Lesezeichen
 

Was heißt schon Demokratie in China?

Ein interessanter Artikel von Li Xing in China Daily, der sich mit der westlichen Chinakritik anhand der Tibet-Krise befasst. Li Xing kritisiert, dass die westlichen Beobachter die Fakten über das Leben in Tibet nicht zur Kenntnis nehmen: die Verbesserung der Lebenschancen für ehemals unfreie Menschen im dortigen Feudalsystem, der Aufschwung des Bildungssystems und die bessere allgemeine Lebenserwartung.

lixing.jpg

Statt des „kulturellen Genozids“, von dem die Exil-Tibeter sprechen, so argumentiert Li, habe China den Tibetern erst ein menschenwürdiges Leben ermöglicht durch die Entwicklung ihrer rückständigen Provinz. Nun werde diese Entwicklung denunziert als eine Art von Unterdrückung. Sie fühle sich dadurch an die Zeiten der chinesischen Kulturrevolution erinnert, als ihr eigener Vater von den Roten Garden als Kapitalist und „amerikanischer Spion“ denunziert wurde.

Ich finde den Vergleich zwar haarsträubend und ungerecht, auch wenn manches an der Tibet-Berichterstattung vielleicht einseitig und überzogen sein mag.

Aber darin, daß Li bei dem Wort Demokratie zuerst die Kulturrevolution einfällt, liegt ein wichtiger Hinweis: In der Tat bedingt für viele chinesische Reformer die Erfahrung der Kulturrevolution ein enormes caveat bei allen Gedankenexperimenten zur Demokratisierung der chinesischen Gesellschaft. Auch der Tiananmen-Aufstan hat das nicht geändert.

„Volkssouveränität“ – einer unserer zentralen demokratietheoretischen Begriffe, hat sich in China als Terror des Mobs ausgetobt. Daher setzen viele Reformer eher auf rechtsstaatliche Fortschritte als auf direkte Partizipation des Volkes im politischen Prozess. Solche Dinge müssen wir wissen, wenn wir mit den Chinesen über Demokratie und Reform reden.

Zitat:

Western economic models measure a society’s development with such indexes as life expectancy and child mortality rate, but the Western media have not even tried to compare such indexes for Tibet 50 years ago with those of today.

To me, the Western media’s deliberate misinformation and indulgence in China-bashing are a lot like the „cultural revolution“ posters that were plastered everywhere, including the walls of the hutong leading to the door to my husband’s former courtyard home.

„You could imagine how I felt in those days when all the posters condemned my father as a capitalist roader or an American spy,“ he once said.

We have not forgotten the „cultural revolution“ as some Westerners suggest; but no one would associate that period of modern Chinese history with „democracy“.

Similarly, no member of the multi-ethnic Chinese society can accept the Western media’s China-bashing as their testimony to „democracy“ and „freedom of the press“.

 

Chinas Neokonservative: die „Neo-Comms“

Hier ein Lesetip, den ich für die aktuelle Print-Ausgabe in unserer neuen Rubrik „Bücher machen Politik“ geschrieben habe. Mark Leonards Buch sollte jeder lesen, der eine kurze Einführung in die intellektuellen Debatten Chinas sucht (eine Kurzfassung hat Leonard für die  britische Zeitschrift „Prospect“ geschrieben):

Als Mark Leonard vor fünf Jahren zum ersten Mal in der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften zu Gast war, stellte er seinen Londoner Thinktank vor. 20 Experten, protzte der Mittdreißiger, beschäftigten sich dort mit Außenpolitik. Sein Pe­kin­ger Gastgeber lächelte, bevor er zum Gegenschlag ansetzte: »Unsere Akademie betreibt 50 Forschungszentren in 260 Disziplinen. Wir haben 4000 fest angestellte Forscher.«

