Lesezeichen
 

Todgeweihte Feldbiene

vk-bienen-210.jpg 

Jahrtausende lang lebten Biene und Mensch gut zusammen.
Jetzt geht das alles perdu, weil die Firma Bayer in Gestalt von rücksichtslosen Chemikern und Managern im Jahr 600 Millionen Euro Umsatz machen will. Mit ihrem systematischen Insektizid wird das Saatgut von Raps, Sonnenblumen und Mais weltweit gebeizt – bis auf ein paar Länder wie z. B. Frankreich, wo diese Präparate verboten sind. So sterben die Bienenvölker dahin. Das sind keine düsteren Prophezeiungen, sondern Fakten.

biene-410.jpg
© ddp

Keine Sorge, verteidigt sich die Gift-Firma, wir sind bereits dabei, eine Notlösung zu finden, wenn wir die Honigbiene ausgerottet haben, entwickeln wir chemische Hormone. Solche Hormone gaukeln der Blüte vor, bestäubt worden zu sein. Diese »Jungfernfrüchtigkeit« erzeugt dann Früchte ohne Samen. Bei Melonen ist das schon gelungen, Versuche mit Tomaten, Birnen und Äpfeln laufen.

Wer möchte solche Früchte essen? Wer möchte Parteien wählen, die aus Angst vor der Chemie-Physiker-Lobby in Parlamenten, Gremien und Kommissionen den Untergang unserer Kultur abnicken? Joe Cummings, Genetikprofessor an der Universität Ontario, erklärte sich dieses Versagen der Politik so: »Meine Erfahrung mit Bayer CropScience ist, dass sie aggressiv sind und ihre Kritiker mit allen Mitteln bekämpfen.«

Mehr darüber hier

 

Kein Mief in Napoli

Die Vorarbeiten zum nächsten Häuptling laufen schon auf Hochtouren. Nachdem der momentane Häuptling ( www.haeuptling-eigener-herd.de ) sich mit der Arabischen Küche beschäftigt, widmet sich der kommende dem Thema “Lärm und Gestank” und obendrein natürlich gewaltig der Küche Kampaniens.

Was also lag näher, als am vergangenen Wochenende nach Napoli zu fliegen und sich den Müll anzusehen und die Küche dort zu erforschen.

Es kam ganz anders: Ich war von der Stadt so angetan, dass ich einen Tag länger blieb, dienstags meine Köche anrief und erklärte: “Ich schwänze noch einen Tag”!

1. In Napoli stinkt es nicht, es duftet. Und eine müffelnde Fritteuse, wie ganzjährig auf dem Stuttgarter Schlossplatz, konnte ich nicht erschnüffeln.

2. Die Müllschlagzeilen waren ein Schock für die Stadt und die Italiener sind schnell im Handeln. Noch nie habe ich so viele Straßenkehrer gesehen wie in den Vormittagsstunden in Napoli.

3. Die Menschen sind rundum fröhlich und hilfsbereit. Bus und Bahn funktionieren auf die Sekunde. Meiner Frau wurde die Handtasche nicht entrissen, was ihr aber in Zürich und mal in Bern passiert ist.

4. Alles dreht sich um’s Essen, die Fischküche ist großartig, vor allem aber die Stimmung in den Restaurants. Mit der kulinarischen Perfektion nehmen es die Köchinnen und Köche am Vesuv nicht so genau, wobei der Einheimische wahrscheinlich besser bekocht wird als der Tourist. Eine große Ausnahme gibt es aber, nämlich Don Alfonso in Sant’ Agata sui due Golfi. Dort herrscht Sterneperfektion, aber nicht der Groove wie in der Altstadt von Napoli. Man kann nicht alles gleichzeitig haben.

costantinopoli-aussen-210.jpg

Nichts deutet darauf hin, dass hinter dem Tor ein Paradies beginnt (im Hintergrund schon wieder ein Straßenkehrer).

Wunderbares, kleines Hotel mit angemessenen Preisen, mitten in der Altstadt: www.costantinopoli104.com

costantinopoli-innen-210.jpg

PS: Mit den Taxifahrern ist es ein Kreuz. Am ersten Tag kostet alles doppelt soviel. Sie merken aber wenn man sich eingegroovt hat. Mit jedem Tag wird es billiger.

