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Die Ratlosigkeit der Notenbanker

Die Europäische Zentralbank (EZB) versucht mit allen Mitteln, die Unternehmen und Haushalte dazu zu bringen, sich endlich wieder mehr Geld zu leihen und auszugeben. Da unterscheidet sie sich nicht von der amerikanischen Fed, der Bank of Japan oder der Bank of England. Die mittelfristigen Inflationserwartungen sind da, wo sie sein sollen – in der Nähe von zwei Prozent. Die aktuellen Inflationsraten liegen deutlich darunter. Von daher sollte es Spielraum für die expansive Geldpolitik geben, also für eine Stimulierung der Konjunktur. Vielleicht wurde so bislang Schlimmeres verhindert, aber das eigentliche Ziel ist nicht erreicht: Das Volumen der Kredite an nicht finanzielle Unternehmen und Haushalte liegt in der Währungsunion um 2,5 Prozent unter seinem Vorjahreswert. Schuldenmachen ist stark aus der Mode gekommen.
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Timothy Garton Ash und die Inflationslüge

Ich bin ein großer Fan von Timothy Garton Ash, deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass er in seinem neuen Essay über Deutschland in der New York Review of Books die Inflationslüge zitiert.

They are also obsessed with the danger of inflation. One poll found that Germans fear inflation more than they fear getting cancer. The shadow of history again: in this case, the trauma of two dramatic inflations, after the first and after the second world war. Yet as the economic policy correspondent of the liberal weekly Die Zeit argues in a spirited polemic, they misunderstand both the past—it was deflation, not inflation, that immediately preceded Hitler’s rise to power—and the present reality of that danger.

Der Aufsatz ist sehr lesenswert.

 

Ölpreis vor dem Fall

Mit dem Ölpreis ist es wie mit der Inflation: Angesichts des schwachen globalen Wirtschaftswachstums und der hohen Arbeitslosigkeit ist es nicht plausibel, dass sich der Ölpreis zwischen 100 und 110 Dollar je Fass hält, nachdem er in den 15 Jahren bis 2002 bei 20 Dollar gelegen hatte. Genauso ist es kaum nachvollziehbar, warum die Verbraucherpreise in Westeuropa und Nordamerika nicht schon längst nachhaltig sinken, so wie bis vor Kurzem in Japan. Beides hat offenbar mit verschiedenen Rigiditäten an den Märkten zu tun, also mit Strukturen, Mechanismen und Strategien, die das verhindern.
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Wollen Sie uns verschaukeln, Peer Steinbrück?

Wer nach Gründen für das Elend der SPD sucht, findet sie in diesem Interview mit dem Wall Street Journal.

Er als Kanzler würde wohl großzügiger gegenüber den Krisenländern sein, signalisierte der frühere Bundesfinanzminister. Steinbrück sprach sich dafür aus, den Staaten notfalls mehr Zeit zur Budgetkonsolidierung zu geben, und ihnen mit wachstumsfördernden Maßnahmen unter die Arme zu greifen.

Das klingt nach Kurswechsel, nach neuer Politik, denkt man und liest interessiert weiter.

„Wir brauchen einen wirtschaftlichen Stimulus, von mir aus nennen Sie es einen Marshallplan B, insbesondere mit Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit“, verlangte er. Das Geld für solche zusätzlichen Maßnahmen könne aus bestehenden EU-Fonds und von einer Finanztransaktionssteuer kommen.

Der Marshallplan wird also finanziert aus einer Finanztransaktionssteuer die mangels eines europäischen Konsens nicht kommen wird, und Geldern, die bereits ausgegeben wurden. Mit anderen Worten: Auch Steinbrück will nicht mehr Geld ausgeben. Diese Position kann man ja einnehmen – doch dann soll man nicht so tun, als wolle man etwas anderes als die Kanzlerin und mit Pauken und Trompeten einen Kurswechsel ankündigen. Das ist das Grundproblem der SPD: Sie bietet in Wahrheit keine Alternative, aber sie gibt vor, eine zu haben.

Ich finde, solche Interviews beleidigen die Intelligenz der Wähler und ich hoffe, jemand sagt das dem Kandidaten.

 

Yellen vs Summers

Die Debatte über die Nachfolge von Ben Bernanke ist in vollem Gang und Larry Summer und Janet Yellen sind die Top-Kandidaten. Die FT berichtet über kritische Aussagen von Larry Summers über die Politik des Quantitative Easings

… the people who have discussed policy with him say Mr Summers regards fiscal policy as a more effective tool than monetary policy. 

Das hat bei den Anhängern einer aktivistischen Makropolitik – zu denen ich auch gehöre – regelrechte Abwehrreflexe ausgelöst und Yellen Sympathiepunkte gebracht. Einmal abgesehen, dass fast jeder sympathischer ist als Larry Summers und Yellen in der Tat eine exzellente Kandidaten wäre: Summers hat Recht.
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EZB pumpt Liquidität durch löchrigen Schlauch

Nachdem nun auch die EZB, der aktuellen Mode folgend, langfristige Leitlinien für ihre Zinsen vorgegeben hat („forward guidance„), fragt sich, ob das, neben dem nicht minder aktuellen „quantitative easing„, das inzwischen ebenfalls zu den Instrumenten unserer europäischen Notenbank gehört, die Verbraucher und Unternehmen tatsächlich animiert, sich endlich wieder stärker zu verschulden und Geld auszugeben.
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Draghis magische Worte

Eine neue Mode macht sich breit in europäischen Zentralbankkreisen: Forward guidance – gemeint ist damit der Versuch, durch verbale Signale zukünftiges Handeln vorhersehbar zu machen. Im konkreten Fall: Die EZB und die Bank von England versprechen, die Zinsen für einen längeren Zeitraum nicht anzuheben.

Es ist der verzweifelte Versuch, sich gegen die Zinswende in den USA zu stemmen. Weiter„Draghis magische Worte“