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Von Amerika lernen, wie man mit Muslimen umgeht

Ich liebe den „Economist“ – das führende Wirtschaftsmagazin der Welt, publiziert seit 1843 – für seinen Leitspruch. Die Aufgabe, heißt es da, sei es „to take part in a severe contest between intelligence, which presses forward, and an unworthy, timid ignorance obstructing our progress“.
In der neuen Nummer gibt es einen Artikel über die Schwierigkeiten des Moscheebaus in Europa. Ein Leitartikel stellt heraus, dass die Vereinigten Staaten zu ihren Muslimen wesentlich fairer sind als „Eurabien“. Nicht nur das, sie machen auch eine klügere Politik gegenüber ihren religiösen Minderheiten: Denn wer den Extremismus besiegen will, muss neben einer guten Polizei auch ein Interesse am sozialen Aufstieg der Einwandererreligionen haben – vom Kellerloch ins Vorderhaus.

Zitat:

But there is a big transatlantic difference in the way such disputes are handled. Although America has plenty of Islam-bashers ready to play on people’s fears, it offers better protection to the mosque builders. In particular, its constitution, legal system and political culture all generally take the side of religious liberty. America’s tradition of freedom is rooted in the First Amendment, and its stipulation that “Congress shall make no law respecting an establishment of religion, or prohibiting the free exercise thereof…” Another recourse for embattled minorities of any kind is “Section 1983” of America’s civil-rights legislation, which allows an individual who is deprived of a legal or constitutional right to sue the official responsible.

More important than the letter of the law is an ethos that leans in favour of religious communities which are “new” (to their neighbours) and simply want to practise their faith in a way that harms nobody. In America the tone of disputes over religious buildings (or cultural centres or cemeteries) is affected by everyone’s presumption that if the issue went to the highest level, the cause of liberty would probably prevail.

The European Convention on Human Rights, and the court that enforces it, also protect religious freedom. But the convention is not central to European politics in the way the Supreme Court and constitution are in America. The European court disappointed advocates of religious liberty when it upheld Turkey’s ban on the headscarf in universities.
The risk in the garages

Legal principles aside, there are pragmatic reasons for favouring the American way. Most mosques in the Western world pose no threat to non-Muslim citizens; but a few do pose such a danger, because of the hatred that is preached in them. In such cases police forces generally have the legal armoury they need to step in and make arrests if necessary. Quashing extremism will surely be easier in an atmosphere where the founding and running of mosques is an open, transparent business. As Nicolas Sarkozy, the French president, once said: “It is not minarets which are dangerous; it is basements and garages which hide secret places of worship.”

Will someone please tell the Swiss? Politicians from two of the biggest political parties are seeking to insert a sentence into the country’s constitution forbidding the building of minarets. Measures of this sort exemplify the bigotry that lies behind much of the opposition to mosque building in Europe. Christians in the West have long complained about how hard it is for their brethren in Muslim lands to build churches. Fair enough. But they should practise what they preach.

p.s.: Und bitte, bitte: Keiner möge mir mit irgendeinem „Gutmenschen“-Argument kommen. Der Economist ist sicher nicht „links“ in irgendeinem Sinn, er ist nicht naiv, er hat kein Porblem mit westlichem Selbsthass oder mit Ahnungslosigkeit über die Welt da draussen (er ist das erste wirklich globale Magazin). Also, liebe Moscheegegner: Was nun?

 

Brüssel: Anti-Islam-Demo bleibt verboten

Das Brüsseler Oberverwaltungsgericht hat nach 2 stündiger Anhörung der Herren Coveliers und Ulfkotte befunden, es sei nicht zuständig. Damit sind wahrscheinlich die Rechtsmittel der Demo-Planer erschöpft. Bürgermeister Thielemans wird also das Verbot der Demo gegen die „Islamisierung Europas“ durchziehen können. Keine Sternstunde für die liberale Öffentlichkeit. In Europa beherrschen zunehmend Angst und Ressentiment die Islam-Debatte.

