompromiss aussehen wird, am Ende werden wir es mit einem institutionell gefestigten Euro zu tun haben. Alle Anlagestrategien, in denen ein Ausscheiden Griechenlands und anderer Länder aus dem Euro, oder ein Ende des Euro selbst wichtige Annahmen sind, müssen revidiert werden. Da es weniger wahrscheinlich ist, dass es, ausgehend von Euroland, zu einer Katastrophe an den Märkten kommen wird, dürften weltweit die Risikoprämien sinken. Beispielsweise werden sich die Renditedifferenzen zwischen den Anleihen staatlicher und privater Schuldner innerhalb Europas wieder annähern, Sachinvestitionen werden wegen des geringeren Risikos attraktiver, das Wirtschaftswachstum beschleunigt sich, der Euro wertet endlich wieder auf – alles das jedenfalls der Tendenz nach.

Für Euroland wird eine konjunkturelle Wende wahrscheinlicher. Bisher stehen alle Zeichen auf Rezession, und selbst Deutschland hat zu schwächeln begonnen. Die USA und Japan expandieren viel langsamer als erwartet, China wächst mit einer Rate von „nur“ 7 Prozent statt wie gewohnt mit 10 Prozent. Die Zuwachsrate der Weltwirtschaft liegt bei relativ mickrigen 2 Prozent und damit weit unter der Trendrate von 4 Prozent. Da kommt eine Stabilisierung der Lage in Europa gerade recht.

Da es keine echten Inflationsprobleme gibt, ist eine Monetisierung von Staatsschulden allemal billiger als eine Reihe von Staatsbankrotten. Es muss doch möglich sein, den Ländern, die unterstützt werden wollen, solche Reformen und fiskalischen Maßnahmen abzuverlangen, die für die Zukunft des Euro wichtig sind. Ich bin da guter Hoffnung – und hoffentlich nicht naiv.

Eine ausführliche Analyse der gesamtwirtschaftlichen Lage in Euroland und den USA, so wie ein kurzer Blick nach Asien, und die Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – September 2012*) (pdf, 194 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)

 

Wirtschaft wächst, Staatsfinanzen im Plus – dem Euro sei Dank

Während in den Ländern ringsum verzweifelt, aber bislang erfolglos nach Mitteln gesucht wird, wie sich Rezessionen lindern oder beenden lassen, erfreut sich die deutsche Wirtschaft zwar nicht mehr bester, aber immer noch guter Gesundheit. Im zweiten Vierteljahr expandierte das reale Bruttoinlandsprodukt gegenüber dem ersten um 0,3 Prozent und lag damit um 1,0 Prozent über seinem Vorjahresniveau. Im selben Zeitraum schrumpfte die Wirtschaftsleistung des Euro-Raums ohne Deutschland vom ersten aufs zweite Quartal um 0,4 Prozent und war 0,9 Prozent niedriger als vor einem Jahr. In der Währungsunion läuft die Konjunktur gefährlich auseinander. In Griechenland ist das reale BIP binnen Jahresfrist um 6,2 Prozent eingebrochen; in den vergangenen vier Jahren waren es insgesamt 17,5 Prozent. Das Wort für so etwas heißt „Depression“. Weiter„Wirtschaft wächst, Staatsfinanzen im Plus – dem Euro sei Dank“

 

Vermögensabgabe – warum eigentlich nicht?

Der Vorschlag des DIW, die Schuldenkrise durch eine Vermögensabgabe oder Zwangsanleihe zu bekämpfen, hat interessante Reaktionen ausgelöst. Der Finanzminister findet ihn gar nicht so schlecht, zumindest für die Krisenstaaten. Dagegen finden meine schreibenden Kollegen fast alle ein Haar in der Suppe und finden ihn populistisch oder undurchdacht oder gleich naiv und gefährlich. Weiter„Vermögensabgabe – warum eigentlich nicht?“

 

Was ist für Jakob Augstein links?

Ich schätze die Kolumne von Jakob Augstein sehr und ich bin nicht unbedingt als Anhänger der Regierungspolitik bekannt, aber was er diese Woche geschrieben hat, kann man so nicht stehen lassen

Am Süden ist Merkels Austeritätspolitik in der vergangenen Woche gescheitert. Im Süden liegt das soziale Korrektiv des Kontinents. Und wenn schon die Deutschen linke Politik verlernt haben, im Süden beherrscht man sie noch.

Ist es links, wenn wie in Griechenland die Reichen keine Steuern bezahlen? Ist es links, wenn der Arbeitsmarkt wie in Spanien den Jugendlichen auch in guten Zeiten praktisch keine Chance gibt?  Ist es links, wenn wie in Italien bis zum Regierungswechsel ein halbseidener Medienzar das Land beherrscht? Weiter„Was ist für Jakob Augstein links?“

 

Investment Outlook: vor einem Paradigmenwechsel!

