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Mouse On Mars

Unnachahmlich und unersetzbar: Das Elektronik-Duo aus Köln lässt im Rahmen des „Greatest Hits“-Festival seine Beat-Ungetüme auf das Kampnagel-Publikum los.

„Unnachahmlich“ – wird häufig unbedacht zum Kompliment gemacht, selten ist es so wahr wie bei der Musik von Mouse On Mars: Die elektronische Musik des Duos klingt häufig nach einem aus dem Ruder laufenden Experiment, das dann noch die Kurve kriegt, unnatürlich eiernd, aber – es bewegt sich doch. Jan St. Werner und Andi Thoma bauen seit über 20 Jahren zusammen Tracks, mal als glücklich blubbernde Lieder, mal als brutal zerschrottende Beat-Ungetüme. Wollte man das imitieren, würde man sich aus den Setzkästen von Krautrock wie Can und Neu!, bei Stereolab und dem Abstrakt-Techno von Aphex Twin und Autechre bedienen. Würde es sich wie Mouse On Mars anhören? Irgendwie dann doch nicht. Die lange Pause, die Mouse on Mars vor der Comeback-Platte Parastrophics (2012) eingelegt hatten, bewies jedenfalls eines: Ein Ersatz für sie ist nirgends zu finden.

Text: Michael Weiland

 

How To Dress Well

Leiser Folk, Emocore und Wehleid mit Beats: Tom Krell spielt seinen verträumten Elektronik-Soul live im Uebel & Gefährlich.

Der verzagte Elektronik-Soul von Tom Krell alias How To Dress Well gefällt nicht jedem: Eines der abschätzigsten Labels, die man für das Wehleid mit Beats gefunden hat, lautet PBR&B – ein Kofferwort, das aus dem vermeintlichen Hipster-Bier Pabst Blue Ribbon und Rhythm and Blues scherzhaft ein neues Genre macht (siehe auch: The Weeknd oder Frank Ocean). Mag sein, dass man damit eine Teilmenge von Krells Fans empfindlich trifft, dem Songwriter selbst dürfte es egal sein. What Is This Heart, seinem jüngsten Album, kann man jedenfalls nicht vorwerfen, irgendeiner Zielgruppe nach dem Mund zu reden: Ein überraschendes Intro ahmt flüsterleise Tracy-Chapman-Folk nach, andere Stücke sind hörbar von Neunzigerjahre-Emocore beeinflusst, alles eingebettet in einen verschwommen-verträumten Maschinensound. Wenn das Hipster-R&B ist, dann Prost!

Text: Michael Weiland

 

Stimme X

Aufbruch mit Experimenten: Ernst Becherts „No Show“ eröffnet die neue Reihe für zeitgenössisches Musiktheater im Lichthof Theater.

Am Anfang war die Unzufriedenheit. 2012 monierte der Regisseur Hans-Jörg Kapp, dass zeitgenössisches Musiktheater in Hamburg im Gegensatz zum Sprechtheater ein Nischendasein führt: „Dabei ist Musiktheater gerade sehr facettenreich, mit Ansätzen aus bildender Kunst oder von Popbands, die theatralisch arbeiten.“ Zusammen mit dem Regisseur Frank Düwel hat Kapp den Wettbewerb Stimme X ausgeschrieben. Die Resonanz hat beide überrascht. „Mit den Bewerbungen hätten wir locker eine ganze Spielzeit bestreiten können. Das Niveau war wirklich sehr hoch“, freut sich Kapp. Kapp und Düwel, die beim Wettbewerb als Produzenten fungieren, werden vom Dachverband der freien Theaterschaffenden und dem Verband für aktuelle Musik unterstützt. „Wir haben sechs Projekte von Hamburger Künstlern ausgewählt, in denen Klang und Stimme zentral sind“, erzählt Düwel. Es wird viel experimentiert. Doch soll die Reihe kein intellektuelles Vergnügen für Eingeweihte, sondern für alle zugänglich sein. Von November 2014 bis Juni 2015 werden die Stücke an verschiedenen Orten gespielt. Eröffnen und schließen wird Stimme X im Lichthof Theater. Für den Eröffnungsabend am 14. November inszenierte der Komponist Ernst Bechert unter dem Titel No Show ein Spiel mit dem Zeigen und dem Zeigbaren. Zudem wird das Tryout wir/wir/wir von Leo Hofmann und Benjamin van Bebber gezeigt.

Text: Natalia Sadovnik

 

Motörhead

Die Gralshüter des Heavy Rock beehren noch ihre Hamburger Fans in der Sporthalle – letzter Aufruf für alle Zuspätgeborenen.

