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Doch keine Peitsche wegen Hosentragens

Manchmal bringt es eben doch etwas, wenn sich unsereiner aufregt. Lubna Hussein, die im Sudan wegen „unislamischen Verhaltens“ angeklagte ehemalige UN-Mitarbeiterin, wird nun doch nicht ausgepeitscht.

Und dass die Sache solche internationale Aufmerksamkeit hatte, wird dazu beigetragen haben, dass diese Frau (diesmal) nicht die Rute zu spüren bekommt – wie leider viele andere.

Dass sie dennoch verurteilt wurde, ist anstössig genug. Aber vielleicht wankt die Terrorherrschaft der bärtigen Herren gegen selbstbewußte Frauen doch ein wenig.

DPA meldet: Die sudanesische Journalistin Lubna Hussein ist am Montag wegen «unanständigen Verhaltens in der Öffentlichkeit» zur Zahlung von umgerechnet 140 Euro verurteilt worden. Auf eine Auspeitschung verzichtete das Gericht, berichtete der britische Rundfunksender BBC.
Hussein war im Juli zusammen mit zwölf anderen Frauen von der Religionspolizei festgenommen worden, weil sie Hosen trugen. Die meisten der Frauen, einige von ihnen minderjährig, hatten sich nach der Festnahme als schuldig bezeichnet und waren mit jeweils zehn Peitschenhieben bestraft worden.

Hussein, die von Frauengruppen aus dem Sudan und mehreren arabischen Ländern unterstützt wird, bestand auf einem Prozess und nutzte das Verfahren, um eine Streichung des Gesetzes zu fordern. Sie hatte sogar ihre Arbeit für die UN im Sudan gekündigt, da das Verfahren sonst wegen ihrer diplomatischen Immunität eingestellt worden wäre. Mehrere Frauen, einige von ihnen in Hosen gekleidet, wurden am Montag daran gehindert, das Gerichtsgebäude zu betreten.

 

Warum das Kopftuch eben doch ein Problem ist

Erklärt meine Ex-Kollegin Nicola Liebert heute in der taz aus der Perspektive einer Kreuzbergerin, die es langsam satt hat, dass die Kleidung der Frau (immer nur der Frau!) fremdbestimmt wird:

Wie sich Frauen kleiden, ist im Deutschland des 21. Jahrhunderts lediglich eine Frage des guten oder schlechten Geschmacks – und nicht der Moral oder Immoralität. Dachte ich jedenfalls bis vor kurzem.

Unlängst musste ich mich eines Besseren belehren lassen. Unversehens sprach mich in Berlin-Kreuzberg ein Mann von hinten an: „Zieh dir einen BH an, es stört mich, wie du rumläufst.“ Der Mann war um die 30 Jahre alt und nach Aussehen und Aussprache zu urteilen mit türkischen Migrationshintergrund ausgestattet. Ich wiederum, anderthalb Jahrzehnte älter als er und in einem Alter, in dem man auch im alternativen Kreuzberg gesiezt wird, fühlte mich mit langer Hose und kurzärmeligem T-Shirt – mehr konnte er von hinten ohnehin nicht sehen – mitnichten wie eine wandelnde Erregung öffentlichen Ärgernisses.

Leider fallen einem in solchen Situationen die schlagfertigen Antworten immer erst hinterher ein. In dem Moment war ich nur wortlos, geplättet und fühlte mich erniedrigt. Welches Recht nehmen sich solche Typen eigentlich heraus, nicht nur über die Kleidung fremder Frauen zu urteilen, sondern ihnen dieses Urteil auch noch in einem Befehlston mitzuteilen? Und damit komme ich wieder auf das Problem, dass ich mit dem Tragen von Kopftüchern habe, von den in Berlin glücklicherweise relativ seltenen Ganzkörperschleiern ganz zu schweigen. Es ist nicht das oft unterstellte paternalistische Mitleid, das ich verspüre – schließlich erklärt man mir, dass viele, gerade auch junge Frauen das Kopftuch nicht aus familiärem oder religiösem Zwang, sondern als stolzen Ausdruck ihrer Identität tragen. Es ist Zorn. Warum? Es hat eine Weile und die eben beschriebene Begegnung gebraucht, bis ich meinen eigenen so gar nicht politically correcten Emotionen auf die Spur kam.