leonard.jpg
Mark Leonard Foto: Nate Lankford

Das hat gesessen. Und so begab sich Mark Leonard auf eine geistige Entdeckungsreise. Was als Stippvisite geplant war, um einen ersten Einblick in die chinesischen Debatten zu nehmen, wuchs sich zum mehrjährigen Versuch aus, Chinas neue politische Intelligenzija zu verstehen. »Ich war auf eine verborgene Welt von Intellektuellen, Thinktankern und Aktivisten gestoßen«, schreibt Leonard, »die große Entwürfe machten.« Sein Buch, das soeben auf Englisch erschienen ist, kommt zur rechten Zeit: China fühlt sich von der Welt missverstanden, ja gehasst. Und die Welt nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass die sonst so pragmatischen Chinesen sich unfähig zeigen, die Tibetkrise zu bewältigen. Was also treibt die Tausende in den Pekinger Thinktanks um?
Es ist ein Vorzug dieses Buchs, dass sein Autor »aus Zufall zum Amateur-Sinologen« wurde. Das ist schließlich ein Schicksal, das heute jeden interessierten Zeitungsleser ereilt. Der Westen hat China zunächst als wirtschaftliche, dann auch als strategische Herausforderung wahrgenommen. Mark Leonard aber fragt, wie Chinas Aufstieg unsere politischen Ideen verändern wird. Wir kennen die amerikanischen Debatten und können Neocons, Realpolitiker und religiöse Rechte unterscheiden. Doch wer hat schon gehört von dem Liberalen He ­Waifeng, dem Ultranationalisten Fang Ning, dem Konservativen Pan Wei oder von Wang Hui, Vordenker der Neuen Linken?
Einst, so Leonard, mussten die Pekinger Intellektuellen mit Chi­nas Schwäche und Demütigung zurechtkommen und den Modernisierungsrückstand des Landes erklären. Heute geht es darum, die Konsequenzen aus Chinas neuer Stärke zu ziehen. Die liberalen Reformer glauben, politische Liberalisierung müsse auf die ökonomischen Reformen fol­gen. Auf sie setzt der Westen – auch weil wir uns in ihrer Philosophie am ehesten wiedererkennen. Aber die Liberalen sind von zwei Seiten in die Defensive geraten: durch eine »Neue Linke« und durch jene, die Leonard in Anspielung auf die amerikanische Szene »Neo-Comms« nennt. Die Ersteren wollen die gesellschaftlichen Kosten der Liberalisierung gerechter verteilen und experimentieren mit wohlfahrtstaatlichen Ideen.
Außenpolitisch wollen sie China nach seinem »friedlichen Aufstieg« als Stütze des internationalen Systems etablieren. Sie setzen auf die
globalen Ins­ti­tu­tio­nen, um Amerika einzuhegen und eine vorteilhafte, wohlwollende Umgebung für Chinas weiteren Aufstieg zu garantieren.
Die »Neo-Comms« hingegen haben die alte Angst Chinas, die Welt durch seinen Aufstieg zu erschrecken, hinter sich gelassen. Sie wollen nicht länger ängstlich auf soft power setzen. China soll sich lieber offen zu seinem Großmachtanspruch bekennen. Statt das bestehende internationale System nur neu auszubalancieren, soll China eine eigene Einflusssphäre nach seinem Bilde schaffen: In Zentralasien und Afrika hat der Aufbau dieser alternativen Weltordnung schon begonnen. Das Versprechen des »Chinese Dream« ist die rasante Entwicklung ohne Öffnung des politischen Systems, ohne Souveränitätsverlust durch Einmischung von außen oder unkontrollierte Freiheitswünsche der Gesellschaft. Die Nationalisten, meint Leonard, seien einstweilen eine Minderheit. Noch haben die »linken Internationalisten« im Streit um Chinas Zukunft das Ohr der Mächtigen.
Das hat er allerdings geschrieben, bevor die Olympischen Spiele zu einem Debakel zu werden drohten. Gut möglich, dass nun die empfundene Ablehnung dem chinesischen Nationalismus Auftrieb geben wird. Vielleicht tritt aber auch ein anderes Problem in den Vordergrund. Wer Mark Leonards exzellente Einführung liest, wird den Verdacht nicht los, dass die chinesische Debatte um ein großes Loch kreist: Denn die Zeit, da Legitimität sich allein durch Wachstum erzeugen ließ, ist vorbei. China steht heute im grellen Licht ganz vorn auf der Weltbühne – eine merkwürdig ratlose Großmacht auf der Suche nach einer Idee.

