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224. Prozesstag – Gericht läutet die Sommerpause ein

Der Dienstag ist der letzte Prozesstag im NSU-Prozess vor der Sommerpause. Danach ruht das Verfahren bis zum 1. September. Beate Zschäpes neuer Anwalt Mathias Grasel dürfte diese Zeit nutzen, sich in den komplexen Verfahrensstoff einzuarbeiten. Auch wird das Gericht zwischenzeitlich wohl entscheiden, ob Zschäpes angestammte Verteidiger Anja Sturm, Wolfgang Heer und Wolfgang Stahl ihr Mandat niederlegen müssen – die Chancen dafür stehen äußerst schlecht.

Geladen ist an diesem Tag ein Polizist aus dem schweizerischen Bern, der Angaben zur Vernehmung einer Zeugin macht. Ihre Aussage steht in Zusammenhang mit dem Schmuggel der Pistole Ceska 83 aus der Schweiz nach Deutschland. Mit der illegal aufgetriebenen Waffe wurden neun der zehn NSU-Opfer erschossen.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Verdächtige Schmauchspur belastet Verfassungsschützer – Das Medienlog vom Montag, 8. Juni 2015

Der ehemalige hessische Verfassungsschützer Andreas T. muss in der übernächsten Woche erneut vor Gericht aussagen. Grund dafür ist eine Schmauchspur, die die Polizei an T.s Handschuhen fand, jedoch nicht weiter untersuchte, wie Jens Eumann von der Chemnitzer Freien Presse berichtet. T. hatte sich 2006 beim Mord an Halit Yozgat in dessen Internetcafé in Kassel aufgehalten und galt zeitweilig als Tatverdächtiger.

Die hessische Polizei interessierte sich demnach für das Indiz, wurde jedoch vom BKA gestoppt – mit dem Argument, dass T. als Sportschütze üblicherweise mit Schmauch in Kontakt komme. „Allerdings ließ man außer Acht, dass besagte Schmauchspur eine unübliche chemische Zusammensetzung aufwies“, heißt es. Sie passte zu der Munition, die die NSU-Täter mit der Pistole vom Typ Ceska verwendeten.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, 9. Juni 2015.

 

200. Prozesstag – Mundlos-Bekannte und Szene-Zeugin: Was wusste „Mappe“?

Am Donnerstag überschreitet der NSU-Prozess die Marke von 200 Verhandlungstagen. Geladen sind drei Zeugen, teils mit engem Bezug zum NSU-Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Den Anfang macht Katrin D., die in der rechten Szene von Chemnitz unter dem Namen „Mappe“ bekannt war – und auch dem NSU: Ihr Name stand auf einer Liste, die 1998 in einer von Zschäpe gemieteten Garage gefunden wurde. In einer Befragung gab sie an, Mundlos gekannt sowie von ihm und Zschäpe Besuch bekommen zu haben. Auch soll sie mit der verbotenen Neonazi-Organisation Blood & Honour und dessen Funktionär Thomas S. in Kontakt gestanden haben. Die Gruppe soll versucht haben, dem NSU-Trio eine Waffe zukommen zu lassen.

Zweiter Zeuge ist der Neonazi Bernd T. Er hatte bereits im Februar im Prozess ausgesagt, weil er behauptet hatte, Angaben zum Mord an Halit Yozgat in Kassel von 2006 machen zu können. Das stellte sich jedoch als offensichtliche Lüge heraus: Anscheinend hatte T. sich von der Vortäuschung geheimen Wissens eine frühere Entlassung aus dem Gefängnis erhofft. Dennoch wird seine Befragung heute fortgesetzt.

