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Richtung London

Das Hamburger Quartett präsentiert seine neuen Songs live in der Astra Stube. Im Vorprogramm: der Singer/Songwriter Vince Adam mit Band.

Ja, da haben wir es wieder: Vier Jungs mit hübschen Frisuren, musikalischem Talent und dem Willen, es ganz nach oben zu schaffen … Richtung London haben sie es 2013 bis ins Finale des Nachwuchswettbewerbs Local Heroes geschafft, wo sie mehr als einen nur anständigen Eindruck hinterlassen haben. Das Hamburger Quartett wirkt trotz seines noch jungen Alters schon reichlich professionell. Nur an der Beschreibung ihres Sounds muss noch ein bisschen gefeilt werden, denn inhaltsarme Floskeln wie „britische Gitarren treffen auf deutsche Texte“ will heutzutage wirklich niemand mehr lesen. Zur Präsentation ihrer neuen, im letzten Jahr aufgenommenen Songs, treten Richtung London am 13. Januar in der Astra Stube auf. Vorgestellt wird an diesem Abend auch ihr neues viertes Bandmitglied. Im Vorprogramm spielt der Hamburger Singer-Songwriter Vince Adam mit seiner Band.

 

Eisberg / In Circles

Montags ruft der Moshpit: Zwei Hardcore-Bands aus Luxemburg und Köln laden zum ausgelassenen Slam-Dance in die Rote Flora.

Und ab geht’s: Mit Eisberg und In Circles sorgen am Abend des 12. Januar zwei Bands für harte und herzliche Stimmung in der Roten Flora. Erstere, mit deutschsprachigem Bandnamen, kommt kurioserweise aus dem Großherzogtum Luxemburg, das ja nun nicht gerade für seine rege Punk-Szene bekannt ist. In Circles stammen aus der Gegend um Köln, sind zu fünft und haben bereits einige Tonträger herausgebracht. Beide Bands sind mit dem Leipziger Label Powertrip Records verbandelt. Was die beiden darüber hinaus verbindet, ist die Neigung zu traditionellem Hardcore, den Eisberg mit erfrischenden Stop-&-Go-Parts garnieren, während In Circles ihren Sound eher mit Elementen aus Metal und Screamo-Core versehen. Beides lädt zu ausgelassenem Pogo, Slam-Dance und Stagediving ein. Was gibt es Schöneres als einen Montagabend in der Roten Flora…?

 

Leszek Możdżer Trio

Der renommierte, polnische Jazz-Pianist gastiert zusammen mit Bassist Lars Danielsson und Schlagzeuger Zohar Fresco in der Laeiszhalle.

Leszek Możdżer zählt zu den renommiertesten Jazz-Pianisten Polens. 1971 geboren, spielt er seit seinem fünften Lebensjahr Klavier. Er hat in Danzig studiert und kann seitdem auf so manche Kollaboration zurückblicken, so zum Beispiel mit prominenten Landsleuten wie Tomasz Stańko und Michał Urbaniak, aber auch Jazz-Giganten wie Pat Metheny, Lester Bowie und Archie Shepp. Seit 2003 spielt Możdżer regelmäßig mit dem Kontrabassisten Lars Danielsson zusammen, woraus bereits vier Alben entstanden – zwei davon erreichten in Polen Platin-Status. Zur aktuellen Besetzung seines Trios gehören neben Możdżer selbst und seinem ständigen Partner Danielsson (der außer Bass auch Cello spielt) noch der israelische Perkussionist und Sänger Zohar Fresco. Auf dem Programm stehen bei dem Konzert in der Laeiszhalle unter anderem Stücke des im letzten Jahr erschienenen Tonträgers Polska.

 

Hamburg Museum

Jeden Sonntag findet im Museum am Holstenwall eine kostenlose Führung statt. Das ist auch für langjährige Hamburger eine interessante Sache.

Wie ist Hamburg eigentlich entstanden, was ist mit der Hanse passiert und wie ist es zur HafenCity gekommen? Selbst langjährige Städter haben oft große Wissenslücken, was die Entstehungsgeschichte ihrer Hood angeht. Vielleicht ein Vorsatz fürs neue Jahr: Herauszufinden, wie die Nachbarschaft vor 100 Jahren aussah? Unter dem Motto „Kennen Sie Ihre Stadt?“ bietet der Freundeskreis des Hamburg Museums ab 2015 jeden Sonntag um 15 Uhr kostenlose öffentliche Führungen an. Erster Termin war der 4. Januar zum Thema 1.000 Jahre Hamburg in 60 min – von der Hammaburg bis zur Elbphilharmonie. Am 11. Januar dreht sich die Führung um den Aspekt Von Mastenwäldern zur Hafencity. Stadtentwicklung im Zeichen des Hafens. Gezahlt werden muss lediglich der Museumseintritt von 9 Euro (ermäßigt 5.50 Euro, unter 18 Jahren Eintritt frei). Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

 

„Berlin East Side Gallery“

Karin Kaper und Dirk Szuszies dokumentierten den Kampf einer Künstlerinitiative um das längste noch erhaltene Stück Berliner Mauer.

