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Olympia-Tweet des Tages: #Boris oder #Becker?

Die olympischen Spiele 2012 sollen die ersten digitalen Spiele der Geschichte werden. Auch die Athleten twittern, posten und bloggen bis die Tastatur qualmt. Der DOSB führt eine offizielle Liste mit allen deutschen Athleten, die Twitter nutzen.

Es scheint, als sei die Tennis- und Twitter-Legende Boris Becker das Vorbild vieler Olympioniken. Becker versteht es wie kein Zweiter, seine mehr als 100.000 Fans mit Beiträgen zu versorgen. Er findet das spannend.

Um in der schnelllebigen Welt des Internets den Überblick zu behalten, wollen wir täglich den Tweet des Tages küren. In der Redaktion wird noch über den Namen diskutiert: Der „Becker Ehrenpreis für Charmante Kuriositäten in der Elektronischen Randwelt“, kurz: #becker, oder der „Becker Orden für Riesigen Informationsgehalt in Sozialen Medien“, kurz: #boris. Egal wie, teilnahmeberechtigt sind nur olympische Athleten.

Am Tag der Eröffnungsfeier gibt es mit der Hürdenläuferin Caroline Nytra bereits einen klaren Gewinner:

 

Trotz Skandalen: Alles im grünen Bereich

Die Spiele haben noch gar nicht begonnen, da haben sie schon ihren ersten Skandal. Oder sind es bereits zwei? Zuerst wurde beim Fußballspiel der Nordkoreanerinnen gegen Kolumbien von allen möglichen 200 falschen Flaggen ausgerechnet die südkoreanische neben den Namen der Spielerinnen eingeblendet. Skandal Nummer zwei: Mitt Romney, olympischer Organisator von 2002 (Winterspiele Salt Lake City) und amerikanischer Möchtegern-Präsident auf europäischer goodwill-Tour, bezweifelt, dass die Briten als Nation olympiareif sind. „Werden sie wirklich zusammen den olympischen Moment feiern?“, fragte er im US-Fernsehen skeptisch.

Foto: Christof Siemes

Das geht natürlich gar nicht, dass die Spiele mit einer Panne beginnen und die ehemalige Kolonie gegen das Königreich aufmuckt, also musste der Premierminister David Cameron persönlich ran zum Scharte auswetzen. Bei einer open-air-Pressekonferenz direkt vor dem Olympiastadion wurde ausnahmsweise mal nicht er gegrillt wegen irgendwelcher Abhör-Skandale, sondern uns Journalisten wurde heiß, als wir in der stechenden Sonne auf ihn warten mussten, bis er ganz vorbildlich den Olympic Park mit öffentlichen Verkehrsmitteln und zu Fuß erreicht hatte. An der Seite von Organisationschef Sebastian Coe trat Cameron mit patriotischer Verve den drohenden Schwelbrand aus: Keine diplomatischen Verwicklungen mit Nordkorea, wir haben uns entschuldigt, jetzt bloß nichts aufblasen, war die Botschaft Nummer eins. Nummer zwei: „Wenn ich Mitt Romney heute Abend treffe, werde ich ihm sagen, dass wir das VEREINIGTE Königreich sind.“ Und dann kriegte er sich gar nicht mehr ein vor lauter Begeisterung darüber, was seine Landsleute alles bewerkstelligt haben in den sieben Jahren seit der Vergabe der Spiele nach London.

Foto: Christof Siemes

Dazu muss man wissen, dass sich die Briten als Ex-Weltmacht nicht nur im Fußball mit Minderwertigkeitskomplexen plagen. Auch bei anderen Großprojekten misstrauen sie sich – aus Erfahrung. Länger als ein Jahrzehnt zum Beispiel bauten sie an einer neuen British Library – und am Ende waren die Fußböden zu schwach, um die Bücher zu tragen. Aber jetzt haben sie eine Industriebrache in einen Olympischen Park verwandelt, in dem es wirklich grünt und blüht wie auf einer Alpenwiese. „Britain can deliver!“, rief Cameron, wir Briten bringen das! Und dann lieferte er eine Lektion in pep talk, von der sich Angela Merkel einen Mitschnitt besorgen sollte: Weltklasse-Veranstaltung, mit der wir nicht nur eine Stadt erneuern, sondern die Ambitionen eines ganzen Landes, einer ganzen Generation! Für die Sicherheit der Spiele übernahm er auch noch gleich persönlich die Verantwortung, was ihm mit der „finest army in the world“ im Rücken offenbar nicht schwerfiel.

