Die Risiken einer Vermögensabgabe

Die Bundesbank hat in ihrem jüngsten Monatsbericht die Idee einer einmaligen Vermögensabgabe zur Lösung von Staatsschuldenproblemen wohlwollend aufgegriffen.

Unter günstigen Bedingungen könnte mit der Netto-Vermögensabgabe einmalig Vermögen zwischen privatem und staatlichem Sektor innerhalb des betroffenen Landes umgeschichtet werden, sodass der staatliche Schuldenstand relativ schnell um einen signifikanten Betrag sänke (…)

Dagegen ist in der Tat nichts einzuwenden. Schulden und Vermögen sind zwei Seiten einer Medaille und wenn die Schulden gestrichen werden müssen, müssen eben auch die Vermögen gestrichen werden. Es ist nicht einsehbar, warum ein Hartz IV-Empfänger aus Dortmund für einen Millionär aus Athen einstehen sollte.
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Zehn Wetten für 2014

Ein beliebter Spruch von Wertpapierhändlern lautet: If in trouble, double! Frei übersetzt, wenn Du mit Deiner Wette hinten liegst, verdoppele einfach den Einsatz. Die Wahrsage-Hirten des Herdentriebs, Dieter Wermuth, Lucas Zeise und Robert von Heusinger, versuchen indes aus Erfahrung klug zu werden. Sie gelobten bei ihrem traditionellen Glaskugelgucken für 2014 etwas weniger pessimistisch zu sein als im Vorjahr. Denn die Wetten für 2013 waren für das erfolgsverwöhnte Trio eine herbe Enttäuschung. Deshalb wählten die drei Volkswirte mal keine Kneipe und kein Bier, sondern legten die Kugel auf ein weißes Tischdeckchen eines berühmten Frankfurter Cafés und schlürften Tee. Herausgekommen sind – wen wundert‘s – zehn nüchterne Wetten.
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Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2013

Übermut tut selten gut! In dieser Stimmung trafen sich die drei Hirten, die wie jedes Jahr kurz vor Silvester den Jahresausblick, die zehn Wetten für 2014 wagen, zunächst aber auf ihre Prognosen für das nun fast abgelaufene Jahr zurückschauen. Hatten wir die vergangen zwei Jahre allen Grund zum Jubeln, ärgerten wir uns dieses mal über unseren übertriebenen Pessimismus mit Blick auf Bankzusammenbrüche, Wachstum und Aktien. Wir? Das sind die drei Hirten Lucas Zeise, Dieter Wermuth und ich. Weiter„Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2013“

 

Wie sich Sparer vor Deflation schützen können

Deflation wird bis auf Weiteres das Thema für alle seriösen und weniger seriösen Anlageberater sein, nachdem kaum noch jemand Angst hat vor der vielbeschworenen Inflation. Die EZB hat aus Sorge vor einem rückläufigen europäischen Preisniveau den Leitzins von 0,5 auf 0,25 Prozent gesenkt: Die Inflationsrate war im Oktober im Vorjahresvergleich auf 0,7 Prozent gefallen.

Bei Spiegel Online wird eine Langfriststudie der Credit Suisse und der London Business School zitiert, nach der „in Zeiten extremer Deflation … der Realertrag mit Anleihen im Schnitt 20 Prozent pro Jahr [betrug]. … Allerdings brachten auch Aktien in einem extrem deflationären Umfeld eine reale Rendite von im Schnitt elf Prozent pro Jahr.“ Die Halter von Gold hatten in solchen Zeiten eine Realrendite von zwölf Prozent pro Jahr erzielt. Ich staune: Am besten schütze ich mein Vermögen vor Deflation, indem ich einfach alles kaufe. Fehlen nur noch Immobilien in der Liste!
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Target, ein letztes Mal?

Marcel Fratzscher, Philipp König und Claudia Lambert vom DIW haben eine sehr interessante Analyse zu den Target-Salden der EZB veröffentlicht, die dazu beitragen kann, die Debatte in Deutschland zu versachlichen.

