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Wave-Punk wie früher

Der alte Traum: Eine Band gründen, um damit so erfolgreich zu werden, dass man sich erlauben kann, den verhassten Brotjob zu kündigen. Auch das junge Quintett Eagulls aus dem nordenglischen Leeds verfolgt diesen Plan seit seiner Gründung im Jahr 2009. Mit Veröffentlichung ihrer Debüt-EP (2012) und dem jüngst erschienenen Debüt-Album scheint die Gruppe ihrem Ziel ein bisschen näher gekommen zu sein. Immerhin reicht es schon für eine ausgiebige Tour auf dem europäischen Festland bevor es Mitte Mai über den großen Teich in die USA geht. Ob die Amis mit diesem urenglisch klingenden Musikstil etwas anfangen können, wird sich zeigen. Vorher genießen wir Eagulls‘ 77er-Sound vom Schlage Clash, Damned und Magazine im wahrscheinlich recht gut gefüllten Hafenklang. Im Vorprogramm: Damned Street Seventeen aus Münster.

www.facebook.com/eagulls

 

Superhelden-Metal

Das klingt so schräg, dass es unterhaltsam sein muss: Die Metalband Grailknights – zu Deutsch „Ritter des Grals“ – fordert ihr Publikum (Battlechoir) während des Konzerts zur lautstarken Hilfe bei der Suche nach dem Heiligen Gral auf. Ziel ist es, den Kelch aus den Klauen ihres Erzfeindes, dem dämonischen Dr. Skull, zu entreißen. Die Ritter tragen während ihrer Show bunte Superheldenkostüme und musizieren an der Seite ihrer Bierstute Zapf Beauty. Wer so kreativ ist, wird mit einer wachsenden Fangemeinde belohnt. Grailknights unterhielten schon auf vielen Festivals die Metal-Meute und waren Tour-Support der schwedischen Band Sabaton. Es ist halt nach wie vor eine Freude, Menschen zuzuschauen, die sich selbst und ihre Musik nicht zu ernst nehmen. Am Metal Monday im Knust sind The Pony Hellride Experience und Ivory Tower mit von der Partie.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/Grailknights.Metal

 

Die Röster

Um am Montagmorgen die Augen aufzukriegen, hilft ein Besuch im neuen Café von Argin Keshishian und Veljko Tatalovic. Schon seit einiger Zeit rösten und vertreiben die Freunde als Public Coffee Roasters hochwertigen Espresso und Filterkaffee aus Honduras, Panama und Äthiopien. Argin und Veljko sind Anhänger der Third Wave-Bewegung, die Kaffee, wie Wein, nach Herkunftscharakter bewertet und bei der Verarbeitung verschiedene Geschmacksnuancen herausarbeitet. Kürzlich eröffneten sie ihr Ladencafé in der Wexstraße – ein schöner Ort, um sich vom Barista einen starken Kaffee reichen zu lassen. Außerdem hat man am Tresen die Wahl zwischen Kuchen aus der Tarterie St. Pauli, Croissants und belegten Stullen. Das Café, das im reduzierten Industriedesign eingerichtet ist, soll als Plattform für Ausstellungen von Hamburger Künstlern dienen und bietet immer eine große Auswahl an Coffee Table Mags: hübsch gelayoutete Independent-Magazine wie The Gourmand oder Caffeine. Auch Kaffee und Zubehör sind kaufbar – im Ladencafé, unter anderem bei Hanseplatte oder im Onlineshop.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/publiccoffeeroasters

 