Nur bei einer Sache stahl sich der Premier aus der Verantwortung: die Eröffnungsfeier. Die Musik von den letzten Proben schwappte aus dem Stadiontopf hinter ihm herüber, als er zwar zugab, über den Ablauf und die großen Momente im Bilde zu sein. „Aber ich bin nicht der Regisseur und ich weiß gar nicht, wie Danny Boyle all die großartigen Momente der englischen Geschichte in ein paar Stunden unterbringen will.“

Foto: Christof Siemes

In jedem Fall werden auch bei der Eröffnungsfeier grüne Aspekte eine wichtige Rolle spielen. Während der ganzen Pressekonferenz wurden gleich nebenan unermüdlich echte Blumenteppiche gewässert, die offenbar im Stadion verlegt werden.

Mitten im Herzen einer von Verkehrskollaps und Finanzkrise gebeutelten Stadt wird morgen Abend das ländliche England gefeiert. Auch eine Menge echter Ähren, liebevoll von Hand einzeln in Styroporblöcke eingepflanzt, werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Wir vor Ort konnten uns überzeugen: Die Briten sind zu allem bereit, da kann Romney sagen, was er will.

 

 

Olympia-Splitter: Ägyptens Sportler treten in gefälschten Nike-Schuhen an

Eine Überraschung erwartete die ägyptischen Olympioniken. „Die Tasche hat vorne ein großes Nike-Logo, und die Reißverschlüsse sind von Adidas“, twitterte die Synchronschwimmerin Yomna Khallaf, nachdem sie ihre Ausrüstung in Augenschein genommen hatte. Nun flog auf, dass alle ägyptische Athleten für ihre Mission London 2012 mit Nike-Fälschungen ausgestattet wurden. Ob Trainingsanzug, Schuh oder Shirt – alles Fakes.

Eigentlich hätte man von General Mahmoud Ahmed Ali, dem Präsidenten des Ägyptischen Olympischen Komitees, eine Entschuldigung oder wenigstens eine Ausrede erwartet, etwa: „Der Typ am Souk in Kairo hat bei Allah, dem Allmächtigen, geschworen, dass alles echt ist.“ Doch in Wahrheit sagte er: „Mit Blick auf die schwierige ökonomische Situation in Ägypten haben wir uns für einen chinesischen Hersteller entschieden.“ Und (sinngemäß zitiert): Mein Gott, die Dinger kann doch eh kein Mensch unterscheiden.

Die Sache hat jedenfalls einen Haken, deshalb fordert Nike die Ägypter dazu auf, „sofortige Aktionen“ einzuleiten.

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Unter Kontrolle halten die Herren der Ringe vom IOC gerne Fans und Athleten, die ihre Olympia-Erlebnisse in ihren sozialen Netzwerken teilen wollen. Zuschauer dürfen zwar Videos machen, aber nicht verbreiten. Und die Sportler dürfen Facebook und Twitter zwar nutzen, aber nur unter strengen Bedingungen: Aus dem Olympischen Dorf soll nichts nach außen dringen. Dabei würden uns Informationen aus diesem Sperrgebiet besonders interessieren.

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Bei den Sommerspielen von München vor vierzig Jahren ermordeten palästinensische Terroristen elf israelische Athleten. Einer idealen Gelegenheit, diesem traurigen Kapitel der Olympiageschichte zu gedenken, verweigert sich das IOC. Bei der Londoner Eröffnungsfeier am Freitag wird es keine Gedenkminute geben, obwohl sich Hinterbliebene und Politiker wie Barack Obama dies wünschen.

Der IOC-Präsident Jacques Rogge verweigerte sich auch der Frage, ob es antiisraelische Beweggründe für diese Entscheidung gebe. Ankie Spitzer, die Witwe des damals getöteten Fechttrainers André Spitzer, richtete sie an ihn. „Aber Rogge gab mir keine Antwort“, sagte sie enttäuscht dem Jewish Chronicle.

