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Der Horror der Hinterbliebenen – Das Medienlog vom Mittwoch, 10. Januar 2018

Die Schlussvorträge der Nebenklage sind in der Endphase, doch am Dienstag ging es um die Tat, die ganz am Anfang der NSU-Mordserie stand: den Mord an Enver Simsek im Jahr 2000. Stellvertretend für alle Anwälte der Familie sprach die Anwältin Seda Basay. Am Beispiel der Hinterbliebenen schilderte sie detailliert, wie die Simseks unter den Verdächtigungen und Unterstellungen der Ermittler litten.

„Der Horror der Tat und der Horror der Ermittlungen sind den Zuhörern so nah, dass es schmerzt“, bilanziert Frank Jansen vom Tagesspiegel. Die Witwe wurde demnach drangsaliert, ihr wurde suggeriert, dass ihr Mann eine Geliebte hatte und sich im Drogengeschäft betätigte. Auffällig sei gewesen, dass Beate Zschäpe häufig mit ihrem Anwalt Mathias Grasel gesprochen habe. „Ob die Angeklagte womöglich doch berührt ist und ins Nachdenken kommt, bleibt offen.“

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Das Verdienst der Nebenklage – Das Medienlog vom Dienstag, 9. Januar 2018

Heute gehen die Plädoyers der Nebenklage im NSU-Verfahren weiter. Die Vertreter der Hinterbliebenen haben Gericht und Anklage kritisiert und mehr Aufklärung gefordert. Angesichts der starken Rolle der Anwälte wurde bereits gefordert, die Rechte der Nebenklage zu beschränken. Eine falsche Schlussfolgerung, kommentiert Frank Jansen vom Tagesspiegel: „Die 95 Nebenkläger und ihre 60 Anwälte haben das Mammutverfahren keineswegs an den Rand des Scheiterns gebracht oder um Jahre verlängert.“ Sie hätten hingegen viel zu dem Prozess beigetragen. Schließlich gelte: „Liberalität und langer Atem sind Markenzeichen des Rechtsstaats.“

Eine Reportage von Christian Gesellmann im selben Blatt beschäftigt sich mit dem Leben in Zwickau, „einer von Rechten dominierten Stadt“, in der das NSU-Trio gelebt hatte. Dort werde das Problem des Rechtsextremismus systematisch verharmlost.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 10. Januar 2018.

 

Warten auf ein neues Leben – Das Medienlog vom Montag, 8. Januar 2018

Derzeit laufen die Plädoyers der Nebenkläger im NSU-Prozess. Die Hinterbliebenen der Opfer stellen ihre Sicht der Dinge dar. Doch wie genau sieht es in ihnen aus? Beispielhaft stellt dies eine Reportage von Armin Lehmann im Tagesspiegel dar. Es geht um Abdul Kerim Simsek, Sohn des 2000 in Nürnberg ermordeten Enver Simsek.

Demnach ist die Tat eine Hypothek, die bis heute auf dem 30-Jährigen lastet. Der NSU habe Simsek „ein anderes Leben aufgezwungen“. Noch immer hadere der Sohn mit seinem Schicksal und auch mit dem Sinn des Prozesses in München: „Vor ihm eine Wand, die er nicht überwinden kann. Dahinter wiederum, glaubt er, könnte ein glücklicheres Leben warten. Vielleicht.“

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Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 9. Januar 2018.

 

Keine Berichte zum NSU-Prozess

Am Freitag, 5. Januar, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

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Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 8. Januar 2018.

 

Denkwürdige Momente – Das Medienlog vom Donnerstag, 4. Januar 2018

Auch im zurückliegenden Jahr war der NSU-Prozess wieder kontrovers, konfrontativ und spannungsgeladen. Präsentiert wurden ein psychiatrisches Gutachten über die Hauptangeklagte Beate Zschäpe und eine weitere Expertise, die für die Verteidigung zum Desaster wurde. Die Bundesanwaltschaft forderte lebenslange Haft für Zschäpe und ließ einen Mitangeklagten verhaften. Bewegend fielen die Plädoyers der Nebenklage aus.

Momente wie diese hat das SZ-Magazin der Süddeutschen Zeitung wie in den vorigen Jahren in umfangreichen Protokollen (kostenpflichtig) festgehalten. Sie zeichnen nach, wie sich Schlüsselszenen des Verfahrens abgespielt haben.

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Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, 5. Januar 2018.

