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Al-Jazeeras Islamophobie

Al-Jazeera English berichtet ausführlich über die Vorgänge in England. In dem Bericht sind nahezu ausschließlich die Ängste der Glasgower Muslime Thema, es werde einen „Backlash“ gegen sie geben.
Ich möchte nicht ausschließen, dass es zu moslemfeindlichen Äussserungen und Aktionen kommt. Allerdings sind bisher keine bekannt geworden.
Darum ist es ein Problem, wie dieser Sender mit dem Thema umgeht: Er stellt Muslime als (potentielle) Opfer der rassistischen Bevölkerung und eines hysterischen Staatsapparates dar, nicht als Betroffene des Terrors, die als Bürger die Pflicht haben, diesen Angriff auch als einen gegen sie selbst zu empfinden und abzuwehren. Dieser Sender ist Gift für die muslimische Zivilgesellschaft. Er fördert die Opfer-Mentalität.

In anderen Worten: Er stellt die Muslime genau so dar, wie Islamophobe sie sehen möchten, als nicht ganz loyale Bürger, die sich ums Gemeinwohl nicht scheren, sondern nur ihre Sonderidentität pflegen und sich sich immer als Opfer präsentieren.

Der Sprecher des Muslim Council of Britain, Inayat Bunglawala, hat im Interview nur eine einzige Sorge: Schärfere Sicherheitsgesetze verhindern. Während gerade Hunderte einem qualvollen Tod durch islamistische Möchtegern-Terroristen entkommen sind, wirkt das doch ein wenig merkwürdig (auch wenn man zu Recht gegen die möglichen Gesetze – die allerdings noch niemand vorgeschlagen hat – sein mag).

Wer solche Sprecher hat, braucht keine Feinde mehr.

 

Traditionelle Muslime, tut endlich was gegen die Extremisten!

Die Anschlagserie in England scheint manche traditionelle Muslime endlich aufzuwecken. Es reicht nicht, einfach immer zu behaupten, Islam und Islamismus hätten nichts miteinander zu tun. Auf Eteraz.org fand ich dieses Plädoyer, das mir sehr einleuchtet:

„Of course, the overwhelming majority of Muslims are not terrorists, nor are all terrorists Muslim. But we’d be kidding ourselves if we claimed that a disproportionate number of terrorists aren’t Muslim or that the most destructive and deadly terrorist attacks aren’t perpetrated by Muslims fighting under the banner of Islam. Furthermore, terrorism is but an extreme manifestation of a rejectionist mentality that is all too common amongst Muslims.

Though few Muslims attempt to justify terrorist attacks, many steadfastly deny that Muslims were ultimately responsible, attributing them to elaborate conspiracy theories in which the Muslim hijackers/bombers were unwitting pawns in a grand plot directed by America/Israel/India/Freemasons. Even if such views are to be taken at face value, their advocates seem disturbingly unconcerned about the propensity of Muslims to be brainwashed and unwittingly recruited into shadowy non-Muslim conspiracies.

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Even many Muslims who do not share the conspiratorial mindset cannot accept the idea that Islamic extremism is any more prevalent or dangerous than extremist movements in other communities. They illustrate their denial by drawing superficially relevant paralells between al-Qaeda and abortion clinic bombers or the Irish Liberation Army. But such comparisons miss the mark; no other community has extremists that have sought to wage a decentralized war on an entire civilization and indiscriminately turn major urban centers into battlegrounds. (Endlich! JL)

As much as we’d like to believe that terrorist attacks are the work of a tiny minority of locally-oriented fringe extremists, this tiny minority is active and vocal, their ambitions are global, and they don’t seem to be starved for recruits. Their websites are on the Internet for all to see. Their message boards attract posters from around the world who wish destruction on the West and preach hatred of non-Muslims (and Shi’ites). Their rhetoric advocates the imposition of Islamic hegemony through perpetual conflict with „Dar al-Harb“. Who knows how many adherents to such views frequent mainstream masajid; I can remember a few Muslims in the masjid I grew up in who were disturbingly indifferent to the horrors of 9/11. That’s a few too many.“

 

Unter uns Dhimmis

Hurra! Ich bin Dhimmideutscher! Unsere wachsamen Kollegen vom Blog, das vorauseilenden Gehorsam gegenüber dem kommenden Kalifat beobachtet, geißeln meinen Leitartikel folgendermassen:

Jörg Lau, Politik-Kommentator bei der Zeit, möchte den Islam einbürgern.

