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Heartbeats

Druckvolles Techno-Set einer energiegeladenen Performerin: Mit Yetti Meißner kommt ein Resident-DJ des angesagten Berliner Clubs Sisyphos ins Docks.

Nach erfolgreichem Sternbrücken-Festival Ende Oktober 2014 meldet sich die Heartbeats-Crew aus dem Winterschlaf zurück. Mit Yetti Meißner hat man sich hierfür ein besonderes Sahnehäubchen aufgespart: Die gebürtige Berlinerin, die ihre Homebase im angesagten Sisyphos Club gefunden hat, ist nicht mehr wegzudenken aus dem Nachtleben der Hauptstadt. Umso schöner, dass jetzt auch Hamburger in den Genuss eines ihrer Sets kommen. Im Docks erwartet die Gäste ein energiegeladenes Techno-Set, dargeboten von einer nicht minder energiegeladenen Performerin. Unterstützung gibt es unter anderem von Kyonka, Schubkraft, Jabster und – last but not least – Heartbeats-Gründer Toomanyfaces, der die Nacht druckvoll ausklingen lassen wird und nebenbei noch Geburtstag feiert – Herzlichen Glückwunsch!

Text: Ole Masch

 

Bernd Begemann

Es ist immer wieder eine Freude, den musikalischen Entertainer auf der Bühne zu erleben. Mit Charme, Sex-Appeal und Power tritt er am 27. Februar im Polittbüro auf.

„Fernsehen mit deiner Schwester. Irgendwie gehört sie dazu und sie lässt uns in Ruhe. Es ist ok, wenn sie dabei ist. Wir könnten auch nicht die ganze Zeit zu zweit sein.“ Gelesen klingt es nur halb so schön wie gesungen, die Zeile aus einem der eingängigen Bernd-Begemann-Songs. Wer in seiner Jugend die Hamburger Schule feierte, ist auch mit dem Musiker groß geworden. Er gründete hier an der Elbe im Alter von 20 Jahren die Band Die Antwort. Nach einigen gemeinsamen Alben tingelte er lieber solo durch die Clubs, bis es etwa ein Jahrzehnt später erneut zur Bandgründung kommt. Wer das alles genauer wissen will, klickt sich durch die achtseitige Biografie auf seiner Homepage. Bernd Begemann und die Befreiung setzt sich heute zusammen aus Bernd Begemann (Gesang und Gitarre), Ben Schadow (Bass), Kai Dorenkamp (Keyboard) und Achim Erz (Schlagzeug). Besonders viel ist in den letzten Jahren musikalisch nicht passiert. 2012 erschien bei Tapete Records anlässlich seines 50. Geburtstages das Album Der brennende Junge – Die beliebtesten Lieder aus 25 Jahren. Bei seinem Solo-Auftritt im Polittbüro kann er auf einen großen Fundus aus sehr unterhaltsamem Diskurspop zurückgreifen.

 

Ute war hier

Das Westwerk zeigt neun Abschlussarbeiten der HAW Hamburg, die unter Prof. Ute Mahler entstanden sind. Eröffnung ist am 26. Februar. Die Ausstellung läuft bis zum 1. März.

Allein mit ihrer Kamera ist Katharina Werle durch die Wälder Norwegens gelaufen. Entlang des 640 Kilometer langen Pilgerweges, der von Oslo nach Trondheim führt, sind die Bilder ihrer Abschlussarbeit entstanden. „Die Arbeit drückt das Gefühl aus, wie ich den Weg empfunden habe: Es ist eine Mischung aus Mystik, Skurrilität und persönlichen Empfindungen.“ Ihre Serie Zusammen gehen ist eine von neun Abschlussarbeiten der HAW Hamburg, die Ende Februar im Westwerk präsentiert werden. Die umfangreichen Fotoprojekte umfassen ein breit gefächertes Themenspektrum mit unterschiedlichen fotografischen Ansätzen. So erzählt Bo Mißfeldt mit Cold Hawaii von dem kleinen Fischerdorf Klitmøller an der nördlichen Westküste Dänemarks. Das ganze Jahr über setzen sich Surfer dort den rauen, widrigen Wetterbedingungen aus, um eine der begehrten Wellen zu erwischen. Daniel Feistenauer gibt Einblick in die Internate der neuen Elite. Was ist deutsch?, fragt Jasmin Gritzka. Andere erkunden in sehr freien, subjektiven Bildern die Melancholie oder machen sich auf die Suche nach dem Monster aus Loch Ness. Modeserien zeigen Schönheit im Alter und moderne Adams und Evas. Alle Arbeiten sind unter Professorin Ute Mahler entstanden. Mit ihrer Persönlichkeit hat sie nicht nur das fotografische Profil an der HAW geprägt, sie spielt auch eine entscheidende Rolle in der deutschen Fotografie. Nach 14 Jahren Lehrtätigkeit an der HAW Hamburg geht Ute Mahler nun in den Ruhestand. Sie hinterlässt eine große Lücke, aber zum Glück auch viele besondere Fotografen.