 

Viele Köche verderben mitnichten den Brei

 kuechenfest-410.jpg

Am Sonntag war bei uns wieder Küchenfest. Einmal im Jahr, kurz vor den Sommerferien, laden wir fünf bis sechs Gastköche ein, um ein Gericht in unserer Küche zu kochen. Wie jedes Jahr waren wir ausgebucht und hatten ca. 160 Gäste. Bei einem Küchenfest kommen alle Gäste in die Küche, um sich ihr Essen selbst abzuholen. Dabei kann man den Köchen über die Schulter schauen, Tipps holen oder einfach nur essen. Wenn einem etwas besonders gemundet hat, so kann er es nochmals genießen.

Das macht nicht nur den Gästen Spaß, sondern auch den Köchen. Und für unsere Köche ist es ein tolle Abwechslung und Motivation zugleich, mit den Gastköchen Hand in Hand zu kochen.

Das Schönste  für die Köche war das Vesper nach getaner Arbeit. Wir haben Jamon Cerano, Fuet und Chorizo aufgeschitten. Dazu gab es eingelegte Paprika, Oliven, Tomaten und Manchegokäse.

Es ist einfach wunderbar, mit Kollegen bis spät in die Nacht fachzusimpeln und sich auszutauschen.

Hier das Menü:

Louisiana Napoleon mit Krabbenfleisch und Zitrusremoulade
Robert J. Harrington, University of Arkansas

* * *
Galantine vom Täubchen im Gänsestopflebermantel mit Aprikosenchutney und Mandelbrioche
Bernd Pils, Landhaus Rössle in Bretzfeld-Brettach

* * *
Kalbskopfsalat mit exotischen Gewürzen
Walter Bauhofer, Küchenmeister auf der Landesberufsschule in Bad Überkingen

* * *
Lauwarme Bohnencreme mit gebratener Jacobsmuschel im Lardonmantel und Tomaten-Olivenölpopcorn
Vincenzo Paradiso, Restaurant Mille Miglia in Waiblingen

* * *
Langostino im Chilifond mit Guacamole
Franz Feckl, Landhaus Feckl in Ehningen

* * *
Filet vom Kaninchen mit Vanille-Zwiebelpithivier und Shimishi-Maisgemüse
Florian Hartmann, Ringhotel Adler in Asperg

* * *
Hochrippe am Knochen gebraten, Sauce Bernaise und gratinierte Kartoffeln
Harald Derfuß, Ringhotel Adler in Asperg

* * *
Delice von der Himbeere
Felix Aichele, Ringhotel Adler in Asperg

* * *
Feuillette vom Tasmanischen Pfeffer und Nussnougat, Thai-Mango und Zitronen-Thymianrahmeis
Patrik Kimpel, Hotel Kronenschlösschen in Eltville-Hattenheim

* * *

Und die Küchenmannschaft vom Adler

 

Abrakadabra in der Küche

Habe am Wochenende mit Freunden bei einem Glas Wein über allerlei Kurioses in der Küche bzw. beim Zubereiten von Gerichten geplaudert.

Es gibt einen Artikel,  in dem der Autor berichtet, dass es beim Kochen von Kraken (Pulpo)  dringend erforderlich ist, Weinkorken mitzukochen, damit  ihr Fleisch  schön weich wird…?

krake-410.jpg
©Getty Images

Genau so einen Korkentick hatte ein Koch von mir, der felsenfest behauptete, dass Spargelfond bzw. Spargelcrèmesuppe nicht bitter wird, wenn man Korken mitkocht. Das sieht zwar lustig aus, wenn in der Suppe die Korken oben schwimmen, aber bringen tut es nix!!

„Früher“ kriegten wir beigebracht, dass Bohnen nur grün bleiben, wenn man einen Kupferdraht mitkocht – so ein Irrsinn, einfach kalt abschrecken, und sie bleiben grün!

Jetzt sage nur noch einer, dass man in den Ofen einen Ziegelstein legt, und der Blätterteig geht wie von alleine auf…

 

Wolfsbarsch im Künstlertopf

Zum Essen trinke ich nicht gerne korrespondierende Weine. Am liebsten zur Vorspeise weiß und zum Hauptgang rot, oder, je nachdem, nur Weißwein. Aber mindestens eine Flasche. Die Weine, die ich gerne trinke, haben soviel Charakter, dass man sich manchmal daran gewöhnen muss. Nicht der erste Schluck muss schon knallen. Ich bin ja kein Weintester. Wirklich gute Weine werden mit jedem Glas schöner.

Mit den Gerichten ist es ähnlich, einen wirklich bleibenden Eindruck habe ich, wenn ich beispielsweise so einen gedünsteten Wolfsbarsch mit meiner Frau verspeise. Wir waren sozusagen die Versuchskaninchen. Mittlerweile haben wir dieses Gericht auf der Karte. Wolfsbarsch im Muschel-Safransud, mit Fenchel u.s.w..

fischtopf-210.jpg

Der Eisentopf ist ein Unikat, wiegt 10 Kilo und ist vom Künstler Berthold Hofmann aus Nürnberg.