Darum schlägt er einen Deal vor:

So muss der Deal lauten: Wir bieten die Einbindung in die öffentlich-rechtliche Ordnung. Wir verlangen dafür, dass Zweifel und Vorbehalte ernst genommen und nicht als »Islamophobie« abgetan werden.

Schön. Geradezu revolutionär. Das Recht auf Kritik ist eine Selbstverständlichkeit im modernen Rechtsstaat, aber die Muslimvereine bekommen sogar noch was dafür, dass man Fragen stellen darf.

Auf dieser Basis werden in der Schäubleschen Islamkonferenz, aber auch im Dialog mit den Kirchen, endlich alle Fragen gestellt, die viel zu lange unterdrückt wurden. Wie haltet ihr es mit den Frauenrechten? Wie sieht es mit der Freiheit zum Glaubenswechsel für Muslime hier und in euren Herkunftsländern aus? Steht die Scharia über dem Grundgesetz? Seid ihr auf Dauer bereit, in religiöser Pluralität gleichberechtigt mit anderen zu leben? Bekennt ihr euch nur vorläufig und widerwillig unter dem Zwang der Diaspora dazu, oder könnt ihr aus eurem Glauben selbst begründen, warum ihr diese Ordnung bejaht?

Die Fragen haben sie spätestens an der Islamkonferenz öffentlich negativ beantwortet.

Aber das zu sehen, wäre nun doch wirklich zu negativ. Der wahre Dhimmi gibt den Muslimen in den Hardcore-Vereinen darum nochmals eine Schangs, und noch eine Schangs und noch eine Schangs. Und findet für die endlose Wiederholung der längst abschlägig beantworteten Fragen sogar einen neuen Begriff

„deutsches Modell zur Integration des Islams“

Wer sich allerdings schon damit zufrieden gibt, wenn die Muslime „Rechtsgehorsam“ zeigen würden, traut der ganzen Sache nicht mehr ganz. Er appelliert an die Muslime, dass „Zweifel und Vorbehalte ernst genommen und nicht als »Islamophobie« abgetan werden“, und er sieht davon ab, „dass man den Muslimen die volle rechtliche Gleichstellung mit den Kirchen sofort und ohne weitere Nachfragen gewähren muss“ (1). Vorsichtig, und voller Angst vor der Konsequenz, die schon lange offensichtlich ist.

Nur – kann man sich das eingestehen, als braver Dhimmi?

Nein, sicher nicht. Darum führt er den Dialog weiter, redet sich die Sache schön und säuft sich das Bauchweh weg mit Chianti, solange der noch erlaubt ist.

Ich muss hier deutlich widersprechen! Ich bin mehr ein Bier-Typ.

 

Die Einbürgerung des Islam

Es gibt eine neue Schärfe im Streit um den Islam in Deutschland. Das ist eine gute Nachricht. Wir sind aus der Ära des falschen Gleichmuts unmittelbar in die Verhandlungen über ein neues Wir eingetreten. Anzuerkennen, dass der Islam in Deutschland dazugehört, war nicht schon das Ende, sondern erst der Beginn eines Kulturkonflikts.

Je enger man zusammenrückt, umso mehr fallen die Unterschiede ins Auge. Dass sie endlich zur Sprache kommen, müssen beide Seiten noch lernen, als gutes Zeichen zu lesen. Ein geplanter Moscheebau in Köln erregt mittlerweile die ganze Republik. Wir streiten um die Höhe von Minaretten und Kuppeln und um die nötigen Parkplätze.

Aber in Wahrheit geht es um nichts Geringeres als die Einbürgerung einer Religion. Seit Monaten liegt die evangelische Kirche mit muslimischen Verbänden im Clinch über die Zukunft des Dialogs. Und nun stellt der oberste deutsche Katholik, der Mainzer Kardinal Lehmann, die rechtliche Gleichstellung des Islams mit dem Christentum infrage: Es sei »falsche Toleranz«, Religionen unabhängig von Geschichte und Mitgliederzahl gleich zu behandeln.

Tatsächlich war, was als Toleranz durchging, oft nur Gleichgültigkeit. Man wollte lieber nicht genau wissen, woran die anderen wirklich glauben. Nun drängt eine fremde Religion auf Anerkennung. Sie will heraus aus den Hinterhöfen und hinein in die Rundfunkräte. Sie baut repräsentative Moscheen, die den Ehrgeiz zeigen, das Stadtbild mitzuprägen.

