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Iranische Raketenpropaganda oder Lügen in Zeiten von Google

Die iranische Regime-Zeitung Kayhan brachte am Wochenende ein beeindruckendes Foto von dem iranischen Raketentest.

Leider stellte sich durch Recherchen fleissiger iranischer Blogger-Kollegen heraus, dass die abgebildete Rakete in Wahrheit vom Grossen Satan selbst abgefeuert worden war – 2004 in Kalifornien beim Test eines amerikanischen antiballistischen Raketensystems.

Peinlich: Kayhan untersteht dem Wächterrat und der wiederum direkt dem Einfluss des Revolutionsführers Chamenei.
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Kayhan-Titelseite vom Sonntag

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Das Original vor der Photoshop-Behandlung

 

Ist Nawal El-Saadawi ins Exil gegangen? Ägyptischer Feministin droht offenbar Apostasie-Prozess

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Die ägyptische Autorin Nawal El-Saadawi

Foto: Ashraf Talaat

Die prominenteste Feministin der arabischen Welt, die Ägypterin Nawal El-Saadawi, musste sich kürzlich vor dem Generalstaatsanwalt in Kairo wegen „Apostasie“ verhören lassen.
Sie befindet sich derzeit auf Reisen. Sie war letzte Woche in Brüssel und wird in der kommenden Woche an der University of Michigan zu einem Gastvortrag erwartet.
In Ägypten geht derweil das Gerücht, es handele sich nicht nur um eine Vortragsreise, sondern um eine Flucht ins Exil auf Dauer.
So stellt die Autorin selbst die Geschehnisse dar:

A few days before I came to this conference, on 28 January 2007, I was interrogated in court, by the general prosecutor. A trial has been filed against me and my daughter (Dr. Mona Helmy who is a writer and a poet) accusing us of apostasy.
Why? Because she wrote an article in a weekly (Rosel Youssef 21 April 2006) demanding that the name of the mother should be respected and not ignored, and said that she will include both her mother’s and her father’s name when she signs her articles and books.

My crime is my writings, and my struggle against the patriarchal language in religion and politics, when I say that God is not male nor female, that God is a symbol of justice, freedom and love, as my peasant grandmother said to me more than 65 years ago.

Hier ein Interview vom letzten Mai, in dem sich der Konflikt ankündigt: Die Tochter hat offenbar durch das Tragen des Namens der Mutter die patriarchal-klerikale Machtstruktur herausgefordert. Und selbstverständlich ist auch Nawal El-Saadawi eine glühende Anti-Amerikanerin:

 

Erste männerfreie Insel im Iran geplant

Iran plant, eine Touristen-Insel im Urmia-See (auch Orumije-See, Nordwest-Iran) vollständig männerfrei zu machen und damit den islamisch korrekten, nach Geschlechtern segregierten Tourismus anzukurbeln. Ach, was würde Sappho wohl dazu sagen?

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Die Sängerin Sappho auf Lesbos

(Dank an b namus.)

 

Faith-based fashion für coole Kreuzfahrer

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Diese schicken Modelle für den katholischen Hipster gibt es hier.

(Die rote Mütze ehrt den letzten Papst, die blaue den neuen Papst. Habe auch einen Moment gebraucht, um’s zu kapieren. Ein evangelisches Äquivalent (Church of freedom!) fehlt bislang noch. Muslime schauen sich bitte hier um.)

 

Die Vielgestaltigkeit des Iran

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Die bunte ethnisch-religiöse Karte des Iran

Nur so als Andeutung der Komplexität des Landes, das hierzulande immer als homogener Block erscheint (ist dem Regime nur allzu recht!).

Damit bei der nächsten Intervention niemand sagen kann, man habe von den inneren Spannungen des Landes nichts gewusst. Siehe auch diesen Bericht über Belutschistan.

 

Ein Gespräch mit dem bekanntesten iranischen Blogger

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Hossein Derakshan (aka Hoder), letzte Woche im „Good Friends“, Berlin. Foto: JL

Letzte Woche war Hossein Derakshan, der bekannteste iranische Blogger, wieder einmal in Berlin. Wir trafen uns, um über die Lage zu debattieren. Vor fast zwei Jahren hatte ich Hoder (so sein nom de plume) in der Zeit vorgestellt. Er hat für uns auch einen Kommentar zur Wahl Achmadinedschads geschrieben.