Einen haben wir schon ein Jahr, nun haben wir endlich den zweiten, denn wenn ein Tisch dies Gericht bestellt, dann wollen alle anderen auch.

1974 habe ich mit meiner Elisabeth bei Bocuse einen Wolfsbarsch “en croûte” gegessen. So etwas vergisst man nie wieder. Umgekehrt nach einem 15-Gang-Menü, egal wie toll, weiß man am nächsten Tag meist gar nichts mehr. Oft neutralisieren sich die jeweiligen Gänge und aus der Mathenachhilfe weiß ich noch wie man nach langer Rechnerei, trotz vielem Gedöhns, wieder bei Null anlangen kann.

 

Ein leichtes Sommergericht

tomaten-410.jpg

So langsam schmecken die Tomaten. Und von den ganz reifen nehme man pro Person eine: halbieren, Strunk raus und in 6 oder 8 Stücke schneiden. Auf ein Ofenblech verteilen, mit grobem Salz, Pfeffer aus der Mühle und einem guten Schuss Olivenöl abschmecken. Im heißen Ofen (220°C) 4 Minuten anschmoren. 1 Minute vor Schluss je einen Rosmarin & Thymianzweig dazu.

Vorher füllt man pro Person 2 Zucchiniblüten: „Stempel“ aus der Blüte ‚rausdrücken,
Masse aus je 2 EL Ricotta, 1/2 Eigelb, Salz & Pfeffer, evtl. etwas Zitronensaft einfüllen und ca. 5 Minuten im Dampf garen (gelochter Einsatz in einem Topf reicht völlig aus).

Als Hauptgang oder genausogut als Beilage zu einem Fischfilet oder hellem Fleisch zu.

 

Jambalaya mit Wildschinken

wildschwein-410.jpg
©Dieter Nagl/AFP/Getty Images

Vorab, um auf den Geschmack zu kommen – ein Rezept aus meinem neuen Kochbuch:

Zutaten:

200 g große Gemüsezwiebeln
3 Knoblauchzehen
1 kg Garnelen ohne Schale
50 g Butter
2 El Tomatenmark
1 Dose Schältomatenstücke 250g
1,2 l Hühnerbrühe
Salz
2 Tl Zucker
1/2-1 Tl Chilipulver
100 g Wildschwein-Speck in Scheiben
100 g Wildschinken in Scheiben
2 Rohesser/Pfefferbeißer vom Wild
400 g Möhren
100 g Reis
3 El Olivenöl
4 Hähnchenkeulen
1 Stange Lauch
3-4 Spritzer Tabasco

Zubereitung:

1. Zwiebeln und Knoblauch schälen und würfeln. Butter ein einem großen Topf schmelzen, die Zwiebeln und Knoblauchzehen darin glasig dünsten. Tomatenmark unterrühren und mit Tomatenwürfeln und Brühe auffüllen. Mit Salz, Zucker und Chilipulver würzen. Bei mittlerer Hitze offen 10 Minuten köcheln lassen. Dann den Fond durch ein Sieb gießen.

2. Speck und Schinken fein würfeln. Die Karotten schälen und ebenfalls fein würfeln. Alles zusammen mit dem Reis im Öl glasig dünsten. Die Hähnchenkeulen häuten, am Gelenk halbieren und zugeben. Mit der Hühnerbrühe aufgießen und zugedeckt bei mittlerer Hitze 25 Minuten kochen.

3. Lauch waschen, putzen und in feine Ringe schneiden. Alles zusammen mit den Garnelen und der fein geschnittenen Wurst zur Jambalaya geben. Nochmals aufkochen und kurz ziehen lassen. Mit Salz und Tabasco würzig abschmecken und servieren.

 

Übles Glutamat

 suppe-210.jpg

Der Brühwürfel oder aber Suppenpulver, das sind Alltagsartikel, über die man sich keine Gedanken mehr macht und bei denen man schon gar nicht das Kleingedruckte auf der Verpackung liest. Dort fände man oft die Chemiezutat Monosodiumglutamat, meist kurz Glutamat genannt.

Gluten sind was ganz anderes. Steht glutenfrei drauf, bedeutet das, dass kein Getreidekleber enthalten ist, Getreide-Eiweiße, gegen die mancher allergisch ist. Das hat nichts mit Glutamat zu tun, sondern dient manchmal nur dazu, von dieser Beigabe abzulenken.

