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Pohlmann

Singer-Songwriter Pohlmann kommt ins Zirkuszelt und wird beim Live-Rückblick auf seine Karriere mit alten Wegbegleitern spielen.

Als „richtige Hippie-Veranstaltung“ ordnet Pohlmann selbst seinen Auftritt im Zirkuszelt im Schanzenpark ein. Der Grund: Der 43-jährige Singer-Songwriter wird bei diesem Event den Platz auf der Bühne nicht für sich allein beanspruchen, sondern vielmehr mit Wegbegleitern aus den gut 15 Jahren seiner Musikerkarriere teilen. Wer das genau sein wird, will er noch auf Facebook bekannt geben. Aber „ein richtig geiler Abend“ wird’s in jedem Fall – so sein Versprechen. Der Wahlhamburger ist mit folgenden Erfolgsgaranten am Start: seiner warmen, sonoren Stimme, seiner Gitarre sowie einer guten Portion westfälisch-herzlichem Humor. Sein Programm Zurück zu von selbst bestreitet er allein mit Drummer Reiner Kallas und Hagen Kuhr, beides Bühnenkumpanen der ersten Stunde. Alles ein bisschen wie ganz am Anfang also. Außer, dass da ja noch die Hippie-Freunde wären, die er nach und nach auf die Bühne holen wird.

Text: Theres Huth

 

Ryan Adams

Nein, das ist nicht der, der „Summer of ’69“ gesungen hat. Dieser Amerikaner überzeugt live lieber mit seinen eigenen Songs.

Neulich hat Ryan Adams es getan: Als bei einem Auftritt mal wieder lauthals jemand Summer of ’69 forderte – 2003 hatte Adams einen Fan dafür bekanntermaßen des Saales verbannt –, stimmte der Amerikaner die Nummer des Kollegen mit dem B vorne tatsächlich an. Ob er bei seinem einzigen Deutschlandkonzert im Docks auch so humorvoll ist, steht in den Sternen. Sicher aber ist, dass seine Mischung aus Blues, Rock, Americana und Country live noch brillanter klingt als auf Platte. Nahtlos verschmilzt er die Songs miteinander, verpasst ihnen zum Teil ein ganz neues Gesicht. Auf Adams‘ neuester EP No Shadow wirkte übrigens mal wieder Johnny Depp mit. Wir hätten ja nichts dagegen, wenn er den ins Docks mitbringt.

Text: NL

 

Butterfahrt

Pauschalreise für Sparfüchse: Eine besondere Hafenrundfahrt mit Musik, gepflegtem Entertainment und natürlich zollfreiem Einkauf.

Alles kommt wieder: Der Schnauzbart hat es geschafft, übergroße Nerd-Brillen, sogar der Schrebergarten. Und jetzt: die Butterfahrt. Eher berüchtigt als legendär ist sie beim Entrümpeln einer staubigen spießbürgerlichen Asservatenkammer von den Veranstaltern der altonale wiederentdeckt worden. Und wird nun mit sehr geringfügigen Modifikationen wieder auf der Elbe heimisch gemacht. „Bei unserer kleinen Butterfahrt wird das mondäne Erlebnis dieser immer beliebter werdenden Art der Pauschalreise mit dem allzu deutschen Spartrieb vereint“, versprechen die Organisatoren. Mit Musik von Die Tüdelband, gepflegtem Entertainment, anständigem Sightseeing und natürlich zollfreiem Einkauf. Ja, richtig, wer glaubt, es könnte schwierig werden, irgendwo im Hamburger Hafen noch ein Fleckchen Zollausland zu finden, wird sich an Bord dieser Butterbarkasse eines Besseren belehren lassen müssen.

Text: Nik Antoniadis

 

The T.S. Eliot Appreciation Society

Keine leichtverdauliche Kost mit stereotypen Texten: Tom Gerritsen zeigt in der Hasenschaukel, dass Folk auch anders geht.