 

Brüsseler Bürgermeister: Warum die Anti-Islamisierungs-Demo verboten werden muss

Bei den Kollegen des „Watchblog Islamophobie“ finde ich diese Übersetzung eines Textes von Freddy Thielemans aus „de Standaard“. Der Brüsseler Bürgermeister begründet hier sein Verbot einer Demo am 11. September.
Die Islamophobie-Mahner halten Thielemans Gründe für überzeugend. Sie liegen falsch! Ich finde im Gegenteil, dass die ganze Fragwürdigkeit des Verbotes hier noch einmal richtig deutlich wird.
Thielemans schliesst schon aus dem Datum, an dem die Demonstration stattfinden soll, dass eine Vermengung von Islamismuskritik mit einer Ablehnung des Islams als Ganzes und der Muslime als solche gegeben sei.
Erstens: Islamismuskritik und Ablehnung des Islams als Ganzes müssen erlaubt sein, und sehr wohl auch ihre „Vermengung“. Man kann das kritisieren, aber selbstverständlich darf jedermann den Islam ablehnen, weil er etwa meint, dieser sei von Islamismus nicht zu unterscheiden. Wo leben wir denn?

Zweitens: Es gibt kein sinnvolleres Datum für eine solche Demo als den 11.9.

Drittens: Wenn bei dieser Demo xenophob oder rassistisch gegen unbescholtene Muslime agitiert würde, müsste die Polizei eben mit voller Härte zuschlagen. Bürgermeister Thielemans stünde als dann korrekter Law-and-order-Mann da. Wo ist das Problem? Kann er wirklich derart viel Gefahr im Verzug geltend machen, dass man es darauf nicht ankommen lassen kann?

Ich sehe es einfach nicht, und Thielemans‘ Text belegt es auch nicht. Stattdessen flüchtet er sich in merkwürdige Islam-Exegese und behauptet, es gebe seines Wissens „im Islam keine einzige religiöse Regel, die sich in gleicher Weise aufdrängt“ wie die frühere katholische Einflussnahme auf die öffentliche Ordnung.
Da fragt man sich denn doch, wo dieser Mann eigentlich lebt.
Fatal auch die Schwäche seiner Vorwürfe an die Organisatoren: Sie würden behaupten, dass „Islam und Demokratie“ nicht zusammengehen. Ist das etwa eine vollkommen absurde Behauptung? Es ist bisher eine Tatsache in weiten Teilen der islamischen Welt. Darf man das in Brüssel nicht mehr thematisieren?
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Freddy Thielemans, Brüsseler Bürgermeister

Auch scheint es Herrn Thielemans verwerflich, dass die Organisatoren „nicht an einen gemässigten Islam glauben“. Ist das etwa die Voraussetzung für die Genehmigung einer Demo? Haarsträubend. Die Überzeugung, der gemäßigte Islam sei möglich, läßt sich doch nicht zum Kriterium für die Ausübung eines Grundrechts machen!

Hier Thielemans Text – ein Tiefpunkt für die liberale Demokratie in Europa:

„Ich habe mich entschlossen, die Demonstration am 11. September “gegen die Islamisierung Europas” zu verbieten. Das Verbot einer Demonstration ist eine Verwaltungshandlung, die zu den Befugnisssen des Bürgermeisters gehört. Genauso ist es meine Aufgabe, Sicherheit und öffentliche Ordnung im Gebiet der Gemeinde sicherzustellen. Falls Entscheidungen, die ich fälle, nachteilige Folgen haben,

Seit 2001 habe ich ungefähr 3.500 Demonstrationen genehmigt und diese ist erst die sechste, die ich verbiete. Es ist eine solche Ausnahme für mich, eine Demonstration zu verbieten, dass dies ein Grund ist, meine Entscheidung öffentlich zu erläutern, umsomehr, als sie aus den unterschiedlichsten Gründen kritisiert wurde.

Die zuständigen Abteilungen der Polizei haben den Antrag auf Genehmigung der Demonstration geprüft und empfingen dazu unter anderem die Organisatoren. So konnten sie sich einen deutlicheren Eindruck verschaffen von den Absichten der Organisatoren, den Absichten und Rahmenbedingungen, die zu erwartenden Demonstrationsteilnehmer und die Reaktionen, zu denen eine solche Demonstration führen kann…

Aus dieser Prüfung wurde deutlich, daß diese Demonstration drohte, die öffentliche Ordnung zu stören und die Sicherheit von Sachen und Personen in Gefahr bringen konnte. Meine Entscheidung stützt sich auf den Bericht der Polizei.

