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Sage Francis

Der 37-jährige Poetry Slammer und Hip-Hop-MC aus Miami Florida präsentiert sein neues Album, „Copper Gone“, live im Uebel & Gefährlich.

Am Anfang war die Slam Poetry, dann kam der Hip-Hop. Dass Sage Francis einen Sinn für starke Zeilen hat, lässt schon das lustige Wortspiel im Namen seiner ersten Crew, Art Official Intelligence, deutlich erkennen. Später gründete er zusammen mit dem Produzenten Joe Beats das Duo Non-Prophets (wieder so ein gelungener phonetischer Dreh im Bandnamen). Kurz nach den Anschlägen vom 11. September 2001 veröffentlichte er den vieldiskutierten medienkritischen Track Makeshift Patriot, für den es in den USA alles andere als nur Applaus gab. Sein Blick auf die Welt ist nicht gerade positiv, was sich auch in seinen Mixtapes niederschlägt, die er seit Ende der 1990er herausbringt und die stets das Wort „sick“ im Titel tragen. Das neue Album des mittlerweile 37-jährigen MCs aus Miami heißt Copper Gone. Ob er dessen Tracks im Uebel & Gefährlich mit voll besetzter Live-Band vortragen wird oder doch nur in Begleitung eines DJs? Man darf gespannt sein.

 

Mysrifax

Der Fernsehsender TIDE und das Metropolis Kino zeigen einen experimentellen Mittachtziger-Film von Andy Hertel – in Anwesenheit des Regisseurs.

Bis Dezember 2014 präsentieren Hamburgs Lokal-TV-Sender TIDE und das Metropolis Kino Werkinterviews mit FilmemacherInnen, die seit den 1960er und 1970er Jahren das künstlerische Filmgeschehen von Hamburg aus maßgeblich beeinflusst haben. Am 5. November ist Andy Hertel im Metropolis Kino zu Gast, der 1968 Student an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg wurde, dort mit Kommilitonen die erste Filmklasse gründete und Mitglied der Hamburger Filmmacher Cooperative wurde. Gezeigt wird Mysrifax von 1984/85, ein „psychedelischer Überraschungsfilm, der Sachen zeigt, die nur Super-8-Röllchen erzählen können“, so die Ankündigung. Andy Hertel: „Ich habe die 8mm-Filmröllchen so aneinander gelegt, bis ich sah, dass sie zusammen passten.“ Außerdem im Programm: Ann Kimminichs 29-minütiges Werkinterview mit Hertel und zwei weitere Kurzfilme.

 

St. Pauli im Film

Ein Team lokaler Filmemacher zeigt im Ballsaal des FC St. Pauli seine Langzeitdokumentation „Buy buy St. Pauli“ über Protest und Solidarität rund um die ESSO-Häuser.

Auf St. Pauli sind Filme ein Instrument des Protestes. Diese etwas anderen Heimatfilme weisen auf Missstände hin – so auch Buy buy St. Pauli von Irene Bude, Olaf Sobczak und Steffen Jörg. „Im Februar 2012 haben wir angefangen zu filmen“, erinnert sich Irene Bude. Mit ihrem Team begleitete die Filmemacherin die Auseinandersetzung um die ESSO-Häuser. Für die Langzeitdoku ließen sich Bewohner in die eigenen vier Wände schauen. Jürgen Moebus zeigt seine Fußball-Fanwand, Heinz Barth seine Mitbringsel von Fahrten zur See, Evi Madejski schwärmt von den Kirschbäumen im Gemeinschaftsgarten. Drumherum erzählt der Film die Geschichte der ESSO-Häuser, die nach dem Krieg als zukunftsweisender Bau entstanden.

Buy-buy-St-Pauli-Premiere

Das Team begleitete Demonstrationen und Sitzungen, es war vor Ort, als die Häuser kurz vor Weihnachten 2013 evakuiert wurden, weil die Wände (angeblich) wackelten. Es folgen Bilder vom Abriss, Stimmen zum öffentlichen Planungsprozess. Irene Bude besuchte die Bewohner im Exil. „Ich wohne jetzt auf’m Friedhof. In Finkenwerder. Wann hörst du hier ’n Auto. Nie!“, sagt einer von ihnen. Am 2. November feiert Buy buy St. Pauli Premiere im Ballsaal der Südtribüne des FC St. Pauli.

Text: Lena Frommeyer

 

Do It Yourself

Selber basteln oder Handgemachtes kaufen beim Handarbeitstag am Kiekeberg und dem Desigmarkt „Hello Handmade“ auf Kampnagel.

