Lesezeichen
 

Wie sich Hans-Werner Sinn bei der Bankenunion verrennt

Wie vielleicht bekannt ist, schätze ich Hans-Werner Sinn, auch wenn ich mit ihm häufig nicht einer Meinung bin. Er ist einer der wenigen deutschen Ökonomen mit internationalem standing, er hat sein Institut nach vorne gebracht und ist soweit ich es beurteilen kann ein angenehmer Mensch.

Nur wenn es um den Euro geht, gehen ihm regelmäßig die Pferde durch. Wie gestern in der FAZ, Weiter„Wie sich Hans-Werner Sinn bei der Bankenunion verrennt“

 

Schulden lassen sich mit Schulden bekämpfen

In Brüssel wird in diesen Tagen darüber verhandelt, wie der Stabilitätspakt in der derzeitigen Situation interpretiert werden soll. Es gibt zwei Schulen: Eine plädiert für eine möglichst strenge Lesart und erhofft sich dadurch Fortschritte beim Schuldenabbau. Die zweite setzt sich dafür ein, die Flexibilität auszunutzen, die der Pakt hergibt.

Die zweite Schule wird sich wohl durchsetzen – heißt das also, dass der Schuldenberg immer größer wird? Nicht unbedingt, wie die Deutsche Bank in einer sehr aufschlussreichen Studie (leider kein Link) gezeigt hat. Das Team um Gilles Moec spricht von einem New Fiscal Realism 3 also einer weiteren Abkehr von der Sparorthodoxie zu Beginn der Krise.
Weiter„Schulden lassen sich mit Schulden bekämpfen“

 

Der Mythos von der Enteignung der Sparer

Es gibt kaum ein wirtschaftspolitisches Thema, dass die mediale Debatte so prägt wie die angebliche Enteignung der Sparer. Das Argument: Die EZB flutet die Märkte mit Geld und die Deutschen sind wieder einmal die Dummen, weil sie sich mit mickrigen Zinsen zufrieden geben müssen.

Die Bundesbank hat nun diese hervorragende Grafik online gestellt, nachdem die SZ am Montag ebenfalls über den Sacherhalt berichtet hatte. Wir sehen: Es ist überhaupt nicht ungewöhnlich, dass das Geld von der Bank von der Inflation aufgezehrt wird. Es ist sogar der Normalfall. Weiter„Der Mythos von der Enteignung der Sparer“

 

Memo eines Monetaristen

Die EZB wird in Deutschland traditionell vor allem von Ökonomen attackiert, die sich in der Tradition der Bundesbank der monetaristischen Schule zuordnen. Angesichts eines Wachstums der Geldmenge M3 von nur noch 0,8 Prozent ist das schon eine Leistung. Vielleicht sollten die deutschen Pseudo-Monetaristen einmal bei einem echten Monetaristen nachlesen. Ich meine Milton Friedman. Der sagt – bezogen auf Japan, aber in Europa ist die Lage durchaus ähnlich – nämlich folgendes:

Initially, higher monetary growth would reduce short-term interest rates even further. As the economy revives, however, interest rates would start to rise. That is the standard pattern and explains why it is so misleading to judge monetary policy by interest rates. Low interest rates are generally a sign that money has been tight, as in Japan; high interest rates, that money has been easy.

Und er hat außerdem erkannt, das geldpolitischer Stimulus und Strukturreformen kein Widerspruch sind, wie auch Wolfgang Schäuble jüngst meinte. Sondern:

The surest road to a healthy economic recovery is to increase the rate of monetary growth, to shift from tight money to easier money . That would make much-needed financial and economic reforms far easier to achieve.