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In Glasgow, zurzeit eine Art Londoner Außenstelle, hat sich gestern jemand etwas Besonderes einfallen lassen, um den nordkoreanischen Humor zu strapazieren, der ohnehin wenig strapazierfähig ist: Vor dem Spiel Nordkoreas gegen Kolumbien zeigte die Stadionregie die Flagge Südkoreas. Mit Südkorea befindet sich Nordkorea bekanntermaßen offiziell im Krieg, daher weigerten sich die Nordkoreanerinnen eine Stunde lang aus Protest, das Spielfeld zu betreten – bevor sie 2:0 gewannen. Inzwischen haben sich die Organisatoren für die Panne entschuldigt. Doch mit Wirkung? „Dear North Korea, when you send over that revenge nuke, remember that they’re Scottish not British“, schrieb ein besorgter Engländer.

CNN hat eine kleine Rangliste der peinlichsten Verwechslungen von Flaggen und Hymnen im Sport erstellt. Zum Beispiel, wie das Schweizer Fernsehen die 1. Strophe der Deutschen Hymne einblendete oder wie Kuwait einer kasachischen Schützin die Hymne des Comedy-Kasachen Borat auflegte:

Auf Twitter sind Nordkorea und IOC zurzeit zwei Trending Topics. Tenor des Zwitschervolks: Die einen schweigen zu politisch Heiklem und kontrollieren Informationen. Die anderen regen sich über eine Fahne auf.

 

Auf der Suche nach der olympischen Idee

Wer in den Tagen vor der Eröffnung mit offenen Augen durch London geht, sieht ihn manchmal doch aufblitzen, diesen vielzitierten olympischen Geist. Wenn im olympischen Dorf vier Niederländer mit freiem Oberkörper auf ihrem Balkon den Kubanerinnen hinterherpfeifen, die vor ihnen flanieren.

Wenn die Hockeyspielerin Natascha Keller, deren Großvater, Vater und Brüder auch schon bei Olympia dabei waren, bei ihren fünften Spielen die Fahne des deutschen Teams tragen darf, ganz aufgeregt ist und hofft, dass ihre Kollegen sie ihr auch mal abnehmen werden, weil die Fahne doch sonst die ganzen Stunden lang zu schwer werden könnte, wie sie sagt.

Wenn jeder zweite Londoner ein Shirt in Olympiafarben zu tragen scheint und gut gelaunt Auskunft über den schnellsten Weg zur Fechthalle gibt (und die andere Hälfte zumindest milde lächelt anstatt die Nase zu rümpfen, wenn Verirrte ihnen in der U-Bahn vor die Füße laufen).

Und wenn man im Medienzentrum dem Delegationsleiter von Sao Tomé und Principe mit Händen und Füßen erklären darf, dass die Toiletten am Ende des Ganges, dann links, sind.

Dann ist das alles Olympia, etwas Besonderes, vielleicht eine der letzten Utopien, die wir haben. Die ganze Erde in einer Nussschale, ein Modell für eine bessere Welt – in diesen Zeiten gefragter denn je.

Deshalb werden am Freitagabend etwa eine Milliarde TV-Zuschauer dabei sein, wenn bei der Eröffnungsfeier das Olympische Feuer entzündet wird, und das ist noch vorsichtig geschätzt. Einige reden von bis zu vier Milliarden. Weil laut Weltbevölkerungsuhr derzeit etwa sieben Milliarden Menschen auf der Erde leben, schaut also nicht nur sprichwörtlich die halbe Welt zu. Warum eigentlich?

Es ist wohl der Mythos Olympia. Ein ziemlich diffuses Ding, das diese Sportwochen zu etwas Besonderem macht. Nicht zu vergleichen mit Wimbledon, dem Großen Preis von Monaco, der Tour de France, dem Super Bowl, nicht einmal mit den großen Fußballturnieren. Weil es bei Olympia um mehr zu gehen scheint: Um Internationalität, Fairplay, Freiheit. Die Sachen eben, die sich der Baron Pierre de Coubertin damals hatte einfallen lassen.

Doch gibt es diesen Mythos außerhalb der Plakate, Faltblätter und Pressemitteilungen der Veranstalter tatsächlich noch irgendwo? Hat das Internationale Olympische Komitee diesen Geist nicht schon vor etlichen Jahren an Burgerberater und Softdrinkabfüller verkauft?