Ich bin zornig, weil das Verhüllen von Körper und Kopf eine Aussage darstellt, die ich persönlich nehme. Die Aussage lautet nicht nur: „Seht her, das ist meine Religion, und darauf bin ich stolz!“ Sie lautet auch: „Seht her, ich bin züchtig und keusch, ich bin keine Schlampe, keine Nutte!“ Und solch eine Aussage beinhaltet stets auch ihr Gegenteil: Wer sich nicht so kleidet, ist im Umkehrschluss wohl nicht züchtig und nicht keusch. Also alles voller Schlampen und Nutten in diesem Sündenbabel Berlin, mich eingeschlossen. Dadurch fühlte sich der Mann in Kreuzberg so gestört.

Es ist ein gesellschaftliches Klima, das mich so wütend macht, in dem Leute wie er es zu ihrer Angelegenheit machen, ob Frauen züchtig genug sind.

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Scharia in Aktion: 164 Frauen droht Auspeitschung – allein im Juli

Mona Eltahawy, die ägyptisch-amerikanische Journalistin fragt sich in einem Stück für die New York Times, wo die Empörung über die Fälle der mindestens 164 muslimischen Frauen bleibt, die allein im Monat Juli zu Auspeitschungen verurteilt wurden. Nein, nicht von den Taliban in Pakistan oder Afghanistan: in Malaysia, im Sudan und auf den Malediven – letzteres Inselatoll ist eine der liebsten Feriendestinationen der Deutschen.

Mona Eltahawy Foto: monaeltahawy.com

Über einen der Fälle hatte ich hier schon berichtet – Lubna Hussein, die im Sudan wegen Tragens einer Hose verurteilt wurde. Ihr Prozess wird Anfang September wieder aufgenommen. Wer wundert sich schon noch über Sudan wo der Oberschurke Al-Bashir herrscht, der Schlächter von Darfur!

Aber die Malediven haben einen angeblich reformgesinnten Präsidenten, der es offenbar zuläßt, dass 150 Frauen für „aussereheliche Affären“ ausgepeitscht werden sollen. Hier der Bericht von Amnesty über das Urteil. Wie kann man bloß in so einem Land Urlaub am Strand machen?

In Malaysia schließlich, das auch gerne für sich um Touristen wirbt – „Malaysia, truly Asia“ – wurde am 5. Juli vor einem „Islamischen Gericht“  eine Frau zur Auspeitschung mit einer Rattan-Rute verurteilt. Ihr Verbrechen: Sie hatte ein Bier zusammen mit ihrem Mann getrunken, in einer Bar.

Gulf News gab sie angeblich zu Protokoll:

I will accept this earthly punishment,“ the national news agency Bernama quoted her as saying. „I want to advise youngsters to learn from my experience, not to repeat my mistake and cause shame to yourself and family.“

Grauenhaft. Widerlich.

 

Sebastian Haffner über Afghanistan

Als ich diese Stelle in einem alten Buch las – fast dreißig Jahre alt! – hat es mir fast die Schuhe ausgezogen. Wie bitte? Damals hat der Mann das schon gesehen? Ist ja Wahnsinn.

Der Mann ist Sebastian Haffner, und das Buch heißt „Überlegungen eines Wechselwählers“. Es erschien 1980 zur Wahl – als Empfehlung für Helmut Schmidt und gegen Franz-Josef Strauss. Haffner hätte aus innepolitischen Gründen nichts gegen die Union an der Regierung gehabt, aber die Aussenpolitik hat für ihn den Ausschlag gegeben, noch einmal der SPD den Sieg zu wünschen.

Und am Ende kommt er auf einen Konflikt zu sprechen, der damals noch vor allem die USA betraf. Heute ist er auch unserer. Die Rede ist von Afghanistan. Die Russen hatten das Land besetzt, und Amerika nahm auf seiten der Mudschaheddin Partei, die es in der Folge massiv unterstützte, zum großen Teil über den Umweg des pakistanischen Geheimdienstes, der den islamistischen Widerstand mit amerikanischen Dollars förderte.

