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Blumenfeuer

Zu den großen Sommerfesten in Japan gehören unbedingt prächtige Feuerwerke! Unsere Autorin Alexandra Ivanova hat sich von Schülerinnen aus Osaka erzählen lassen, wie sie dort feiern

Feuerwerk
© Yoshikazu Tsuno/AFP/Getty Images

Wie sehr ich in diesem yukata schwitze! Wieso heißt das Ding Sommerkimono, wenn man es im Sommer vor Hitze fast nicht tragen kann? Ein Kimono ist ein Wickelkleid mit weiten Ärmeln, und diesen hier hat meine Oma für mich ausgesucht. Denn heute ist Sommerfest! An Sommerfesten tragen wir alle unsere traditionelle japanische Frauenkleidung. Wir, das sind meine Freundinnen Miki und Ai, die neben mir laufen, und ich – Saara. Am Anfang war ich etwas enttäuscht, denn mein yukata ist diesmal dunkelblau, und Ai sagte: »Rosa ist doch viel schöner!«. Aber meine Oma meinte, alle würden Rot und Rosa tragen, deshalb sei es doch toll, einmal etwas ganz anderes anzuhaben. Und das finde ich jetzt auch. Schließlich habe ich das schönste Muster von uns, mit tollen AsagaoBlumen. Asagao bedeutet »Morgengesicht«. Weiter„Blumenfeuer“

 

Mini-Welten

Wer denkt sich eigentlich bei Playmobil all die Ägypter, Feen und Ritter aus? Ann-Kathrin Nork (13), Marco Stähr (13) und Paula Fichtner (8) haben das Werk besichtigt und Playmobil-Chefin Andrea Schauer danach gefragt. Ein KinderZeit-Gespräch

Playmobil
© PLAYMOBIL PR

DIE ZEIT: Wo wird Playmobil hergestellt?

Andrea Schauer: Den größten Teil produzieren wir hier in Dietenhofen in Bayern, aber alle menschlichen Figuren entstehen auf Malta, einer Insel im Mittelmeer. Bisher wurden dort schon 2,1 Milliarden Figuren gemacht. Würde man die aneinanderstellen, dann würde ihre Reihe zweieinhalbmal um die Weltkugel reichen. Die meisten Teile werden in Tschechien per Hand an Fließbändern in Tüten gefüllt. In Malta und in Tschechien verdienen die Arbeiter weniger als hier in Deutschland. Weiter„Mini-Welten“

 

Fliegen ohne Flügel

In diesen Tagen reden alle von Olympia. Auch Friedrich. Der zwölfjährige Turmspringer hat das Zeug zum Spitzensportler
Von Tanja Busse

Ich will einmal zu den Olympischen Spielen fahren«, sagt Friedrich. »Egal, welcher Platz, einmal will ich dahin.« Friedrich Maul geht auf ein Sportgymnasium, deshalb gehört Turmspringen zu seinem Unterricht wie Mathe und Deutsch. Nur dass die Lehrer beim Turmspringen wohl noch strenger sind. Weiter„Fliegen ohne Flügel“

 

Vorsicht, Tigergefahr!

Was geschieht mit gefährlichen Raubkatzen, die kein Zoo oder Zirkus mehr haben will? Sie finden eine neue Heimat in Deutschlands einzigem Tigertierheim
Von Jacob Vicari

http://zeus.zeit.de/bilder/2008/32/wissen/kinderzeit/tiger/tiger-450.jpg© China Photos/Getty Images

Achtung, Lebensgefahr! Gefährliche Raubtiere!«, steht auf dem gelben Schild hinter dem Goldfischteich. Ich gehe trotzdem weiter. Hinter dem dunklen Holzzaun ertönt ein lautes Kratzen. Dort steht Pamir und wetzt sich die Krallen. Pamir ist ein Sibirischer Tiger. Nur lebt er nicht in Sibirien, sondern in der kleinen Stadt Ansbach-Wallersdorf in Bayern – in Deutschlands einzigem Tigertierheim. Pamir teilt sich den Garten eines Einfamilienhauses mit sieben anderen Tigern und fünf Pumas. Weiter„Vorsicht, Tigergefahr!“

 

