Moral Hazard – eine deutsche Obsession

Es ist außerordentlich interessant, die Kommentare zum Hilfskredit in Spanien, in der internationalen und der deutschen Presse zu vergleichen. Für Deutschland spricht beispielsweise Heike Göbel in der FAZ:

Die neue sanfte Schirmherrschaft wird anderorts Begehren wecken. Auch Italien nähme gewiss gern Geld ohne harte Vorgaben. Und Irland dürfte fordern, seine Konditionen nachträglich zu mildern. Der Fall Spanien zeigt so: Vom „deutschen“ Prinzip, Hilfe im Euroraum nur gegen aller-strikteste Reformauflagen zu gewähren, ist nicht mehr viel übrig.

Hier ist sie wieder, die Angst vor dem Moral Hazard, die ein Grundprinzip der deutschen Wirtschaftspolitik ist. Weiter„Moral Hazard – eine deutsche Obsession“

 

Auch Deutschland braucht Wachstum

Noch sind die deutschen Verbraucher und Unternehmer guter Dinge. Das ist ziemlich erstaunlich, denn die jüngsten Zahlen waren gar nicht so gut. Eine erneute Rezession ist nicht mehr auszuschließen. Die Arbeitslosigkeit stagniert in den fünf Monaten seit Januar saisonbereinigt bei 2,87 Millionen, auch wenn die Beschäftigung zumindest bis April Monat für Monat zugenommen hat – sie lag bei 41,55 Millionen und war damit um 1,4 Prozent höher als im April 2011. Der Arbeitsmarkt ist wegen der Kündigungsfristen und den zeitaufwendigen Einstellungsprozessen bekanntlich ein nachlaufender Konjunkturindikator und sagt daher kaum etwas darüber aus, wie es weitergehen wird. Insgesamt ist aber eine leicht negative Tendenz zu verzeichnen. Weiter„Auch Deutschland braucht Wachstum“

 

Bildonomics

Erstaunlicherweise haben die meisten deutschen Medien zivilisiert auf die Aussage der Bundesbank reagiert, die Inflation könne zeitweise über den Durchschnitt der Euro-Zone steigen. Letztlich signalisieren die Bundesbanker damit ja auch nur, dass sie sich an die Verträge halten. Das Inflationsziel der EZB lautet nun einmal zwei Prozent für die Euro-Zone insgesamt und nicht zwei Prozent für Deutschland.

Wer also nun argumentiert, wenn der Süden disinflationiere, dürfe Deutschland nicht inflationieren, der kann entweder nicht rechnen – oder er ruft zur Vertragsverletzung auf.

Nur Bild kann es nicht lassen. Weiter„Bildonomics“

 

Spanienkrise kann – und muss – gelöst werden

Ich weiß nicht, wie man sich in Berlin und Frankfurt die Zukunft des Euro vorstellt. Mit immer ehrgeizigeren Sparprogrammen sollen vor allem in Italien und Spanien die Staatshaushalte saniert werden, also in den Ländern, auf die es wegen ihrer Größe entscheidend ankommt. Doch „Spare in der Not“ ist vielleicht eine sinnvolle Maxime für Sie und mich, aber nicht für ganze Länder. Ich muss jedoch zugeben, dass sich strukturelle Mängel in der Volkswirtschaft manchmal nur beseitigen lassen, wenn die Lage wirklich sehr ernst ist, so wie zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts, als die Schröder-Regierung die Agenda 2010 beschloss. Das war allerdings nicht zuletzt deshalb ein Erfolg, weil die globale Konjunktur damals kräftig ansprang, sodass die schwache Inlandsnachfrage durch eine Exportoffensive ausgeglichen werden konnte. Strukturreform und Wachstum müssen Hand in Hand gehen, sonst vertieft sich jede Rezession, das Defizit wird noch größer und die Lage immer aussichtsloser. Weiter„Spanienkrise kann – und muss – gelöst werden“

 

Bald 20 Millionen Arbeitslose

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit von 11,5 Millionen Personen zu Beginn der Finanzkrise auf jetzt über 17 Millionen, also innerhalb von nur etwas mehr als vier Jahren, ist höchst beunruhigend und wirft die Frage auf, für was denn die Währungsunion gut sein soll, hat sie doch in vielen Mitgliedsländern mitten in der Krise Lohnkürzungen und eine pro-zyklische Finanzpolitik erzwungen. Vor allem die Jugendlichen bleiben auf der Strecke. Das darf nicht so weitergehen, sonst gibt es ein Glaubwürdigkeitsproblem, sonst wird aus der Währungsunion eine Arbeitslosenunion. Es wäre das Ende des Euro. Weiter„Bald 20 Millionen Arbeitslose“