Text: Nele Gülck

 

Liederabend

Deutsche und chinesische Lieder stehen auf dem Programm der Sopranistin Lini Gong. Begleitet wird sie von Marina Popova am Piano sowie Bin Li und Mingyong Fan (beide Erhu).

Als Lini Gong zwölf Jahre alt war, wurde ihr Talent entdeckt und fortan gefördert. Erstmals Kontakt mit dem Ausland hatte die 1981 in Zhuzhou, Hunan geborene chinesische Sopranistin dann bei einem Wettbewerb in Deutschland. Sie genoss die Freiheit, entschloss sich zu bleiben und beendete ihr Studium in Hamburg. Seither ist sie auf vielen Bühnen eine gefragte Virtuosin. Am 26. Februar präsentiert Lini Gong deutsche und chinesische Lieder zwischen wehmütig-heiterer Todessehnsucht, Humor und Ironie. Ihr Konzert möchte sie als „musikalischen Dialog zwischen Westen und Osten“ verstanden wissen. Die zwischen Klassik, Jazz und Pop mit allen Wassern gewaschene, renommierte bulgarische Pianistin Marina Popova begleitet sie dabei. Außerdem mit von der Partie: Bin Li und Mingyong Fan, die als Virtuosen des chinesischen Saiteninstruments Erhu gelten.

 

Rachael Yamagata

Die amerikanische Singer-/Songwriterin und Klavierspielerin präsentiert ihre hoch emotionalen Stücke im Uebel & Gefährlich.

Rachael Yamagata ist personifizierter Herzschmerz. Sie singt mit sanfter Stimme, klingt dabei todtraurig und versöhnlich zugleich. „All of this means nothing without you“, sagt sie und begleitet sich selbst am Klavier oder Keyboard. „If only you had found a way to love me for who I am, the way that I loved you.“ Man nimmt es ihr ab. Dieser Frau muss das Herz gebrochen worden sein. Aber sie selbst ging daran nicht zugrunde. Warum sollte sie sonst so stark wirken? Wie auch immer – das Konzert ihrer Solo-Acoustic-Tour am 26. Februar im Uebel & Gefährlich wird emotional. Ein Abend wie gemacht, um zuzuhören und alle Töne und Worte auf das eigene Leben zu beziehen. Das ist reinigend und schmerzhaft und irgendwie auch Therapie – aber eine sehr, sehr schöne. Wem der Name der amerikanischen Musikerin jetzt nicht sofort etwas sagt, kennt wohl doch einige ihrer Songs aus zahlreichen Kinofilmen. Etwa You Won’t Let Me aus Die Frau des Zeitreisenden.

Text: Lena Frommeyer

 

Traumstagnation

Christian Ulmen liest aus Sibylle Bergs „Der Tag, als meine Frau einen Mann fand“ – am 26. Februar auf Kampnagel, mit Live-Musik der Gruppe Kreidler.

Bei Rasmus und Chloe läuft eigentlich alles glatt, wäre da nicht die Midlife-Crisis, die an ihre Türe klopft. Denn dass auch sie nur klassische Vertreter des von ihnen verhassten Spießertypus „linksliberale, künstlerisch interessierte, antikapitalistische Doppelverdiener“ sind, ist ihnen völlig bewusst. Wie also kommen sie da wieder raus – hilft es wirklich, aufzubrechen und Jugendliche in einem Dritteweltland zu retten? Natürlich nicht. Und letztlich hilft ihnen auch ihre ganze zynische Selbstreflektiertheit nicht über körperliche Sehnsüchte, das drohende Altwerden und eine gefühlte Anwesenheit des Todes hinweg. Und plötzlich, ohne zu wissen, wie ihnen geschieht, versinken Rasmus und Chloe im Abgrund einer existenziellen Katastrophe. So weit, so typisch für Sibylle Berg. Und auch erzählt wird dieses Märchen ganz im Berg-Stil: mit messerscharfem Blick auf den Menschen in seiner ganzen Kläglichkeit. Doch dann entwickelt sich die Handlung nach und nach ungewohnt, beinahe optimistisch. Und so wird der Roman zu einer in seiner Tragik komischen Parabel, in der eine existenzielle Katastrophe zum Katalysator wird und der totale Zusammenbruch als unverhoffte Chance auf ein zufriedenes Leben aufscheint.

Text: Almuth Strote

 

Coming-of-Age

Der brasilianische Film „Heute gehe ich allein nach Hause“ erzählt die Geschichte eines blinden Teenagers, der sich in seinen Mitschüler verliebt.