Wir werden uns in den kommenden Wochen auf die Suche nach der olympischen Idee machen. Unter anderem. Wir werden täglich einen Menschen in unserer Serie „Mein Olympia“ über seine persönlichen Spiele erzählen lassen. Wir werden an dieser Stelle regelmäßig bloggen, Wichtiges und Unterhaltsames. Mein Kollege Christof Siemes und ich werden regelmäßig die spannendsten und interessantesten olympischen Geschichten aus London aufschreiben.

Natürlich wollen und werden wir unsere Notizbücher nicht vor den Übeln verschließen, die diesem Event schon zugesetzt haben. Längst wurden die Spiele von internationalen Großkonzernen vereinnahmt, dessen Produkte bei stetem Konsum ziemlich unolympische Körperwölbungen verursachen.

In London wollte man es nach den Dicke-Hose-Spielen von Peking etwas bescheidener angehen lassen. Aber auch hier wird Olympia den Steuerzahler um etliche Pfund erleichtern. 2,5 Milliarden sollten es werden, offiziell 9,3 Milliarden sind es geworden.

Mehr als 18.000 Soldaten werden für die Sicherheit der Spiele sorgen, weil sich eine private Firma übernommen hat. So viele Uniformen auf einen Fleck sieht man sonst nur in Krisengebieten. Zudem sollen Boden-Luft-Raketen auf Wohnhäusern im Ernstfall ein entführtes Flugzeug abschießen.

Und, klar, gedopt wird auch fleißig. Erst am Mittwoch hat der Leichtathletik-Weltverband noch einmal neun Sportler gesperrt.

Wir werden versuchen, ihnen beide Gesichter dieser Spiele näher zu bringen. Die Faszination Olympia genauso wie die Spiele als Macht- und Wirtschaftsfaktor. Wir werden über naive Freude schreiben und über die düsteren Seiten. Über das Pure und das Verdorbene. Weil beides zu den Spielen gehört.

 

Noch Fragen? Irgendjemand?

  • Tore durch David Silva, Jordi Alba, Fernando Torres und Juan Mata
  • Spanien schreibt Geschichte
  • Ein Blog aus Berlin und dem Finalstadion in Kiew

Die Europameister von 2012 und die Weltmeister 2030 Foto: Claudio Villa/Getty Images

Fazit Noch Fragen? Irgendjemand? Wer auch immer in den vergangenen Tagen an dieser spanischen Mannschaft herumgekrittelt hat (wir auch ein bisschen), muss hundert Mal „Ich darf nicht schlecht über die Größten reden“ auf den Rasen kreiden! Mit diesem überragenden Finale, dem ersten Triple der Fußballhistorie, gesellt sich die spanische Mannschaft zu den Besten der Geschichte. Vielleicht ist sie sogar die Beste. Aber Superlative sind ohnehin nur für die, die es nötig haben.

Man muss dieser Mannschaft einfach nur zuschauen. Sie machte aus dem Finale das beste Spiel des Turniers, was nicht oft vorkommt. Das lag vor allem an den vier Steilpässen, drei von Xavi (2:0, 3:0 und 4:0) und einer von Iniesta (1:0), die dieses Spiel entschieden. Pässe, die mehr sind als einfach nur Balltransporte von A nach B. Sie sind Kunstwerke, zum an die Wand hängen, in den Garten stellen oder was auch immer. Vier Pässe, für die viele Fußballfans auf den Knien nach Kiew pilgern würden.

Dabei machten es die Italiener den Spaniern gar nicht so leicht. Sie kamen in der ersten Halbzeit mit ihrem schnörkellosem Spiel öfter mal vors spanische Tor, wo aber das Glück fehlte, das sie gegen die deutsche Elf noch hatten. Die Entscheidung fiel recht kurios nach gut einer Stunde: Thiago Motta sollte als Einwechsler die Aufholjagd einleiten. Das ging schief. Nach wenigen Minuten holte er sich eine Muskelverletzung, musste wieder raus, Italien konnte nicht mehr wechseln und musste die letzte halbe Stunde zu zehnt weiterspielen. Und das gegen die Spanier, die ja sowieso immer irgendwie einer mehr sind.