 

Neuer Ölpreisschock

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hält sich laut Ifo-Umfrage ganz gut. Der Geschäftsklimaindex lag im März weit über seinem langfristigen Mittelwert – und meilenweit über dem Rezessionsniveau von Anfang 2009. Vor allem ihre geschäftliche Lage wird von den Unternehmen nach wie vor als exzellent eingestuft, aber auch die Erwartungen haben sich zuletzt sichtbar erholt: Der Euro ist erst einmal gerettet, der schwache Wechselkurs ist aus Sicht der exportorientierten, also der meisten Unternehmen, ein großer Vorteil, die Zinsen sind real und nominal so niedrig wie seit Menschengedenken nicht mehr, und die Lohnforderungen halten sich im Rahmen. Alle reden von Krise, aber uns geht’s gut: Das ist im Grunde die Botschaft des Ifo-Indikators. Übrigens auch der Aktienmärkte. Weiter„Neuer Ölpreisschock“

 

Stoppt Rösler!

Philipp Rösler hat in seiner Politikerkarriere schon viel Unheil angerichtet, jetzt lässt man ihn auch noch auf die Geldpolitik los.

„Der Zinssatz für Target-Kredite könnte künftig an bestimmte Schwellenwerte für die Target-Salden gekoppelt werden und mit wachsenden Salden ansteigen“, sagte Rösler der Nachrichtenagentur Reuters. Banken in Ländern, die im Target-Abrechnungssystem der Euro-Zentralbanken mit hohen Verbindlichkeiten belastet seien, „hätten damit einen Anreiz, die Inanspruchnahme von Notenbankliquidität zurückzuführen“, lautet seine Kalkulation.

Warum das alles?

Das würde etwa für ein Land wie Griechenland gelten. „Im Ergebnis würde dies den Druck verstärken, die notwendige interne realwirtschaftliche Anpassung voranzutreiben, um die eigentlichen Ursachen der hohen Zahlungsbilanzdefizite zu beseitigen.“ 

Solche Aussagen zeigen den Irrsinn der Target-Debatte. Die EZB hat den Sicherheitsrahmen ausgeweitet und die Banken aktiv aufgefordert, das billige Geld zu nehmen, weil sie glaubt, so eine Kreditklemme verhindern zu müssen. Und jetzt will man sie zugleich durch höhere Zinsen dazu bringen, weniger Geld in Anspruch zu nehmen? Das passt nicht zusammen.

Wie man es auch dreht und wendet: Der Target-Ansatz führt nirgendwo hin. Wenn die EZB glaubt, dass die Banken zu viel Zentralbankliquidität abrufen, dann gibt es einen ganz einfachen Weg, um dagegen vorzugehen: Zinsen anheben oder den Sicherheitsrahmen anpassen.

Aus diesem Grund ist ja auch die Forderung nach einer zusätzlichen Besicherung der Salden Unsinn: Wenn man das Gefühl hat, dass die bisherigen Sicherheiten nicht ausreichen, dann sollten ganz einfach die Anforderungen an ihre Qualität verändert werden. Das ist viel einfacher, als noch einmal neue Sicherheiten zu fordern.

Wie gesagt: Das alles trägt mehr zur Verwirrung als zur Klärung bei.

Die Bundesbank hat das erkannt. „Nicht zielführend“ sei Röslers Vorschlag, wird sie in der FTD zitiert.

 

Der mediterrane Lebensstil in der Krise

Olaf Storbeck macht mich auf einen interessanten Artikel von Fabian Bornhorst und Ashoka Mody – zwei Ökonomen des Internationalen Währungsfonds – aufmerksam. Es geht in dem Artikel um die interessante Entwicklung der deutschen Kapitalbilanz beziehungsweise die Tatsache, dass Deutschland, obwohl es ein Land mit einem Leistungsbilanzüberschuss ist, zugleich per Saldo privates Kapital aus dem Ausland importiert. Weiter„Der mediterrane Lebensstil in der Krise“

 

Die Wahrheit über Target 2 – von Olaf Sievert

Olaf Sievert ist ein konservativer Ökonom, der den Sachverständigenrat stramm angebotspolitisch ausgerichtet hat. Es spricht also kein Euro-Umverteiler in diesem offenen Brief an Hans-Werner Sinn zum Thema Target 2, sondern wenn man so will gute alte Bundesbankschule.

Und was Sievert sagt, ist höchstinteressant – und völlig korrekt: Weiter„Die Wahrheit über Target 2 – von Olaf Sievert“