Seit der grandiosen Uraufführung 1990 am Thalia Theater besitzt das Musiktheaterstück The Black Rider Kultstatus. Mit der Musik von Tom Waits und einem Text des Schriftstellers William S. Burroughs hatte Regisseur Robert Wilson den alten Stoff Der Freischütz entstaubt, in ein magisches Bühnenbild getaucht und mit einem großartigen Dominique Horwitz als Teufel inszeniert. Der treibt sein Unwesen, indem er dem jungen Wilhelm sogenannte Freikugeln aufschwatzt, die angeblich jedes Ziel treffen. Wilhelm ist verliebt in Käthchen, die Tochter des Försters. Um sie heiraten und die Försterei erben zu können, muss er erst sein Geschick beim Schießen beweisen. Aus Angst zu versagen, lässt er sich auf einen fatalen Deal ein. Das Metropoltheater München beschwört mit seinem Gastspiel am Altonaer Theater jetzt noch einmal dieses dämonisch-fantastische Spektakel herauf.
Text: Angela Kalenbach
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Könnt ihr euch noch an dieses Video eines Kölner Jugendchors erinnern, der im Alten Elbtunnel ein Spontankonzert gegeben hat und das dann viral gegangen ist? Falls nein, klickt die Verlinkung und hört selbst, wie einem die einmalige Akustik Gänsehaut auf den Armen beschert – und der Chor hat dabei nur ein kölsches Schunkellied gesungen. Jetzt stellt auch doch einmal ein perfekt arrangiertes klassisches Konzert da unten vor. Atemberaubend dürfte das werden und vor allem sehr bald Wirklichkeit: Die Hamburger Symphoniker suchen in ihrer Reihe MusikImPuls Spielstätten der etwas anderen Art. Im Park Fiction waren sie schon und im Bunker an der Feldstraße auch, jetzt ist das Wahrzeichen unter den Landungsbrücken dran. Star-Pianistin Elena Bashkirova und Solisten der Hamburger Symphoniker spielen Beethovens Gassenhauertrio und wir dürfen die Akustik live genießen.
Selbstgemachtes ist doch immer noch am schönsten. Von Marmelade über Gedicht bis Kleinmöbel freut sich darüber nicht mehr nur die Omi, sondern vor allem man selbst. Nun kann ja nicht jeder alles und schon gar nicht selbst und genau an diesem Punkt setzt dieser Markt an. Denn was ist am zweitschönsten? Genau, Selbstgemachtes von anderen. Auf drei Etagen erwarten euch am Samstag in der Honigfabrik zu Wilhelmsburg liebevoll gefertigte Unikate auf drei Etagen. Hier haben die andern gesägt, genäht, geschrieben, gebastelt oder gehämmert, um jetzt ihre Ware an die Mann oder die Frau zu bringen. Und bei rund 60 Ausstellern wird doch jeder ein neues Lieblingsstück oder das perfekte Geschenk für Weihnachten finden. Das Fest kommt schließlich schneller, als man denkt.
Die BDO Wirtschaftsprüfung lässt sich von der geheimnisvollen jungen Malerei von Jonathan Esperester auf andere Gedanken bringen, die Anwälte Buse Heberer Fromm hingegen setzen dabei auf die Aktions- und Objektkunst von Dieter Roth, die Hypovereinsbank hat einen Sinn für die Ironie Peter Pillers, während in der Kanzlei vangard die wunderbar aufgeladenen Collagen von Simone Karl hängen. Alles das bleibt Besuchern normalerweise verschlossen, es sei denn, es ist add art. Auch in diesem Jahr öffnen 22 Unternehmen Interessierten die Türen, zwei Tage lang und für ein- bis zweistündige, kostenlose Führungen durch ihre Privatsammlungen. In das Thema Kunst fördert Wirtschaft führt am 7. November zudem eine Diskussion in der Handelskammer ein.
Die Rote Flora hat viel durchgemacht. Das prominenteste „Problem-Gebäude“ des Nordens wurde erst zum Symbol für Hamburgs Widerstandsgeist und in den letzten Jahren für eine authentisch alternative Kultur, die selbst die Stadt zunehmend in ihren Marketing-Maßnahmen feiert. Um das Gebäude instand zu halten, bauen die Flora-Bewohner seit Oktober 2013 fleißig am Kulturzentrum und haben bereits einen neuen Caféraum, eine Küche und neue Toiletten eingerichtet. Im Sommer ging es dann richtig zur Sache: fünfzig Wandergesellen und -gesellinnen haben zusammen mit den Aktivisten den Piazza-Balkon saniert und die alte Holztreppe aufgearbeitet. Außerdem wurde die Fassade erneuert, was eine echte Knochenarbeit war: Die gelbe Latexfarbe aus den Siebzigern wollte einfach nicht runter. Nun leuchtet die Fassade – natürlich – in Rot. Die Baustelle ist noch nicht endgültig fertig, in der Zukunft soll das Haus außerdem barrierefrei werden. Die Floristen können weiterhin jeden solidarischen Muskel gebrauchen. Samstags ab 12 Uhr wird am Kulturzentrum gewerkelt – und jeder kann mithelfen (und sich unter baugruppe@rote-flora.de melden).