Dieser Anspruch setzt die Kirchen unter Stress, weil er ihr Monopol auf eine besondere Partnerschaft mit dem Staat infrage stellt. Doch auch ungläubige und kirchenferne Bürger reagieren allergisch: Die Dinge waren doch so schön geregelt, die Zeit der Kulturkämpfe war vorbei. Jetzt geht der religiöse Kampf um Anerkennung von vorn los. Die vitale Konkurrenz des Islams wirkt belebend auf die Kirchen, die nun wieder Profil zeigen müssen.

Kardinal Lehmann hat recht, vor der Beliebigkeit im Umgang mit der Religionsfreiheit zu warnen. Ohne sie kann es keinen liberalen Rechtsstaat geben. Eben darum ist es falsch, die Rechtsgleichheit für Muslime mit Verweis auf den besonderen Beitrag der Kirchen zur »europäischen Kulturidentität« für immer auszuschließen. Vor Kurzem hat der Kardinal gesagt, er würde gern eine Messe in Saudi-Arabien lesen.

Wer sich gegen die Unterdrückung der Kirchen in der islamischen Welt einsetzt, kann nicht Muslimen hierzulande gleiche Rechte verwehren. Sie sollten die Möglichkeit haben, eines Tages wie die Kirchen als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt zu werden – mit den arbeitsrechtlichen und steuerrechtlichen Privilegien. Bis dahin – die Kirchen können ein Lied davon singen – warten Lernprozesse mit offenem Ausgang.

So muss der Deal lauten: Wir bieten die Einbindung in die öffentlich-rechtliche Ordnung. Wir verlangen dafür, dass Zweifel und Vorbehalte ernst genommen und nicht als »Islamophobie« abgetan werden.

Auf dieser Basis werden in der Schäubleschen Islamkonferenz, aber auch im Dialog mit den Kirchen, endlich alle Fragen gestellt, die viel zu lange unterdrückt wurden. Wie haltet ihr es mit den Frauenrechten? Wie sieht es mit der Freiheit zum Glaubenswechsel für Muslime hier und in euren Herkunftsländern aus? Steht die Scharia über dem Grundgesetz? Seid ihr auf Dauer bereit, in religiöser Pluralität gleichberechtigt mit anderen zu leben? Bekennt ihr euch nur vorläufig und widerwillig unter dem Zwang der Diaspora dazu, oder könnt ihr aus eurem Glauben selbst begründen, warum ihr diese Ordnung bejaht?
Muslime erleben solche Fragen verständlicherweise als Feindseligkeit. Sie sollten bedenken, was sich die Katholiken in ihren Kulturkämpfen alles haben sagen lassen müssen.

Der deutsche Staat muss seine kulturellen und religiösen Wurzeln nicht verleugnen, auch wenn er durch die Verfassung zu religiös-weltanschaulicher Neutralität verpflichtet ist. Zu unserer staatlichen Ordnung, die auch christlich geprägt ist, gehört die unteilbare Religionsfreiheit. Ohne Offenheit für andere Bekenntnisse wäre sie ein Deckname für Bigotterie.

Deutschland hat ein in Religionskriegen und Kulturkämpfen teuer erkämpftes System der Kooperation von Glaubensgemeinschaften und Staat. Es ist darauf spezialisiert, interkonfessionelles Misstrauen und Reserven gegen die Moderne abzubauen und produktiv zu machen. Es hat den Kirchen einen ungeheuren Wandel abverlangt und ihnen dafür großen Einfluss gegeben. Nichts spricht dafür, dass es nicht auch andere Glaubensrichtungen integrieren kann. Den Muslimen bietet es die Chance, Anerkennung im Tausch für Rechtsgehorsam zu bekommen.

Daraus folgt nun aber nicht, dass man den Muslimen die volle rechtliche Gleichstellung mit den Kirchen sofort und ohne weitere Nachfragen gewähren muss. Die Kirchen haben ihre Privilegien nicht zum Nulltarif bekommen, sondern nach einem schmerzhaften »wechselseitigen Lernprozess« (Lehmann). Lehmann selbst ist das beste Beispiel für die Intelligenz des deutschen Systems, ohne dessen Erziehungsleistung die Kirche hierzulande nicht so liberal (und Lehmann nicht Kardinal) wäre. Ob die Muslime den gleichen Weg gehen können, wird von vielen bezweifelt. Das ist kein abendländisches Vorurteil: Wie der Islam mit der Trennung von Religion und Staat zurechtkommen kann, fragen sich auch viele Muslime. Kein Grund, ihnen den Lernprozess zu verwehren, indem man a priori signalisiert, ihr kommt sowieso nicht hinein.

