Deutsche Konjunktur nimmt Fahrt auf

Nach den neuen Ifo-Zahlen zu urteilen, wird es mit der deutschen Wirtschaft weiter aufwärts gehen. Die Geschäftserwartungen der Unternehmer verbessern sich seit Monaten: Wenn nichts Unerwartetes dazwischenkommt, wird die Industrieproduktion demnächst etwa fünf Prozent höher sein als vor Jahresfrist. Das sieht nach einem soliden Aufschwung aus. Das „Wunder“ am Arbeitsmarkt könnte sich fortsetzen, jedenfalls was die Anzahl der neuen Jobs angeht – bei den Löhnen tut sich bekanntlich nicht viel, immerhin nehmen sie aber seit einigen Jahren rascher zu als die Geldentwertung.

Grafik: ifo Geschäftserwartungen im Vergleich zum Wachstum der Industrieproduktion
ifo Geschäftserwartungen im Vergleich zum Wachstum der Industrieproduktion

Weiter„Deutsche Konjunktur nimmt Fahrt auf“

 

Ist Walter Krämer ein Börsengenie?

Der Statistikprofessor und Euroskeptiker Walter Krämer hat ein Buch geschrieben. Darin steht das übliche wie in diesem Interview mit der Wirtschaftswoche nachzulesen ist. Interessant aber ist, was er über seine eigene Geldanlage sagt.

Ich habe vor ein paar Jahren gesagt: Jetzt wette ich mal darauf, dass Merkel und die EZB einknicken, und Griechenland immer weiter rausboxen. Also habe ich ein paar griechischen Staatsanleihen gekauft. Zu dem Zeitpunkt waren sie noch 50 Prozent ihres Ausgabewertes wert. Zwischenzeitlich sind die Papiere auf einem Gegenwert von 20 Prozent gefallen. Jetzt wieder bei 50 Prozent. Dank Frau Merkel habe ich also noch keinen Cent verloren.

Krämer hat also vor ein „paar Jahren“ gekauft, das war nehme ich an vor der Umschuldung. Damals wurden die alten Anleihen in neue mit niedrigerem Coupon und längerer Laufzeit getauscht, ein Barwertverlust von rund 70 Prozent. Zuletzt haben diese Anleihen tatsächlich zugelegt, aber wie gesagt, sie sind nur einen Bruchteil der alten wert.

Entweder Krämer ist ein Genie oder er kann nicht rechnen oder er hat schon lange nicht mehr in sein Depot geschaut.

 

Wir armen Deutschen

Der Bericht der EZB über die Vermögenslage in Europa ist da. Viele Zahlen sind schon seit einiger Zeit bekannt. Deutschland liegt beim Medianeinkommen ganz hinten, Zypern ziemlich weit vorne.  Und beim Durchschnittseinkommen liegen die Deutschen im hinteren Mittelfeld.

Die EZB weist ausführlich darauf hin, warum die Daten mit Vorsicht zu genießen sind: Die Position beim Median sagt mehr über die Einkommensverteilung innerhalb eines Landes als über den Vergleich zu anderen Ländern. Beim Durchschnitt verzerren Immobilienbesitz, Haushaltsgröße, Rentenansprüche und Zeitpunkt der Befragung das Bild. Jeder der in jüngerer Zeit in Griechenland war wird bestätigen, dass es diesem Land definitiv viel schlechter geht als uns.

Interessant sind also nicht die Daten selbst, sondern wie sie wahrgenommen werden. Man könnte schier verzweiflen, wenn man die FAZ liest. Aber es geht hier nicht mehr um Wahrheit oder Erkenntnis, sondern um Politik.

 

Eurokrise ist vorbei – finden die Märkte

Wenn es nach den Marktteilnehmern geht, sind wir auf dem besten Wege, die Krise hinter uns zu lassen. Europäische Aktien, italienische und spanische Staatsanleihen und der Euro selbst sind auf einmal die Renner der Saison, nachdem sie noch bis Mitte vergangenen Jahres als Risikoanlagen par excellence gegolten hatten. Ich halte diese Euphorie für verfrüht – erst wenn auch in den Krisenländern wieder neue Jobs geschaffen werden, kann man wirklich zuversichtlich sein.
Weiter„Eurokrise ist vorbei – finden die Märkte“

 

Der IWF wusste es die ganze Zeit besser

Ein großes Rauschen geht durch den Blätterwald: Nach drei Jahren Dauersparen in den europäischen Krisenländern hat der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), Olivier Blanchard, eingestanden, dass der Fonds die negativen Effekte der Sparpolitik auf die Wirtschaftsleistung deutlich unterschätzt und damit – ups – die Krise noch weiter verschärft hat (wovor ich hier im Herdentrieb schon vor zweieinhalb Jahren gewarnt habe).
Weiter„Der IWF wusste es die ganze Zeit besser“

 