 

NSU-Urteil in diesem Sommer? – Das Medienlog vom Mittwoch, 3. Januar 2018

2018 wird aller Voraussicht nach das Jahr sein, in dem das Urteil im NSU-Prozess fällt – und zwar wahrscheinlich im Sommer, wie es in einem Übersichtsartikel der Nachrichtenagentur AFP heißt (hier bei Daily Sabah). Zuvor stehen noch die vermutlich kontroversen Schlussvorträge der Verteidigung an, die sehr detailreich ausfallen dürften. „Unabhängig davon, wann und welches Urteil gesprochen wird, konnte das Verfahren die Trauer und Wut vieler Angehöriger aber nicht lindern“, heißt es. Diese würden durch den Richterspruch wohl nicht „ihren Frieden“ finden können.

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Keine Berichte zum NSU-Prozess

Auch am Dienstag, 2. Januar, gibt es keine Berichte in den deutschen oder englischsprachigen Onlinemedien.

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Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, 3. Januar 2018.

 

Ein starkes Plädoyer im nüchternen Verfahren – Das Medienlog vom Freitag, 22. Dezember 2017

Am letzten Prozesstag vor Weihnachten hörte das Gericht mehrere Nebenklage-Plädoyers. Heraus stach dabei ein Schlussvortrag, in dem der Anwalt Bernd Behnke seine Kollegen kritisierte und behauptete, den häufig thematisierten strukturellen Rassismus gebe es in den Ermittlungsbehörden nicht.

Markant war zudem eine Botschaft von Tülin Özüdogru, Tochter des 2001 in Nürnberg ermordeten Abdurrahim Özüdogru. Sie war selbst nicht anwesend, ließ aber unter anderem mitteilen: „Sie haben es auch nicht geschafft, Menschen wie mich aus diesem Land heraus zu ekeln. Im Gegenteil: Jetzt sind wir alle, sowohl Deutsche als auch ausländische Mitbürger, die in diesem Land ihre Lebenszeit verbringen, sensibilisierter denn je.“

im Bayerischen Rundfunk schreibt Eckhart Querner, Özüdogrus Worte seien „ein starkes Plädoyer für das Miteinander dieser Gesellschaft, ein bewegender Moment in diesem an Nüchternheit so reichen Verfahren.“

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Die steilen Thesen der Nebenklage – Das Medienlog vom Donnerstag, 21. Dezember 2017

Mittwoch war der 400. Verhandlungstag im NSU-Prozess. Dies ist auch Anlass, ein Zwischenfazit zu ziehen – insbesondere zu den Plädoyers der Nebenklage, die seit nunmehr gut einem Monat laufen. Gisela Friedrichsen von der Welt nimmt sich die Anwälte vor, die entschieden Fehler bei Verfassungsschutz, Bundesanwaltschaft und insbesondere bei der Polizei anprangern, weil sie jahrelang in die falsche Richtung ermittelte: „Wer im Nachhinein anprangert, man hätte schneller auf Böhnhardt und Mundlos kommen und weitere Taten verhindern können, hätte man die Augen nicht in rassistischer Verblendung verschlossen, argumentiert unredlich.“

Weiterhin sei eine Mitwirkung des Verfassungsschutzes, etwa im Fall des Kasseler Mords von 2006, „doch eine zu steile These, die die Hinterbliebenen mehr irritiert als ihnen hilft“. In den Reihen der Opfervertreter herrsche Zwist, es gebe Angriffe gegeneinander. „Welchen Sinn hat eine solche Nebenklage?“ Das Instrument müsse reformiert werden.

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Plante der NSU weitere Anschläge? – Das Medienlog vom Mittwoch, 20. Dezember 2017

Am Dienstag setzte der Nebenklageanwalt Eberhard Reinecke sein Plädoyer fort – und stellte darin eine beängstigende These auf: Der NSU habe einen weiteren großen Terrorakt geplant. Als Anhaltspunkt zieht er das Bekennervideo der Gruppe heran, das nach Aussage von Beate Zschäpe nur zur Veröffentlichung nach dem Ende der Terrorzelle gedacht war. Dem widerspricht Reinecke, wie der Bayerische Rundfunk berichtet. Dagegen spreche die in dem Video enthaltene Botschaft „Wir kommen wieder, keine Frage“.

Nach Ansicht des Anwalts war der Film dazu gedacht, nach einem größeren Anschlag verschickt zu werden. Er vermutete auch, dass Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt deshalb eine Synagoge in Berlin ausgespäht hatten.

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