Hossein hat das Bloggen im Iran populär gemacht und ist bis heute eine Legende (sein Blog hier). Er lebte einige Jahre in Toronto, zur Zeit ist er ein veritabler Nomadeder immer wieder bei Freunden unterkommt.
Im letzten Jahr hatten wir uns über den Fall des Philosophen Ramin Jahanbegloo zerstritten, der im Iran verhaftet worden und zu einem Geständnis gezwungen worden war. Hossein hatte dieses Geständnis als ein Zeichen wirklichen Umdenkens gedeutet und damit letztlich dem Regime Recht gegeben, das Jahanbegloo subversive Umtriebe und Kontakte zu feindlichen westlichen Agenturen unterstellte.

Wir haben uns auch diesmal nicht über den Fall und seine Implikationen einigen können: Hossein hält es für illegitim für Iraner, sich in der angespannten Lage mit irgendeiner ausländischen Organisation einzulassen, die für eine Änderung des iranischen Regimes eintritt – selbst auf friedlichem Weg.

Ich finde dies falsch, weil es am Ende darauf hinausläuft, die iranische Zivilgesellschaft ihrem Schicksal zu überlassen und jede Unterstützung aus dem Westen als „Einmischung in die inneren Angelegenheiten“ auszuschliessen.

Hossein halt selbst einmal anders argumentiert.

Er wird mittlerweile wegen seines neuen Kurses, angesichts eines drohenden Krieges die Legitimität des iranischen Regimes zu verteidigen, im Internet als Agent des Iran denunziert. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass dieser unabhängige Kopf sich derart einspannen lassen würde.

Er meint was er sagt, wenn er ankündigt, er werde notfalls den Iran verteidigen, wenn es zum Krieg kommt. Er ist nicht der einzige Iraner, der mit dem Regime in Konflikt steht und dennoch so denkt. Das sollte im Westen zur Kenntnis genommen werden.

Hossein war kürzlich zum wiederholten Mal in Israel, um dort klarzumachen, dass es viele Iraner gibt, die jeden Antisemitismus ablehnen und doch zu ihrem Land stehen. Ich finde dieses Engagement mutig und fast heldenhaft, denn er weiss, dass ihm dies die Rückkehr in den Iran so lange unmöglich machen wird, wie dort der Antizionismus/Antisemitismus Staatsdoktrin ist.

Zugleich verteidigt Hossein heute im Prinzip das Recht Irans nicht nur auf ein ziviles Atomprogramm, sondern sogar auf eine Atombombe, weil dies schlicht den unleugbaren Sicherheistinteressen des Landes entspreche. In der westlichen Öffentlichkeit ist das eine tabuisierte Position, was uns vielleicht darüber hinwegtäuscht, wie viele Iraner sie unterstützen (ohne dabei notwendigerweise die Mullahs zu unterstützen). Ich finde diese Position falsch, aber ich denke, sie sollte zur kenntnis genommen werden. Jedenfalls wäre es falsch zu glauben, demokratisch gesinnte junge Iraner seien durchweg „gegen die Bombe“.

Vor einem Jahr hat Hossein immerhin noch argumentiert, nicht die Bombe per se sei das Problem, sondern die undemokratische, tyrannische Natur des Regimes, das nach ihr strebt. Jetzt ist solcher Vorbehalt aus seinen Thesen verschwunden.

Im Licht eines möglichen Angriffs auf Iran, im Licht der Rückkehr einer zynischen westlichen Realpolitik, die sich mit den Lumpenregimen der Region verbündet, hat die Islamische Republik Iran für Hossein Derakshan plötzlich wieder so viel Legitimität, dass er sie mit der Waffe in der Hand verteidigen würde. Und das sagt jemand, der ins Land nicht einmal einreisen dürfte, ohne verhaftet und verhört zu werden.

 

Ägyptischer Grossmufti: Rekonstruktion des Jungfernhäutchens ist islamisch erlaubt

Der ägyptische Grossmufti Ali Gomaa hat in der letzten Woche eine Fatwa zu einer in islamischen Ländern weit verbreiteten Praxis veröffentlicht: Der kosmetisch-chirurgischen Rekonstruktion des Hymens, mit der junge Frauen Jungfräulichkeit simulieren, wenn sie eine Ehe eingehen.

