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Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2010

Das Jahr ist nur noch wenige Stunden on, allerhöchste Zeit, unsere zehn Wetten des Jahres 2010 dem Realitätscheck zu unterziehen. Um es vorweg zu nehmen, es war unser schlechtester Jahrgang seit Dieter, Lucas und ich unsere gemeinsamen Jahreswetten hier im Blog kundtun. Zu unserem Treffen in einem kleinen Frankfurter Weinbistrot hatte ich ein Säckchen Asche mitgebracht. Dann und wann streute ich sie mir aufs fast kahle Haupt. Weiter„Selbstgerechte Bilanz unserer Wetten 2010“

 

Alles wird gut

Ausgesprochen guter Dinge bin ich an den letzten Tagen des Jahres. Grund dafür ist die unglaublich gute Verfassung der deutschen Wirtschaft. Grund dafür ist aber auch, dass im großen Euro-Streit mal wieder ein Punktsieg an die Franzosen ging. Und die deutschen Stabilitätsfanatiker eine Niederlage einstecken mussten.

Zunächst aber zur deutschen Wirtschaft. Sie brummt. Das ist schon hundertmal besungen worden, auch von mir hier im Blog als ich meine Wachstumswette abgab, oder Ende des Sommers im Cicero (Und jetzt die fetten Jahre?). Aber was so unglaublich ist, ist die Rasanz, mit der sich der Konsum zurück meldet. Schauen Sie auf das Chart.

Ifo Geschäftsklima im Einzelhandel - Dez. 2010
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Ein Hoch auf diese Regierung

Lassen Sie uns den Hut ziehen vor dieser Regierung! Wann hatte die Bevölkerung in Deutschland je eine in wirtschaftlichen Belangen ausgebufftere Regierung? Wann wurde das letzte Mal eine solch großartige Wachstumspolitik betrieben, die sich gleich dreier Schienen bedient? Dem Wechselkurs, den die Regierung elegant herunter redet, den Zinsen, die sie mit ihrem Insolvenzplänen für Euroland auf immer neue Tiefen fallen lässt, sowie einer gezielten Lohnstückkostensenkungspolitik, die die erarbeiteten Wettbewerbsvorteile zementiert? Was Kanzlerin Merkel samt ihren Beratern, den Herren Schäuble, Brüderle und Weber (Bundesbank) da zaubern, steht makromäßig den goldenen Zeiten eines Bill Clinton und Alan Greenspan in nichts nach. Ja, es ist schlauer.

Deshalb bin ich auch für das nächste Jahr recht optimistisch, was das Wachstum in diesem unseren Lande betrifft. Bei einer solch grandiosen Steuerung sind gut und gerne mehr als 2,5 Prozent Wachstum drin. Die langjährigen Freunde des HERDENTRIEB merken es spätestens hier: Die Wachstumswette ist mal wieder fällig, wie jedes Jahr zum Geburtstag dieses Blogs. Mit ihr begann alles im November 2005. Waren meine ersten vier Wetten gut bis spektakulär (die erste), so war die letzte vom November 2009 geradezu beschämend schlecht. Ich habe zweierlei vollkommen falsch eingeschätzt. Das eine tut weh: die Wirkung der Konjunkturprogramme. Das andere hätte ich mir selbst im Traum nicht ausmalen können: diese verdammt schlaue Regierung. Weiter„Ein Hoch auf diese Regierung“

 

Scharf, schärfer, Stabi-Pakt

Ich war nie ein Freund des Stabilitätspaktes. Meine Hoffnung war, dass irgendwann jeder sehen würde, was für ein sinnloses Ungetüm das ist. Und als Anfang des Jahres Spanien und Irland in die Bredouille gerieten, dachte ich: Das ist das Ende des Paktes. Denn weder Spanien noch Irland haben je gegen das Defizitkriterium verstoßen. Im Gegenteil: Beide Länder galten bis zum Ausbruch der Krise als Musterschüler. Sie haben in all den Jahren der Währungsunion ihren Schuldenstand zurückgefahren. Spanien von über 60 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf unter 40 Prozent, Irland gar auf nur noch 25 Prozent. Und trotzdem gelten beide Länder dank der Krise nun als Wackelkandidaten.