Die Kirchen sind in Versuchung, so zu tun, als wäre der liberale Rechtsstaat immer schon ihr Herzensprojekt gewesen. Doch auch sie mussten dazu verführt werden, sich mit ihm einzulassen, um ihn schließlich von Herzen zu bejahen. Die katholische Kirche hat bis 1964, bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, mit der Religionsfreiheit gerungen.

Die Debatte ist zum Glück längst weiter, als Kopftuchstreit und Antimoscheeproteste ahnen lassen: Wer meint, das Kopftuchverbot sei mit dem freiheitlichen Staatsverständnis nicht zu vereinbaren, kann trotzdem gegen den Schleier als Zeichen für die Benachteiligung der Frau sein. Wer für die Gleichberechtigung der Muslime bei Sakralbauten ist, kann sehr wohl eine konkrete Moschee ablehnen, weil eine undurchsichtige Gruppe hinter ihr steht oder weil sie das eigene Viertel radikal verändern würde.

Die deutsche Politik ist über die falsche Alternative von Nachgiebigkeit oder Abschottung hinaus. Es schält sich ein deutsches Modell zur Integration des Islams heraus, auf das man in Europa zu schauen beginnt – wachsam ge­gen­über Islamisierungsversuchen, auf Rechtstreue pochend, doch respektvoll gegenüber dem Glaubenskern der anderen.

Der freiheitliche Staat braucht allerdings mehr als Rechtsgehorsam.
Er ist auf das Entgegenkommen der Religionen angewiesen – in Jürgen Habermas’ Worten »auf eine in Überzeugungen verwurzelte Legitimation«. Die Muslime müssen die Zweifel an ihrem Entgegenkommen ernst nehmen. Ihren Loyalitätskonflikt kann ihnen niemand ersparen, so wenig wie den Alteingesessenen das Leben mit einer irritierenden religiösen Vielfalt, Minarette eingeschlossen.

Anmerkung: Dies ist der Leitartikel der heutigen Print-Ausgabe der ZEIT. Er reflektiert die Debatten, die wir hier täglich führen. Und darum stelle ich ihn auch in diesem Forum exklusiv zur Diskussion. JL

 

Wo man Bücher verbrennt

Komisch, dass dies keinem einzigen deutschen Kommentator der Rushdie-Proteste eingefallen ist. Wir haben in Berlin ein schönes Denkmal gegen Bücherverbrennungen.
Statt dessen hat die Zeitung, bei der ich auch einmal Literaturredakteur war, und die zu Zeiten der ersten Rushdie-Affäre das Banner der Meinungsfreiheit trug, den absoluten Tiefpunkt erreicht, indem sie das vorausschauende Einknicken vor dem Terror zur „Klugheit“ erhebt.
Die taz fragte, „ob es denn tatsächlich nötig war, Rushdie den Adelstitel anzubieten (und ob es klug war, ihn anzunehmen).“

Das ist die Klugheit sklavischen Denkens. In seinem lesenswerten Kommentar zum Thema, morgen in der Print-Ausgabe, schreibt Ulrich Greiner: „So redet, wer sich in die Sklavensprache einzuüben gedenkt.“

Tut schon ein bisschen weh.

 

Saudi-Arabischer Intellektueller: Unsere Welt ist ein Freilichtmuseum der Grausamkeit

Die palästinensische Spaltung bringt eine Welle massiver arabischer Selbstkritik hervor, die teilweise schon in Selbsthass übergeht. Hier stellvertretend der schön öfter an dieser Stelle präsentierte Turki Al-Hamad, dessen wunderbare Romane einer Jugend in Riad ich übrigens sehr empfehlen kann:

If the situation continues as it is in the Arab region, the day might come when the whole region is transformed into a living museum of history that the rest of the world could visit in tours to see what the world was like when it was drenched in blood and burdened with vendettas and vengeance, all while remaining unconscious and disconnected from the events unfolding in the outside world. It is a place where man has no value for his humanness alone. His worth can only be regarded though additional attributes whether nationalistic, religious, sectarian, or gender based.