 

Ein muslimischer Thinktank gegen den Islamismus

Vier junge britische Muslime sind dabei, eine Stiftung gegen den Islamismus zu gründen. Der bekannteste unter den Gründern der Quilliam-Stiftung ist Ed Husain, ein ehemaliges Mitglied von Hizb-ut-Tahrir. Husain hat im letzten Jahr das Aufsehen erregende Buch „The Islamist“ veröffentlicht, in dem er seinen Werdegang  vom entfremdeten Jugendlichen zum führenden Strategen der Hizb beschreibt. Ich habe das Buch hier verschiedentlich schon zur Lektüre empfohlen.

edhusain.jpg
Ed Husain    Foto: Quilliam Foundation

Mit von der Partei ist auch Maajid Nawaz, ein weiterer Dissident der Hizb-ut-Tahrir, der im letzten Jahr Zeugnis ablegte über sein Engagement in der „Kalifatspartei“.

Die Quilliam-Stiftung – benannt nach dem berühmten britischen Konvertiten Abdullah (William Henry) Quilliam, der die erste Moschee in England baute – will sich der Aufgabe widmen, die Islamisten intellektuell ernst zu nehmen und herauszufordern. Naheliegender Weise wird man sich zunächst der Hizb-ut-Tahrir zuwenden, die unter jungen Muslimen in England eine starke Anziehunsgkraft hat, weil sie eine moderne Weltrevolutionsideologie im Gewand der islamischen Tradition vertritt.

Am 22. April wird die Stiftung im Londoner British Museum ins Leben gerufen. Es gibt prominente Unterstützer aus der islamischen Welt wie etwa Scheich Bin Bayyah und Grossmufti Ali Gomaa aus Ägypten. (Beide gehören zu den islamischen Gelehrten, die den Dialog mit dem Papst führen.) Von britischer Seite sind als Berater etwa Lord Paddy Ashdown und Timothy Garton Ash dabei.

Ich halte dies für eine sehr wertvolle Initiative – weil die Islamismuskritik hier nicht von Aussen formuliert wird, sondern von der Warte eines gemäßigten Islams. Die Zeiten sind vorbei, da islamische Organisationen sich mit dünnen Distanzierungen das Thema Islamismus vom Leib halten konnten. Die Auseinandersetzung hat begonnnen. Zitat von der Website:

„The Quilliam Foundation is a counter extremism think tank. Created by former activists of radical Islamist organisations, who are familiar with the mindset and methods of extremist groups. Now under the guidance of mainstream Muslim scholars, we believe that Western Muslims should revive Western Islam, our Andalusian heritage of pluralism and respect, and thereby find harmony in West-Islam relations.

Western Muslims should be free from the cultural baggage of the Indian subcontinent, or the political burdens of the Arab world. We were born and raised in a milieu that is different from the Muslim East. As such, our future and progeny belong here. Just as Muslims across the globe have adopted from and adapted to local cultures and traditions, while remaining true to the essence of their faith, Western Muslims should pioneer new thinking for our new times.“

Die Website der Stiftung hat schon einige interessante Zeugnisse und gute weiterführende Links zu bieten.

 

Die Differenzierungsfalle

Ein Essay von Seyran Ateş
(Auszug aus einem Text, der heute auf der neuen Meinungsseite der ZEIT erscheint. Mehr an einem Kiosk Ihres Vertrauens.)

Wer sich wie ich seit Jahren an der Debatte über Integration beteiligt, wird immer wieder mit der Forderung konfrontiert, man müsse dies oder jenes doch bitte „differenziert betrachten“.
Differenzierung ist ein Zauberwort in der Integrationsdebatte. Es entscheidet darüber, ob jemand politisch korrekt ist oder nicht, ob er oder sie zu den Guten oder zu den Bösen gehört. Und was könnte man wohl gegen diese Forderung haben? Wer wollte schon gerne als undifferenziert, als polarisierend bewertet werden? „Sie waren toll, Sie haben das so differenziert dargestellt, sie haben nicht polarisiert. Vielen Dank“. Wenn nach einem Vortrag solches Lob kommt, macht sich meist Erleichterung breit.