Beats für Kids

Kinderlieder treiben Erwachsene mit musikalischem Anspruch oft in die Verzweiflung. Die Songs der Hamburger Band Deine Freunde sind anders. Rapper Florian Sump, DJ Markus Pauli und Sänger Lukas Nimscheck machen Hip Hop – keine weichgespülten Kinderversionen, sondern Beats und witzige Texte für die ganze Familie. Nach dem ersten Album Ausm Häuschen mit dem Hit Schokolade erschien nun die neue Platte Heile Welt, auf der auch mal ein nachdenkliches Stück Platz findet. Ansonsten bleiben die Musiker beim Musik-soll-Spaß-machen-Konzept. Mit dem letzten Album tourten die drei quer durch Deutschland. „Dabei haben wir gemerkt, dass die Kids auch auf härtere Sachen klarkommen“, sagt Florian, der Teilzeit in einer Kita arbeitet. Deshalb ist der Nachfolger noch basslastiger ausgefallen und mit Elektrosounds sowie Hip-Hop-Zitaten aus der erwachsenen Szene gespickt. Die Texte beschreiben aber nach wie vor die Welt von Kindern.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/DeineFreundeHamburg

 

Böses Mädchen

Anna F. mag Camping, im Tourbus feiern, Henne im Korb sein, Fußball und Jimmy Page (Led Zeppelin). Anna F. hasst das Wort „Humankapital“, das Geräusch von platzenden Luftballons, Lakritz und Raumspray. All das erfährt man beim Lesen des Frage-Antwort-Spiels zwischen der österreichischen Popsängerin und dem Tagesspiegel. Die Liste klingt sowohl nach dem Mädchen von nebenan, als auch nach einer Frau, die gerne auf den Putz haut. So in etwa kann man auch das neue Album der 28-Jährigen beschreiben. Poppig und eingängig klingen die Melodien auf King In The Mirror – sie treffen aber auf unartige Texte, wie beim Song DNA, in dem Anna F. die Zeile „It’s ok, I just wanna fuck your friends“ singt, während ihr im Musikvideo geschmolzene Eiscreme von der Waffel über die Hand läuft. Böse, böse. Mittlerweile lebt Anna F. in Berlin, tourte im März als Opener mit dem britischen Singer-Songwriter James Blunt durch Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie Italien, und steigt – weil’s so schön war – im Anschluss direkt wieder mit ihrer Band in den Tourbus. Nächster Halt: Nochtspeicher.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/AnnaFofficial

 

Echter Trödel

Ramschige Neuware ist beim Kulturflohmarkt vom Museum der Arbeit tabu. Der Fokus liegt auf echtem Trödel von Privatpersonen und Antikem mit Sammlerwert, Büchern, Möbeln, Second-Hand-Kleidung und Hausrat. Hier kaufen und verkaufen Menschen, weil sie den Recycling-Gedanken gut finden und an nachhaltigen Konsum glauben. In diesem Jahr dürfen die Verkäufer erstmals nicht nur auf dem Hof des Museums, sondern auch auf dem umgestalteten Barmbeker Stadtplatz ihre Tische aufbauen. So entsteht eine Flohmarktfläche von insgesamt 7.500 Quadratmetern. Wer richtig schwere Dinge von A nach B transportieren muss, darf auf das neue Lasten-E-Bike vom Museum zurückgreifen. Während zwischen Wiesendamm und Osterbekkanal in alter Fabrikkulisse gefeilscht wird, trifft man auch auf den einen oder anderen Kulturbeitrag – Stelzenläufer und Osterhasen unterhalten die Kids und verteilen Schokolade, außerdem ist das Museum geöffnet und alle Ausstellungen sind zugänglich.

TEXT: LENA FROMMEYER

 

Musikalisches Doppel

Das Musikmagazin Intro bezeichnete die Band The Dropout Patrol vollmundig als „Berliner Update von Geoff Farinas Karate“, die Stadt-Postille Zitty heftete der Gruppe um Sängerin und Songschreiberin Jana Sotzko das seltene Etikett „Dream Rock“ an. Jahrelang tingelte Sotzko mit ihrem Soloprojekt ganz ohne Mitmusiker durch die Lande. Neuerdings sind The Dropout Patrol aber zu einem Quartett angewachsen. Und die Begleitung durch Bass, Schlagzeug und eine weitere Gitarre steht Sotzkos Songs gut, ohne ihnen ihre Zartheit zu nehmen und die Texte auch nur einen Zentimeter in den Hintergrund zu befördern. Mit dem Goldenen Salon im Hafenklang haben The Dropout Patrol den perfekten Club für ihren fast schon intimen Sound gewählt. Ebenfalls dabei an diesem Abend ist mit Gorges außerdem eine Hamburger Band, die sich 2007 gegründet hat und aus ehemaligen MusikerInnen von Tschilp und Eniac besteht. Ihren Stil verorten sie selbst im Post-Punk irgendwo zwischen Gang of Four und Sleater Kinney.