Sticken, Nähen, Häkeln, Filzen, Weben, Stopfen, Klöppeln … Längst in Vergessenheit geratene Handarbeitstechniken stellt das Kiekeberg-Museum vor und lädt am 2. November von 10 bis 18 Uhr zum Ausprobieren an die Gerätschaften. Zu diesem Handarbeitstag gehört auch ein Woll- und Stoffmarkt. Wer keine Lust hat, selbst Nadel, Faden und Schere in die Hand zu nehmen, aber dennoch seine Wohnung individuell dekorieren möchte, lässt andere basteln. Beim Markt Hello Handmade können sich die Besucher einen ganzen Tag lang durch handgemachte Einzelstücke, von Klamotten über Papierwaren bis Schmuck und Schokolade, wühlen. Hier gibt’s originelle Geschenke – nicht nur für untern Tannenbaum, beispielsweise ein Lebensmotto auf Holz für die Wand von Navucko (Foto).

 

„A Touch of Sin“

Im Rahmen von „China Time 2014“ zeigt das Metropolis Kino bis zum 14. November mehrere aktuelle Filme aus der chinesischen Volksrepublik.

Yi’nan Diaos im Juli dieses Jahres angelaufener Neo-Noir-Thriller Feuerwerk am hellichten Tage hat die Neugier geweckt auf weitere Produktionen aus der Volksrepublik. Acht Spielfilme, die im Metropolis Kino gezeigt werden, sollen es während der China Time 2014 stillen. Auch in ihnen vermitteln sich über Genre-Vorgaben Einblicke in die Alltagsrealität im heutigen China. Von Korruption auf dem Lande erzählt A Touch of Sin (am 2. November), zu dem sich der Regisseur Jia Zhangke von den Mafia-Filmen Martin Scorseses anregen ließ. No Man’s Land von Ning Hao (12./13. November), der illegalen Tierhandel schildert, versteht sich als Hommage an die Italowestern der 1970er und ist in entsprechend kargen Wüstenlandschaften angesiedelt. Ein Programm aus neun Kurzfilmen beschließt das Festival am 14. November.

 

„Fast Genial“

Prägen uns die Gene oder eher die Umwelt? Die Inszenierung von Benedict Wells Roman-Bestseller startet im Altonaer Theater.

Ob Veranlagung oder Sozialisierung unseren Lebensverlauf maßgeblicher prägen, ist eine Frage, die Menschen seit eh und je umtreibt und wohl niemals zufriedenstellend beantwortet werden kann. Auch Benedict Wells, der als junges Schreibtalent von sich reden ließ, widmete sich diesem Rätsel. In seinem dritten Roman Fast Genial erzählt er die Geschichte von Francis, der mit seiner Mutter in einem heruntergekommenen Trailerpark in Delaware lebt und sich als absoluter Versager wähnt – bis er erfährt, dass er ein Retortenbaby ist und die Gene eines Genies in sich trägt. Zusammen mit seinem besten Freund und der geheimnisvollen Anne-Marie macht sich Francis auf die Reise, die sein Leben verändern soll. Das Altonaer Theater inszeniert den Bestseller von Wells als einen spannenden Roadtrip – mit Liveband.

Text: Natalia Sadovnik

 

Spoon

Roots-Rock, Blues und Soul: Britt Daniels Band präsentiert den hakeligen Sound ihres achten Albums „They Want My Soul“ live im Uebel & Gefährlich.

Mit dem Begriff Indierock kann Spoon-Chef Britt Daniel bekundetermaßen so gar nichts anfangen – die mit minimalistischer Eleganz rockende Gitarrenmusik seiner Band steht trotzdem bei dieser Klientel in höchster Gunst. Selber schuld: Wer in den Neunzigern als Pixies-Wiedergänger seine Karriere beginnt, hat den Geruch eben am Leib. (Bis heute ist das Debüt Telephono die einzige ihrer Platten, die man nicht guten Gewissens als modernen Klassiker bezeichnen könnte.) Freigeschwommen hat sich die Band mit einem hakeligen Sound, der rootsigen Rock, Bluesfiguren und Soul in immer neue und schnell wieder verworfene Zusammenhänge bringt. They Want My Soul ist das achte Album von Spoon, Daniel hält es für das bislang beste der Band – ein beachtlicher Superlativ, käme er nicht aus voreingenommener Quelle. Wir würden dennoch beipflichten.