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Scheich Ali Gomaa, Grossmufti von Ägypten

Der Mufti ist die höchste islamische Autorität in Ägypten.

Gemäß dem Mufti sind diese Operationen halal, also religiös erlaubt. Das klingt auf den ersten Blick frauenfeindlich – denn die chirurgische Industrie verdient schließlich an dem verlogenen patriarchalischen Jungfrauenkult.

Das Gutachten des Muftis hat aber auch eine andere Pointe: Er erklärt damit die Jungfräulichkeit der Frauen für ihre Privatsache und gibt ihnen die Erlaubnis, Männern, die unbedingt einen Beweis haben wollen, etwas vorzumachen. Er spricht umgekehrt den Männern eigentlich das Recht ab, von ihren Bräuten in dieser Frage Aufrichtigkeit zu verlangen.

Er gibt den Frauen das Recht, sich mit allen Mitteln gegen die patriarchalischen Zumutungen der ägyptischen Gesellschaft zu schützen. Der Mufti findet Unterstützung bei dem Al-Azhar-Scheich Khaled El-Gindy: Jeder Mann, der sich um die Jungfräulichkeit seiner Frau Sorgen mache, solle erst einmal selbst einen Beweis für seine eigene Reinheit bringen.
Gomaa geht sogar so weit zu sagen, eine verheiratete Frau, die ihren Mann betrogen habe, müsse diesem nicht die Wahrheit sagen. Im religiösen Sinn sei es ausreichend, dass sie ihr Verhalten bereue und Gott um Verzeihung bitte. Sie muss das Recht haben, durch das Verschweigen eines Fremdgehens ihr Leben und ihr Heim zu schützen.

„Ehrenmorde“ sind im ländlichen Ägypten keine Seltenheit – bei Ehebruch, aber auch bei Verlust der Jungfräulichkeit.

Die Fatwa hat in Ägypten eine kontroverse Debatte ausgelöst. Ali Gomaa hat sich kürzlich bereits in Fragen der Genitalbeschneidung sehr fortschrittlich geäußert.

Allerdings muss man den Begriff des Fortschritts hier doch sehr relativieren: Denn am Ende wird hier nicht die aufrichtige Liebe zwischen Gleichberechtigten vertreten, sondern die Doppelmoral sanktioniert – nur diesmal ein wenig mehr zum Nutzen der Frauen. Man ahnt, welches Unglück sich mit solchen Arrangements für beide Geschlechter verbindet.

 

Iranischer Skandal: Macht ein offizieller Fragebogen sich über den Propheten lustig?

Aus dem Iran wird berichtet, Lehrern sei bei einem Examen ein Fragebogen vorgelegt worden, in dem sie lauter unziemliche Fragen zum Leben und zu den Gewohnheiten des Propheten beantworten sollten: Darunter (Multiple-Choice) Fragen danach, mit wieviel Fingern der Prophet zu essen pflegte, welche Haarfarbe er hatte und auf welcher Seite er zu schlafen pflegte.

Was ist das? Ein subversiver Scherz von anonymen Dadaisten in der iranischen Bürokratie? Eine weitere Dummheit des Präsidenten? Oder ein Versuch seiner Gegner, ihm zu schaden?

Die Sache schlägt offenbar schon Wellen bis ins Parlament und wird auch bereits mit der Karikaturenaffäre des letzten Jahres verglichen.
Ein Bericht des Guardian hier.

Und dies ist der umstrittene Fragebogen:
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Islam als Weltreligion

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Foto: Kazuyoshi Nomachi/corbis

Mein Essay über den Islam (in unserer Serie über die Weltreligionen) ist jetzt online hier.
Und wie immer bei diesem Themenkomplex gehen die Meinungen krass auseinander: „Sie versuchen über eine Milliade Menschen in einen Topf zu stecken und drücken ihnen zusätzlich den Stempel des Bösen auf.“ – „Islamische Missionierung pur.“
Leider habe ich zunehmend den Eindruck, manchen Leuten ist es ganz egal, was man schreibt. Die stecken schon so tief im Schützengraben.
Ungut.