Die entscheidende Frage ist für die Anleger, wie es mit dem Euro weitergehen wird. Die Befürchtung, dass die Währungsunion nicht mehr lange überleben würde, hat mehr als zwei Jahre lang ihre Strategie bestimmt. Sie war einerseits der Grund für die rekordniedrigen Zinsen in Deutschland, der Schweiz, in Schweden, aber auch in den USA und selbst in Japan – diese Länder gelten als sicher –, und andererseits für die hohen und existenzbedrohenden Aufschläge gegenüber Bundesanleihen, die Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Italien hinzunehmen hatten. Sie war auch der Grund für den schwachen Euro.

Nach den Brüsseler Beschlüssen vom vergangenen Freitag hat sich die Welt möglicherweise gründlich geändert. Es wurde ein großer Schritt in Richtung Bankenunion getan, mit mehr Aufsichtsvollmachten für die EZB, die Übertragung von Bankenrettungsaufgaben an den Europäischen Stabilitätsmechanismus ESM und den Einstieg in eine gemeinsame Einlagensicherung. Eurobonds sind nach wie vor Tabu, also die Haftung für die Schulden der anderen. De facto wird auch das kommen. Eine echte Fiskalunion ist nur eine Frage der Zeit.

Damit ist die Existenz des Euro erst einmal gesichert. Es sieht danach aus, als würden die Politiker dem Euro endlich ein tragfähiges Fundament geben. Eine Währungsunion kann ohne eine Banken- und Fiskalunion nicht überleben. Dieser Geburtsfehler wird nunmehr behoben.

Das bedeutet, dass alle Strategien, die auf der Basis eines Eurozusammenbruchs entworfen worden waren, abgewickelt werden müssen. Konkret: der Spread zwischen Bundesanleihen und italienischen und spanischen Anleihen wird sich deutlich verengen, Bundesanleihen werden an Wert verlieren, was Dividendenpapiere am Aktienmarkt noch attraktiver macht, der Euro wird aufwerten. Die Stabilisierung des Euro wird auch die Weltkonjunktur stabilisieren und das Risiko einer globalen Deflationsspirale vermindern. Die Inflationsrisiken bleiben aber insgesamt wegen der beträchtlichen Outputlücke und des gestörten Transmissionsmechanismus der Geldpolitik gering, so dass die Notenbanken bis auf Weiteres ihre sehr expansive Politik fortsetzen können.

Eine ausführliche Analyse von Maßnahmen zur Lösung der Eurokrise und deren Wirkung auf der Risiken und Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurswe finden Sie in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – July 2012*) (pdf, 208 KB)

*) Der Investment Outlook von Dieter Wermuth ist in englischer Sprache verfasst und wird im Herdentrieb in loser Folge zum Herunterladen bereitgestellt. (UR)

 

Die Legende von der Niederlage Deutschlands

Deutschland – auf dem Fußballplatz und im Verhandlungsraum vernichtend geschlagen: Das ist die Geschichte, die hierzulande alle erzählen. Jetzt gehe es also an „unser Geld“, jetzt beginne die „Schuldenunion“ oder, meine Lieblingsformulierung, jetzt sei ein Weg gefunden worden, um das deutsche Vermögen zu verbrauchen. So wie Balotelli das Ding ins deutsche Tor gerammt hat, so hat auch Monti den Sack zugemacht.  Hans-Werner Sinn:

Um an unser Geld zu kommen, hat man Deutschland imperiale Gelüste vorgeworfen und uns den Hass der Völker prophezeit.

Ich habe schon am Freitag geschrieben, dass ich da meine Zweifel habe – und sie sind nicht gewichen. Weiter„Die Legende von der Niederlage Deutschlands“

 

Angela Merkels taktische Defizite

Wo es heute doch für Deutschland um den und die Euro geht, ist es vielleicht angemessen, über taktische Fragen nachzudenken. Viele Kommentatoren – hier im Blog und anderswo – rechtfertigen die Regierungslinie mit verhandlungstaktischen Gründen. Nach dem Motto: Im Vorfeld Maximalforderungen stellen, um am Ende das zu bekommen, was man gerade noch tolerieren kann.

Das Problem mit dieser Art von Basarökonomie ist: In einer Finanzkrise verändert sich durch das Taktieren der Gegenstand der Verhandlungen. Weiter„Angela Merkels taktische Defizite“

 

Die Legende vom deutschen Zahlmeister

Eines der wiederkehrenden Themen in der Rettungsdebatte ist die Behauptung, Deutschland zahle ja schon so viel. Wie Florian Eder in der Welt wettert:

Mit fast 300 Milliarden Euro stehen die Deutschen im Risiko. Das ist kein kleiner Beitrag für Europa. Es ist jetzt Zeit für eine unerhörte Tugend: zu den eigenen Beschlüssen zu stehen.

Nun ja. Aber tatsächlich ist über Garantien und Bürgschaften ziemlich viel deutsches Geld im Feuer. Credit Suisse beziffert die tatsächliche Haftung aus laufenden bilateralen (Griechenland) und multilateralen (ESM/EFSF) Programmen auf 113 Milliarden Euro. Wenn die Rettungstöpfe voll ausgeschöpft sind, steigt die Haftung auf 401 Milliarden Euro. Werden nun auch noch mögliche Verluste der EZB in den Krisenländern einbezogen, wächst die Summe auf 671 Milliarden Euro an. Weiter„Die Legende vom deutschen Zahlmeister“