Der Papst ist katholisch. Tom Waits hat eine Reibeisenstimme. Und Motörhead sind ein Weltwunder von Band. Will da jemand widersprechen? Also: Bevor es der gute und vor allem alte Lemmy bald nicht mehr auf die Bühne schaffen sollte (da war ja in den letzten Jahren immer wieder etwas schwierig), sollten sich zu spät geborene Motörhead-Entdecker rechtzeitig eine Karte für dieses Konzert in der Sporthalle Hamburg besorgen. Zu erwarten ist – zum Glück – das Übliche: die beste Begrüßungsfloskel ever („We are Motörhead and we play Rock’n’Roll„), ein paar neuere Stücke, ein paar Zigarettenpausen (oder geht’s mittlerweile an die Sauerstoffmaschine?), ein paar unverzichtbare Evergreens (Ace of Spades und so weiter) und danach ein unprätentiöser Abgang ohne viel Trara. Alles andere wäre eine große Überraschung. Hingehen – könnte die letzte Gelegenheit sein.

 

Amos Oz

Dr. Thomas Sparr lädt zum Gespräch mit dem israelischen Autor und Siegfried-Lenz-Preisträger im Thalia Theater. Einführung: Günter Berg.

Wenn es um hebräische Literatur geht, ist Amos Oz eine weltweit unbestrittene Größe. Der 1939 in Jerusalem geborene Schriftsteller wurde häufig für seine sprachgewaltigen Erzählungen und Romane ausgezeichnet, in denen er psychologische Charaktertiefe mit schonungslosen politischen Analysen verbindet. Auch das essayistische Werk von Amos Oz zeichnet sich aus durch einen scharfen Blick auf Zeitgeschichte und die moderne Welt. Vor Kurzem wurde Amos Oz mit dem Siegfried-Lenz-Preis ausgezeichnet und ist damit der erste Preisträger der in diesem Jahr ins Leben gerufenen Stiftung. Die Jury, zu der unter anderem Ulla Hahn, Ulrich Greiner und Günter Berg gehören, lobte ihn für „die Verschmelzung von Zeitgeschichte und individuellem Schicksal“. Am Vorabend der Preisverleihung im Hamburger Rathaus ist Oz zu Gast im Thalia Theater. Im Gespräch mit Dr. Thomas Sparr vom Suhrkamp Verlag spricht er über das Leben in Israel sowie seine schriftstellerische Tätigkeit und liest im Anschluss aus seinen Werken. Günter Berg von der Siegfried Lenz Stiftung wird in den Abend einführen.

Text: Natalia Sadovnik

 

Finn-Ole Heinrich

Der Hamburger Kinderbuchautor liest am Phorms Campus aus dem dritten Teil der Reihe „Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt“.

Finn-Ole Heinrich hat die frechste „Maulerin“ der Welt erfunden. Sie heißt Maulina und macht ihrem Namen alle Ehre, die junge Dame meckert ziemlich viel herum. Dazu hat sie allen Grund: Sie muss die Trennung ihrer Eltern verdauen und dann will ihre Mutter auch noch umziehen, weg aus dem geliebten „Mauldawien“ nach „Plastikhausen“. Da ist alles so steril, und es gibt überhaupt keine Kinder – auch nicht in der neuen Schule.

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Der 32-jährige Kinderbuchautor liest auf dem Phorms Campus Hamburg aus dem jüngst erschienenen dritten Band seiner Trilogie Die erstaunlichen Abenteuer der Maulina Schmitt. Im Gegensatz zum Leben seiner Figur läuft bei Finn-Ole Heinrich gerade alles ziemlich glatt. Für ihn regnete es in den letzten Jahren Auszeichnungen – unter anderen ist er Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises. Alle Kinder ab 10 Jahren sind herzlich zur Lesung eingeladen, kostenfreie Teilnahme – Anmeldung online oder telefonisch unter 040 / 325 370 50.

Text: Lena Frommeyer

 

Affordable Art Fair

Hier kosten alle Werke zwischen 100 und 7.500 Euro – die Messe für „erschwingliche Kunst“ ist Plattform für internationale und Hamburger Galerien.