Sebastian Haffner Foto: Teuto

Haffner sieht hier schon den neuen Weltkonflikt heraufziehen, der den Kalten Krieg ablösen wird. Den Konflikt mit einem „militanten islamischen Glaubensfanatismus“. Sein Rat, dies an einen Konflikt zu begreifen, der die Blockkonfrontation transzendiert, liest sich wie ein Omen:

„Ob die Amerikaner in ihrem eigenen Interesse richtig gehandelt haben, als sie den russischen Einmarsch in Afghanistan, ein mit Amerika nicht verbündetes Land, mit wirtschaftlichen und sportlichen Sanktionen beantwortet haben, ist nicht unsere Sache zu entscheiden; wir sind nicht gefragt worden. Denkbar gewesen wäre auch eine ganz andere amerikanische Reaktion, bis hin zu einem russisch-amerikanischen Zusammenwirken. Denn schließlich haben es die Russen in Afghanistan mit demselben Gegner zu tun wie die Amerikaner im benachbarten Persien, nämlich einem wiedererwachten, ebenso antiwestlichen wie antiöstlichen, militanten islamischen Glaubensfanatismus; und ein gemeinsamer Gegner, sollte man meinen, legt eher Allianz nahe als Konflikt. Wie auch immer, dieser Konflikt ist nicht unser Konflikt. Afghanistan ist nicht unser Verbündeter, un wir sind kein Weltpolizist. Wir sind in Afghanistan nicht einmal ideologisch engagiert. In dem ideologischen Konflikt zwischen dem Kommunismus und der westlichen Demokratie sind wir Partei; aber zwischen Kommunismus und Islam sind wir neutral. Wenn Amerika glaubt, in diesem Konflikt Partei nehmen zu sollen, ist es seine Sache, nicht unsere. Unser klares Interesse – ein wirkliches Lebensinteresse – ist, zu verhindern, daß die mittelöstlichen Wirren auf Europa übergreifen; und es trifft sich gut, daß sich dieses Interesse mit dem ganz Europas deckt – ganz Europas: unserer westeuropäischer Partner sowohl wie der osteuropäischen Verbündeten Rußlands.

Aus: Sebastian Haffner, Überlegungen eines Wechselwählers, Kindler Verlag, München 1980 (2000, Neuauflage), S. 139

 

Danke, Ayman Mazyek!

Eine Mann bewahrt die Nerven und seinen Humor in der absolut lachhaften Debatte um die Schalker Vereinshymne mit ihrer Mohammed-Stelle:
„Mayzek riet jedoch dazu, den Humor zu bewahren – immerhin gebe das Lied eigentlich alles richtig wieder. So gebe der Text zu verstehen, dass Mohammed keine Ahnung von Fußball habe: ‚Ist ja auch klar, weil er nämlich vor der Erfindung des Fußballs gelebt hat. Also, lassen wir doch die Moschee im Dorf und versuchen, das mit Humor zu nehmen.'“
Hier ein Video.

 

Zitat des Tages

„Your army kills innocent people in Iraq and Afghanistan and Israel takes Palestinian land by force.“

Die Armee, von der hier die Rede ist, ist die australische. Die Parallelisierung mit Israel ist bemerkenswert: Ein Blick in das geschlossene Weltbild des Dschihadisten.

Dies sagte einer der mutmaßlichen Attentäter, die gestern in Australien festgenommen worden waren, dem Haftrichter. Wissam Mahmoud Fattal, der zusammen mit vier anderen Männern geplant haben soll, eine Kaserne der australischen Armee zu überfallen und dabei so viele Soldaten wie möglich zu töten.

BBC berichtet auch, dass die Männer sich um eine Fatwa bemüht haben, um die Aktion religiös zu rechtfertigen. Ob sie dabei Erfolg hatten, wurde nicht mitgeteilt:

„The men’s intention was to actually go into the [Holsworthy] army barracks and to kill as many soldiers as they could before they themselves were killed,“ said Tony Negus, acting chief commissioner of the Australian Federal Police.

