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Von Trollen und Drachen

Der Mumintroll hat einen kleinen, wundervollen Drachen gefunden. Aber das undankbare Tierchen liebt nicht ihn, sondern den Mumrik

Von Tove Jansson

Der Mumrik saß vor seinem Zelt und bemalte einen Schwimmer aus Kork. Mumin sah ihn an und freute sich sofort wieder über seinen Drachen. »Ächz«, sagte er. »So eine Familie ist manchmal ganz schön lästig.« Der Mumrik grunzte zustimmend, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen. Eine Weile saßen sie schweigend in freundschaftlichem Einvernehmen nebeneinander. »Apropos gar nichts«, sagte Mumin plötzlich, »bist du auf deinen Reisen mal auf einen Drachen gestoßen?« – »Du meinst also weder Salamander noch Eidechsen oder Krokodile«, sagte der Mumrik nach langem Schweigen. »Du meinst natürlich einen Drachen. Nein. Die gibt’s nicht mehr.« – »Vielleicht«, sagte Mumin langsam, »vielleicht ist noch einer übrig, einer, den jemand in einem Marmeladenglas gefangen hat.« Der Mumrik hob den Kopf, musterte Mumin scharf und sah, dass der vor Begeisterung und Spannung fast platzte. Daher bemerkte er nur ablehnend: »Das glaub ich nicht.« Weiter„Von Trollen und Drachen“

 

Der letzte Drache der Welt

Kennt ihr die Mumintrolle? Sie wohnen in einem behaglichen Haus in den finnischen Wäldern und erleben die sonderbarsten Abenteuer

Von Tove Jansson

Mumins
© Tove Jansson

An einem Donnerstag gegen Ende der Hundstage fing Mumin einen kleinen Drachen in der großen Mulde mit dem braunen Wasser, rechts vom Hängemattenbaum des Muminvaters. Natürlich hatte er nicht vorgehabt, einen Drachen zu fangen. Er hatte bloß versucht, ein paar von diesen Kleinkrebslern zu erwischen, die im Bodenschlamm umherwuselten, weil er untersuchen wollte, wie sie ihre Beine beim Schwimmen bewegten und ob sie tatsächlich rückwärts schwammen. Aber als er sein Marmeladenglas schnell aus dem Wasser zog, befand sich etwas ganz anderes darin. »Bei meinem ewigen Schwanz«, flüsterte Mumin andächtig. Er hielt das Glas mit beiden Pfoten und starrte es an. Der Drache war nicht größer als eine Streichholzschachtel und schwamm mit anmutigen Flügelbewegungen im Wasser hin und her. Seine durchsichtigen Flügel waren ähnlich schön geformt wie die Flossen eines Goldfisches. Aber so üppig vergoldet wie dieser Miniaturdrache war kein Goldfisch der Welt. Er funkelte vor Gold, seine Schuppen glänzten golden in der Sonne, sein Köpfchen war leuchtend grün, und seine Augen glitzerten gelb wie Zitronen. Die sechs vergoldeten Beine endeten in je einer kleinen grünen Pfote, und auch die Schwanzspitze schimmerte goldgrün. Er war wundervoll. Mumin schraubte den Deckel zu (in dem Luftlöcher waren) und stellte das Glas vorsichtig ins Moos. Dann legte er sich auf den Bauch und betrachtete den Drachen aus der Nähe. Der Drache schwamm nah an die Glaswand und öffnete seinen kleinen Rachen, der voller winzig kleiner weißer Zähnchen war. Er ärgert sich, dachte Mumin. Er ärgert sich, obwohl er so winzig ist. Was soll ich bloß tun, damit er mich gern hat… Und was frisst er wohl? Was frisst so ein Drache… Bekümmert und aufgeregt hob er das Glas wieder auf und machte sich auf den Heimweg. Er ging sehr vorsichtig, damit der Drache nicht an die Glaswände stieß. Der Drache war ja so unglaublich klein und zerbrechlich. »Ich werde für dich sorgen und dich lieb haben«, flüsterte Mumin. »Nachts darfst du auf meinem Kopfkissen schlafen. Und wenn du größer geworden bist und gelernt hast, mich gern zu haben, darfst du mit mir im Meer schwimmen…« Weiter„Der letzte Drache der Welt“