Wir erinnern uns: In dem Target-Streit ging es um die Frage, ob sich aus dem Zahlungsverkehrssystem der Notenbanken zusätzlich parlamentarisch nicht kontrollierte Risiken für Deutschland ergeben. Die These von Fratzscher et al: Deutschland hat von der Flexibilität des Target-2-Systems profitiert, weil es die Rückführung von im Ausland angelegtem Kapital ermöglichte, das sonst womöglich verloren gewesen wäre.

Sie definieren zunächst einmal, worüber wir eigentlich reden:

Handelt es sich bei der schließlich verbuchten T2-Position um eine Forderung gegenüber der EZB, so ist den Banken eines Landes mehr Zentralbankgeld aus dem Ausland zugeflossen, als sie dorthin überwiesen haben. Im Falle einer Verbindlichkeit gegenüber der EZB haben die Banken mehr Zentralbankgeld an das Ausland überwiesen, als sie von dort empfangen haben

Dann kommen sie zum Punkt:

Deutsche Banken und Anleger haben ihre Forderungen gegenüber Griechenland, Italien, Irland, Portugal, Spanien und Zypern seit dem Jahr 2007 um rund 390 Milliarden Euro reduziert. Dass deutsche Anleger ihre Investitionen in großem Umfang ohne noch gravierendere Verwerfungen an den Finanzmärkten aus diesen Ländern abziehen konnten, ist vor allem begründet in der Bereitstellung unbeschränkter Liquidität im Rahmen des Vollzuteilungsverfahrens des Eurosystems und im reibungslos funktionierenden Zahlungssystem Target2.

Sebastian Dullien und ich haben vor einiger Zeit bei vox.eu ähnlich argumentiert.

Das DIW geht auch auf das Argument ein, die Liquiditätsbereitstellung über Target 2 verhindere eine Anpassung der Leistungsbilanzen – ein Argument, dessen Problematik schon daran deutlich wird, dass sich inzwischen fast alle Leistungsbilanzen angepasst haben.

Zu Recht wird von den Autoren darauf hingewiesen, dass die Anpassungspfade in einer Währungsunion anders verlaufen müssen als in einem Land mit eigenständiger Geldpolitik, weil keine Abwertung stattfinden kann. Deshalb braucht die Anpassung länger und muss unterstützt werden.

Die Konsequenzen der alternativen Vorgehensweise – keine Liquiditätsbereitstellung mit der Folge einer schlagartig erzwungenen Anpassung – wären hingegen  fatal gewesen, sowohl für die Krisenländer selbst als auch für die Eurozone als Ganzes.

Und nun, Hans-Werner Sinn?

 

Die Euro-Krise muss nicht immer weitergehen

Am Montag hatte Wolfgang Münchau in der Financial Times die These aufgestellt, dass die Euro-Krise nicht beendet werden kann, wenn sich die Rahmenbedingungen nicht ändern. Den Krisenländern werde es nicht gleichzeitig gelingen, die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu verbessern – indem sie Ressourcen von den Binnensektoren in die Außensektoren umlenken und gegenüber den Handelspartnern real abwerten – und die staatlichen Schulden auf ein erträgliches Niveau zu reduzieren. Da es keinen Plan gebe, mit dem das bewerkstelligt werden kann, wird die Euro-Krise weitergehen. Die Marktteilnehmer, die in letzter Zeit eine Liebesaffäre mit dem Euro angefangen haben, machten daher einen Fehler. Weiter„Die Euro-Krise muss nicht immer weitergehen“

 

Die Kosten des griechischen Schuldenschnitts

Griechenland spielt bekanntlich mit dem Gedanken, eine Verlängerung der Laufzeit eines Teils seiner Kredite auf 50 Jahre zu beantragen. Wir haben das Institut für Weltwirtschaft in Kiel gebeten, die möglichen Auswirkungen auf den Barwert der Forderungen auszurechnen.

Das Ergebnis findet sich hier. Kurzzusammenfassung: Der Barwertverlust schwankt zwischen 7,5 und 13,5 Milliarden Euro je nach Annahmen über die Entwicklung des Zinsniveaus in Griechenland relativ zur Euro-Zone (der Spread bewegt sich zwischen 0 und 200 Basispunkten).