Von Glutamat bekomme ich jedes Mal einen heißen Kopp, Wallungen, als wäre ich in den Wechseljahren. Gefäßkranke, Herz- und Kreislaufgeschädigte können sich davon noch üblere Reaktionen holen. Das Kleingedruckte auf Würzartikeln ist aber umfangreicher. Da steht etwa noch „natürliches Aroma“. Das bedeutet klipp und klar was anderes, nämlich: künstlich. Findet man in den klitzekleinen Texten den unverfänglich-tückischen Sammelbegriff „Suppenwürze“, dann verbirgt sich dahinter die Apotheke der Industrie.

Man begebe sich also in einen Bioladen, muss aber dort auch sehr genau aufs Etikett schauen. Bei den Produkten der Firma “Erntesegen” findet man keine verdächtigen Beimischungen und bei den Produkten von „Rapunzel“ ist auch alles o.k. Eine gute Bio-Gemüsebrühe bietet die Firma Bruno Fischer, in Würfel oder Pulverform nennt sich das „Würzl“ Auf der Verpackung steht aus oben genannten Gründen sogar ausdrücklich, dass Würzl keine Speisewürze enthält.

Es steht noch eine andere Botschaft drauf: Bleibt in meiner Liebe Joh. 5/9. Was sich anhört wie ein neuer Eurovisionsschlager ist nichts anderes als die pure Durchsage des wahren Meisters. Da fällt selbst der agnostische Rezensent in Kontemplation. Kurze Pause. Unter der Heilsbotschaft stand: Infotelefon 02243-81122. Ich rief an, keiner ging ran, Jesus war womöglich gerade selbst einkaufen.

Halt – es gibt noch ein anderes mir gut bekanntes und erprobtes Spitzenprodukt. Wer also Bibelsprüche nicht mag, ist dort gut und gleichwertig aufgehoben. Gehen Sie mal auf diese Website: www.raso.de

 

Adrià vs Santamaría: Alles nur Schaum?

In der Mittagspause las ich in der Stuttgarter Zeitung den Korrespondentenbericht von Martin Dahms (Madrid) über den Streit um die beiden spanischen Dreisterneköche Ferran Adrià und Santi Santamaría.
Obwohl die beiden in Katalonien nur etwa eine Autostunde voneinander entfernt arbeiten, ist es, als ob Welten sie trennten. Dabei haben beide im letzten Jahrzehnt zweifellos viel mehr als den vielfach nachgeahmten Spumante-Schaum dazu beigetragen, der spanischen Küche mehr Leben einzuhauchen.

Ich hatte im August 2002 das Glück, bei beiden zu essen. Damals kostete das Degustationsmenu mit 25 Gängen im El Bulli von Ferran Adrià in Roses noch 115 Euro.

rechnung-bulli.jpg

8000 Gäste in sechs Monaten (die andere Hälfte des Jahres ist sein Restaurant geschlossen) reihen sich in die Warteliste ein – und zahlen heute für das Menü satte 235 Euro.
Dass er seine Karte die ganze Saison über nicht ändert, stört niemanden, denn kaum jemand hat die Chance, ein zweites Mal einzukehren.

Das Essen bei Santi Santamaría, dem Chefkoch im El Racò de Can Fabes in Sant Celoni nahe Barcelona, war deutlich teurer. Seine Küche behielt ich in ganz feiner Erinnerung: mehr traditionell mit deutlich französischem Einschlag, tolle, zweifellos teure Grundprodukte, hervorragend zubereitet. Ein wunderbarer Genuss.

Im El Bulli war es ein pausenloses Erlebnis für die Geschmacksnerven. Es war etwas Neues, oft Andersartiges. An extreme Kompositionen erinnere ich mich heute noch, als ob ich sie gerade erst gekostet hätte: Eine Köstlichkeit in einer von einer Art Pizzateig umgebenen Luftblase, die beim Zubeißen bonbonartig den Inhalt freigab und den exakten Geschmack der Tomaten-Olivenkombination direkt auf die Zunge brachte.
Aber auch an einen Algenbogen, der mich eher an einen (glücklicherweise seltenen) verschmutzten Strand an der Costa Brava erinnert, dem man seither aus dem Wege geht.

