Am Mittwoch, 10. September, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 11. September 2014.
Die Verhörmethoden der Bundesanwaltschaft waren am 137. Prozesstag Thema im NSU-Verfahren – und rückten diese in ein schlechtes Licht: Offenbar hatten Vernehmungsbeamte den Zeugen Enrico T. bei einem Termin in Karlsruhe angebrüllt und eingeschüchtert, wie ein Kommissar einräumte. T. soll an der Beschaffung der Mordwaffe Ceska 83 beteiligt gewesen sein. Die Vernehmung im August 2012 muss „durchaus anders verlaufen sein als die im Münchner Gerichtssaal“, berichtet Gisela Friedrichsen bei Spiegel Online. Der Beamte sprach davon, dass das Gespräch „wortstark“ und mit einer „erhöhten Dezibel-Zahl“ geführt worden sei.
Der Bruder des Angeklagten André E. hat im NSU-Prozess die Aussage verweigert. Der Fall der Familie zeigt, wie sich in Ostdeutschland die Ideologie des Fremdenhasses verbreiten konnte.
André E. setzt ein triumphierendes Grinsen auf und blickt zu seinem Zwillingsbruder Maik, der auf der Zuschauertribüne in der ersten Reihe sitzt. Der grinst, genauso breit, zurück. Sein Bruder ist angeklagt als Helfer des NSU, er soll dem Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Ausweise besorgt und Wohnmobile für sie gemietet haben. Grund für die Heiterkeit der Geschwister ist der Auftritt ihres gemeinsamen großen Bruders Ronny E., der kurz zuvor den Gerichtssaal verlassen hat.
Nach einem Monat Verhandlungspause wird wieder verhandelt. Thema des 136. Prozesstags waren die Bombenattrappen, die Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Jena aufstellten und verschickten. Dazu sagte der LKA-Ermittler Jürgen Dressler aus, der sich bereits im NSU-Untersuchungsausschuss geäußert hatte.
Das NSU-Trio befand sich „offenkundig schon vor dem Gang in den Untergrund im Januar 1998 auf dem Weg in Richtung Terror“, schließt Frank Jansen vom Tagesspiegel. Die Schuld für das Scheitern der Fahndung nach den dreien gab Dressler der Staatsanwaltschaft, die erst spät einen Haftbefehl erließ: „Der Ton klang resigniert.“
Am Freitag ist Ronny E. als Zeuge geladen, einer der Brüder des Angeklagten André E. Als Verwandter könnte er die Aussage verweigern wie im Juli der Zwillingsbruder Maik E. Im Gegensatz zu diesem hatte Ronny E. allerdings bei der Polizei eine Aussage gemacht und behauptet, nicht in der rechten Szene verkehrt zu haben. Eine Einlassung könnte wichtige Informationen zur Gesinnung des Angeklagten liefern.
Ein weiterer Zeuge ist ein Ermittler des Bundeskriminalamts aus Berlin, der den Zeugen Enrico T. vernommen hatte. Dieser wird mit dem Schmuggel der Mordwaffe Ceska 83 in Verbindung gebracht. Vor Gericht berief er sich vielfach auf Erinnerungslücken.
ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Im Januar 1998 ergriff das NSU-Trio die Flucht. Im Prozess schildert ein Beamter des LKA, wie die Staatsanwaltschaft Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt durch Untätigkeit ziehen ließ.
Ein roter Koffer mit einem großen Hakenkreuz darauf, im Inneren zehn Gramm Sprengstoff und Schwarzpulver: Es war eine eindeutige Nachricht, die die Täter im September 1997 auf dem Vorplatz des Jenaer Theaters hinterlassen hatten. Rechtsextremismus gepaart mit Gewalttaten – dass so etwas unmittelbar bevorstand, sollte eine Reihe von Bombenattrappen zwischen 1996 und 1997 den Bürgern von Jena klarmachen. Hinter der Aktion stand, davon ist die Anklage im NSU-Prozess überzeugt, das Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt.
Bei gewissenhafter Vorbereitung hatten die Prozessbeteiligten wenig Freizeit in der vierwöchigen Sommerpause, die heute endet: Der Strafsenat hat mehrere Schriftstücke als Beweise in das Verfahren eingeführt, darunter einen Roman, wie dpa-Autor Christoph Lemmer berichtet. Dabei soll es auch um Kontakte ins NSU-Umfeld gehen. Der Autor des antisemitischen Machwerks, der US-Neonazi William Pierce, soll einem verurteilten Rechten aus Thüringen Unterschlupf gewährt haben.
Mit der 136. Verhandlung am Donnerstag endet die Sommerpause im NSU-Prozess. Erneut greift der Strafsenat die frühe Zeit des Trios in Jena auf. Dazu ist ein Ermittler des Thüringer Landeskriminalamts geladen, der sich mit mehreren Fällen beschäftigte, in denen das Trio Bombenattrappen in Jena verschickt oder abgestellt haben soll. Dazu gehören vermeintliche Briefbomben an die Stadtverwaltung und eine Zeitung sowie eine mit Sprengstoff gefüllte Kiste, auf die Hakenkreuze aufgemalt waren. Die Delikte fallen in die Zeit vor dem Untertauchen der drei im Januar 1998.
Zum dritten Mal geladen ist der Zeuge Thomas R. Er soll das Trio nach der Flucht bei sich zu Hause aufgenommen haben. In seinen ersten beiden Vernehmungen berief sich R. immer wieder auf Erinnerungslücken und bestätigte, was er bereits bei der Polizei ausgesagt hatte.
Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Auch am Mittwoch, 3. September, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.
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Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 4. September 2014.
Die Bilder wirken banal – doch sie kommen den drei Mitgliedern des NSU näher als alle anderen Beweisstücke: Das ARD-Magazin Fakt hat erstmals Bilder der Überwachungskameras gezeigt, mit denen das Trio seinen Unterschlupf in der Zwickauer Frühlingsstraße sicherte. Das Material zeigt nicht nur, wie Zschäpe mit Einkaufstüten heimkommt oder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt Kartons tragen – auch das Wohnmobil, mit dem die beiden Männer 2011 zu ihrem letzten Banküberfall aufbrachen, ist zu sehen.