Die weiteren Annahmen:

1. Es werden die 52,9 Milliarden aus dem bilateralen Kreditpaket verlängert, deren durchschnittliche Laufzeit derzeit bei 30 Jahren liegt.

2. Der Diskontzins ist der gewichtete langfristige Zins der kreditgebenden Staaten (die sich, so die Logik, verschulden müssen, um den Griechen Geld zu leihen)

3. Der Drei-Monats-Euribor wird konstant gehalten.

Man kann natürlich auch andere Annahmen treffen, aber es geht hier darum, eine Größenordnung deutlich zu machen – und zu zeigen, dass auch eine Laufzeitverlängerung einer Art Schuldenschnitt ist.

 

Warum Klaus Regling recht hat

Es gibt eine kontroverse Debatte über den Einwand von Klaus Regling, die hohe Staatsverschuldung in Griechenland sei als Maß für die Schuldentragfähigkeit nicht sehr geeignet. Die Welt wirft ihm vor, die Schulden kleinzurechnen.

Dabei ist es doch wirklich ganz einfach. Relevant für die Schuldentragfähigkeit sind – vom Wirtschaftswachstum abgesehen, dass hier als exogen betrachtet werden kann – die nominalen Verbindlichkeiten und die Verzinsung dieser Verbindlichkeiten.
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Schäuble der Politfuchs

Ich überlasse die Analyse der Polittaktik normalerweise anderen und konzentriere mich auf die Inhalte, aber hier mache ich eine Ausnahme.

Wolfgang Schäuble wird gerade heftig kritisiert für seine Bereitschaft auf Steuererhöhungsforderungen eventuell einzugehen. Ich halte es aus drei Gründen für einen genialen Schachzug.

  1. SPD und Grüne werden die Koalition nur machen, wenn es in irgendeiner Form höhere Steuern gibt. Das ist die Realität. Hätte Schäuble also gesagt: Steuererhöhungen, mit mir nicht – er müsste sein Wort brechen und würde unglaubwürdig.
  2. Steuererhöhungen sind unpopulär. Indem Schäuble ihre mögliche Einführung schon jetzt der SPD und den Grünen in die Schuhe schiebt, ist er fein raus – nach dem Motto: Ich konnte ja nicht anders.
  3. Wenn es blöd läuft für die Sozialdemokraten, schreiben die Menschen die mit den Steuern neu gebauten Brücken der Union zu und die Belastungen der SPD.

Am Ende verhält es sich mit den Steuern wie mit der Ankündigung eines neuen Hilfsprogramms für Griechenland. Auch dafür wollten die Unionisten Schäuble am liebsten um die Ecke bringen. Hätte er es nicht gesagt, würde man ihm jetzt – wo dieses Programm verhandelt wird – Wahlbetrug vorgeworfen.

Das ist wie gesagt eine rein taktische Betrachtung, ich halte höhere Steuern für Gutverdiener für richtig, aber unter diesen Gesichtspunkten muss ich sagen: Respekt.

 

Euro – Zeit für einen ausgewogeneren Policy Mix

Endlich haben wir die Wahlen hinter uns und es ist wieder möglich, unvoreingenommen die wichtigsten wirtschaftspolitischen Themen anzugehen: die Zukunft des Euro, die Energiewende und die Einkommensverteilung. Martin Wolf hat am Mittwoch in der Financial Times wieder einmal versucht nachzuweisen, dass der Euro nicht überleben kann, wenn Deutschland an seiner Sparpolitik festhält und die Krisenländer zwingt, ebenfalls eine solche Politik zu betreiben („Germany’s strange parallel universe„). Er weist darauf hin, dass Wolfgang Schäuble vor ein paar Tagen auf der Kommentarseite der FT in seinem Beitrag („Ignore the doom-mongers – Europe is being fixed„) über die positiven Tendenzen im Euro-Land mit keinem Wort konzediert hat, dass es nicht nur auf strukturelle Reformen auf der Angebotsseite ankommt, sondern ebenso sehr auf eine dynamischere Nachfrage, wenn der Euro eine Zukunft haben soll.
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