Doch entgegen meiner Annahme, die Debatte um den Stabilitätspakt käme zur Vernunft, ist sie erneut entbrannt. Alles schimpft aufeinander, weil ein Pakt, der versagt hat, nicht so geschärft wird, wie von irgendwelchen Hardlinern gewünscht. Aber, verehrte Leser, der Pakt hat versagt. Warum soll man etwas verschärfen, was weder Irland noch Spanien verhindert hat? Warum denken unsere Politiker nicht mal über etwas nach, das Irland und Spanien verhindert hätte? Weiter„Scharf, schärfer, Stabi-Pakt“

 

Straubhaar schlägt zurück

Ein Gastkommentar auf HERDENTRIEB? Ja und zwar von Thomas Straubhaar, dem Chef des HWWI. Er ist hier erst vom Hirten Fabian Lindner und dann von einigen Herdentrieb-Kommentatoren scharf kritisiert worden, ob seiner Empfehlung, die USA mögen ihren (neo)liberalen Weg weiter gehen und bitte nicht dem europäischen Sozialstaat nacheifern, geschweige denn mit weiteren Konjunkturprogrammen den Weg aus der Krise suchen. Hier nun seine Antwort an Fabian Lindner und die HERDENTRIEB-Community. Viel Spaß bei der Lektüre und nochmehr Spaß beim bloggen und kommentieren, wünscht Ihr Robert Heusinger

American Way or No Way!

Von Thomas Straubhaar
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Der Abwertungswettlauf hat begonnen

Als ich den Euro am Freitag so in die Tiefe rauschen sah und mir das Wehklagen der Händler und Analysten anhörte, da dämmerte es mir: Der Abwertungswettlauf hat begonnen. Die fiese Geschichte aus den 30er Jahren, wo jedes Land versuchte über restriktive Politik Wettbewerbsvorteile zu erlangen – mit dem Ergebnis, dass am Ende alle schlechter dastanden. Und als dann auch noch der US-Finanzminister Tim Geithner seine Wähler tröstete, die Europäer würden ihre Probleme nicht auf Kosten des US-Wachstums lösen, da war mir klar, dass mein Gefühl nicht trügt. Weiter„Der Abwertungswettlauf hat begonnen“

 

Letzte Chance für den Euro

Was die europäischen Finanzminister am Abend beschließen, muss sitzen, muss konsistent sein mit dem auf Schulden basierenden kapitalistischen System. Es muss für Vertrauen sorgen und der Herde Zäune setzen. Es ist die letzte Chance für den Euro. So dramatisch das klingt, so bitter ist die Wahrheit.

Nach wochenlangen Eiertänzen unserer Kanzlerin und all ihrer maßgeblichen Berater beim Thema Griechenland, lodert die Krise lichterloh: Bei den südeuropäischen Staaten, den europäischen Banken und wenn wir ehrlich sind, wankt das gesamte kapitalistische System – mal wieder.

Der Stress im System ist mindestens so groß wie in den schrecklichsten Tagen der Jahres 2008 nach der Lehman-Pleite. Allein der Blick auf die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen reicht eigentlich: 2,75 Prozent. Absolutes Panikniveau. Zweijährige rentieren unter 0,5 Prozent!
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Für Fortgeschrittene

Ganz allmählich scheint sich der Blick auf das Wesen Kapitalismus zu ändern. Selbst in Deutschland. Das ist sensationell. Jetzt hat sogar die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, die gerne so tut, als handele es sich dabei um eine Tauschwirtschaft und nicht um eine Geldwirtschaft, ihren Lesern erklärt, dass ein Land nicht permanent Überschüsse aufhäufen kann. Und sie haben Wolfgang Stützel und seiner Saldenmechanik eine kleine Referenz erwiesen (leider online nicht verfügbar). Wahnsinn. Und weil ich deshalb gerade so gut gelaunt bin, sollten wir uns jetzt an den Kapitalismus für Fortgeschrittene wagen. An das Geheimnis dieses auf Schulden basierenden Geldsystems. Es lautet: Der Gläubiger muss es seinem Schuldner ermöglichen, die Schulden zurück zu zahlen. Er muss ihn zahlungsfähig halten.
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Nie wieder 1992

Warum brauchen wir den Euro? Warum haben wir uns auf das Abenteuer Gemeinschaftswährung überhaupt eingelassen? Warum haben vor allem „progressive“ Ökonomen das Projekt unterstützt? Das sind Fragen, die wir uns heute stellen müssen, wo so viel vom Irrtum der Währungsunion die Rede ist.
Ich gestehe: Ich habe dem Euro immer das Wort geredet. Schon in meiner Diplomarbeit 1993/94!!! Natürlich aus ganz anderen Gründen als die deutsche Industrie, die jetzt mit ihrer Kosteneffizienz alle anderen Länder platt macht. Ich bin geprägt von 1992. Weiter„Nie wieder 1992“

 

Vive Monsieur Blanchard

Die Debatte, die Olivier Blanchard angestoßen hat, wird in Deutschland viel zu engstirnig geführt. Blanchard, der Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds und Autor des wichtigsten weltweiten Standardlehrbuchs für Makro, hat es mit seinem kleinen Paper binnen Tagen geschafft, die Schlagzeilen zu beherrschen. Rethinking Macroeconomic Policy heißen die 17 Seiten, die es in sich haben. Sie sind für mich der klare Beweis für einen Paradigmenwechsel in der Volkswirtschaftslehre: Weg von der Überlegenheit des freien Marktes, hin zum Primat der Politik. Weiter„Vive Monsieur Blanchard“