The attack would have been the most serious terrorist attack on Australian soil, Mr Negus added.

„Members of the group have been actively seeking a fatwa or religious ruling to justify a terror attack on Australia,“ he said.

 

Christen in Pakistan von Mob verbrannt

In der nordwestpakistanischen Stadt Gojra im Punjab sind mehrere Angehörige der christlichen Minderheit einem Mob zum Opfer gefallen, der offenbar gezielt von Extremisten aufgehetzt wurde. In der vergangenen Woche wurde das Gerücht gestreut, ein Exemplar des Koran sei während einer christlichen Hochzeit entweiht worden.

Daraufhin hatten sich tagelang Ausschreitungen aufgeputschter Muslime ereignet, die darin kulminierten, dass mehrere Häuser angezündet wurden und die darin lebenden Christen verbrannten.

Es ist die Rede von mindestens sieben Opfern, manche pakistanische Medien vermuten gar Dutzende Tote.

Die Regierung spricht von einer „offenbar gezielten Provokation durch Radikale“. Die Zeitung „Dawn“ zitiert Stimmen, die das viel zu zaghafte Eingreifen der Polizei kritisieren.

Der pakistanische Minderheiten-Minister Bhatti trat dem Gerücht entgegen, ein Koran sei entweiht worden und versprach den Christen Entschädigung.

Mag sein, dass Extremisten die Hand im Spiel hatten. Aber: Welch ein Land, in dem ein solches bizarres Gerücht ausreicht, um die Brandschatzung Dutzender Häuser auszulösen!

 

Burka verbieten? Nicht mit Givenchy!

Aus der neuen Givenchy-Kollektion für Herbst und Winter:

Vielleicht ist das eher erfolgversprechend als die ganze Kulturkritik an der islamistischen Verhüllungsmanie: ihren fetischistischen Charakter herausarbeiten und sie „très sexy“ umdeuten…

(Gefunden: hier.)

 

Wenn die Uiguren bloss Palästinenser wären

… und die Chinesen Israelis, dann würde sich die muslimische Welt vielleicht auch für sie interessieren, meint Mona Eltahawy in einem Kommentar für die HuffPost. Doch was müsste passieren, damit die westliche Öffentlichkeit sich für sie einsetzen würde? Wenn die Uiguren Buddisten würden, hätten sie deutlich bessere Chancen auf ein Benefiz-Konzert mit Bono, Björk und Sting. Tja, Pech gehabt, falsche Minderheit mit dem falschen Unterdrücker!

If they were Buddhists, Bjork, Sting, Bono and all those other one-named saviors of the world’s poor and oppressed would have held „Free Xinjiang“ concerts already. But the West continues to largely ignore the Uighurs. Maybe they’re not as cuddly as the Tibetans or their leader the Dalai Lama.

Perhaps the U.S. State Department would issue stronger words in their defense if only the Uighurs weren’t the wrong kind of minority in a country that produces half the goods we use and which currently lends the wobbly global economy enough money to keep it just this side of total collapse.

The Uighurs aren’t Buddhists but are instead Muslims and us Muslims don’t get much love these days. You’d think the U.S. at least would be paying a bit more attention to Uighurs after locking up four of their brethren at the prison camp at Guantanamo without charge for seven years. They were released earlier this year to Bermuda.

If the West seems deaf to Uighur complaints, then where are their fellow Muslims? Surely this is a chance for Muslims across the world to march in protest at the stranglehold the godless Communist Chinese keep over the Uighurs?

Think again.

The Egyptian blogger Wael Abbas put it bluntly on the micro-blogging site, Twitter — where thousands follow him — when he asked why no one was paying attention to the Uighur „intifada,“ the Arabic word for uprising that is usually associated with Palestinians fighting back against Israeli occupation.