Einige erstaunt das. Man beruft sich auf die Meinungsfreiheit und auf das Recht seine Überzeugung zu äussern. Lassen Sie mich dazu anmerken, dass es um die Meinungsfreiheit überhaupt nicht geht. Die Betroffenen sind hierin übrigens sehr geschickt und finden hierfür bei einer großen Anzahl von Medien Gehör.
Das Demonstrationsrecht findet da seine Grenze, wo Ruhe und Ordnung gestört werden. Hier sind für mich drei Punkte wichtig:

Zuerst und vor allem die Entscheidung, eine solche Demonstration auf einem symbolträchtigen Datum wie dem 11. September stattfinden zu lassen. Die Bedeutung hiervon ist natürlich, die terroristischen Aktivitäten von Islamisten einerseits zu vermengen mit dem Islam als Ganzes und allen Muslimen andererseits.

Darüberhinaus pflegen die wichtigsten Führer bestimmter Organisationen, die zu dieser Demonstration aufrufen, einen Diskurs – auch schriftlich – der diese ungerechtfertigte Vermischung bestätigt. Sie behaupten unter anderem, daß

“Islam und Demokratie nicht zusammengehen”,

und daß sie

“nicht an einen gemäßigten Islam glauben. Die Muslime werden temporär so tun als ob, aber das ist der schöne Schein. Sie schaffen eine Nebelwand um uns in die Irre zu führen.“

Mitglieder und Sympatisanten dieser Organisationen sind im Allgemeinen für ihr wenig friedliebendes Verhalten während solcher Veranstaltungen bekannt.

Was für meine Entscheidung keine Rolle gespielt hat, aber was ich doch in Erinnerung bringen will, ist, daß die gefährliche Mischung, mit der die Organisatoren der Demonstration uns konfrontieren, von der Art ist, daß sie zu Diskriminierung und Hass aufruft in Bezug auf Muslime, und dass sich das mittlerweile ausbreitet auf jeden, der kulturelle Bindungen an den Islam hat.

Diese Anstiftung zu Diskriminierung und Hass, die wir durchgehend als Rassismus und Fremdenhass bezeichnen, wird verboten durch eine große Anzahl internationale Verträge und wird sowohl durch unsere Gesetze als auch durch die europäische Gesetzgebung strafrechtlich verfolgt. Der europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat wiederholt Taten wie diese verurteilt.

In einem Urteil vom 21. April 2004, das später durch das Hohe Kassationsgericht bestätigt wurde, stellt das Berufungsgericht in Gent auf der Basis eines gleichartigen Amalgams in einem Urteil gegen eine politische Partei (Vlaams Blok), dass diese

wissentlich und willentlich zum Hass auf bestimmte Bevölkerungsgruppen anstiftet, nicht alleine wegen ihrer Nationalität, sondern zugleich wegen ihrer Abstammung (Lokalisation ihres Herkunftslandes, gegenseitige kulturelle Verbundenheit, die kriminogen sein soll, wegen ihrer Religion, ihrer Sitten, ja sogar Aussehen und Kleidung. Dies ist eine gesetzlich verbotene Form von Diskriminierung.

Persönlich stört es mich nicht, daß man an einer Religion Kritik übt. Das Recht auf Gotteslästerung ist in einer nichtkonfessionellen Demokratie ein Zeichen von Freiheit und Toleranz. Doch darf das nicht so weit gehen, daß Männer und Frauen um ihrer Überzeugungen und ihres Engagements willen der schlimmsten Verbrechen verdächtigt werden.

In unserer Gesellschaft haben wir uns einen langen Kampf geliefert, um zu erreichen, daß bestimmte Verhaltensregeln, die mit dem katholischen Glauben verbunden waren, nicht mehr als bürgerliches Gesetz jedem aufgezwungen werden konnten. Meines Wissens gibt es im Islam keine einzige religiöse Regel, die sich in gleicher Weise aufdrängt. Und nichts wird mich dazu bringen, zu beschließen, daß eine breite Mehrheit unserer muslimischen Bevölkerung hiernach fragen könnte.
Lassen wir zum Schluss nicht vergessen, daß Brüssel immer ein Beispiel für Toleranz und Offenheit gegeben hat für jeden, der hier lebt oder hier Zuflucht gefunden hat. Verschiedenheit, Kompromiss, Toleranz und das Abweisen der Extreme sind immer noch die Fundamente der Brüsseler Identität. Ich kenne meine Mitbürger: sie werden nicht wollen, daß ihre Stadt sich zur Haupststadt des Hasses auswächst.
Ich überlasse es jedem selber, hierüber weiter nachzudenken und sich auf der Basis dieser kurzen Reflexion eine eigene Meinung zu bilden. Für die Organisation der am 11. September geplanten Demonstration “gegen die Islamisierung von Europa” steht meine Meinung fest: sie findet nicht statt.