Doch merkwürdig: Ich für meinen Teil denke mittlerweile, dass ich etwas falsch gemacht habe, wenn ich diesen Satz höre. Die Differenzierungsfalle hat mich erwischt. Konnte ich meine Position überhaupt vermitteln, wenn ich doch so schön differenziert habe, dass niemand sich auf den Schlips getreten fühlt? (…)

Die Differenzierungswächter hätten gerne, dass wir solange differenzieren, bis es nur noch unvergleichliche Einzelfälle gibt – keine Deutschen gibt, keine Türken, keinen Islam, keine Ehrenmorde und keine Zwangsehen. (Nur bei bedrängten Minderheiten wie den Kurden hört der Spaß auf, die traut sich kein politisch korrekter Deutscher wegzudifferenzieren.) Deutschland, gibt es dieses Land überhaupt? Deutschsein ist doch lediglich eine Konstruktion, glaubt der ausdifferenzierte, politisch korrekte Multikulti-Anhänger. Dass es so etwas wie eine deutsche Identität gibt, stellt eine Provokation für viele Linke und Liberale dar.

ates.jpg
Seyran Ates

(…)

Nach diesem Muster läuft die Debatte über die jüngsten Änderungen des Zuwanderungsgesetzes. Die Anforderung, Sprachkenntnisse schon im Herkunftsland zu erwerben, sei reine Türkenfeindlichkeit, hieß es von seiten der Migrantenverbände. Hunderte, wenn nicht gar Tausende anatolische Bäuerinnen, die Analphabetinnen sind – so die Klage -, dürfen nicht zu ihrem Ehemann nach Deutschland, wenn sie vor der Einreise keine ausreichenden Sprachkenntnisse nachweisen. Wie kann man nur von diesen armen Frauen verlangen, dass sie 300 – 400 deutsche Wörter lernen, sagen die Kritiker der Gesetzes. Diese Frauen sind doch eh schon Opfer des Kapitalismus, des Patriarchats, des Westens – und nun auch noch des deutschen Zuwanderungsgesetzes.

Warum sollen diese Frauen nicht einfach nachziehen dürfen? Liebende werden getrennt, das Zusammenkommen erschwert. Ich sehe regelmäßig in vor Romantik triefende Augen, wenn ich diese Erklärung höre. Die Forderung nach Sprachkenntnissen – da sind sich türkische Funktionäre und deutsche Gutmenschen einig – ist unmenschlich.
Haben sich diese armen Frauen denn etwa in einem romantischen Moment in einen in Deutschland lebenden Verwandten oder Bekannten der Familie verliebt?
Eine anatolische Frau vom Land ohne Sprachkenntnisse hat keine Möglichkeiten,sich auf dem Heiratsmarkt nach Gutdünken umzuschauen. Vieles spricht dafür, dass sie gegen ihren Willen ins reiche Deutschland verheiratet wird. Sie mag es zwar selbst durchaus auch als Befreiung empfinden, durch Heirat ihre Lebenssituation zu verändern. Doch damit sie in Deutschland dem Ehemann nicht schutzlos ausgesetzt ist, wäre es doch wohl von Vorteil, wenn sie einige wenige Worte Deutsch spricht, oder?

Wenn ich so argumentiere, schnappt die Differenzierungsfalle zu: Wie kann ich diese Frage überhaupt stellen? Das unterstellt doch, alle diese türkischen Frauen würden zwangsverheiratet werden. Das sei eine unzulässige Verallgemeinerung, eine Sünde wider das Differenzierungsgebot.

(…)

Wenn wir ein Einwanderungsland werden wollen, das seinen Namen verdient, brauchen wir eine Identifikation mit Deutschland. Damit können sich die Differenzierungsstreber nicht anfreunden. Den Einwanderern die Identifikation mit Deutschland nahezulegen, läuft politisch korrekten Menschen zuwider. Sie halten es für historisch überholt, daß der Mensch eine Identifikation mit dem Land brauche, in dem er lebt.

