Lesezeichen
 

Ein lustiger Finne

© Eva Persson
© Eva Persson

Timo Parvela war Lehrer und ist der Autor von „Ella auf Klassenfahrt“. Er freut sich enorm, „dass Ella durch die KinderZEIT strolchen darf“

Früher hat er selbst unterrichtet, heute schreibt er Bücher darüber: Der Finne Timo Parvela hat sich die Geschichten um das Mädchen Ella, ihre Klassenkameraden und ihren oft bemitleidenswerten Lehrer ausgedacht. In den nächsten zehn Wochen lest Ihr in der KinderZEIT sein neues Buch »Ella auf Klassenfahrt«. Timo Parvela selbst verbringt den Sommer auf einer kleinen finnischen Insel, fernab von jeder Schule. Von dort hat der 45-Jährige Fragen beantwortet. Weiter„Ein lustiger Finne“

 

Ella auf Klassenfahrt

© Sabine Wilharm
© Sabine Wilharm

Von Timo Parvela

Folge 1: Aufbruch mit Chaos
Ella und ihre Klassenkameraden wollen in den Süden fliegen. Sie haben die Reise bei einem Wettbewerb gewonnen, weil sie das lebendigste Klassenfoto eingeschickt haben. Doch in den Geschichten um Ella läuft selten etwas wie geplant …
»Ella auf Klassenfahrt« ist der dritte Roman der Ella-Reihe des Finnen Timo Parvela. Das Buch erscheint auf Deutsch am 27. Juli im Carl Hanser Verlag. Wir drucken die Geschichte schon in den nächsten zehn Wochen vorab in der KinderZEIT Weiter„Ella auf Klassenfahrt“

 

Das Mädchen, das seinen Namen verloren hatte

© Rolf Rettich
© Rolf Rettich

Die Geschichte von einer geheimnisvollen Tür, einem traurigen Mädchen und einem neunmalklugen Hasen

Von Annie M. G. Schmidt

Jeden Sonntag, wenn Tom mit seinem Vater in die Kirche ging, wanderten sie an einer hohen Mauer entlang. In dieser Mauer war eine Tür. »Wohin führt die Tür?«, fragte Tom. »Aber, mein Junge«, sagte sein Vater, »hier ist doch gar keine Tür.«
Tom aber sah die Tür ganz deutlich, und eines Tages, als sein Vater mit dem Küster schwatzte, ließ Tom die Hand des Vaters los und ging hindurch. Weiter„Das Mädchen, das seinen Namen verloren hatte“

 

Die seltsame Jungfer Bock

© Rolf Rettich
© Rolf Rettich

Warum Bürgermeister immer auf alte Damen hören sollten! Eine fantastische Vorlesegeschichte

Von Annie M. G. Schmidt

Der Bürgermeister saß in seinem Arbeitszimmer. Er drückte auf den Klingelknopf und sagte zum Bürodiener: »Wie viel Personen sitzen denn noch im Wartezimmer?« – »Nur eine, Herr Bürgermeister«, sagte der Bürodiener. »Eine alte Dame. Allerdings, ob Dame …«, fügte er hinzu. »Wieso: ob Dame?«, fragte der Bürgermeister. »Sie sieht nicht so sehr nach Dame aus«, sagte der Bürodiener. Die Dame, die nicht so sehr nach Dame aussah, trat ein. Ihr graues Haar sah so aus, als ob gerade eine Taube darin gebrütet hätte. »Ich bin Jungfer Bock«, sagte sie. »Und man will mich zwingen, mein Haus zu verlassen.« – »Na, na«, sagte der Bürgermeister freundlich, »In dieser Stadt wird niemand aus dem Haus gesetzt.« – »Ach, wirklich?«, sagte Jungfer Bock. »Nein«, sagte der Bürgermeister. Weiter„Die seltsame Jungfer Bock“

 

Der Froschkönig

© Rolf Rettich mit freunlicher Genehmigung des Oettinger Verlages
© Rolf Rettich mit freundlicher Genehmigung des Oettinger Verlages