That’s precisely the problem — the Uighurs are no Palestinians and the Chinese are not Israel. Many Muslims — Arab Muslims especially — pay attention only when the U.S. and Israel are behaving badly. Palestine followed by Iraq always take precedence leaving little room for other Muslim grievances.

Look at Darfur, where the suffering goes ignored because those who are creating the misery are neither Americans nor Israelis but instead fellow Arab Muslim Sudanese.

China is coincidentally one of Sudan’s biggest trade partners and sells Khartoum plenty of weapons which Darfuris complain are used against them. So it’s unlikely Sudanese President Omar Bashir, who declared himself the guardian of Islam in 2007 by putting on trial a British teacher for insulting Muslims when she named a class teddy bear „Mohammed“, will condemn Chinese oppression of Uighurs.

Perhaps Israel can save the day and invade Xinjiang.

 

Der Geburtsfehler der Islamkonferenz?

Christopher Caldwell schreibt in seiner Kolumne in der Financial Times über die Deutsche Islam Konferenz, ihr Grundansatz sei geeignet, die Diversität der Muslime in Deutschland – die gerade in der hier bereits erwähnten Studie des BAMF festgestellt wurde – zu missrepräsentieren: eben gerade weil sie mit dem Ziel antrete, eine einheitliche Vertretung der Muslime zu generieren, die dann als Ansprechpartner des Staates dienen könne:

Muslims, whether they are one community or several, have certain shared values they can be expected to pursue – and are entitled to pursue – in the public sphere. A lot of important political questions today, from gay marriage to sexual education, revolve around how deeply religious principles ought to inform public law. How diverse, politically speaking, will German Muslims be?

While Mr Schäuble’s Islam Conference can be applauded as a gesture of welcome, its focus on the diversity of Muslim communities is beset with contradictions. If Islam in Germany is as diverse as the BAMF report says, then why is a big national initiative the right way to deal with it? And what is the desired outcome?

A conclave such as the Islam conference tends to elevate the invitees to semi-official status as community representatives. This gives them a strong incentive to forge a “Muslim community” where none existed. The lesson of decades of such conferences from the US civil rights movement is that they make the groups they deal with less diverse.

Ich habe hier schon gelegentlich ähnlich argumentiert, dass es irreführend sei, die Einwanderer aus überwiegend islamischen Ländern in Europa schlichtweg als „Muslime“ zu verbuchen. Dies bleibt auch ein Problem der neuen Studie: So haben wir nun auf einmal rechnerisch eine Million mehr „Muslime“ als gedacht – weil noch weitere Einwanderungsländer berücksichtigt wurden. Wie ich an anderer Stelle bereits geschrieben habe: Wir produzieren so Tag für Tag mehr „Muslime“.

Was nun die DIK angeht, kann man Caldwell insoweit Recht geben, als der ursprüngliche Ansatz ein deutsch-korporatistischer war: Wir schaffen eine islamische Kirche (ohne das freilich je so zu nennen).
Glücklicherweise hat man aber von Anfang an nichtorganisierte und nicht fromme Muslime (tja, das gibt es) hinzugenommen, um die Vielfalt darzustellen und die Debatten u n t e r Muslimen hineinzuholen.
Und unterdessen ist man von dem Ziel einheitlicher Repräsentanz gründlich abgekommen: In der Regierung strebt das niemand mehr an, der KRM (Koordinationsrat der Muslime) kann die Funktion nicht erfüllen, und unter den beteiligten Muslimen gibt es – siehe die Abschlusserklärung – viel zu viel Streit. Insofern trifft die Kritik Caldwells nicht zu.
Es war ein wichtiger Prozess, den man durchlaufen musste. Es wird keine Einheitsrepräsentanz des Islam in Deutschland geben. Mit bestimmten Gruppen – das weiss man jetzt – kommt man nicht weiter. Ditib muss sich reformieren und öffnen, wenn sie eine Rolle spielen will. Die säkularen oder Kulturmuslime (Necla Kelek, Ezhar Cezairli et al.) sind ein anerkannter Faktor der Debatte, ebenso liberale Gläubige wie etwas Seyran Ates – und das ist eine große Leistung, denn: Wo auf der Welt ist das so?