Außerdem geladen ist ein Mann, der Angaben zum Schmuggel der Pistole Ceska 83 machen soll, mit der neun Menschen erschossen wurden. Der Schweizer äußert sich zum Ermittlungsverfahren gegen den Waffenhändler in der Schweiz, von dem die Pistole erstmals verkauft wurde.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Carsten S. kann mit milder Strafe rechnen – Das Medienlog vom Donnerstag, 19. März 2015

Ein entscheidender Verhandlungstag für den Mitangeklagten Carsten S., der dem NSU-Trio vor Beginn der Mordserie in Chemnitz eine Česká-Pistole überbracht haben soll: Der psychiatrische Gutachter Norbert Leygraf stellte ein Gutachten vor, laut dem S. zur Tatzeit noch nicht die volle persönliche Reife entwickelt hatte – und somit nach Jugendstrafrecht verurteilt werden kann. Nun seien die Chancen groß, „dass der Angeklagte mit einer eher milden Strafe davonkommt“, analysiert Frank Jansen im Tagesspiegel. Dafür spreche auch, dass S. zu Prozessbeginn ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte.
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189. Prozesstag – Jugendfreund von Uwe Mundlos als Zeuge

Update: Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe ist erkrankt, der Sitzungstag fällt aus.

Er spielte mit Uwe Mundlos Basketball, gemeinsam gingen sie auf Radtouren: Aleksander H. war in seiner Jugendzeit ein guter Freund von Uwe Mundlos. Dieser entwickelte sich später zum mutmaßlichen rechten Gewalttäter. H. hielt mit ihm Kontakt, bis Mundlos 1998 mit Beate Zschäpe und Uwe Böhnhardt die Flucht ergriff und in den Untergrund ging. Am Dienstag sagt der Zeuge, der nach eigenen Angaben nichts mit der rechten Szene zu tun hatte, im Münchner Prozess aus.

Ebenfalls in den Zeugenstand treten Katrin D. und Markus F. Sie sollen Angaben über den Mitangeklagten Ralf Wohlleben machen. Diesem wird vorgeworfen, er habe die Mordpistole Ceska 83 organisiert und sie dem NSU-Trio überbringen lassen.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

188. Prozesstag – Freundin sagt über Ex-Neonazi Carsten S. aus

Der Mitangeklagte Carsten S. steht im Zentrum des 188. Verhandlungstags: Als Zeugin geladen ist eine frühere Freundin, die S. in den rechten Kreisen von Jena kennengelernt hatte und die gemeinsam mit ihm aus der Szene ausstieg. Christiane H. hatte bei der Polizei ausgesagt, wie sehr ihr Bekannter nach dem Auffliegen des NSU im November 2011 litt und dass sie ihm die vorgeworfene Tat nicht zugetraut habe: S. soll dem Trio aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt vor Beginn der Mordserie in Chemnitz eine Ceska-Pistole überbracht haben.

Mit der Waffe wurden mutmaßlich neun Menschen erschossen. S. hatte die Kurierleistung gestanden und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt.

Ein weiterer Zeuge ist Achim F., dessen Bruder Gunter bereits am Vortag ausgesagt hatte. Die Geschwister waren in der rechten Szene von Chemnitz unter dem Namen „die Geklonten“ bekannt. Wie der Bruder soll F. über mögliche Zugänge des Trios zu Waffen aussagen.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

186. Prozesstag – Weitere Aussage von Neonazi Bernd T. und früherer Mundlos-Freund

Update: Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe ist erkrankt, der Sitzungstag fällt aus.

Zum zweiten Mal sagt am Donnerstag der Kasseler Neonazi Bernd T. aus, der Kenntnisse über den NSU und den Mord an Halit Yozgat in Kassel 2006 besitzen soll. T. weiß demnach, dass sich Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zur Tatzeit in Kassel aufhielten. Auch zahlreiche weitere Hinweise wird das Gericht im Hinblick auf den Zeugen untersuchen müssen: So soll T. Mundlos auf einer Feier kennengelernt haben, später sollen die NSU-Männer und er auf einem Konzert gesehen sein sollen. In einem anonymen Schreiben wurde T. nach dem Auffliegen des NSU gar als Drahtzieher der Anschläge bezeichnet.

Zwei weitere Zeugen aus der rechten Szene sagen im Anschluss aus. Andreas R. ist ein früherer Weggefährte des NSU-Mitglieds Uwe Mundlos. Er verfolgte mit, wie dieser sich als Jugendlicher zum Rechtsradikalen wandelte.