 

Darf man in Brüssel gegen die „Islamisierung Europas“ demonstrieren?

Morgen wird in Brüssel ein Gerichtsbeschluss über eine islamkritische Demo erwartet, die der Bürgermeister Freddy Thielemans verboten hat.
Thielemans hat Sicherheitsbedenken gegen die zum 11. September angemeldete Demo angeführt. Nicht etwa, dass er die Veranstalter (SIOE – Stop the Islamization of Europe) und die Demonstranten selbst für gefährlich hält. Er glaube vielmehr, sagte er, sie könnten mit ihrer Demo gegen die „Islamisierung Europas“ Gegenreaktionen provozieren.
Diesen Vorgang in der europäischen Hauptstadt kommentiert heute Daniel Schwammenthal im „Wall Street Journal„.
Ich finde Schwammenthals Kommentar korrekt, auch wenn ich die Veranstalter und ihre Unterstützer für eine Horde von ziemlich zwielichtigen Anti-Islam-Hysterikern halte, darunter etwa von deutscher Seite der bekannte Herr Ulfkotte mit seinem „Pax Europa“-Verein.
Hier Kernzitate aus Schwammenthals Kommentar:

„Yet you don’t have to sympathize with the speakers to believe in free speech. Beyond that, banning the protest partly out of fear of violent reactions from Muslims would seem to bolster the protesters’ point. If Muslim radicals decide the level of debate about Islam in Europe, doesn’t it show that “Islamization,” the erosion of traditional European liberties, is a reality? Mr. Thielemans did not address that irony. He said instead that he’s not only worried about Muslims reacting violently to a SIOE march. “A number of democrats announced that they’d react too,” he said, along with “NGOs that are in favor of peace and integration.” It’s difficult to see how people who threaten to disrupt a demonstration can be called “democrats” or “in favor of peace.” Pressed on the point that the organizers should not be limited in their democratic rights due to what their opponents might do, Mr. Thielemans eventually agreed. In fact, if the counterprotesters were his only worry, he said, he’d probably let the demonstration go ahead. What really concerns him, the mayor said, is the possibility of violent racists infiltrating the protest, mingling among peaceful demonstrators and provoking and attacking foreigners. The mayor says that police have discovered extremist Web sites calling on their followers to join the protest and cause trouble.

Unfortunately, many demonstrations contain the possibility of turning violent and some in the end do so. It is the job of the police to nip such violence in the bud and arrest troublemakers. The pre-emptive strike of banning the entire protest seems justified only if the threat to public safety is significant.

Of course, the mayor is responsible for public security. If a controversial demonstration that he approved a permit for were to turn violent, he would be held responsible.

Yet freedom of speech, particularly controversial speech, is also a treasured good in a democracy. In this instance, moreover, any immediate threat to public security perhaps should be weighed against a potential long-term threat to peace. Among other things, banning the SIOE demonstration will embolden Muslim radicals by suggesting that violence, or the fear of it, is the way to manipulate freedom lovers. Arguably, a ban may also undermine faith among ordinary people that their concerns about radical Islam can be voiced, and addressed, in a democratic fashion. Perhaps the court will consider this at tomorrow’s hearing.“

Das ist sehr richtig: Der Bürgermeister und seine Sicherheitskräfte sind dafür zuständig, eine friedliche Demonstration auch (und gerade) zu kontroversen Themen zu ermöglichen. Gegen die „Islamisierung“ Europas zu protestieren, muss möglich sein, und natürlich auch mitten in der europäischen Hauptstadt.

Ich würde zu dieser Demo allerdings nicht gehen. Mit Leuten, die so für sich werben, möchte ich nichts zu tun haben:

 

Haleh Esfandiari wird im Iran freigelassen

Die seit über 100 Tagen ohne Anklage im Iran festgehaltene amerikanisch-iranische Professorin Haleh Esfandiari wird nach einem Bericht der New York Times heute freigelassen.