Im Ferienland

Wie ist es, wenn man dort zu Hause ist, wo andere Urlaub machen? Auf Sylt zum Beispiel? Prima! Erinnert sich Simone Kempf

http://zeus.zeit.de/bilder/2008/31/wissen/kinderzeit/seestern/seestern-450.jpg© photocase

Auf den Kinderfotos, die meine Eltern ins Familienalbum einklebten, sind viele typische Motive zu sehen: Weihnachten vor dem Tannenbaum, Geburtstagsfeiern oder der erste Schultag mit Ranzen und Schultüte. Nur Urlaubsfotos gibt es in diesem Album nicht. Wir wohnten auf Sylt, einer Insel in der Nordsee mit viel Strand und einem wilden Meer, das in jedem Sommer die Gäste anlockte. Dass unsere Eltern nie mit uns in den Urlaub fuhren, begriff ich erst als Jugendliche. Als Kind hat es mich nie gestört. Im Gegenteil. Wir, meine Schwester und ich, lebten dort, wo andere ihre Ferien verbrachten. Warum sollten wir wegfahren? Womöglich noch im Sommer, wenn wir selbst nachmittags am Strand spielen konnten? Weiter„Im Ferienland“

 

Die Fee Christina

17 Jahre ist LaFee alt, die meisten ihrer Fans sind zwölf. 700.000 CDs hat die Sängerin verkauft. Wie wird man ein Star, den alle toll finden? Und wie toll ist es, so ein Star zu sein?

Von Ann-Dorit Boy

http://zeus.zeit.de/bilder/2008/30/wissen/kinderzeit/lafee-410.jpg© Foto: Malte Christians/Getty Images

Bis zur siebten Klasse war Christina Klein ein ganz normales Mädchen: Sie trug Jeans und Pferdeschwanz und ließ sich in ihrer Schule im kleinen Ort Stolberg bei Aachen ab und zu beim Spicken erwischen. Nachmittags traf sie sich mit Freunden zum Eisessen oder half im griechischen Imbiss ihrer Mutter aus. Und manchmal ging sie ihren Eltern und dem großen Bruder ein bisschen auf die Nerven, weil sie ständig in ihrem Kinderzimmer vor dem Spiegel stand und übte, so zu singen und zu tanzen wie ihr Vorbild Britney Spears.

Heute ist Christina 17 Jahre alt und kein normales Mädchen mehr: Sie hat zwei CDs veröffentlicht, die sich zusammen siebenhunderttausend Mal verkauft haben. Statt mit ihren Freunden ist Christina meist mit ihrem Manager, einer Stylistin und einem Maskenbildner unterwegs. Sie gibt Konzerte, dreht Musikvideos und tritt im Fernsehen auf. Alle paar Wochen erscheint Christina auf der Titelseite der Bravo; im Internet kann man Federtaschen mit ihrem Gesicht bestellen. Sie ist nicht mehr einfach Christina, sie ist jetzt LaFee, die Sängerin, der Star.

An einem Samstagnachmittag im Frühsommer wartet die 17-Jährige hinter den Kulissen der Bravo Supershow in Nürnberg. Sie ist für den Otto nominiert, den Publikumspreis der Bravo-Leser. Eine Stunde vor der Fernsehaufzeichnung sitzt sie in ihrer Garderobe, einer Kammer mit Sperrholzwänden und nacktem Betonboden. »Früher habe ich es mir glamourös vorgestellt hier hinter der Bühne. Ich dachte, es wird einem alles auf dem Goldtablett serviert«, sagt LaFee, lacht und schlägt die Beine mit den schwarzen Lackstiefeletten übereinander.

Wenn die Sängerin sich vorstellt, gibt sie höflich die Hand und sagt: »LaFeeChristina.« Sie spricht die beiden Namen so schnell nacheinander, dass sie fast klingen wie ein einziges Wort, so als wolle sie betonen, dass LaFee und Christina ein und dieselbe Person sind. »Ich spiele als LaFee keine Rolle«, sagt sie. »Ich bin die, die ich bin, nur dass ich eben anders aussehe.« An diesem Tag trägt Christina, ähm LaFee, eine schwarze Korsage und einen Tüllrock, ihre Haare drehen sich in großen Locken um den Kopf, an den Ohren baumeln silberne Gehänge mit Totenköpfen.