(…)

Es gibt nicht nur ein Identitätsproblem der Zuwanderer, sondern auch eines der Deutschen, die sich selbst und ihr Land nicht leiden können. Beide bedingen einander. Statt sich weg zu differenzieren müssen die Deutschen lernen, sich und ihre nationale Identität zu akzeptieren.

Es ist eine Ironie der Integrationsdebatte, dass diejenigen, die ihr Deutschsein verleugnen, uns Einwanderern immer wieder erklären, dass wir stolz darauf sein sollten Migranten – Türken, Kurden, Muslime zu sein. Sie kämpfen für den Erhalt unserer Identität und sind irritiert, wenn wir ihre Aufforderung nicht erfüllen. Wenn wir ihnen erklären, dass wir mehrere Identitäten haben, und zwar auch eine deutsche, sind sie ganz verzweifelt, weil sie nun gar nicht verstehen können, wie jemand freiwillig Deutscher sein kann. Ob diesen Menschen aufgefallen ist, dass Erdoğan ganz ähnlich wie sie argumentiert?

(…)

 

Warum Muslime Wilders‘ Film ernst nehmen sollten

Darüber schreibt D.B.Shobrawy, ein mutiger junger Blogger ägyptischer Herkunft aus Chicago. Er fragt sich, woher die Wut auf den Film sich speist – nicht nur unter Radikalen, sondern selbst unter seinen moderaten Freunden:

Finally I came to another realization, I asked myself, “what is it specifically that has made people so angry that they want to kill over it?” Is it….

-The original Mohamed cartoon showing Mohamed and a bomb on his head depicted at the beginning and end of the film?

-The listing of verses from the Quran that are seen as shocking from the perspective of non-Muslims?

-Clip’s of Sheikh’s, Imam’s and Jihadist’s dedicating themselves to the murder of Christians, Jew’s and all types of Westerners?

-The implied illusion of a page being torn out of the Quran in the end?

-The comparison of Islamization of Europe to Nazism and communism?

-The request that Islamic ideology be “defeated”?

-Or is it simply that a non-muslim has made a movie critical of Islam?

I’ll assure you that for the wild and ignorant zombie monkey’s that burn embassies, murder clergy and send death threats to anyone within 100 degrees of separation from the movie itself, its the latter. These people are animals, too simple minded to see that their violent response gives credibility to the criticism posed by the movie in the first place. I’ve browsed fellow bloggers who call themselves moderate or even non-practicing Muslims and found much angrier responses to the movie than I would have expected.

Instead of following with a knee jerk reaction or just shouting “islamophob” take the movie for what it is, a fair reflection of how violent, angry and hate filled people have interpreted the Quran and how their perverted interpretations have changed the face of Islam all around the world. How many times have I heard, “these terrorists do not reflect Islam”, “this is not the Islam I know”. By simply condemning the movie because you view it as an attack on Muslims and not an attack on a specific ideological interpretation of Islam, then you have let a great opportunity pass you by. The West fears Islam because there aren’t enough Muslims who are willing to publicly condemn the actions of other Muslims. This has been a pivotal problem in the West’s confrontation with Islam. By staying quiet and being angered by criticism aimed at barbaric animals like those featured in Fitna you allow those animals to represent you and Islam.

 

Holländische Juden gegen Geert Wilders

Der niederländische Centraal Joods Overleg (Zentralrat der Juden) kritisiert Geert Wilders für seinen Film, der unzulässige Generalisierungen enthalte und „kontraproduktiv“ sei:

Met het in beeld brengen van grafieken die de explosieve groei van de Moslim bevolking in Nederland en in Europa moeten voorstellen, in relatie met de getoonde terreuraanslagen en met de slogan ‘stop de islamisering, verdedig onze vrijheid’ suggereert Wilders, dat alle Moslims potentiële terroristen zijn die onze samenleving omver willen werpen. Dat strookt niet met de feiten en zet op een onacceptabele wijze een hele bevolkingsgroep in een kwaad daglicht. Een Nederlands politicus dient zich van dit soort generaliserende voorstellingen te onthouden.