Text: Michael Weiland

 

Design in Hamburg

Am ersten Novemberwochenende präsentieren sich Designer und Künstler bei drei Events: dem DesignGift, dem Kunstherbst und der Geschenkmesse Bildschön.

Direkt an der Elbe und in Laufweite voneinander entfernt lädt die Altonale zum kreativen Doppelpack am 1. und 2. November: Während sich der DesignGift am Cruise Center Altona der Mode und den Accessoires von rund 100 nachhaltig arbeitenden Designern und Labels aus Altona, Hamburg und ganz Deutschland widmet, zeigt der Kunstherbst am Ex-England-Fährterminal aktuelle Arbeiten aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie. Alle Künstler sind vor Ort, live entstehen Miniaturporträts und Urban Art; und am Sonntag kommen ausgewählte Exponate unter den Auktionshammer. In entfernter Nachbarschaft geht es ebenfalls kreativ zu: Hübsche Zeichnungen und Drucke auf Plakaten und Geschirr, in Kinderbüchern oder als Postkarte – das Hamburger Kinderbuchhaus im Altonaer Museum lädt zum vierten Mal zu Bildschön, einer Geschenkemesse der Illustrationskunst. Mit dabei sind unter anderem das Altonaer Atelier Amaldi, Buchbindemeisterin Karen Begemann und das Studio Hoch 5.

Text: Julia Braune

 

Seiteneinsteiger

Das Hamburger Lesefest für Kinder und Jugendliche wird zehn Jahre alt und feiert mit über 200 Veranstaltungen, einem „Lesenetzfest“ und beliebten Autoren.

Egal wo man wohnt und wie alt man ist, das Seiteneinsteiger Literaturfestival begegnet einem ab dem 31. Oktober in ganz Hamburg auf Augenhöhe. Das Programm umfasst 200 Veranstaltungen, darunter viele Buchpremieren, Besuche bei Hamburger Verlagen und Büchermachern sowie einem Lesenetzfest im Altonaer Museum. An Wochentagen werden vor allem die Schulen zur Wirkungsstätte für literarische Aktionen wie Lesungen, Workshops und Poetry Slams. Nachmittags und an den Wochenenden streifen Kinder, Jugendliche und ihre Familien durch die Stadt für literarische Verfilmungen, Lesenächte, Theaterinszenierungen und vieles mehr. Beliebte Autoren wie Paul Maar, Andreas Steinhöfel und Kirsten Boie sind Gast des Lesefestivals. Für ältere Jugendliche ist wohl der Abend mit Graphic Novel-Künstler Émile Bravo am 6. November interessant. Auch die kleinsten Lesungen Hamburgs in einem alten VW-Bus versprechen interessant zu werden, beispielsweise mit dem Hamburger Autor Nils Mohl. Am 1. November findet die musikalische Lesung Am Samstag kommt das Sams mit Paul Maar und den Vorchören des Mädchenchores Hamburg an der Staatlichen Jugendmusikschule statt (ab 5 Jahren).

 

PlanBude

In einem Container auf St. Pauli wird Mitbestimmung beim Neubau der ESSO-Häuser demonstriert. Jeder darf seinen Vorschlag einbringen.

Seit September hat der Spielbudenplatz eine neue Attraktion: Nein, kein neues Musical – sondern die PlanBude. An der Ecke zur Taubenstraße, die ESSO-Häuser-Baustelle im Rücken, steht nun eine ungewöhnliche Containerkonstruktion. Den einzigen, öffentlich zugänglichen Blick auf das Areal bietet die Dachterrasse dieser PlanBude. Drinnen geht es an einem Mittwochabend, ein paar Tage nach der Eröffnung, bereits wie in einem Taubenschlag zu. Menschen bauen mit Lego. Das, was man für Spielzeug halten könnte, sind Planungsmethoden, sogenannte Tools, mit denen die Besucher ihre Ideen und Vorstellungen von der Neugestaltung des ESSO-Häuser-Areals verdeutlichen und verbildlichen können. Ein Team aus Stadtentwicklern, Architekten und Experten auf dem Gebiet Soziale Arbeit erarbeiten daraus die Grundlage für die Auslobung zum Architekturwettbewerb, auf dessen Basis der Bebauungsplan erlassen wird. Vom Bezirk wurden sie beauftragt, den St. Pauli-Code zu finden. Unter dem Motto Knack den St. Pauli-Code lädt das Team am 1. November um 16 Uhr zur „Untersuchung und Fotosafari rund um die Reeperbahn“.

Text: Julia Braune

Um Anmeldung wird gebeten über office@planbude.de – aber auch spontane Besucher sind willkommen.