In Hamburg kennt man ihn, den Kampf von Initiativen gegen die Interessen mächtiger Investoren. Aber auch andernorts verteidigen Bürger und Vertreter der Subkultur ihre Nischen in boomenden Städten. Ein Beispiel ist die Berlin East Side Gallery, die seit einem viertel Jahrhundert an der Spree existiert. Hier verläuft das längste noch erhaltene Stück Berliner Mauer und bildet eine riesige Open-Air-Galerie. Sie ist Besuchermagnet und Abbild der friedlichen Revolution gegen die Teilung Deutschlands. Initiativen kämpfen um den Erhalt und gegen die Bebauung des Spreeufers und des ehemaligen Todesstreifens an der East Side Gallery. Entlang der Frage „Was bedeutet uns Freiheit, was ist sie uns wert?“ zeigen die Filmemacher Karin Kaper und Dirk Szuszies in ihrer Kinodokumentation die Entwicklungen rund um das kreativ veredelte Mahnmal, lassen Künstler und Anwohner zu Wort kommen. Der Film leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und zeigt, wie lebendig Gedenkkultur sein kann. Regisseurin Karin Kaper kommt zur Premiere am 11. Januar ins 3001 Kino.

Text: Lena Frommeyer

 

„Das Wunder von Bern“

Gelungene Dramaturgie, beeindruckende Bühnenschau, schwache Musik: Sönke Wortmanns Film als Bühnenstück – täglich außer dienstags im Stage Theater an der Elbe.

Es ist zum Heulen. Immer wieder stehen einem die Tränen in den Augen. Wenn Richard Lubanski, gespielt von Detlef Leistenschneider, aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrt. Wenn der kleine Matthias an der Welt verzweifelt, weil er sich seinen Vater als tollen Kumpel ausgemalt hat, stattdessen einen fremden, hilflosen Mann trifft, der krampfhaft an seiner väterlichen Autorität festhält. Natürlich gibt es auch sehr lustige und leichte Momente. Es ist das Jahr 1954, das Wirtschaftswunder macht sich gerade auf den Weg, Rock’n’Roll heißt die Rebellion der Jugend und König Fußball spielt bekanntlich eine entscheidende Rolle. Die Dramaturgie ist gelungen, was bei dem Thema nicht selbstverständlich ist, und die Bühnenschau beeindruckt. Die Choreografie des Endspiels fasziniert, das gilt allerdings nicht für alle akrobatischen Einlagen. Einen entscheidenden Schwachpunkt weist das neue Stück in dem neuen Haus an der Elbe jedoch auf: die Musik. Keine Hookline, die einen drankriegt, kaum pfiffige Zeilen, die hängenbleiben. Martin Lingnau hat die Musik geschrieben. Er ist kein Unbekannter in dem Business. Im September 2013 feierte er im Schmidt Theater die Uraufführung Die Königs vom Kiez. Zudem sind seine Kompositionen gerade in der Heißen Ecke und bei Der kleine Störtebeker zu hören. Auf Corny Littmanns kuscheligen Bühnen klingt das charmant, bei Das Wunder von Bern nach zu wenig. Schade, denn Musik wird dem Genre entsprechend reichlich gespielt.

Text: Lisa Scheide

 

Britain Calling

Filme der englischen Regisseure Ken Loach und Andrea Arnold stehen vom 9. bis zum 13. Januar im Metropolis Kino auf dem Programm. Ken Loach (Foto) und Andrea Arnold – er Träger des Europäischen Filmpreises, sie Oscar-Gewinnerin – repräsentieren auf sehr unterschiedliche Weise das realistische Kino in Großbritannien. Er hat sich mit seinen Filmen in die Geschichte der englischen Arbeiterbewegung eingeschrieben, sie hat den Frauenalltag aus neuen Perspektiven erhellt. Filme der beiden stehen im Zentrum des New British Cinema. Ken Loach wird als Gast erwartet und am 13.1. seinen Jugendfilm Kes präsentieren. Mit Familienleben (11.1.) und Cathy Come Home (14./15.1.) stehen weitere Frühwerke des Grand Old Man auf dem Programm. Andrea Arnold ist mit der Hamburg-Premiere ihrer viel gerühmten Brontë-Verfilmung Wuthering Heights (18./20.1.) präsent sowie mit ihren Spielfilmen Red Road (22./24.1.) und Fish Tank (23./25.1.). Der Oscar-prämierte Kurzfilm Wasp macht die Retrospektive komplett. Die jüngsten Strömungen der „englischen Schule“ werden von den Newcomern Charlotte Ginsborg und Steven Eastwood repräsentiert. Sie bringt ihre Sozialstudie Melior Street (20./21.1.) mit nach Hamburg, er zeigt hier seine Mockumentary Buried Land (23./25.1.).