Man muss die Grundannahmen des Monetarismus nicht teilen – ich tue das auch nicht –, aber man sollte in seiner theoretischen Argumentation zumindest konsistent sein. Nur auf die Geldmenge zu verweisen, wenn die einmal zu schnell wächst und nichts zu tun, wenn sie einmal zu langsam wächst, geht jedenfalls nicht

 

Wir können alles, außer Inflation

Die jüngsten Inflationsdaten aus Deutschland sind bemerkenswert. Die Teuerungsrate ist im Mai nach deutscher Lesart auf 0,9 Prozent und nach europäischer auf 0,6 Prozent gefallen. Dabei wächst die Wirtschaft nun schon seit fünf Jahren, die Arbeitslosigkeit geht zurück und die Produktionslücke dürfte sich – trotz eines erweiterten Potenzials durch die Zuwanderung – allmählich schließen. Man würde also erwarten, dass die Inflation wenigstens in Deutschland sich dem Zielwert der EZB annähert, zumal sie eigentlich über zwei Prozent steigen sollte, wenn im Süden die Preise weniger stark steigen und die EZB ihr Ziel ernst nimmt. Tut sie aber nicht.
Weiter„Wir können alles, außer Inflation“

 

Alle bereit für die deutsche Immobilienblase?

Der neue Länderbericht des IWF deutet darauf hin, dass es eine längere Diskussion über die Risiken auf dem deutschen Immobilienmarkt gab.

Nonetheless, while concerns about a housing bubble are premature, preparations against it are not. Hence, the macroprudential toolkit should be readied. We welcome the authorities’ progress in making the new Financial Stability Committee fully operational and in expanding their statistical coverage of the mortgage market. We encourage them to consider expanding the set of macroprudential tools to include loan-to-value and debt-service-to-income instruments.

Für mich ist das ein Indiz, dass der neu geschaffene Ausschuss für Finanzstabilität bald aktiv werden könnte – zumal wenn die EZB die Zinsen noch einmal senkt. Interessant auch, dass der IWF noch erheblichen Spielraum bei den Investitionen sieht.

Additional investment up to 0.5 percent of GDP per year over four years could be financed without violating fiscal rules and would have only a minor impact on the debt-to-GDP ratio given the growth offset.

 

Draghis klare Worte

Das war ziemlich eindeutig: Der Zentralbankrat „fühlt sich wohl dabei, beim nächsten Mal zu handeln“, sagte Mario Draghi bei der allmonatlichen Pressekonferenz in Brüssel. Wenn nicht etwas Außergewöhnliches passiert, wird die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihrer nächsten Sitzung im Juni die Geldpolitik erneut lockern. Der Grund liegt auf der Hand: Die Inflationsrate in der Euro-Zone liegt deutlich unter dem Ziel der EZB und so schnell wird sie auch nicht wieder steigen. Das hat mit der schwachen Wirtschaft zu tun, aber auch mit der Aufwertung des Euro, die die Importe verbilligt. Angesichts der wegen Krimkrise und  Turbulenzen in den Schwellenländern wachsenden Risiken für Anleger im Rest der Welt bringen die Anleger ihr Geld wieder nach Europa, weshalb die Währung zulegt.
Weiter„Draghis klare Worte“

 

Was bringt QE in Europa?

Ich habe hier die These vertreten, dass die EZB keine unkonventionellen Maßnahmen beschließen wird. Was aber, wenn doch? Christian Odendahl vom CER hat sich angeschaut, was Quantitative Easing für die Euro-Zone bedeuten würde. Ergebnis: Nicht allzu viel. Odendahl diskutiert zwei Wirkungskanäle, über die Anleihekäufe Produktion und Inflation beeinflussen können. So kann die Notenbank über QE die langfristigen Zinsen nach unten drücken und damit den Wert anderer assets wie Immobilien oder Anleihen in die Höhe treiben. Dies führt dann idealerweise dazu, dass Haushalte und Unternehmen mehr konsumieren und investieren.

Das Problem dabei: In der Euro-Zone gibt es einige Faktoren, die die Wirksamkeit dieses Kanals beeinträchtigen. Weiter„Was bringt QE in Europa?“