What is happening in this region of the world, which belongs to the rest of the world geographically but does not want to belong to it on a mental level or in terms of lifestyle? It is a region that is living in and is governed by the past. The population of this region, or rather this area that is immersed in the past, believe that they are living in the contemporary world. The reality is that they are living a historical legacy full of blood and hatred that controls every inch of their minds. As such, these people have become a burden on a world that lives in the present moment…

Aus: Asharq Alawsat

 

Die Burkini-Debatte

Mitblogger MC gibt folgendes zu bedenken:

Ich kann beim besten Willen keinen Zusammenhang zwischen dem Burqini und dem Islamismus erkennen.
Wird der von Ihnen beschriebene Freiraum der Schule, der zur Entfaltung und zum Kennenlernen der Welt angedacht ist, durch den Burqini in nennenswerter Weise eingeengt? Ich denke nicht.

Ich verstehe langsam die Gedankengänge bestimmter Zeitgenossen nicht mehr. Da werden tausende Seiten in den Zeitungen mit hasserfülltem Gelaber gefüllt, nur um gegen ein Stück Stoff oder jetzt gegen einen etwas weiter geschnittenen Badeanzug zu kämpfen. Das zeigt mir doch nur wir arm im Geister diese Hassprediger sein müssen.

Es geht hier nicht um die reaktionären Kräfte, was auch immer Sie damit meinen, es geht um das ethische Verständnis einer Religion in bestimmten Dingen eben eine andere Meinung zu haben als der Mainstream. Für mich als Muslim ist der Burqini eine moderate Lösung, die ein Zusammenleben auch im Freibad
ermöglicht. In Australien gibt es sogar muslimische Rettungsschwimmerinnen, die diesen Burqini tragen.

Ich meine, dass man dieses Recht den Muslimen zugestehen muss, selbst zu entscheiden, wie sie in den Swimmingpool steigen.

Oder haben wir demnächst eine Bikini-Pflicht in öffentlichen Bädern?

Ich bleibe bei meiner Ablehnung:

Schauen Sie doch in die Handreichung des Council (Link in meinem vorigen Post).
Der Burkini ist Teil eines ganzen Pakets, mit dem man die britische Schule islamisch-moralisch reformieren will. Der gesamte Schulalltag wird gemäß der Gruppenrechte, die sich gewisse Muslime selbst zuschreiben, umgepflügt. Jede einzelne Massnahme wird zwar als pragmatischer Kompromiss der Mehrheit mit den Muslimen verkauft, deren Religion all dies nun einmal erfordere. (Wer könnte etwas gegen Gebete in der Schule haben, wer könnte etwas gegen Alkoholverbote auf Klassenfahrten haben, wer könnte etwas gegen „anständige“ Schwimmbekleidung haben?) Am Ende ist ein neutraler Raum nicht mehr vorhanden. Alle Grenzen werden durch die Empfindlichkeiten einer religiösen Gruppe diktiert. Fatal. Weiss eigentlich niemand mehr, wie viele Millionen in den europäischen Religionskriegen und Kulturkämpfen ihr Leben lassen mussten, bis wir diese kostbare öffentliche Sphäre erreicht hatten?

Zum Burkini:
Der Burkini sexualisiert den Schwimmunterricht, genau wie das Kopftuch die Frau permanent sexualisiert. Ich empfinde dies übrigens nicht nur als frauen- sondern auch als männerfeindlich, weil es unsereinem (und schon 9jährigen Jungs!) eine unkontrollierbare Lüsternheit unterstellt. Ein normaler Schwimmanzug gilt neben dem Burkini plötzlich als Schlampen-Outfit. Ich bin als Feminist und Vater dreier Töchter absolut gegen diese Sexualisierung im Gewand der höheren Moral.

 

Schlafwandelnd in die Segregation – England erlaubt den Burkini im Schwimmunterricht

Wer dem europäischen Bildungswesen bei der Selbstdemontage zuschauen will, sehe sich bitte diese neuen Empfehlungen eines Westlondoner Councils für religiöse Erziehung an.
Die Schulen werden ermutigt, beim Schwimmunterricht den Burkini – zuzulassen, weil der eine gute Alternative zur Geschlechtersegregation sei (die man leider nicht zu bieten hat).