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Haleh Esfandiari Foto. W.W.Center
Professor Esfandiari ist eine der renommiertesten Iran-Expertinnen der USA. Sie ist die Direktorin des Nahost-Programms am Woodrow Wilson Center in Washington.
Ihre Familie musste eine Kaution von 3 Milliarden Rial oder 324.000 $ hinterlegen. Esfandiaris über 90 jährige Mutter hat dafür ihre Teheraner Wohnung verpfänden müssen.
Dieses Muster politischer Erpressung ist bereits aus anderen Fällen bekannt, in denen missliebige Intellektuelle erst zu falschen Geständnissen gezwungen wurden und dann der gesamte Familienbesitz vom Staat in Gegenleistung für eine Freilassung konfisziert wurde. Meinem Freund Ramin Jahanbegloo ist es im letzten Jahr genau so ergangen.
Die iranische Repressionsmaschine ist widerlich, aber vorerst überwiegt die Erleichterung. Ob Haleh Esfandiari zu ihrem Mann Shaul Bakhash nach Washington ausreisen darf, steht allerdings noch nicht fest.

 

Hisbollah-Scheich: Fatwa gegen Ehrenmorde

Schaich Sayed Muhammad Hussein Fadlallah, Mitbegründer und theologische Autorität der schiitischen Hisbollah, hat eine Fatwa gegen Ehrenmorde veröffentlicht. Zitat von seiner Website:

„A vicious phenomenon, that of the so called „crimes of honour“, is on the rise in more than one country in the Arab and Muslim worlds, especially in Palestine, Jordan and Lebanon. Some men tend to kill their daughters, sisters, wives and female relatives, under the pretext that they had committed acts that harm chastity and honour.

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Scheich Fadlallah

While on the contrary, those men are not enraged when their male relatives commit such acts. As if chastity is a duty that is should be observed by the woman only.

In fact, „honor crimes“ are based on the male tribal mentality that is still controlling the minds of many people, and not on a sense of honour or dignity.

I view „the crime of honour“ as a repulsive act, condemned and prohibited by religion. It is also a full crime whose perpetrator must be punished without any commutations. That is because these crimes are committed without any sound evidence from the juristic point of view and are mostly based on suspicions. Hence, the man, whether he was the husband, father, brother, or the male relative does not have the authority to take the law into one’s own hands or to punish the woman, which should be the authority of the just judicial power.

Those who commit such crimes must be punished in this life. This crime is also considered a one of the Kabair (severe sins) whose perpetrator deserves to enter Hellfire in the afterlife.“

Na bitte! Geht doch. Wenn wir jetzt noch eine kleines Gutachten zum Existenzrecht Israels haben könnten…

 

Wo man Bücher verbrennt

Komisch, dass dies keinem einzigen deutschen Kommentator der Rushdie-Proteste eingefallen ist. Wir haben in Berlin ein schönes Denkmal gegen Bücherverbrennungen.
Statt dessen hat die Zeitung, bei der ich auch einmal Literaturredakteur war, und die zu Zeiten der ersten Rushdie-Affäre das Banner der Meinungsfreiheit trug, den absoluten Tiefpunkt erreicht, indem sie das vorausschauende Einknicken vor dem Terror zur „Klugheit“ erhebt.
Die taz fragte, „ob es denn tatsächlich nötig war, Rushdie den Adelstitel anzubieten (und ob es klug war, ihn anzunehmen).“

Das ist die Klugheit sklavischen Denkens. In seinem lesenswerten Kommentar zum Thema, morgen in der Print-Ausgabe, schreibt Ulrich Greiner: „So redet, wer sich in die Sklavensprache einzuüben gedenkt.“

Tut schon ein bisschen weh.

 

Erinnerungen eines Bücherverbrenners – wie Salman Rushdie die britischen Muslime schuf

Interessanter Text eines jungen Muslims, der mit dem Protest gegen die „Satanischen Verse“ groß geworden ist.
Im Guardian schreibt Inayat Bunglawala angesichts der neuen Protestwelle gegen Salman Rushdie, wie er seinerzeit die Bücherverbrennungen erlebt hat.
Man kann an diesen Erinnerungen ablesen, wie sehr die Identität der britischen Muslime mit der Rushdie-Affäre verbunden ist. Man kann sagen, dass Rushdie den Typ des britischen Muslims erst geschaffen hat.
Das muss man sich in aller Deutlichkeit vor Augen führen: Das Schlüsselerlebnis für die britischen Muslime ist eine Bücherverbrennung, ein Aufstand gegen die Meinungsfreiheit. Und der Autor erinnert sich geradezu sentimental an die damals gefundene Einheit.
In einem zweiten Teil, der merkwürdig unvermittelt anschliesst, spricht er dann seine „second thoughts“ aus. Nachdem er durch die islamische Welt gereist ist, hat er den Wert der Meinungsfreiheit zu schätzen gelernt. Rushdie würde er heute nicht mehr verbrennen.
Aber den Gedanken, dass an einem Zusammenschluss von Muslimen, ja an einer „muslimischen Identität“ etwas faul ist, die sich auf eine Bücherverbrennung gründet – diesen Gedanken erlaubt er sich nicht.