So endet diese EM mit dem einzigen Sieger, den sie verdient hat. Die Spanier, und das muss auch Joachim Löw zuhause auf dem Sofa in Freiburg zugeben, spielen derzeit in einer anderen Liga. Und obwohl Quervergleiche ja manchmal nur für Milchmädchen sind: Die Frage, was die Spanier mit Jogis Jungs veranstaltet hätten, bleibt besser unbeantwortet.

Nach dem Spiel Feuerwerk in Kiew, Ehrenrunde der Spanier mit dem Pott. Und mit Kindern. Unser Reporter ist ganz nah dran. Tolles Bild, Steffen!

Das ist die Dings! Torres und Tochter. Foto: Steffen Dobbert

Und er leidet mit den Verlierern.

Armer Balo. Foto: Steffen Dobbert

Iker Casillas reckt den Pokal in die Höhe. Das Bild kennt man irgendwo her. Plädiere für ein Splitscreen-Verfahren mit Live-Schaltung ins Löw´sche Wohnzimmer.

Unser Kollege Oliver Fritsch ist leicht frustriert. Er möchte in seinem Sportreporterleben auch noch mal andere Sieger sehen.

 

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Das fiel Ihnen zum Balotelli-Bild ein

Was Ihnen zur martialischen Pose von Mario Balotelli nach dessen Doppelpack gegen Deutschland einfalle, hatten wir gefragt.

Foto: Leonhard Foeger/Reuters

Am Besten hat es unserer Meinung nach Hembinho getroffen (Glückwunsch, wir benachrichtigen Sie noch persönlich!).

Seine Theorie: „Super Mario“ spannte nach dem 2:0 die Muskeln für die vor ihm liegenden Aufgaben an…

Nach dem Finale reicht es nämlich nicht mehr, nur Traumtore zu schießen.
Dann steht anderes auf der To-Do-Liste: Saurier reiten beispielsweise, Prinzessinnen retten – und dabei immer freundlich in die Kamera winken.

Foto: Robyn Beck/AFP/GettyImages

 

Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?

Halbfinale, Hahnenkamm – 2:0 Italien noch vor der Halbzeit. Und Mario Balotelli ließ seinem unhaltbaren Schuss eine unnachahmliche Pose folgen.

Hatte er noch was dazu zu sagen? Oder Teamkollege Claudio Marchisio? Oder Philipp zu Lahm?

Kurz: Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein, liebe Leser?

Foto: Leonhard Foeger/Reuters

Der Verfasser des originellsten Beitrags gewinnt ein Fußball-Buch. Dessen Auswahl erfolgt völlig willkürlich. Den Rechtsweg können Sie sich daher schenken.

Nachtrag, Samstag, 14.45 Uhr: Da ist ja Einiges zusammenkommen. Viele lustige, kreative Kommentare – und leider auch viele rassistische Dummheiten, die wir umgehend gelöscht haben. Enttäuschend, peinlich, traurig, dass sich das mit der Unantastbarkeit der Menschenwürde noch immer nicht herumgesprochen hat. Ich suche jetzt mal einen Gewinner, der in einem neuen Blogbeitrag bekanntgegeben wird.

 

Deutschland – Italien 1:2

  • Deutschland scheitert im EM-Halbfinale an Italien
  • Zwei Tore durch Balotelli
  • Wie weiter?

Kein schöner Schland (Foto: Joern Pollex/Getty Images)

Fazit

Das war’s dann. Die schwarz-rot-goldenen Perücken, Hawaiiketten und Autospiegelflaggen landen wieder auf dem Dachboden, für zwei Jahre zumindest. Die deutsche Nationalelf ist ausgeschieden, wieder Halbfinale, wieder Italien, wieder kein Titel, wieder Tränen.

Und jetzt wieder viel Gerede. Woran lag es? An Löw? Am Rasen? An Waldi? Reinhold Beckmann und Mehmet Scholl, die dieses Aus erklären mussten, versuchten es in der Nacht schon einmal. Beide waren sich uneinig, und das ist noch harmlos formuliert. Beckmann stellte sofort alles infrage. Ob die Mannschaft zu selbstgefällig sei, ob es mit flachen Hierarchien nie mit dem Titel klappt, solche Sachen. Scholl war davon genervt, wurde richtig pampig. An diesem Tag wurden Fehler gemacht, klar, aber das große Ganze ist schon okay, sagte er sinngemäß. So ähnlich wird in den nächsten Tagen überall diskutiert werden. An den Stammtischen, im Büro, in der Otto-Fleck-Schneise.