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Islamisch korrekte Badefreuden

Mich macht dieses Dokument fassungslos.
Auf 24 Seiten wird ohne jeden Abstrich die Position des MCB (Muslim Council of Britain) zum Massstab des Schullebens gemacht. Das sind die selben Leute, die schon 1989 gegen Rushdie hetzten, die es heute wieder tun.
Die britische Schulverwaltung soll den Forderungen, die der MCB für die Muslime erhebt (die sich von ihm übrigens überhaupt nicht repräsentiert fühlen!), Punkt für Punkt nachkommen:
– Sexualkunde wo möglich nach Geschlechtern getrennt
– Schulausflüge über Nacht nur, wenn „ein Kompass zum Finden der Qibla (Gebetsrichtung) mitgenommen wird“
– im Malunterricht Rücksicht auf strenggläubige Muslime, die keine menschlichen Wesen darstellen wollen
– im Musikunterricht Rücksicht auf Eltern, die Musik als unislamisch ansehen
– für den Ramadan gibt es einen Vordruck, auf dem die Eltern gefragt werden: „Wenn Ihr Kind ohnmächtig wird, sollen wir ihm zu essen geben?“
– kein Sexualkundeunterricht oder Schwimmunterricht im Ramadan (letzteres wegen der Gefahr, Wasser zu schlucken und damit das Fasten zu brechen)

Und dieser Irrsinn, der eine segregierte Welt mitten in der staatlichen Schule schafft – und damit einen alten Traum der Islamisten realisiert – wird unter der Überschrift „Success through Diversity“ verkauft.
Diversity sollte bedeuten, dass in einem neutralen öffentlichen Raum alle lernen müssen, die jeweils anderen auszuhalten (und vielleicht zu schätzen). Wenn der öffentliche Raum derart abgeräumt wird, indem man ihn der Identitätspolitik der Islamisten anheimgibt, ist dies nicht möglich. An die Stelle eines wohl verstandenen Multikulturalismus tritt die Monokultur der Fundamentalisten, wenn Gruppenrechte das Maß der Dinge werden.

Man versteht es nicht: Haben diese Leute nichts gelernt aus der Katastrophe des britischen Modells?

 

Handfeste Reformen des iranischen Ex-Präsidenten

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Der ehemalige iranische Präsident Khatami schüttelt Frauen in Udine (Italien) nach einer Rede die Hände.
Eindeutig zu sehen auf dem Video (4. und 5. Minute) unten. Seit der iranischen Revolution war dies verboten.
Die rechte Presse in Iran jagt ihn dafür, er verleugnet es. Aber es hilft nichts, ein Tabu ist gebrochen.

 

Wird Bush mit den Muslimbrüdern reden?

Wer schon einmal die hervorragend gestaltete und immer wieder mit interessanten Beiträgen aufwartende (englische) Website der Muslimbrüder angeschaut hat, der weiss, wie die politische Zukunft Ägyptens aussehen wird.
Während das Mubarak-Regime Blogger einsperrt wegen Frevel an Gott und dem Präsidenten, bloggt die Brüderschaft selbst, setzt sich für politische Gefangene ein (darunter 500 der Brüder), protestiert gegen Militrätribunale (auch davon sind ihre Mitglieder bedroht) uhnd setzt sich für die Freilassung des BBC-Reporters Alan Johnston ein, der in Gaza von Islamisten gefangen gehalten wird.
Heute präsentieren die „Ikhwan“ auf ihrer Website einen offenbar wohl informierten Artikel aus der New York Sun (hier der Original-Link) von Eli Lake, der davon berichtet, dass Bush die Eröffnung von Gesprächen mit den Muslimbrüdern erwägt.
Vor zwei Tagen habe ein Gespräch im State Department stattgefunden, bei dem die Kontaktaufnahme mit den „moderaten Muslimbrüdern“ Thema sein sollte.
Eingeladen war auch Robert Leiken, der kürzlich in „Foreign Affairs“ einen sehr freundlichen Bericht über die Muslimbrüder veröffentlicht hatte.

Könnte dies mit der Ratlosigkeit angesichts des Hamas-Durchmarsches in Gaza zu tun haben? Offenbar hat die westliche Strategie der Isolierung nicht funktioniert. Und auch durch die Saudis und die Ägypter hat man ja offenbar keinen Zugriff mehr auf Hamas, wie der Mekka-Gipfel gezeigt hat, der jetzt mit Füssen getreten wird. Da man nun mit Hamas auf keinen Fall direkt reden kann, wird offenbar geprüft, ob man über die Bruderschaft da herankommt.
Das wäre ein folgenreicher Politikwechsel.