Leo ist blind, seit seiner Geburt. Er geht auf eine normale Schule und seine beste Freundin Giovana begleitet ihn durch den Alltag. Als sich sein neuer Mitschüler Gabriel in der Klasse hinter ihn setzt, verbringen die beiden immer mehr Zeit miteinander. Sie stehlen sich nachts aus dem Haus, um eine Sonnenfinsternis zu erleben, fahren gemeinsam auf einem Fahrrad durch die Straßen und kommen sich näher. Heute gehe ich allein nach Hause ist ein Coming-of-Age-Film des brasilianischen Regisseurs Daniel Ribeiro. Sensibel erzählt er die Geschichte des blinden Teenagers, der Grenzen austestet und seine Gefühle erkundet. Er basiert auf dem Kurzfilm I Don’t Want to Go Back Alone aus dem Jahr 2010. Die Spielfilmversion gewann den Publikumspreis bei den Lesbisch Schwulen Filmtagen Hamburg 2014 und war der brasilianische Beitrag für die Oscars 2015. Am 26. Februar wird er im 3001 Kino im Originalton (Portugiesisch) mit Untertiteln gezeigt. Absolut sehenswert!

Text: Lena Frommeyer

 

Team Me

Vom Newcomer zum Chartstürmer: Das norwegische Sextett um Sänger und Gitarrist Marius Drogsås Hagen präsentiert sein aktuelles Album live im Knust.

Team Me waren ursprünglich ein Solo-Projekt des norwegischen Sängers und Gitarristen Marius Drogsås Hagen. Auf der Suche nach weiteren Mitstreitern, um eine veritable Band auf die Beine zu stellen, geriet der Bandname zu einer programmatischen Ansage. Die 2010 gegründete beziehungsweise vervollständigte Gruppe nahm erfolgreich an einem Musikwettbewerb eines norwegischen Rundfunksenders teil, danach folgten diverse Festivalauftritte, bei denen das Sextett sich eine lokale und nationale Fanschar erspielen konnte. 2011 gastierten sie – neben anderen Festivals – auch auf dem Reeperbahnfestival, bevor es dann 2012 zum SXSW Austin/Texas ging. Im letzten Jahr erschien mit Blind As Night das zweite Album von Team Me. Zur Vorstellung desselben treibt es die Skandinavier mal wieder aufs europäische Festland.

 

All We Are

Drei sympathische Stimmen und jede Menge Musikalität: Das junge britische Trio bezaubert sein Publikum am 25. Februar in der Prinzenbar.

Als junge Band muss man sich heutzutage schon genau überlegen, welchen Namen man sich verpasst. Ist er auch Suchmaschinen-kompatibel? Gibt es schon jemanden, der so heißt? Im Fall von All We Are ist es – sagen wir mal – suboptimal gelaufen. Warum? Weil es, und zwar ausgerechnet von der deutschen Heavy-Metal-Legende Warlock um Sängerin Doro Pesch, einen Hit gleichen Namens gibt. Als sei das nicht genug, hat nun auch noch eine irische Hip-Hop-Crew ihr aktuelles Album so benannt. Egal: Hier geht es um ein bezauberndes Trio mit Wohnsitz in Liverpool, das kürzlich sein Debüt-Album veröffentlicht hat und deren Lieder jeden melodie- und harmonie-verliebten Musikhörer sofort gefangen nehmen: drei sympathische Stimmen, ein Hang zum Falsettgesang, halbakustische Instrumente, Steh- beziehungsweise minimales Electro-Schlagzeug und jede Menge Musikalität – da kann nichts schief gehen. Auch nicht am 25. Februar in der Prinzenbar.

 

„True Crime“

Ex-IRA-Aktivist Sam Millar liest aus seinen Memoiren. Dazu gibt es Steve McQueens preisgekröntes Knastdrama „Hunger“ von 2008 zu sehen.

Sam Millar, Jahrgang 1955, war Mitglied in der IRA. Geprägt haben ihn die Gewalt auf den Straßen Belfasts und jahrelange Gefängnisaufenthalte. In den USA schlug er sich als Straßenverkäufer und Portier durch, bevor er sich schließlich seinen Traum eines eigenen Comic-Ladens erfüllte. Berühmt wurde er für ein großes Ding bei Brinks – einen Überfall auf ein Gelddepot im Jahr 1993, der ihm die nächste Haftstrafe eintrug, bis er 1997 entlassen wurde. Von all dem erzählt Sam Millar in seinen 2003 erschienenen Memoiren (an denen sich Warner Bros. zunächst die Filmrechte sicherte, um sie gleich wieder frei zu geben, nachdem die Bush-Regierung Millar die „Verherrlichung von Terrorismus“ vorwarf). Seine Lesung aus True Crime im 3001 Kino illustriert Millar mit Steve McQueens preisgekröntem Knastdrama Hunger.