 

Die Katze, die für sich blieb

Warum Männer und Hunde das liebste Haustier von Frauen und Kindern nicht leiden können

Von Rudyard Kipling

Vorlesegeschichte
Illustration: Erhard Dietl

Der Hund war wild, und das Pferd war wild, und die Kuh war wild, und das Schaf war wild, und sie wanderten auf ihre wilde Weise durch die weiten wilden Wälder. Aber das wildeste von allen wilden Tieren war die Katze. Sie blieb für sich, und ein Ort war für sie so gut wie der andere. Natürlich war auch der Mensch wild. Der Mann war schrecklich wild. Er fing noch nicht mal an, zahm zu werden, bis er der Frau begegnete und sie ihm sagte, dass sie auf seine wilde Weise nicht leben mochte. Sie suchte zum Schlafen eine trockene Höhle; sie streute Sand auf den Boden; sie zündete ein Holzfeuer an; sie hängte ein Wildpferdfell vor die Höhlenöffnung; und sie sagte: »Putz dir die Füße ab, eh du hereinkommst.« An diesem Abend, allerliebster Liebling, aßen sie Wildschaf, das sie auf den heißen Steinen brieten. Danach schlief der Mann vor dem Feuer ein. Die Frau aber blieb noch auf und kämmte sich ihr Haar. Sie nahm den Schulterknochen des Hammels und betrachtete die wunderbaren Zeichen darauf, sie legte Holz aufs Feuer, und sie zauberte. Weiter„Die Katze, die für sich blieb“

 

Vom Krebs, der mit dem Meer spielte

Als der älteste Zauberer die Welt schuf, lehrte er jedes Tier ein Spiel. Nur der Krebs dachte nicht daran, sich an die Regeln zu halten

Von Rudyard Kipling
VorlesegeschichteIllustration: Erhard Dietl

Vor den herrlichen und längst vergangenen Zeiten, mein allerliebster Liebling, lag die Zeit der ersten Anfänge; und das war in den Tagen, in denen der älteste Zauberer alles fertig machte. Zuerst machte er die Erde fertig; dann machte er das Meer fertig; und dann sagte er allen Tieren, sie könnten herauskommen und spielen. Und die Tiere sagten: »Ältester Zauberer, was sollen wir spielen?« Und er sagte: »Ich zeige es euch.« Er nahm sich den Elefanten vor und sagte: »Spielt, ein Elefant zu sein«, und alles, was es an Elefanten gab, spielte. Er nahm sich den Biber vor und sagte: »Spielt, ein Biber zu sein«, und alles, was es an Bibern gab, spielte. Er nahm sich die Kuh vor und sagte: »Spielt, eine Kuh zu sein«, und alles, was es an Kühen gab, spielte. Er nahm sich die Schildkröte vor und sagte: »Spielt, eine Schildkröte zu sein«, und alles, was es an Schildkröten gab, spielte. Nacheinander nahm er sich alle Tiere vor und sagte ihnen, was sie spielen sollten. Weiter„Vom Krebs, der mit dem Meer spielte“

 

Vorlesegeschichten – alle Folgen zum Anhören

Eine Geschichte in der Kinder-ZEIT verpasst? Macht nichts, hier kannst du alle bisher erschienenen Folgen unserer Vorlesegeschichte anhören oder herunterladen. Die Texte sind hier.

Am 20. November ist Vorlesetag. Aber »Der Tannenbaum« von Tove Jansson eignet sich für den ganzen Winter: Hemule, Gafsas, Knütts – alle Wesen des Trollwaldes laufen aufgeregt durcheinander, weil bald Weihnachten ist. Nur die Muminfamilie hätte das große Ereignis beinahe verschlafen.