Der Zeuge Giso T. wurde auf Antrag der Anwälte des Mitangeklagten Ralf Wohlleben geladen. Er soll bezeugen, dass der NSU viele Möglichkeiten hatte, an Schusswaffen zu gelangen. Die Beschaffung einer solchen, der Mordpistole Ceska 83, wird Wohlleben vorgeworfen. Andere Zeugen, die ebenfalls nach dem Willen der Verteidiger aussagten, machten jedoch keine entlastenden Aussagen.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

184. Prozesstag – Zeugen aus der Keupstraße und ein Szenemitglied

Die Woche im NSU-Prozess beginnt mit zwei Zeugen, die zum Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße vom Juni 2004 aussagen. Einer der beiden nimmt als Nebenkläger an dem Verfahren teil, er gilt als Geschädigter der Explosion, bei der 22 Menschen verletzt wurden.

Im Anschluss hört das Gericht zum zweiten Mal Enrico R. Der Zeuge wurde auf Antrag der Anwälte von Ralf Wohlleben geladen, der dem NSU bei der Beschaffung einer Pistole geholfen haben soll. Die Aussage sollte zeigen, dass das Trio auch auf anderen Wegen an Waffen gelangen konnte. Beim ersten Gerichtstermin ging diese Rechnung jedoch nicht auf: R. leugnete, jemals eine Waffe besessen zu haben und berief sich ansonsten auf zahlreiche Erinnerungslücken.

Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Die Berichte darüber fassen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

183. Prozesstag – Gutachter bewerten Angeklagten Carsten S.

Zwei wichtige Gutachten bestimmen am Donnerstag den Verhandlungstag – es geht um den Mitangeklagten Carsten S., der dem NSU-Trio vor Beginn der Mordserie in Chemnitz eine Ceska-Pistole überbracht haben soll. Mit der Waffe wurden mutmaßlich neun Menschen erschossen. S. hatte die Kurierleistung gestanden und sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt.

Die erste Expertise trägt der psychiatrische Gutachter Norbert Leygraf vor, der mehrfach Gespräche mit S. geführt und ihn im Gericht beobachtet hatte. Danach sagt ein Mitarbeiter der Jugendgerichtshilfe in Düsseldorf, S.s letztem Wohnort, aus. Die Gutachten könnten erheblichen Einfluss auf das Strafmaß haben. Denn darin geht es um die Frage, ob S. nach Jugendstrafrecht verurteilt werden kann und wie viel persönliche Reife er zur Tatzeit entwickelt hatte. Damals, um die Jahrtausendwende, war er unter 21 Jahren alt.

Zudem geladen ist ein Zeuge, der Informationen zu den verstorbenen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sowie über die Angeklagten Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben liefern soll. In seiner Vernehmung soll es auch um den Zugang des NSU-Trios zu Schusswaffen gehen.

ZEIT ONLINE berichtet aus München und fasst den Prozesstag am Abend auf diesem Blog zusammen. Informationen aus der Verhandlung gibt es via Twitter hier. Weitere Berichte stellen wir morgen im NSU-Medienlog zusammen.

 

Keine Entlastung für Wohlleben – Das Medienlog vom Mittwoch, 4. Februar 2015

Am 181. Verhandlungstag hörte das Münchner Oberlandesgericht im NSU-Prozess den Zeugen Enrico R. – auf Antrag der Verteidiger des Mitangeklagten Ralf Wohlleben. Thema waren die Waffen, die in der rechten Szene kursierten. R.s Aussage sollte nach Willen der Anwälte ergeben, dass der NSU von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt für Schusswaffen nicht auf die Hilfe ihres Mandanten angewiesen war – dem wird die Beschaffung der Pistole Ceska 83 vorgeworfen, mit der neun Menschen erschossen wurden.

Die Rechnung ging jedoch nicht auf, bilanziert Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online: R. „versteckte sich, wie so viele andere Zeugen aus der rechten Szene, hinter Vergessen, Nicht-Wissen, fehlendem Interesse und Nicht-Anwesenheit“.

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