Ein bisschen gruselig-schwarze Klamotten und ein Hauch Romantik: So sieht ein typisches LaFee-Outfit aus. Christina hat diesen Stil gemeinsam mit ihrer Stylistin entwickelt, die ihr ständig ausgefallene Kleider besorgt. Fast zwei Stunden dauert es, die 17-Jährige mit aufgesprühtem Make-up, falschen Wimpern und Lockenwicklern in LaFee zu verwandeln, die Rockprinzessin aus den Videos. Am Ende klebt der Maskenbildner eine künstliche Tätowierung auf ihre linke Schläfe, die Buchstaben L und F, LaFees Markenzeichen.

Viele ihrer Fans malen sich diese Buchstaben selbst ins Gesicht, wenn sie zu einem Konzert der Sängerin gehen; die meisten Besucherinnen sind Mädchen zwischen sieben und 15 Jahren. »Die brauchen jemanden, an dem sie Halt finden«, sagt LaFee. »Ich finde es sehr schön, dass sich die Mädchen mit mir identifizieren, und ich weiß damit umzugehen, ich weiß, wie man sich benehmen muss.«

Eltern sind trotzdem nicht immer begeistert, wenn ihre Kinder LaFee hören, denn die Texte der 17-Jährigen sind, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich frech: »Und Du nimmst ihn mir weg, Du kleines Stückchen Dreck, Du Schlampe bist so link, dass es bis zur Hölle stinkt«, singt LaFee zum Beispiel im Lied Virus, ihrem ersten Hit. Sie selbst findet diese Ausdrucksweise völlig normal: »Ich spreche eben die Sprache der Jugend. Natürlich sage ich zu Leuten, die mich total abnerven, auch mal ›Arschloch‹ oder ›Heul doch‹.« In den meisten Liedern von LaFee geht es um Liebe, sie singt aber auch über sehr ernste Themen wie Essstörungen oder sexuellen Missbrauch. »Mir ist so etwas zum Glück noch nie passiert«, sagt LaFee und klopft drei Mal mit den Fingerknöcheln auf ihren Schminktisch. »Aber es betrifft viele Kinder, und die Welt ist eben nicht nur Friede, Freude, Heiterkeit.« Die Musik, die LaFees Band zu diesen Texten spielt, ist eine Mischung aus Rock, Pop und Heavy Metal mit wilden Gitarrensoli und lautem Schlagzeug. Privat hört Christina lieber Hip-Hop oder Soul von der Sängerin Beyoncé. Dass sie selbst auf der Bühne stehen will, wusste die Halbgriechin schon als kleines Mädchen. »Ich habe immer gebettelt und meine Mama überredet, mit mir zu Castings zu fahren.«

Bei einer Talentshow im österreichischen Fernsehen wurde sie vor vier Jahren entdeckt. Zwei Jahre hat es dann gedauert, neben der Schule ein Album aufzunehmen und Christina in LaFee zu verwandeln. »Wir haben die Idee gemeinsam entwickelt«, betont sie. Gesangs- oder Tanzunterricht hatte die 17-Jährige nie: »Man muss eben Talent haben und sich zu etwas Besonderem machen.«

Etwas Besonderes ist LaFee, spätestens seit im Frühjahr 2006 ihre Single Virus erschien und sie beinahe über Nacht berühmt wurde. »Ich wurde mit 15 in diese Branche hineingeworfen, und ich finde, ich habe das ganz gut gemeistert«, sagt LaFee mit ihrer lauten, tiefen Stimme und lacht. Bereut habe sie ihre Entscheidung für das Showbusiness nie: »Es ist das, was ich liebe und was ich lebe.«

Die Schattenseiten der Berühmtheit kennt LaFee auch. »Dass alle erfahren, was in deinem Privatleben los ist, das ist schlimm an dem Job«, sagt sie. Auch unter dem Neid ihrer Mitschüler hat sie gelitten: »Nur weil du einen Bravo-Bericht hast, kommen Leute zu dir und sagen: ›Ey, Schlampe, was meinst du, wer du bist?‹« Irgendwann ertrug Christina solche Sprüche nicht mehr und verließ die Schule. Ihren Hauptschulabschluss hat sie trotzdem geschafft, mit Privatunterricht.