Zehn Wetten für 2013

Drei Tage vor Silvester war es wieder so weit: Die Wahrsager-Hirten Zeise, Wermuth und Heusinger trafen sich, die Glaskugel auf dem Tisch. Lucas brachte uns als Gastgeschenk sein neuestes Werk mit: „Euroland wird abgebrannt – Profiteure, Opfer, Alternativen“ und schien noch immer komplett desillusioniert, gab dem Euro als Idee, als Konzept für Frieden und Wohlstand in Europa keine Chance mehr. Ich dagegen, immer noch voller Hoffnung, dass aus der Krise etwas Besseres hervorgeht, übte mich in Konjunkturpessimismus, hatte gerade das Interview mit einem der klügsten deutschen Ökonomen fertig gestellt. Hans-Helmut Kotz warnt vor japanischen Verhältnissen in Euroland. Und Dieter war vielleicht noch der lustigste Geselle des Abends, pragmatisch und optimistisch. Er bastelte in Gedanken an einer Hymne auf die Bankenunion.

So dauerte es ein bisschen, bis wir uns soweit in gemeinsame Schwingungen geredet hatten, dass es mit der Wahrsagerei losgehen konnte. Weiter„Zehn Wetten für 2013“

 

Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2012

Was waren wir wieder gut! Das war der Tenor unseres diesjährigen Treffens, auf dem wir erst zurück und dann – natürlich – ins Jahr 2013 geschaut haben. Wir? Die drei Hirten Lucas Zeise, Dieter Wermuth und ich wetten jeweils zu Jahresbeginn, was alles so passieren mag. Und wenn es heißt, Bilanz zu ziehen, dann sind wir gewiss nicht objektiv. Was uns gefreut hat, war das große Bild, das wir gezeichnet hatten. Geld indes hätte man nicht überall drauf setzen sollen, denn beim Verlauf der Euro-Krise ist uns ein hellseherischer Fehler unterlaufen, der die schlimme Krise, die wir prognostiziert hatten, nicht hat eintreten lassen: Wir hatten den ungeordneten Austritts Griechenlands aus dem Euro in den Karten. Aber urteilen Sie selber, wie gut wir waren. Weiter„Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2012“

 

Wenn’s ums Geld geht, Sparkasse?

Eigentlich bin ich ja ein Freund des Drei-Säulen-Modells im deutschen Finanzsektor inklusive des öffentlich-rechtlichen Bankenlagers. Aber was Sparkassenchef Georg Fahrenschon da laut FAZ zu sagen hat, stimmt mich nachdenklich:

Es ist nun ganz wichtig, dass die Notenbank den Punkt erkennt, wo man die hohe Liquidität wieder aus dem Markt herausnimmt“, mahnte Fahrenschon im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) aus Anlass des Weltspartages. Auch müssten die Länder in Europa „wirklich mit dem Sparen“ beginnen. „Nur dann nimmt die Geldmenge wieder ab, und die Vermögen der Sparer nehmen wieder zu. Dann werden auch die Zinsen wieder steigen“.

Die Länder in Europa sollen also wirklich mit dem Sparen beginnen. Und was macht Griechenland, wo das Strukturdefizit seit 2009 laut OECD von 16,4 auf 1,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gesenkt wurde? Das entspricht einer Reduktion um 16,6 Prozentpunkte und kommt wahrscheinlich der größten Kürzungsorgie der Wirtschaftsgeschichte gleich? Oder Spanien, mit einem Rückgang um immerhin 5,0 Punkte? Oder Irland mit 6 Punkten? Deutschland hat im Rahmen der Agenda gerade einmal 2,9 Punkte eingespart – und dafür ein Jahr länger gebraucht.

Und wenn also gespart wird, dann nimmt die Geldmenge wieder ab und dann steigen die Zinsen. Aber steigen die Zinsen nicht in der Regel, wenn Geld mehr auf Pump ausgegeben wird, weil dann der Kapitalmarkt stärker beansprucht wird? Und welches Modell hat Fahrenschon im Kopf, wenn er sagt, dass Sparen die Geldmenge verringert?

Wenn das die makro-ökonomische Kompetenz der Sparkassen ist, dann sollte man überlegen, sein Geld lieber zur Deutschen Bank zu bringen. Die verstehen wenigstens was davon.

 

Guerillero Weidmann

Paul de Grauwe, der streitbare belgische Ökonomieprofessor, nahm kein Blatt vor den Mund, als er in dieser Woche in der Financial Times Jens Weidmann vorwarf, dieser führe einen Guerillakrieg gegen die EZB („Stop this guerrilla campaign against ECB policy“). Dadurch beschädige der Bundesbankpräsident vor allem in Deutschland die Glaubwürdigkeit des Euro und erschwere so den Aufbau der Institutionen, mit denen die junge Währung krisenfest gemacht werden kann.

Weiter„Guerillero Weidmann“