Tom Gerritsen beschäftigte sich mit T.S. Eliot während seines Studiums in Utrecht. „T. S. Eliot war unzufrieden mit der literarischen Kultur seiner Zeit. Poesie wurde auf Bestellung für Anlässe wie Hochzeiten oder Beerdigungen geschrieben, während er dachte, sie könnte und sollte so viel mehr sein.“ Weil er die Folkszene seiner eigenen Zeit aus ähnlichen Augen sah wie Eliot einst seine Dichterkollegen, nannte sich Gerritsen fortan T. S. Eliot Appreciation Society und nahm seine eigenen Songs auf. „Leute sind heute scheinbar mit leichtverdaulichen Songs, eingängigen Melodien und stereotypen Texten über Liebe zufrieden“, konstatiert er trocken. Bereits als 18-Jähriger hatte er seine Stimme auf den Straßen der USA und Kanadas geschult, als „musikalische Expedition“ aus den Niederlanden, wie er sich heute definiert. Nun ist aus der Ein-Mann-Expedition eine Ein-Mann-Gesellschaft geworden, die in der Hasenschaukel auftritt.

Text: Nik Antoniadis

 

„Peer Gynt“

Wie eine Zwiebel, mit vielen Hautschichten, aber ohne Kern: Neumeiers Ballett von 1989 in neuer Besetzung an der Staatsoper.

Er ist ein echter Kotzbrocken, dieser Peer Gynt. Schon als Kind ein naiver Lügner, benutzt er jeden und alles skrupellos für die eigene Karriere. Doch so hoch wie der Aufstieg ist auch sein Fall: Arm und verzweifelt kehrt er im Alter zurück in sein norwegisches Heimatdorf und muss feststellen, dass er das eigentliche Glück verpasst hat – Solveig, die einzige Liebe, hat ihr Leben lang auf ihn gewartet … Aus Henrik Ibsens Drama wurde an der Hamburgischen Staatsoper unter John Neumeiers Leitung ein dreistündiges Ballett, uraufgeführt 1989. Nun wird es in neuer Besetzung wieder aufgenommen, geblieben ist die in enger Abstimmung mit dem Choreografen entstandene Musik von Alfred Schnittke. Ein ganzes Menschenleben an einem Abend darzustellen, inklusive des eigenen Todes im Finale, ist für die Titelfigur eine enorme Herausforderung. Doch Peer ist nicht allein, Neumeier spaltet die Persönlichkeit in sieben Aspekte auf, die jeweils von einem Tänzerkollegen verkörpert werden: Anima, Kindheit, Fliegen, Erotik, Draufgänger, Aggression und Zweifel. Psychologisch ist es eine Reise zum Ich, an deren Ende Peer Gynt ernüchtert feststellt: Wie eine Zwiebel sei er, mit vielen Hautschichten, aber ohne Kern.

Text: Dagmar Ellen Fischer

 

John Garcia

Kyuss lebt, immer noch, irgendwie: Im Klubsen überbringt der Kultrocker luftige Messages, verpackt in fettem Gitarrensound.

Zwei Dekaden ist der Zenit von Kyuss bereits her, und immer noch geistert die Band als Phänomen zwischen Verklärung und Verehrung durch die Köpfe. Dabei haben sich die Protagonisten von einst so unterschiedlich entwickelt, kaum noch nachzuvollziehen, dass zwei Sturschädel wie Josh Homme und John Garcia einst an einem Strang gezogen haben. Während ersterer mit den Queens of the Stone Age seit Jahren Genregrenzen aufbricht, arbeitet sich Garcia stur und stoisch am einstigen Soundkonstrukt ab, ob mit Unida, Herman, Slo-Burn, Vista Chino – haben wir jemanden vergessen? – oder nun im Klubsen als Solist. Der Sound ist heuer einen Tick luftiger, die Botschaft bleibt: Kyuss lebt. Immer noch. Irgendwie.

Text: Ingo Scheel

 

„Summer Beer & BBQ Day“

Kleine Schweinereien und allerlei Erfrischendes vom Fass: Die Ratsherrn Brauerei grillt in den Schanzenhöfen den Sommer herbei.

Es ist zwar schon Ende Juni, aber so richtiges BBQ-Wetter gab’s ja eigentlich noch nicht. Das soll am Sonntag anders werden, wenn die Ratsherrn Brauerei zum Summer Beer & BBQ Day lädt. Der Tisch ist reich gedeckt, schon das Line-up erhöht Bierdurst und BBQ-Bedarf enorm, ganz abgesehen von der Sehnsucht nach Sonne. Fabio Haebel von der Tarterie St. Pauli und Marcel Baumann aus der Bar- und Baristaschule Barwerk servieren Tacos und Frozen Blue Beer Margaritas. Mister T. BBQ und Beef & Basics treten unter dem Kampfnamen Brutal BBQ an und schicken euch mit kleinen Schweinereien wie dem Guacamole Burger (mit Pork Belly und karamellisierter Rum-Honig-Ananas) auf die Bretter. Außerdem liegen Handgemachtes vom Wild, Pastrami-Sandwiches und Pulled Pork bereit. Dazu gibt es im Alten Mädchen und vor der Brauerei allerlei Erfrischendes der Marke Ratsherrn. Bei so viel Sommer im Programm wird sich sicherlich auch die Sonne nicht länger verstecken.