 

Royal Blood

Kompaktes Line-up, maximale Lautstärke: Das englische Bass-Schlagzeug-Duo rockt am 11. Januar in der Großen Freiheit 36.

Die Bass-Schlagzeug-Konstellation des englischen Duos Royal Blood ist nicht ohne Vorbilder, Bands wie Whirlwind Heat, Lightning Bolt oder Death From Above 1979 haben es vorgemacht. Der tieftönende Mix sorgt auch bei der Band aus Brighton für eine besonders manische Energie: Gegenüber der E-Gitarre stinkt der Bass als Melodieinstrument eigentlich ab, da muss man schon eine Extraportion Hingabe ins Spiel bringen. Kein Problem: Der zähnefletschende Sound von Sänger/Bassist Mike Kerr und Schlagzeuger Ben Thatcher bezieht sich auf klassische Einflüsse wie Led Zeppelin oder den hitzköpfigen Alternative-Rock von Rage Against The Machine. Die Geradlinigkeit, die man sich von Duos wie Two Gallants oder The Black Keys abgeschaut hat, hält das Ganze schlank. Mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum geht die Band nun auf Tour: kompaktes Line-up, maximale Lautstärke.

Text: Michael Weiland

 

Elektronische Tanzmusik

Ein Samstag im Zeichen der brennenden Tannenbäume und Beats: „Burning Tree III“ auf dem Wagenplatz Zomia, „Broken Forms“ im Gruenspan, Daniel Nitsch im Pudel

Taffes Programm – aber so ein Wochenende ist ja auch kein Ponyhof. Am zweiten Samstag nach Silvester haben Nachtschwärmer hoffentlich wieder so viel Puste, dass sie die Nacht durchmachen können. Der Abend startet beschaulich beim Burning Tree III (verschoben, siehe unten) auf dem Wagenplatz Zomia. Zur Draußen-Kneipe mit Lagerfeuer darf man seinen alten Tannenbaum mitbringen und in den Flammen entsorgen – dabei Burritos essen und Glühweinreste trinken. Jay! Ab 23 Uhr debütiert dann die Technoparty Broken Forms mit hervorragendem Line-up im Gruenspan. Es legen auf: Sascha Funke (Foto), Ruede Hagelstein, Dave DK, Dabidé und Florian Seifert. Wen es anschließend noch in den Füßen juckt, der ist auch zu später (bzw. früher) Stunde im Golden Pudel Club willkommen. Hier serviert Daniel Nitsch soulige und groovige Beats vom Plattenteller. Noch mehr elektronische Tanzmusik bringen DJ Smut und Hamburg-Urgestein René Dachner mit.

UPDATE: Burning Tree III wurde wegen des Unwetters auf den 17. Januar verschoben.

Text: Lena Frommeyer

 

Tags im Museum

Großartige Kino-Doku über eine Londoner Institution: Frederick Wisemans Filmporträt zur „National Gallery“ läuft am 10. Januar im Abaton.

Nach dem Film National Gallery möchte man sofort in die Hamburger Kunsthalle laufen und sich die Alten Meister anschauen. Denn drei Stunden lang zeigt Dokumentarfilm-Legende Frederick Wiseman, der auf dem Filmfest in Venedig 2014 für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, wie aufregend die Bilder Turners, Vermeers, Rembrandts oder Caravaggios bis heute sind, wie viel sie uns zu erzählen haben und wie sie mitreißen können. Er beobachtet, wie leidenschaftliche Kunsthistoriker Bildungsbürger, Kinder und zappelige Jugendliche durch das altehrwürdige Londoner Museum führen und sie mit ihren Geschichten fesseln, wie sie Blinden Klassiker der Malerei näherbringen. Er zeigt Restauratoren, die in ihrer Arbeit schwelgen und auch den Museumsdirektor, der seiner Marketing-Abteilung klarmacht, dass er natürlich große Ausstellungserfolge feiern möchte und seinetwegen auch durchaus bittere Niederlagen, nur Mittelmaß dürften die Ausstellungen niemals sein. Der Film ist ein Fest der Kunstvermittlung, er feiert Kunst als Blick zurück in eine vergangene Welt, lässt sie selbst sprechen und zeigt gleichzeitig, wie intelligent und inspirierend Kino sein kann.

Text: Sabine Danek