Zu Deutsch: „Indem er Grafiken über das explosive Wachstum der muslimischen Bevölkerung in den Niederlanden und Europa zeigt und diese in Beziehung setzt mit terroristischen Anschlägen und mit dem Slogan ‚Stoppt die Islamisierung, verteidigt unsere Freiheit‘, suggeriert Wilders, dass alle Muslime potentielle Terroristen seien, die unser Zusammenleben zerstören wollen. Das stimmt nicht mit den Tatsachen überein und setzt eine ganze Bevölkerungsgruppe in ein schiefes Licht. Ein niederländischer Politiker sollte sich dieser Sorte verallgemeinernder Behauptungen enthalten.“

Zugleich betont die jüdische Dachorganisation, dass die Radikalisierung in Teilen der muslimischen Welt Anlass zu ernster Sorge ist und ruft zur Wachsamkeit und zur streitbaren Verteidigung der Demokratie auf.

Sehr gut. Keine weiteren Fragen, Euer Ehren.

(Hier ein englischer Bericht in Haaretz.)

 

Kritik an türkischen Medien – von Milli Görüs

In der Monatszeitschrift der IGMG (Islamische Gemeinschaft Milli Görüs) – siehe Seite 36 ff. – übt Ekrem Senol heftige Kritik an der Berichterstattung der türkischen Medien über den Brand von Ludwigshafen:
Die türkischen Medien, so Senol „mutmaßten über die Ursachen wie ein Wahrsager auf dem Jahrmarkt“. Er spricht von einer „Kampagne“, die mit den Aussagen der beiden Mädchen, sie hätten einen Mann gesehen, der den Brand gelegt habe, begann: „Türkische Nachrichtensendungen zeigten Bilder vom Brand in endlosen Wiederholungsschleifen. Auch Geschmackloses flimmerte ab und zu über die Bildschirme. So wurde beispielsweise mitten auf die deutsche Flagge das Hakenkreuz platziert oder der Moderator sprach über ‚die Deutschen‘, wenn er die möglichen Täter meinte.“
Senol vergleicht die Berichterstattung der türkischen Medien mit den Berichten „über Zwangsehen und Ehrenmorde“ in deutschen Blättern, die „genauso falsch, unsachlich, übertrieben und vorurteilsbehaftet“ gewesen sei. Darüber habe man sich „zu Recht“ erregt. Jetzt müsse man sich über die türkischen Medien aufregen. Denn: Selbst wenn es einen fremdenfeindlichen Hintergrund gegeben hätte – den die Staatsanwaltschaft doch nahezu ausschließe – wären es nicht „die Deutschen“ gewesen.

Ich finde das einen erstaunlichen und wohltuenden Ton in der Debatte. Nur bin ich nicht einverstanden mit der Gleichsetzung der Zwangsehen- und Ehrenmord-Thematik mit dem Fall Ludwigshafen.
Das Thema läßt sich so leicht nicht erledigen. Es ist auch nicht von Außen auf die Türken projiziert worden, sondern von türkischen Feministinnen aufgebracht worden.
Aber trotzdem: Es ist gut, wenn eine solche Debatte über die türkischen Medien unter Deutschtürken beginnt. Wer hätte gedacht, daß ausgerechnet Milli Görüs vorangeht?

 

Ja, wir sind assimiliert

Zu meinem Text von letzter Woche und zur Zeit-Umfrage schreibt mir ein Leser :