Der Tannenbaum
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»Die Abenteuer des starken Wanja« von Otfried Preußler erscheinen demnächst in der neuen ZEIT-Edition »Fantastische Geschichten für junge Leser«. Hier könnt Ihr in das Buch hineinhören: Wanja hat seinen Ofen verlassen – aber auf dem Weg zur Zarenkrone begegnen ihm viele Gefahren, zum Beispiel die schreckliche Hexe Baba-Jaga …

Der Kampf im Moor
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»Maurice, der Kater« von Terry Pratchett erscheint demnächst in der neuen ZEIT Edition »Fantastische Geschichten für junge Leser«. Hier könnt Ihr schon mal hineinhören

Rattentanz
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Tove Janssons »Geschichten aus dem Mumintal« erscheinen im Herbst in der neuen ZEIT Edition »Fantastische Geschichten für junge Leser«

Ein schrecklicher Tag
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Von Trollen und Drachen
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Der letzte Drache der Welt
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Vergesst die Evolutionstheorie! Rudyard Kipling (1865 bis 1936) erklärt uns, wie sich die Tiere wirklich entwickelt haben. Seine »Geschichten für den allerliebsten Liebling« erscheinen im kommenden Herbst in der neuen ZEIT Kinder-Edition

Die Katze, die für sich blieb
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Vom Krebs, der mit dem Meer spielte
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Am trüben Amazonas
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Die Entstehung der Gürteltiere

Vergesst die Evolutionstheorie! Rudyard Kipling (1865 bis 1936) erklärt uns, wie sich die Tiere wirklich entwickelt haben. Seine »Geschichten für den allerliebsten Liebling« erscheinen im kommenden Herbst in der neuen ZEIT Kinder-Edition

Illustration: Erhard Dietl
Jetzt, mein allerliebster Liebling, kommt eine Geschichte aus den fernen und längst vergangenen Zeiten. Mitten in jenen Zeiten lebte ein stachlig-kratziger Igel an den Ufern des trüben Amazonas und fraß Schnecken im Häuschen und Ähnliches. Und er hatte eine Freundin, eine träg-starre Schildkröte, die auch an den Ufern des trüben Amazonas lebte und grünen Salat und Ähnliches fraß. Das war also in Ordnung, allerliebster Liebling. Siehst du das ein? Weiter„Die Entstehung der Gürteltiere“

 

Der Sandelf (Folge 13)

Ende gut, alles gut!

Der Sandelf hat es endgültig satt, Wünsche zu erfüllen. Aber Cyril, Anthea, Robert und Jane brauchen ein letztes Mal seine Hilfe – anders können sie sich nicht aus dem Schlamassel befreien, in das sie sich hineingewünscht haben. Zeit für einen Handel…

der SandelfIllustration: Sabine Friedrichson

Es wäre doch viel sicherer gewesen, wenn sie damit sofort geflohen wären?« – »Ja, aber nimm mal an«, sagte Cyril, »dass sie lieber auf den Sonnenuntergang, äh, ich meine: auf die Nacht warten wollten, bevor sie sich davonmachten. Außer uns hat ja niemand gewusst, dass du heute zurückkommst.« – »Ich muss sofort die Polizei holen«, sagte Mutter etwas abwesend. »Ach, ich wünschte, Vater wäre hier!« – »Wäre es nicht besser, auf ihn zu warten?«, fragte Robert, der genau wusste, dass sein Vater nicht vor Sonnenuntergang kommen würde. »Nein, nein, ich kann keine Minute länger warten! Dies alles hier bedrückt mich zu sehr«, rief Mutter. »Dies alles hier« war ein Stapel von Schmucketuis auf dem Bett. Sie räumten sämtliche Etuis in den Schrank, und Mutter schloss ihn zu. Dann rief sie nach Martha. Weiter„Der Sandelf (Folge 13)“