Text: Natalia Sadovnik
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Ein Beitrag zur Flüchtlings- und Integrationsdebatte, der Spaß macht – doch, das geht! In diesem Fall wird er beim eigenarten Festival gezeigt und kommt von der Theatergruppe fremd doch nah und setzt beim altmodischen Begriff Heimat an: Was bedeutet er hierzulande? Einerseits den Deutschen und andererseits den hier unfreiwillig Gestrandeten … Kulturelle Mischungen sind längst Alltag, doch gewachsene Vorurteile und gegenseitiges Unverständnis halten sich hartnäckig. Zehn Frauen – sie heißen Arezo, Atidza, Claudia, Gertruda, Gülden, Irina, Josipa, Lara, Nurcan, Stephaniel – erzählen von Flucht und Vertreibung, dem Entwurzelt-Sein in einer nur scheinbar grenzenlosen, globalisierten Welt. Und das gelingt ihnen nicht nur auf authentische Weise, sondern auch mit viel Humor. Unter der Regie von Sybille Wahnschaffe entstand das Stück Neue Heimat, mit eigenen Texten, Tanz und Spiel, Musik und Gesang. Im Hamburger Sprechwerk wird es am Samstag gezeigt.
Mit zwei großen Jubiläumspartys feiert man nicht nur sich selbst, sondern ebenso die queere alternative Szene der Stadt. Die erste Sause steigt am 6. November mit einem bunten Querschnitt von queeren Partys und Projekten im Molotow. Mit dabei unter anderen Julie Wood von Hugs & Kisses, Niik & Vic Whatever von Gay In Die Gänge und die Macher von Cafè Bukarest. Dazu wird es einen Stand von QueerAmnesty geben und last but not least geht 1 Euro Spende pro Gast an die Lesbisch-Schwulen Filmtage. Ab 23 Uhr auf allen drei Floors! Die zweite Jubiläumsparty findet dann am Freitag, den 20. November, im Uebel & Gefährlich statt. Ein wilder Jubiläumsmonat!
Kommt deine Mutter, wenn die Breakdancer die Wäscherei zerlegen oder die nackte Frau mit einer Fackel durch den Urwald läuft? Mit diesem Kalenderbuch ist die Jahresplanung doch gleich unterhaltsamer. Denn durch jede Woche begleitet eine andere formatfüllende Zeichnung. Das Hamburger Illustratoren-Kollektiv tapir&klotz gestaltete den Taschenkalender aus dem Hause Gudberg Nerger. Auf 136 hochwertigen Seiten (16,90 Euro) umarmen sich Menschen zwischen Regenbogentieren am Strand, eine Gans liest im Sessel vorm Weihnachtsbaum und ein Skelett hat Liebeskummer. tapir&klotz ist nicht kommerziell und selbstverwaltet. Die Gruppe besteht seit Anbeginn ausschließlich aus ehemaligen StudentInnen der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Mit ihrer Ausstellung in der Neustadt feiern die 40 beteiligten Illustratorinnen und Illustratoren den Release der gemeinsamen Publikation. Ausstellung: 6.–25.11., Mo-Fr 10–18, Sa 12–18 Uhr
Eigentlich verfeinerte Kamasi Washington als Gastmusiker Hip-Hop-Alben von Snoop Dogg, Kendrick Lamar und Lauren Hill. Jetzt wird der 34-jährige Tenorsaxofonist für sein eigenes Debütalbum weltweit als die geile Sau gefeiert, die den Jazz entstaubt. The Epic begeistert zudem ungewöhnlich viele junge Nicht-Jazzer, und das obwohl die Platte mit Chor, Orchester und 174 Minuten Spieldauer daherkommt. Aber auch Schlagzeug, Elektroklavier, ein bisschen Coltrane, Funk und Fusion plus Washingtons spielerische Leichtigkeit sorgen für den sagenumwobenen Coolness-Faktor und schlichtweg hörenswerte Musik. Herausgekommen ist der opereske Soundtrack zu einem opulenten Film, der noch gedreht werden müsste, Momente intensiver Dichte und dann wieder verspielte Passagen von infantiler Freude.
Text: Natalia Sadovnik
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Sleaze kümmert sich für gewöhnlich schriftlich um all jene Themen, die irgendwo im Spannungsfeld zwischen Katzenbildern, Musik, Lifestyle und Trash liegen. Im Unterm Strich geht es an diesem Abend jedoch Plattentellern und Schnaps an den Kragen. Angekündigt sind „die schönsten Walgesänge und Katzenjammer aus allen Epochen“ sowie „Sleaze-Partyschilder“ als Flirthilfe. Wichtig ist den Veranstaltern zu betonen, dass ihnen nichts peinlich ist, beste Voraussetzungen für eine rauschende Party. Alle Einnahmen fließen – wie immer im Unterm Strich – direkt in die Kassen sozialer Projekte in Hamburg. Besser ließ sich Flirten, Bier Trinken und Tanzen selten begründen!