Zeitgenössische Kunst, die man sich leisten kann: Internationale Galerien präsentieren renommierte und noch unbekannte Künstler aus den Bereichen Malerei, Grafik, Skulptur und Fotografie – Günther Uecker, Damien Hirst, Daniel Richter und Barbara McQueen gehören dazu. Namensgebendes Merkmal (affordable = erschwinglich) aller zum Kauf angebotenen Werke ist, dass sie zwischen 100 und 7.500 Euro kosten und somit als bezahlbar gelten. Unter den 75 ausstellenden Häusern befinden sich erstmals auch einige Galerien aus Asien, unter anderem die Gallery Kitai aus Tokio und die White Birch Gallery aus Seoul. Im Programm der Kunstmesse stechen die neuen Art Talks hervor mit Kunstexperten wie Dirk Boll, dem Managing Director Continental Europe bei Christie’s. Lokale Nachwuchstalente wie Jana Schumacher, Verena Schöttmer und Mika Neu stehen im Rahmen der Emerging Artists Exhibition im Fokus. Zudem werden Hamburger Galerien bei der Affordable Art Fair zu Gast sein – beispielsweise die Affenfaust Galerie und die Mikiko Sato Gallery. Am Eröffnungsabend startet um 18 Uhr die Late View mit dem DJ-Kollektiv Lovegang und Drinks an der Hendrick’s Bar.

Text: Lena Frommeyer

 

Palazzo

Kulinarisches Comeback: Cornelia Poletto lädt zum Vier-Gänge-Menü mit Entertainment in den Spiegelpalast vor den Deichtorhallen.

Die neue Gastgeberin von Palazzo heißt Cornelia Poletto. Die prominente Hamburger Köchin serviert im Spiegelzelt vor den Deichtorhallen ein Vier-Gang-Menü auf Spitzenniveau, dazu wird nicht minder hochklassige Unterhaltung geboten. Das Konzept aus Entertainment und gehobener Küche hat – nach acht Jahren Pause – wieder einen Platz in der Hansestadt gefunden und liegt wieder (oder immer noch?) im Trend. Die Beliebtheit von Kochshows ist schließlich ungebrochen, auch wenn Palazzo das Thema ein bisschen anders angeht: Die gute Küche ist das eine, die Show etwas ganz anderes. Auf den Tisch kommen Lachsrücken, Parmesansüppchen, Holsteiner Kalb und Karamellapfel, auf die Bühne die Lovely Bastards: Das Moderatorentrio Daniel Reinsberg, Andreas Wessels und Aron Eloy verzaubert das Publikum mit Bauchrednerei, Zaubertricks, Artistik und Musik. Da sind nur gute Zutaten drin!

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SBTRKT

Londoner Clubsound einmal rund um die Welt: Auf seiner Tournee macht Aaron Jerome einen Zwischenstopp im Hamburger Uebel & Gefährlich.

Aaron Jerome, der Kopf hinter SBTRKT und der dazugehörigen Maske, ist ein geschmackvoller Handwerker: Aus Soul, R  ’n’  B und allerlei Clubmusik von Dubstep über House zu Techno bastelt der Brite immens basslastige Tracks, die ältere Zuhörer mitunter in grasvernebelten Trip-Hop-Zeiten schwelgen lassen. Dazu kann allerdings häufiger getanzt werden als zu den entschleunigten Verzweiflungsbeats aus Bristol: SBTRKTs Musik kommt aus Londons Clubs und will auch wieder dorthin. Zusammen mit seinem treuen Mitstreiter Sampha am Mikrofon trägt er den Sound einmal rund um die Welt, mit Zwischenstopp in Hamburg. Revolutionär neu klingt auch das aktuelle Album Wonder Where We Land nicht – dafür steckt zu viel vertrautes Erbmaterial drin. Der gewiefte Zusammenbau mutet aber erstaunlich frisch an.

Text: Michael Weiland

 

Ira Atari

Die Sängerin aus Kassel präsentiert die Songs ihrer neuen EP „Heroes“ live im Molotow. Im Vorprogramm: das Hamburger Duo Joco.

Fans des Hamburger Audiolith-Labels dürfte der Name Ira Atari längst bekannt sein. Dort veröffentlicht die mittlerweile 37-jährige Kasslerin seit 2009 ihre Platten – anfangs noch in Begleitung des Musikers Rampue, seit 2011 als Solo-Künstlerin. Shift, ihr letztes Album, entstand unter der Produktionsleitung von Frittenbudes Jakob Häglsperger. Danach folgten mehrere Singles und EPs, die dafür sorgten, dass Ira Atari ihre Bekanntheit in der Republik ausbauen konnte. Mit Heroes steckt nun eine weitere EP in der Pipeline, was der Grund dafür sein dürfte, dass sich Mrs. Atari (die mit bürgerlichem Namen Ira Anika Göbel heißt) wieder einmal auf Tournee begibt. Unterstützt durch den Schlagzeuger Bernhard Raser führt sie die Konzertreise unter anderem ins Hamburger Molotow. Im Vorprogramm: das Hamburger Duo Joco.