Das Leben wird immer komplizierter. Kein Grund zu verzweifeln! Unser Autor weiß, wie man den Überblick behält: Er erklärt die Welt seinem Hund. Heute – die Religion.
Adele, komm mal her! Mach Sitz! Und hör gut zu, ich muss dir was erklären. Also, pass auf, Adele! Vor langer Zeit, als es noch mehr Wölfe als Hunde gab, da glaubten alle Menschen auf der Welt, es gäbe für sie ein, nun sagen wir: Herrchen. Allerdings nicht, wie bei euch Hunden, ein Herrchen für jeden, sondern eines für alle. Und noch etwas war anders an diesem Menschen-Herrchen. Es lebte nämlich nicht hier auf der Erde, schnauzte einen nicht an, zerrte einen nicht an der Leine und gab, leider, auch kein Futter aus der Hand. Die Menschen dachten sich ihr Herrchen vielmehr irgendwo anders, weiter oben, von wo es allerdings jeden Menschen aufmerksam beobachtete. Und wenn der Mensch gegen die Regeln des Herrchens verstieß, musste er mit allerlei Strafen rechnen, die gewissermaßen indirekt vollstreckt wurden, zum Beispiel in Form von Krankheit und Armut oder Quälereien nach dem Tod.
Nun weißt du als Hund ja aus eigener Erfahrung, wie schwierig es ist, schon die Wünsche und den Willen eines real anwesenden Herrchens richtig zu deuten. Um wie viel schwieriger ist es da, Wunsch und Wille eines abwesenden, aber gewissermaßen universellen und omnipotenten Herrchens dauernd richtig zu treffen. Weiter„Herrchen im Himmel“