Einen Abschluss zu haben war ihr wichtig, denn eine Gesangskarriere kann jederzeit zu Ende sein. »Ich weiß, dass es irgendwann vorbei sein wird, das ist ganz normal«, sagt LaFee. Vielleicht will sie dann Tanzunterricht geben für Kinder. Aber so weit ist es noch nicht: Eine gute Stunde nach dem Gespräch steht sie auf der Bühne der Bravo Supershow und hält einen Goldenen Otto in den Händen. Ihre Fans haben Christina, ähm LaFee, zur besten Sängerin des Jahres gewählt.

 

Allein im Museum

Halt! Hat sich da etwas bewegt? Was lauert hinter der nächsten Ecke? Ein Spaziergang durch Keller und Speicher des Hamburger Völkerkundemuseums
Von Ulrich Baron

Nein, Dinosaurier haben wir nicht«, sagt Museumsdirektor Wulf Köpke ein wenig bedauernd: Dabei klingt der Lärm der gewaltigen Trommel, der durch das Hamburger Völkerkundemuseum dröhnt, als trampele eine Herde dieser Urtiere direkt durchs Gebäude. Doch statt riesiger Echsen taucht mit lautem Kriegsgeschrei eine Schar kleiner Indianer auf. Die haben es zum Glück nicht auf unsere Skalpe abgesehen, sondern auf die Frikadellen mit Kartoffelsalat, die in der Cafeteria auf sie warten: Geburtstagsfeier im Museum!

Der Fotograf Jens Haukenfrers und ich hingegen bekommen noch nichts zu essen. Wir haben einen aufregenden Weg vor uns. Er soll uns über enge Hinter- und steile Holztreppen bis zu den Dachböden hinauf führen – und durch Dutzende von schweren Eisentüren bis in die Gewölbe des Kellers hinab. Wir wollen erkunden, was man sonst nie zu Gesicht bekommt: Wie sieht es eigentlich hinter den Kulissen eines Museums aus, da, wo normalerweise niemand hinkommt?
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Endlich frei!

Ohne Schuhe durch den Sommer: Ein Fuß berichtet
Von Katrin Hörnlein

Ohne Schuhe durch den Sommer© photocase
Das war knapp! Haarscharf bin ich neben dem Hundehaufen im Gras aufgekommen. Kühl schmiegen sich jetzt die Halme an mich – und kleine Sandkörner heften sich zwischen meine Zehen. Sie schubbern, als würde man mich mit Schmirgelpapier abreiben. Richtig trainiert bin ich wohl noch nicht, es pikst nämlich ordentlich. Doch das nehme ich gern in Kauf. Denn fort sind die Socken und die furchtbar warmen Schuhe. Endlich bin ich frei! Aber Verzeihung, wo bleiben meine Manieren. Ich sollte mich vorstellen: Gestatten, mein Name ist Fuß. Ganz unten am Körper ist mein Platz, und ich bin ein wahrer Kraftprotz. Jeden Tag trage und stemme ich das ganze Gewicht über mir. Weiter„Endlich frei!“

 

Auf nach Olympia!

Tausende von Zuschauern, rauchende Opferfeuer, Mord und Totschlag beim Ringkampf und nirgends Toiletten – bei den Spielen war schon vor 2500 Jahren der Teufel los

Von Christian Staas


Alle Illustrationen: Jörn Kaspuhl für DIE ZEIT

Welch ein Gedränge! 40.000 Menschen strömen in den olympischen Hain, das wichtigste Heiligtum der antiken Welt. Könige reisen an, mit einem Heer von Sklaven und prächtigen Zelten; Philosophen kommen, Dichter und Schaulustige. Schon von Weitem sehen sie den Zeustempel in der Augustsonne leuchten. Im Innern thront die zwölf Meter hohe Statue des Gottes, aus Elfenbein und Gold. Zeus ist der höchste griechische Gott. Ihm zu Ehren finden alle vier Jahre die Olympischen Spiele statt; in diesem Jahr, 416 vor Christus, zum 91. Mal. Weiter„Auf nach Olympia!“