Mit dem ersten Raubüberfall, der dem NSU zugeschrieben wird, beschäftigte sich das Münchner Oberlandesgericht am Montag. Am 18. Dezember 1998 sollen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt einen Edeka-Markt in Chemnitz überfallen haben. Als Zeuginnen sagten zwei Kassiererinnen aus, die den Raub mitbekamen. Bestätigt sich der Vorwurf aus der Anklage, „wäre das auch ein Hinweis darauf, dass die drei untergetauchten Rechtsextremisten – nur wenige Monate nach ihrer Flucht aus Jena Ende Januar 1998 – bereits Schusswaffen besaßen“, folgert Kai Mudra in der Thüringer Allgemeinen.
In der Schule waren sie gute Freunde, später musste Aleksander H. mitansehen, wie sein Kumpel Uwe Mundlos zum Neonazi wurde. Mitte April hatte H., heute Lehrer in Jena, bereits über seine Freundschaft zu dem späteren mutmaßlichen Terroristen ausgesagt. Heute ist er erneut geladen.
Zudem untersucht das Gericht den Überfall auf eine Zwickauer Sparkassenfiliale, bei der die mutmaßlichen Täter Mundlos und Uwe Böhnhardt rund 48.500 Euro erbeuteten. Mit den Rauben, insgesamt 15, soll der NSU sein Leben im Untergrund finanziert haben. Zu der Tat sind fünf Betroffene und ein Ermittler des Berliner Bundeskriminalamts geladen.
Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Mit dem Überfall auf einen Supermarkt soll sich der NSU erstmals Geld für sein Leben im Untergrund beschafft haben. Doch es gibt Hinweise, dass eine andere Tat vorausging.
Der Überfall geschieht in Windeseile. Die Täter müssen sich vorbereitet, den Edeka-Markt in Chemnitz ausgespäht haben. Sie wissen, dass die Hauptkassiererin gegen 18 Uhr das Geld aus den Kassen ihrer Kolleginnen einsammelt. Als Eva K. an der letzten Kasse angekommen ist, stürmen die Täter auf sie zu, einer von ihnen hält ihr eine Pistole vor. Mit dem Geld – rund 30.000 Mark – flüchten sie aus dem Supermarkt. Weiter„Die erste Tat des NSU?“
Auch am Montag, 11. Mai, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 12. Mai 2015.
In dieser Prozesswoche hat der Strafsenat erstmals wieder drei Prozesstage angesetzt. Am Montag geht es dabei um den Überfall auf einen Supermarkt in Chemnitz am 18. Dezember 1998 – der erste Raub, der dem NSU zugeschrieben wird. Laut Anklage bedrohten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt eine Kassiererin mit einer Pistole und erbeuteten rund 30.000 DM. Als ihnen bei der Flucht ein 16-Jähriger folgte, schossen die Täter auf dessen Kopf und Brust. Zu der Tat hört das Gericht zwei Kassiererinnen und einen Ermittler.
Weiteres Thema ist der Überfall auf eine Postfiliale in Chemnitz von 2000, dem vierten Überfall des NSU. Dazu sagen zwei Betroffene und zwei Polizisten des Bundeskriminalamts aus.
ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.
Zum zweiten Jahrestag der Prozesseröffnung im NSU-Verfahren äußern sich Teilnehmer und Beobachter in den Medien. Dabei geht es etwa um den Stand der Beweisaufnahme – die Vorwürfe gegen die Hauptangeklagte Beate Zschäpe beruhen fast ausschließlich auf einer Kette aus Indizien, die der Generalbundesanwalt (GBA) ermittelt hat. „Aus unserer Sicht sind alle Anklagepunkte der GBA erwiesen worden“, sagt etwa der Nebenklageanwalt Alexander Kienzle dem Blick nach rechts.
Den Juristen zufolge ist die Anklage, die sich neben Zschäpe auf vier mutmaßliche Helfer erstreckt, zu kurz gefasst: „Halfen nur die vier Männer, wie die GBA annimmt? Im wirklichen Leben dürfte dieses Netzwerk ganz anders agiert haben“, fasst Autor Andreas Speit die Meinungen zusammen.
Heute vor zwei Jahren hat der NSU-Prozess vor dem Münchner Oberlandesgericht begonnen – für die Medien reichlich Anlass für Zwischenbilanzen. Mit einem Web-Spezial dokumentiert der Bayerische Rundfunk den aktuellen Stand im NSU-Prozess. In mehreren Videos kommen Prozessbeteiligte, Beobachter und Experten zu Wort. Dazu gehören etwa der beim Kölner Anschlag von 2004 verletzte Sandro D’Alauro, Zschäpes Verteidiger Wolfgang Heer und der ehemalige Richter Bernd von Heintschel-Heinegg, der bis 2010 den Staatsschutzsenat am Münchner Oberlandesgericht leitete.
In den Interviews geht es um die öffentliche Wahrnehmung des Verfahrens, aber auch um die Hauptangeklagte Beate Zschäpe. Die Sitzungen gingen ihr „an die Nerven und an die körperliche Substanz“, sagt Anwalt Heer.
Bis zum zweijährigen Jahrestag der Prozesseröffnung dauert es noch einen Tag. Die Medien beginnen derzeit, eine Bilanz der vergangenen zwei Jahre und 202 Prozesstage zu ziehen. Vor dem Münchner Oberlandesgericht habe sich mittlerweile eine Art Biosphäre entwickelt, finden Annette Ramelsberger und Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung: „Das hier ist nicht nur eine juristische Prozedur, sondern auch ein psychologisches Experiment“, schreiben die Autoren. Das gelte insbesondere für die Hauptangeklagte Beate Zschäpe: „Man kann sich vorstellen, wie schwierig es für die Verteidiger ist, diese Mandantin im Zaum zu halten“, beobachten die Autoren. Das Schweigen bilde den Willen der Verteidiger ab – Zschäpe wolle den Prozess nur noch hinter sich bringen.
Bald zwei Jahre dauert der NSU-Prozess. Zu diesem Anlass analysieren deutsche Medien auch ihre eigene Rolle in dem Verfahren. In der Berichterstattung sei die Hauptangeklagte Beate Zschäpe „eine Art negativer Pop-Star“ geworden, merkt Frank Jansen im Tagesspiegel an. Das hänge mit der enormen Frequenz zusammen, in der über das Verfahren berichtet wird. Einer der Gründe für den Medienansturm: „Manche Journalisten treibt auch das schlechte Gewissen an, eine monströse Serie von Verbrechen einst falsch bewertet zu haben.“
An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 5. Mai 2015.
Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe schweigt im NSU-Prozess – doch nur unter großen Mühen, wie der Gerichtsgutachter Norbert Nedopil in Gesprächen mit ihr herausgefunden hat. Sein Gutachten liegt nun auch mehreren Medien vor. Demnach vereinbarte Zschäpe mit ihren Verteidigern, „unbeteiligt und gleichmütig zu erscheinen“. Nun bemerke sie jedoch, „dass die Fassade des Schweigens allmählich bröckele“ und sie etwa ihre Mimik schwer kontrollieren könne, wie Julia Jüttner und Björn Hengst auf Spiegel Online berichten. Nedopil empfiehlt dem Verteidigungsteam schließlich gar, ihre Prozesstaktik um der psychischen Gesundheit ihrer Mandantin willen zu überdenken.