Nun hat sich der 51 Jahre alte Santi Santamaría über den fünf Jahre jüngeren Ferran Adrià in einer Art geäußert, für die der Begriff „Kollegenschelte“ zu sanft wäre. Es sei an der Zeit, „basta“ zu sagen zu so viel Blödsinn. Gemeint hat er damit nicht nur Ferran Adrià, den viele für den vielleicht besten Koch der Welt halten und der soeben von der Universität Aberdeen (Schottland) mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet wurde.
Santamarías Buch „La cocina al desnudo“ (die Küche nackt) zielt auch auf Adriàs zahlreiche mehr oder weniger gute Nachahmer, die, weil es eben Mode geworden ist, Lebensmittel mit Stickstoff gefrieren, kalte Soßen oder geliertes Gemüse zu servieren oder alles mit Schaum überziehen.

Seither streiten unsere spanischen Kollegen. Da frage ich mich beim inzwischen servierten Mittagessen (Fleischküchle mit Püree und Karottengemüse) ob diese Diskussion förderlich ist. Ich hoffe darauf, dass gerade die junge spanische Küche, die nicht vergessen hat, das Bodenständige auf moderne, zeitgemäße Art zu präsentieren, dabei nicht in den Meinungs-Mixer gerät, sondern dass ihre Konturen noch schärfer werden.
snacks.jpg
das Degustationsmenü

 

Walnussöl

 walnuss-410.jpg
Walnussbad
©General Photographic Agency/Getty Images

In der Ditzinger Ölmühle wird seit 1862 aus Kernen und Früchten Öl gepresst. Die neunzigjährige Chefin, Oma Hermine, hat nun die Buchhaltung und den Verkauf an Sohn Albert übergeben. Für ihn ist der Einkauf der Ware mittlerweile ziemlich unübersichtlich geworden. Es wimmelt von Signets wie Bio, Öko oder Natur etc., so dass man sich nur noch auf die chemische Analyse der Rohware verlässt.

Sind die Nüsse im Haus, macht sich Bruder Manfred darüber her. Er ist in diesem Trio sozusagen der Maschinist.
Mit einer Ölpresse kann man so manches anstellen. Der Qualitätsbegriff „kaltgeschlagen“ oder „kaltgepresst“ ist bei Ölen ein heuchlerischer Evergreen, den sich fast jede Qualität anheften darf. Beide Bezeichnungen besagen nichts anderes, als dass mit einer Presse unter Druck das Öl herausgequetscht wird. Leider wird nie erwähnt, dass große Firmen über Pressen verfügen, die durch den enormen Druck die Ware auf über hundert Grad erhitzen können. Auf dem Etikett steht trotzdem kaltgepresst. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise aus vier Kilo Walnüssen mindestens zwei Liter Öl pressen. Die Ditzinger Mühle schafft nur die Hälfte. Klar, dass dieses Öl teurer sein muss. Der Viertelliter kostet siebenfünfzig.

Viele teure Öle wären mit dem Etikett „heißgepresst“ richtiger bezeichnet. Obendrein sind sie meist geröstet. Nach der Rösterei wird womöglich ganz aufrichtig kaltgepresst. Alle Öle aus gerösteter Ware schmecken vordergründig ähnlich, nämlich leicht verbrannt und bitter, oft auch ganz nach angenehmen Röstaromen. Nicht nur die bessere Ausbeute ist der Grund für diese Herstellungsverfahren, sondern durch Rösten verflüchtigen sich Umweltgifte und Spritzmittelrückstände. Auffallend viele Bio-Öle sind deshalb so behandelt.

Wer übrigens Öl gut beurteilen will, der muss nach den gleichen Kriterien verkosten, wie man das auf Weinproben handhabt. Man nehme einen Teelöffel voll auf die Zunge und balsamiere damit den gesamten Mundraum. Nun kann man ausspucken und weiß viel besser Bescheid, als wenn noch Salatblätter die Degustation irritieren. Hat man endlich gutes Öl im Haus, so sollte kein Vorrat angelegt werden. Beim Öl können wir die Hamsterei vergessen. Viele Produkte des Einzelhandels sind bereits in den Regalen ranzig. Schuld am raschen Verfall sind ungesättigte Fettsäuren, sie oxydieren schnell und schmecken dann ranzig.

Wie muss eigentlich Walnussöl schmecken? Die Antwort ist einfach: Ganz genau so wie eine frisch geknackte Walnuss aus neuer Ernte. Wie aber eine solche schmeckt, ist auch nur schwer zu erjagen, auch sie sind häufig von alter Ernte, überlagert und ranzig.

Ölmühle Ditzingen
Albert und Manfred Störzbach
Johannes-Fuchs-Str. 5
71254 Ditzingen
Tel. 07156-8249 Fax:07156-8372
www.oelmuehle-ditzingen.de

Die Ditzinger Mühle verkauft direkt, man kann also sein Öl dort abholen oder es sich mit der Post schicken lassen.