Vielleicht muss Joachim Löw dieses Spiel wirklich auf seine Kappe nehmen. Wie im Viertelfinale gegen Griechenland brachte er mit Gomez, Kroos und Podolski überraschend drei Neue. Der Unterschied: Heute spielten alle schlecht. Die Gegentore fielen aber nach individuellen Fehlern. Beim ersten Tor spielte Cassano mit Hummels Brummkreisel, seine Flanke köpfte Balotelli ein. Beim zweiten Tor schätzen Podolski und Lahm einen langen italienischen Ball falsch ein, wieder traf der geschmähte Balotelli.

Löw korrigierte seine Fehler in der Halbzeitpause, zehn, fünfzehn Minuten sah es nach einem Wunder von Warschau aus. Dann wechselte Prandelli, der auch schon mal das ein oder andere Taktikseminar besucht hat. Die Italiener hätten nach Kontern daraufhin das 3:0, 4:0. 5:0, sogar das 6:0 machen können, wären sie nicht ausgerutscht oder hätten den Ball vorbeigestolpert. Es gab dann noch ein Elfmetertor, Özils einziges Turniertor. Aber das war’s.

Eins noch: Gratulation, Italien. Habt einen schönen italienischen Sommer. Aber zieht Euch irgendwann wieder was über.

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Spanien schlägt Portugal 4:2 n.E.

  • 0:0 nach 120 Minuten, es gab Elfmeterschießen
  • Bruno Alves verschießt knapp
  • Cesc Fabregas verwandelt knapp
  • Die Spanier sind noch hungrig, aber schlagbar

Rekordhalter: Casillas gewinnt sein 100. Länderspiel (von 136) (Bild: Alex Livesey/Getty)

Fazit

Am Ende waren es Zentimeter: Nachdem sowohl Xabi Alonso als auch Moutinho im Elfmeterschießen vergaben, legte sich Bruno Alves den Ball zurecht. Es stand 2:2. Der wuchtige Verteidiger lief an, zielte etwas zu genau und traf nur die Latte, der Ball sprang zurück ins Feld. Es lag nun in den Füßen von Cesc Fabregas, auch er lief an, traf nur den Pfosten – doch der Ball sprang ins Tor. Es war alles sehr knapp, an diesem EM-Halbfinaltag. „Ungerecht“, brabbelte Ronaldo daraufhin und blickte in den Nachthimmel von Donezk.

Zumindest ansatzweise kann man ihn verstehen. Die Portugiesen attackierten früh und aggressiv, unterbrachen so die Ballstaffetten der Spanier und spielten selbst mutig nach vorne. Man könnte sagen: Genau so knackt man die Spanier, wenn man sich eben nicht hinten rein stellen möchte. Das Problem: Sie kamen trotz aller Mühen ebenso selten vor das Tor wie die Spanier.

So vielversprechend der Anfang, so ernüchternd war die zweite Halbzeit. Die Spanier machten es jetzt besser, die Portugiesen wurden zunehmend müde. Hinten mussten Pepe und Alves mehr denn je Gegner und Rasen umpflügen, vorne versuchte es Ronaldo mit Raumgewinn durch Freistöße. Die meisten seiner Versuche gingen über das Tor. Nicht so das Spiel, das wurde immer flacher: Es war ein ausgeglichenes Geschiebe mit hoher Intensität, aber eben auch ein Geschiebe mit wenig Strafraumszenen. Kurz vor Ende der regulären Spielzeit hätte Ronaldo sich unsterblich machen können, doch er schob, genau, wieder drüber.

Die Verlängerung gehörte dem amtierenden Europameister: 6:0 Torschüsse, darunter große Chancen von Navas, Pedro und Iniesta. Am Ende waren die Portugiesen froh, sich ins Elfmeterschießen retten zu können. Über dessen Ausgang waren sie gar nicht froh. Was bleibt ist die Tatsache, dass die Spanier offenbar immer noch nicht satt aber dafür schlagbar sind – und Deutschland nun gleich zwei Revanchen vor der Brust hat.

Schluss, aus, vorbei! Spanien steht im EM-Finale!

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