 

Der Sandelf (Folge 12)

Der letzte Wunsch

Diesmal haben sich Cyril, Anthea, Robert und Jane wirklich ganz genau überlegt, was sie haben wollen: ein Pony für jedes Kind! Doch wieder kommt alles anders – und schlimmer, als sie dachten…
Illustration: Sabine Friedrichson

Am nächsten Tag hatten die Geschwister die verlockendsten Einfälle. Während es ihnen in den vergangenen Wochen schwergefallen war, auf einen vernünftigen Wunsch zu kommen, steckten sie jetzt auf einmal voll von prächtigen Ideen. »So ist es immer«, stellte Jane später fest.

Sie waren an diesem Morgen früh aufgestanden und besprachen ihre Pläne im Garten vor dem Frühstück. Das alte Verlangen nach hundert Pfund in moderner Währung stand immer noch an erster Stelle, aber es gab inzwischen noch andere Wünsche, die es fast verdrängten. Der beliebteste: ein Pony für jedes Kind. Dieser Wunsch schien viele Vorteile zu haben. Man konnte sich morgens das Pony wünschen, den ganzen Tag darauf reiten, ließ es bei Sonnenuntergang verschwinden und wünschte es sich am nächsten Morgen wieder. Das war wegen Stall und Futter überaus praktisch. Weiter„Der Sandelf (Folge 12)“

 

Der Sandelf (Folge Nr. 11)

Indianer! In England!

Das weiße Ferienhaus wird belagert, und Cyril, Anthea, Robert und Jane versuchen, so indianisch auszusehen wie möglich. Indianermäßigen Mut brauchen sie auch …

Illustration: Sabine Friedrichson
Dort, zwischen den roten Blättern des wilden Weins, in der Fensterecke, dort kam ein Gesicht zum Vorschein, ein braunes Gesicht mit einer scharfen Nase und einem schmalen Mund und großen klaren Augen. Es war bunt bemalt, von langem schwarzem Haar umrahmt, und in diesem Haar steckten Federn. Den Kindern im Esszimmer blieb vor Entsetzen der Mund offen. Der Siruppudding auf ihren Tellern wurde kalt und fest. Sie waren wie gelähmt. Da zog sich das federgeschmückte Haupt plötzlich vorsichtig zurück, und der Zauber war gebrochen. »Da!«, stöhnte Anthea. »Ich hab’s euch doch gesagt!« Der Siruppudding war nun wirklich ungenießbar geworden. Sie wickelten ihre Portionen hastig in Zeitungspapier ein und versteckten sie in dem großen Eisenkorb, in dem Anmachpapier für den Kamin gesammelt wurde. Dann stürzten sie nach oben, um Kriegsrat zu halten. Weiter„Der Sandelf (Folge Nr. 11)“

 

Der Sandelf (Folge Nr. 10)

Auf dem Kriegspfad!
Der SandelfIllustration: Sabine Friedrichson
Nach dem Abenteuer mit den Flügeln hatten sich die Kinder eigentlich nach einer ruhigen Zeit gesehnt. Natürlich vergeblich! Denn ohne zu überlegen hat Cyril beim Frühstück einen Wunsch getan, dessen Erfüllung ihn und die Geschwister in echte Gefahr bringt.

Wenn Cyril nicht gerade Der letzte Mohikaner gelesen hätte, wäre der nächste Tag wohl friedlicher verlaufen. Die Geschichte geisterte noch beim Frühstück durch seinen Kopf, und als er sich die dritte Tasse Tee eingoss, sagte er träumerisch: »Ich wünschte, es gäbe in England Indianer – keine richtig großen, wisst ihr, lieber kleine, die ungefähr so groß sind wie wir, damit wir mit ihnen kämpfen könnten.« Weiter„Der Sandelf (Folge Nr. 10)“