Die niederländische Autorin Annie M. G. Schmidt (1911 bis 1995) hat aus dem bekannten Märchen der Brüder Grimm eine spannende neue Vorlesegeschichte gemacht
Vor langer Zeit lebte einmal eine Prinzessin, die war so schön, dass sogar die Hunde auf der Straße den Atem anhielten, wenn sie vorüberging. Leider wusste auch die Prinzessin selbst sehr gut, wie schön sie war. Jeden Tag saß sie neun Stunden vor dem Spiegel und guckte und guckte, bis es jedermann übel davon wurde. Die Zeit, die übrig blieb, benutzte sie, um sich umzuziehen. Immer wieder ließ sie sich neue Sachen machen, und sie hatte doch schon hundertsiebenunddreißig Kleider und zwölfhundertachtundsiebzig Hüte. Es war schrecklich, und ihre Eltern machten sich große Sorgen. »Das Kind ist viel zu eitel«, sagte der König. »Wir müssen etwas dagegen tun.« Weiter„Der Froschkönig“

 

Die Streichholzschachtel

© Rolf Rettich mit freunlicher Genehmigung des Oettinger Verlages
© Rolf Rettich mit freunlicher Genehmigung des Oettinger Verlages

Gisbert kann sich durch Zauberei jeden Wunsch erfüllen. Aber wird er glücklich in einem Leben ohne Anstrengung? Eine fantastische Geschichte

Von Annie M. G. Schmidt

»Gisbert, mein Sohn«, sprach der alte Vater. »Ich werde nicht mehr lange leben. Du weißt, dass ich arm bin und dass du unser Haus verkaufen musst, um meine Schulden bezahlen zu können. Hier hast du hundert Gulden, das ist alles, was ich besitze. Und noch eine Streichholzschachtel. Für die Beerdigung brauchst du nicht zu sorgen, wir sind in der Krankenkasse. Und jetzt gedenke ich meinen letzten Atemzug zu tun.« – »Ach nein, Vater, bitte, tu das nicht«, flehte Gisbert. »Nun gerade«, sagte der Vater und tat seinen letzten Atemzug. Jetzt war der junge Mann allein. Es gab eine schöne Beerdigung, denn sie waren ja in der Kasse, aber Gisbert weinte sehr auf dem Friedhof und ging dann in das teuerste Hotel der Stadt, wo er übernachtete und frühstückte, dann waren die hundert Gulden verbraucht. Weiter„Die Streichholzschachtel“

 

Der Tannenbaum

Am 20. November ist Vorlesetag. Aber diese Geschichte eignet sich für den ganzen Winter: Hemule, Gafsas, Knütts – alle Wesen des Trollwaldes laufen aufgeregt durcheinander, weil bald Weihnachten ist. Nur die Muminfamilie hätte das große Ereignis beinahe verschlafen

Von Tove Jansson

Einer der Hemule stand auf dem Dach und scharrte im Schnee. Er hatte gelbe Wollhandschuhe an, die immer nasser wurden und sich scheußlich anfühlten. Da legte er sie auf den Schornstein, seufzte und scharrte weiter. Schließlich hatte er die Dachluke freigelegt. »Aha, da haben wir die Luke«, sagte er. »Und da unten liegt die ganze Gesellschaft und schläft. Schläft, schläft und schläft. Während unsereins sich abrackert, nur weil Weihnachten vor der Tür steht.«

Tannenbaum
© ddp()

Er stellte sich auf die Luke, und weil er nicht mehr wusste, ob sie nach innen oder nach außen aufging, stampfte er vorsichtig darauf. Sie ging sofort nach innen auf, worauf der Hemul in Schnee und Dunkelheit hinunterfiel und auf all den Sachen landete, die die Muminfamilie auf dem Dachboden aufhob, um sie irgendwann später zu benützen. Inzwischen war der Hemul sehr gereizt, und außerdem wusste er nicht mehr genau, wo er seine gelben Handschuhe abgelegt hatte. An diesen Handschuhen hing er ganz besonders. Also stampfte er die Treppe nach unten, warf die Tür auf und schrie erbost: »Weihnachten steht vor der Tür! Ich hab euch und eure Schlaferei satt, und jetzt ist gleich Weihnachten!« Weiter„Der Tannenbaum“

 

Der Kampf im Moor

Dem starken Wanja ist geweissagt worden, dass er einmal Zar von Russland werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, muss er sieben Jahre auf einem Ofen liegen. »Die Abenteuer des starken Wanja« von Otfried Preußler erscheinen demnächst in der neuen ZEIT-Edition »Fantastische Geschichten für junge Leser«. Hier könnt Ihr in das Buch hineinlesen: Wanja hat seinen Ofen verlassen – aber auf dem Weg zur Zarenkrone begegnen ihm viele Gefahren, zum Beispiel die schreckliche Hexe Baba-Jaga …