Text: Nik Antoniadis

 

Tonis Vinyl Club

7 Inch Only: Der „Master auf Aufgelege“ verwöhnt die Gäste der Hasenschaukel wie üblich mit Punkrock, New Wave und Power Pop.

Wenn es in der Hasenschaukel einen alten Hasen gibt, dann ist das wohl Nils Thurow aka DJ Toni, der hier seit der ersten Stunde an den Plattentellern dreht. Und das zu Recht, denn er ist ein Garant für allerschönste Tanzmusik: Seit jeher wirft der „Master of Aufgelege“ mit jeder Menge altem Gelumpe um sich (wie er selbst sagt), dreckiger Punkrock und anderes Zeugs, von New Wave, Power Pop und schrillen Disco-Sounds bis hin zu stilechten Klassikern und Singalongs, natürlich 7 Inch Only, wie es sich für einen Hamburger DJ auf St. Pauli gehört. Auch dieses Mal hat er sein Köfferchen mit allerlei kratzigen, rauschenden, schmutzigen und rockenden Tunes gepackt, damit sich in der Hasenschaukel niemand langweilen muss.

Text: Ina Volkmer

 

Soulisten feat. DJ Pirsito

Sonne, Wellen, Northern Soul: Das Hamburger DJ-Urgestein lädt zur abendlichen Hafenrundfahrt auf der „Claudia“.

Wenn Hamburgs DJ-Urgestein Pirsito zum Tanz in der Abendsonne einlädt, heißt es: „Anker lichten, alle Jungs und Mädels an Bord.“ Als Soul-Lotse hat er in der Vergangenheit schon Frau Hedi einige Male stilsicher durch die Nacht gelenkt. Jetzt übernimmt er mit den Soulisten auf deren Schwester Claudia das Ruder und die Regler. Und von ihm als musikalischem Kapitän ist an diesem Abend so einiges erwarten. Er bringt Frau Claudia mit allen Spielarten des Soul, von Northern Soul bis Sixties, R&B, Popcorn und Boogaloo bis Dancefloor Jazz zum Vibrieren, und das vor Hamburgs Hafenkulisse. Wem Samstagabend 19.30 Uhr zu früh ist, um das Boot zu rocken, kann auch gern noch eine lange Dusche nehmen, ein paar SMS schreiben und dann zur Late Night um 22.30 Uhr an Bord gehen. Ahoi Matrosen!

Text: Ina Volkmer

 

„Infinite Identities“

Einfluss des digitalen Zeitalters auf die Sinnlichkeit: Hamburg-Premiere der deutsch-britischen Gemeinschaftsproduktion auf Kampnagel.

„Infinite Identities“ – endlos viele Identitäten kann man im Internet annehmen. Macht das frei? Oder führt es zu endlos vielen Möglichkeiten des Verlusts der Privatsphäre? Was eher nach der Überschrift eines theoretischen Essays klingt, kann durchaus pragmatisch angegangen werden: Vier Choreografen übertrugen ihre ausformulierten Ideen zu dieser Fragestellung auf ausdrucksstarke Tänzerkörper. Zu diesem Anlass trafen sich die Mitglieder des von John Neumeier gegründeten, in Hamburg ansässigen Bundesjugendballetts mit jenen vom Londoner Just Us Dance Theatre. Deren künstlerischer Leiter Joseph Toonga, der Hip-Hop mit Ballett versöhnt, schuf für die Junioren-Fusion ein neues Stück, ebenso die niederländische Choreografin Wubkje Kuindersma sowie zwei Tänzer des Bundesjugendballetts, Pascal Schmidt und Hélias Tur-Dorvault. So besteht der Abend auf Kampnagel aus sieben organisch verbundenen Teilen, zu Musik von Gustav Mahler, Philipp Glass, Maurice Ravel, Dimitri Schostakowitsch, Aike Errenst und Johannes Brahms – live gespielt von weiteren Nachwuchstalenten: Musikern der Festivalakademie des Heidelberger Frühlings.

Text: Dagmar Ellen Fischer