„Es ist unsere ganz eigene Identität, die uns ausmacht. Eben diese, die durch keine andere ersetzbar ist. Vielleicht sind wir „überintegriert“, „deutlich deutsch“. Deutscher als ein Deutscher oder eine Deutsche. Wir tragen den Stolz in uns – fern von jeglicher Vergangenheit. Wir sind nicht belastet. Wir wissen, dass Deutschland in der Vergangenheit Belastungsgrundlagen geschaffen hat, sehen jedoch die Deutschen in der Gegenwart und erleben sie auf human und sozial sehr hohem Niveau. Alle, so wie sie sind. Mit ihren Unterschieden, ihren Dialekten und ihrem Ehrgeiz. Nehmen wir mal die Bayern, sie sind authentisch, sie sind die deutlichsten Deutschen könnte man meinen. Aber ehrlich und direkt muss man auch dazu sagen. Deshalb ist Roland Koch eigentlich ein Bayer, er weiß es nur nicht. Die „Hardliner, die Dinge ansprechen, welche in den Köpfen des Volkes für Unruhe sorgen, brauchen wir genauso, wie die Köpfe, die Deutschland vor allem in der Sozialdemokratie und bei den Grünen präsentiert. Die aktuelle sozialdemokratische Perspektive ist natürlich eine Ausnahme.
Deutschland ist eine perfekte Integrationsbasis. Sie bietet diese Plattform jedem, der Interesse zeigt. Wer das nicht versteht, hat ein Defizit im Erkennen von Möglichkeiten. Und es ist eindeutig: Die Sprache öffnet alle Türen. Sie ist der Schlüssel zum Erfolg. Das kann man wohl weltweit übertragen. Wenn man die Haupttür geöffnet hat, stehen weitere Türen offen. Niemals habe ich in den 40 Jahren Deutschland eine große Benachteiligung erfahren. Die kleinen Dinge, die Schikanen in der beruflichen Ausbildung oder die in der Kindheit erlebten Probleme sind nicht der Rede wert.

Ja, wir sind assimiliert. Wir sind deutsch. Wir können nicht anders. Schon gar nicht in der Türkei. Wir müssten dort Integrationsseminare wahrnehmen, um unser Leben als Türken führen zu können. Nur würde uns das nicht unbedingt zufrieden stellen, denn unsere demokratische Sozialisation hat uns geprägt, und wird uns weiterhin im Denken und Empfinden leiten. Nicht zu unterschätzen sind die sozialen Kontakte. Die Freunde und die Familie. Denkstrukturen, die unisono sind, die die gleiche nonverbale Sprache sprechen. Eigentlich ist alles super. Hoffentlich bleibt es auch so!

 

David Mamet: Wie ich ein Konservativer wurde

Der Stückeschreiber und Filmregisseur David Mamet hat aufgeschrieben, wie er zu seinem eigenen Erstaunen entdeckte, daß er in Wahrheit gar kein Linker war, wie er selber immer dachte, sondern ein Konservativer:

„I found not only that I didn’t trust the current government (that, to me, was no surprise), but that an impartial review revealed that the faults of this president—whom I, a good liberal, considered a monster—were little different from those of a president whom I revered.

mamet.jpg

Bush got us into Iraq, JFK into Vietnam. Bush stole the election in Florida; Kennedy stole his in Chicago. Bush outed a CIA agent; Kennedy left hundreds of them to die in the surf at the Bay of Pigs. Bush lied about his military service; Kennedy accepted a Pulitzer Prize for a book written by Ted Sorenson. Bush was in bed with the Saudis, Kennedy with the Mafia. Oh.“
Mehr hier.

 

Der deutsche Staat betreibt Faschismus…

… gegenüber den Türken hierzulande, ist Hürriyet-Kommentator Yigit Bulut überzeugt:

„Entweder Assimilation oder Streichholz“ ist die heutige Kolumne  Buluts in der HÜRRIYET überschrieben: „Die Deutschen assimilieren die Türken, und wo sie es nicht können, verbrennen sie sie“, schreibt Bulut. Europas Politiker, „die bei jeder Gelegenheit auf das Demokratiedefizit in der Türkei aufmerksam machen, sind bei Deutschland, das sich auf die Losung eingeschworen hat: ‚Die beste Integration ist Assimilation’ sprachlos.“ Hinter den Vorkommnissen der letzten Zeit – Bulut meint die Brände in von Türken bewohnten Häusern – stecke „eine bewusste Politik“, so Bulut weiter, die sich nicht zuletzt an Sprachverboten in Schulen und dem reformierten Zuwanderungsrecht deutlich mache. „Der Deutsche Staat betreibt Türken gegenüber einen bewussten ‚Faschismus’ und der türkische Staat zeigt keinen Widerstand, oder ist sich der Sache gar nicht erst bewusst.“

Solche Polemik ist in meinen Augen eine Form der Volksverhetzung, und dies sollte endlich den Presserat und die Gerichte beschäftigen.