Den ganzen Sommer lang wanderte Wanja von Dorf zu Dorf und von Stadt zu Stadt, durch Wälder und Steppen, an Flüssen und Bächen entlang, bei Regen und Hitze, bei Wind und Sonnenschein. Was er zum Leben brauchte, verdiente er sich. Hier half er Weizen schneiden, dort packte er einen wild gewordenen Stier bei den Hörnern und bändigte ihn; bald schleppte er eine Ladung Getreide zur Mühle: alles Arbeiten, die nicht viel Zeit erforderten und ihm doch seine Krautsuppe eintrugen, seinen Brei, seinen täglichen Kanten Schwarzbrot, und manchmal ein Stück Fleisch oder Speck. Weiter„Der Kampf im Moor“

 

Rattentanz

Der schlaue Kater Maurice hat sich mit einer Gruppe besonderer Ratten zusammengetan. Ihre merkwürdigen Namen wie »Sardinen« oder »Gekochter Schinken« haben sie von Konservendosen. Gemeinsam mit Maurice und einem Jungen überfallen die Ratten Menschenstädte und täuschen eine Plage vor. »Maurice, der Kater« von Terry Pratchett erscheint demnächst in der neuen ZEIT Edition »Fantastische Geschichten für junge Leser«. Hier könnt Ihr schon mal hineinschnuppern

Kinderzeit
© Mauricio Duenas/AFP/Getty Images

Der Junge, das Mädchen und Maurice hielten sich in einer großen Küche auf. Allerdings fehlte etwas: Lebensmittel. Das Mädchen ging zu einem Metallkasten in der Ecke und tastete nach dem Bindfaden um seinen Hals. Wie sich herausstellte, hing ein großer Schlüssel daran. »Heute kann man niemandem trauen«, sagte sie. »Und die Ratten stehlen hundertmal so viel, wie sie fressen.« – »Das glaube ich nicht«, sagte der Junge. »Höchstens zehnmal so viel.« – »Weißt du ganz plötzlich alles über Ratten?«, fragte das Mädchen und schloss den Kasten auf. »Nicht ganz plötzlich. Ich hab’s gelernt, als… Au! Das hat wirklich wehgetan!« – »Tut mir leid«, sagte Maurice. »Ich habe dich rein zufällig gekratzt.« Er versuchte, ein Gesicht zu schneiden, das so viel bedeutete wie: Sei kein Vollidiot. Als Katze fiel ihm das sehr schwer. Weiter„Rattentanz“

 

Ein schrecklicher Tag

Warum, oh warum muss der Homsa immer seinen dummen kleinen Bruder hüten? Und warum verstehen seine Eltern so überhaupt gar nichts von Geschichten?

Von Tove Jansson

Der zweitkleinste Homsa kroch am Zaun entlang. Manchmal blieb er regungslos liegen und beobachtete den Feind zwischen den Zaunlatten hindurch. Sein kleiner Bruder kroch hinterher. Als der Homsa beim Gemüsebeet angelangt war, legte er sich auf den Bauch und schlängelte sich durch den Salat. Der Feind hatte Kundschafter ausgesandt, die waren überall. »Ich werd ganz schwarz«, sagte der kleine Bruder. »Sei still«, flüsterte der Homsa, »wenn dir dein Leben lieb ist. Was glaubst du wohl, was man in einem Mangrovensumpf wird? Blau?« – »Das hier ist Salat«, sagte der kleine Bruder.

»Wenn du so weitermachst, wirst du bestimmt bald erwachsen«, sagte der Homsa. »Dann wirst du genau wie Mama und Papa, und das geschieht dir gerade recht. Dann siehst und hörst du ganz normal, und damit meine ich, dass du weder siehst noch hörst, und dann ist es aus mit dir.« – »Oho«, sagte der kleine Bruder und fing an, Erde zu essen. »Die ist vergiftet«, bemerkte der Homsa. »Und jetzt haben sie uns erblickt, das haben wir dir zu verdanken.« Weiter„Ein schrecklicher Tag“