I remember being rather puzzled as to why Rushdie’s defenders were so vigorous in arguing for the right to offend Muslims. Muslims were not writing books making fun of Christ and other revered religious figures. It seemed to be a deliberate attempt to mock deeply held beliefs.

We were a tiny minority and in the mainstream British newspapers had no voice whatsoever, while our detractors had column after column of newsprint to disparage us and our „backward“ ways. We were utterly powerless.

So on February 14 1989, when the Iranian Islamic leader, Imam Khomeini delivered his fatwa calling for Salman Rushdie’s death, I was truly elated. It was a very welcome reminder that British Muslims did not have to regard themselves just as a small, vulnerable minority; they were part of a truly global and powerful movement. If we were not treated with respect then we were capable of forcing others to respect us.

I remember taking part in the large demonstration in Hyde Park that summer. It was an amazing day. There was an increasing realisation that by giving greater importance to our Islamic identity we could transcend and overcome the narrow sectarian and tribal divides that were widespread among us. We may have Pakistani, Bengali, Gujarati, Arab, Turkish backgrounds, but this was less important than what brought us together: we were British Muslims.

And so Rushdie’s novel became, unwittingly no doubt, the catalyst for the forging of a more confident Islamic identity among many British Muslims.

In the intervening years I have managed to travel to Egypt, Sudan, Pakistan, Malaysia, Indonesia, Turkey and elsewhere and it is always with a sense of warmth that I return to the UK. Our detractors had been right. The freedom to offend is a necessary freedom.
Moreover, Islam has flourished wherever there has been a free atmosphere. I continue to strongly disagree with the way Rushdie caricatured early Islamic heroes of mine, but banning the book was not the answer.

 

Pakistanischer Minister: Ehrung für Rushdie ist Grund genug für Selbstmordattentate

Da braut sich was zusammen: Nach den erneuten iranischen Todesdrohungen gegen Salman Rushdie meldet sich nun auch die pakistanische Regierung.

Der Religionsminister wird im Guardian mit folgenden, unfasslichen Worten zitiert:

„This is an occasion for the 1.5 billion Muslims to look at the seriousness of this decision,“ Mohammed Ijaz ul-Haq, religious affairs minister, told the Pakistani parliament in Islamabad. „The west is accusing Muslims of extremism and terrorism. If someone exploded a bomb on his body he would be right to do so unless the British government apologises and withdraws the ’sir‘ title.“

Es wird Zeit, dass entweder die Briten oder die Europäische Union offiziell etwas zu diesen unglaublichen Vorgängen sagt.

Die Briten haben allerdings im eigenen Land Leute, die kaum besser reagieren. Der Muslim Council of Britain etwa, der mit der Rushdie-Affäre erst richtig groß geworden ist, ließ durch seinen Vorsitzenden Muhammad Abdul Bari Folgendes verlauten:

„Salman Rushdie earned notoriety amongst Muslims for the highly insulting and blasphemous manner in which he portrayed early Islamic figures,“ Dr Bari said.
„The granting of a knighthood to him can only do harm to the image of our country in the eyes of hundreds of millions of Muslims across the world. Many will interpret the knighthood as a final contemptuous parting gift from Tony Blair to the Muslim world.“

Islamische Organisationen in Europa – die im fall des MCB dummer Weise jahrelang von der Regierung als Dialogpartner gepäppelt wurden – hetzen unisono mit Iran und Pakistan gegen einen europäischen Intellektuellen. Wenn wir uns das bieten lassen, machen wir uns zum Gespött der Welt.

Salman Rushdie hat sehr schön gesagt, worauf es in unserer Nach-9/11-Welt ankommt:

The fundamentalist believes that we believe in nothing. In his worldview, he has his absolute certainties, while we are sunk in sybaritic indulgences. To prove him wrong, we must first know that he is wrong. We must agree on what matters: kissing in public places, bacon sandwiches, disagreement, cutting-edge fashion, literature, generosity, water, a more equitable distribution of the world’s resources, movies, music, freedom of thought, beauty, love. These will be our weapons. Not by making war but by the unafraid way we choose to live shall we defeat them.

Besser kan man es nicht sagen. Küssen in der Öffentlichkeit, jawohl.
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Rushdie und seine Frau Padma Lakshmi beim Verteidigen des Westens