www.facebook.com/TheDropoutPatrol

 

Soul on Vinyl

Lange Zeit, bevor man in diesem verschlafenen Nest namens Hamburg überhaupt ahnte, wie man eine ganze Nacht durchtanzt, und lange bevor Begriffe wie „Clubbing“ und „Rave“ begannen, Einzug in die Köpfe der hiesigen Feierwütigen zu erhalten, etablierten die Veranstalter des Soul Allnighters, Leif Nüske und Olaf Ott, ihre alljährlich stattfindende Tanznacht, die mittlerweile zu einer unverzichtbaren Institution im lokalen Party-Betrieb geworden ist. Das ist jetzt gut 30 Jahre her. Jenseits von neumodischen Dance-Music-Stilen, fernab von Techno, Elektro und HipHop, widmet man sich hier seitdem mit fast schon erschreckender Konsequenz dem Soul der 1960er- und 1970er-Jahre. Noch nie war Retro so schön und unpeinlich. An den Plattentellern stehen diesmal Genre-Experten wie Henry Storch und Matt Fox sowie das DJ-Trio Delicious Biscuits. Aus Hamburg ist Lars Bulnheim am Start. Aufgelegt wird natürlich „strictly on vinyl“. Also: Schick machen und die Tanzschuhe nicht vergessen!

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Ran an den Stoff

Keine falsche Scheu – der Einsteigerkurs Mein eigener Denim-Rucksack ist auch für totale Näh-Frischlinge geeignet. In fünf Stunden werden erste Handgriffe und Techniken an der Nähmaschine wie das Einfädeln oder Erstellen verschiedener Nähte gezeigt. Und unter der Anleitung von Näh-Profi Julia Böhler fertigt man dann Schritt für Schritt einen Rucksack an. Techniken und Kniffe prägen sich beim Arbeiten mit der Unterstützung wie von selbst ein und am Ende kann man seinen persönlichen Denim-Rucksack mit nach Hause nehmen. Der Stoff muss mitgebracht werden, alles andere liegt im Stoffdeck bereit. Im neuen Co-Working-Space trifft man auf 263 Quadratmeter geballte Kreativität – Hobby-Näher, Anfänger, Mode- und Textildesigner kreieren, produzieren und lernen unter einem Dach. Arbeitsplätze und Nähmaschinen können zeitweise angemietet werden.

www.facebook.com/CoWorkingWilhelmsburg

 

Tag der Platte

Für die einen ist es altmodisch, für die anderen purer Musikgenuss – fest steht: die Plattenkultur lässt sich nicht unterkriegen und das ist auch gut so. Als besondere Ehre für unabhängige Plattenläden und Impuls für die Musikkultur findet jedes Jahr am dritten Samstag im April der internationale Record Store Day statt. Vinyl-Liebhabern wird weltweit und zeitgleich einiges geboten: Über 3.000 teilnehmende Plattenläden sorgen mit instore gigs, Parties, Clubevents und rund 500 exklusiven Releases für ein fettes Musikereignis, dazu gehören die Neuauflagen der Debütalben von Motörhead und Deep Purple, unveröffentlichte Songs von Bruce Springsteen und R.E.M. oder auch limitierte 7-Inch-Releases von The Black Lips, The Rolling Stones, SLUT, Kings Of Leon und Conor Oberst. In Deutschland nehmen mehr als 150 Plattenläden am Record Store Day teil und präsentieren rund 80 Ladenkonzerte und Events. In Hamburg kann man unter anderem zwischen Groove City, Black Ferry, Hanseplatte und Freiheit & Roosen pendeln. Letzterer Laden ist ab 15 Uhr Austragungsort einer Hip-Hop-Jams, dazu gibt es Bier und Wurst.