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Buggy statt Socken

Über zehn Jahre lang mussten Hamburgs Flohmarkt-Freunde auf ihn verzichten – seit 2009 ist er glücklicherweise zurück: der große Antik- und Flohmarkt auf dem pittoresken Gelände der Kampnagelfabrik. Hier können engagierte Trödel-Händler und geneigte Schnäppchenjäger wieder in aller Ruhe feilschen, was das Zeug hält. Ob es sich um Second-Hand-Kleidung oder um leicht verwitterte Gartenmöbel handelt, um ausrangiertes Kinderspielzeug oder die guten alten Bücher, Bild- und Tonträger – die große Auswahl dürfte Liebhaber gebrauchter Gegenstände verschiedenster Art erfreuen. Ein gewisses Waren-Niveau wird vorausgesetzt beziehungsweise eingefordert. Oder um es mit den Worten der Veranstalter auszudrücken: „Was wir nicht wollen, sind Socken, Sonderposten und Neuwaren“. Verständlich: Solcherlei hat auf einem Flohmarkt ja auch nichts zu suchen.

 

Kiez-Markt

Zweistellige Temperaturen? Check. Sonnenuntergang nach 20 Uhr? Check. Hunger und Durst? Check. Die Kriterien für ein Abendbrot unter Freunden auf dem St. Pauli Nachtmarkt sind erfüllt. Jeden Mittwoch ziehen die Stände und Foodtrucks auf dem Spielbudenplatz um 16 Uhr ihre Rollläden hoch und verkaufen Gemüse, Fisch, Fleisch, Feinkost, Bier, Wein, Apfelsaft und mehr – vieles aus der Region, auch essfertige Snacks. An den Bierbänken macht man es sich beispielsweise mit Fischbrötchen, Käsewürfeln, Brot, Burgern und einer Buddel Bier gemütlich. Auf einer kleinen Bühne spielt eine Band, während Kinder das Pflaster davor mit Straßenkreide bemalen – ein spitzenmäßiges Programm für den Mittwochabend. Drei kulinarische Tipps: Raclette-Baguette probieren, Bio-Weißwein trinken und am Gemüsestand Babumms den Verkäufer nach neuen Rezepten fragen.

TEXT: LENA FROMMEYER

Dauer: 16–22 Uhr
www.facebook.com/St.PauliNachtmarkt

 

Helden auf Papier

Neben Gegenwartsliteratur und dem Brockhaus klemmt im Regal vieler Erwachsener auch das Lieblingsbilderbuch aus der eigenen Kindheit, verknickt, angemalt und mit viel Kinderspucke zwischen den Seiten. Vielleicht findet sich ja der eigene Favorit in dieser Ausstellung wieder: Das Hamburger Kinderbuchhaus zeigt die schönsten Kinderbücher der letzten 30 Jahre und widmet die Schau dem von Radio Bremen und DIE ZEIT verliehenen Kinderbuchpreis LUCHS. Lesen darf man hier auch in den ursprünglichen Manuskripten und man kann sich Original-Illustrationen anschauen, beispielsweise jene der Hamburger Künstlerin Jutta Bauer aus dem philosophischen Bilderbuch Die Königin der Farben (Foto). Den Jahresluchs 2013 erhielt die Hamburger Autorin Kirsten Boie für ihr Buch Es gibt Dinge, die kann man nicht erzählen. Auch die dazugehörigen Illustrationen von Regina Kehn werden in der Ausstellung gezeigt.

TEXT: LENA FROMMEYER

Laufzeit: 11.4.14 – 29.3.15
Di-So: 10–17 Uhr

 

Häute-Journal

Man wünscht der Soul Kitchen-Autorin Jasmin Ramadan, dass sie weniger Erfahrungen mit Ausschlägen und Ekzemen hat, als ihr neuer Roman Kapitalismus und Hautkrankheiten vermuten lässt. Während der Lektüre des Buches kann einem schon gelegentlich blümerant werden. Die Hauptfigur Teresa Kugler, Schauspielerin und Gelegenheitsmodel mit prominenter Mutter und misanthropischem Bruder, befällt eine merkwürdige Neurose: Wann immer der Druck zu groß wird oder sie sich an die Kindheit erinnert, fühlt sie sich von einer imaginären Schleimschicht überzogen und beginnt mit der Ursachenforschung. Im Nachtasyl stellt die Hamburger Schriftstellerin Auszüge aus ihrem neuen Roman vor. Lokalmatador Sven Amtsberg (Paranormale Phänomene) moderiert den Abend und wird die schönsten Flechten und Ekzeme pantomimisch darstellen. Bei der Buchpremieren-Party gibt es zudem Musik vom DJ Polyphonics.

TEXT: LENA FROMMEYER

 

Bier-Probe

Schon mal mit einem Indian Pale Ale die Lippen benetzt, ein Cuvée des Trolls gekippt oder ein Imperial Stout probiert? Vielleicht ist die Bierverkostung in der neuen Bar der 73 am Tag des Bieres die Gelegenheit dafür. Die Hamburger Kreativbrauerei Kehrwieder setzt sich für eine Wiederkehr der Vielfalt beim Hopfengetränk ein, schließlich gebe es weltweit 95 verschiedene Bierstile und noch würden davon in Deutschland bestenfalls 35 gebraut. Der Diplombraumeister Fiete Matthies zeigt in sechs Gängen, wie vielfältig Bier schmecken kann. Die ungewöhnlichen Testobjekte verschiedener, überwiegend kleiner Brauereien kommen in Begleitung herzhafter und süßer Speisen an die Tische. Alles da, was man für ein amüsantes und lehrreiches Geschmackserlebnis braucht. Kaufen kann man die Produkte der Kreativbrauerei übrigens unter anderem im Craft Beer Store (Sternschanze) oder dem Bierland (Eilbek).

TEXT: LENA FROMMEYER

 

Elektro-Herz

Schicksal, höhere Mächte oder welche Gründe auch immer dazu führen, dass ein Konzert abgesagt wird – die Menschen, bei denen deshalb die Tickets unangetastet am heimischen Kühlschrank hängen bleiben, sind immer traurig. So auch, als die aus Kopenhagen stammende Musikerin MØ im März letzten Jahres ihr Konzert im Uebel & Gefährlich absagte. Aber nun, ein gutes Jahr später, packt die Dänin ihr Debütalbum No Mythologies To Follow in x-facher Ausfertigung in den Koffer und fährt gen Süden nach Hamburg. Textsicher sind wir schon lange bei aufreizend schlängelnden Elektropop-Nummern wie Maiden oder XXX 88 feat. Diplo. Hoffentlich spielt sie auch den Album-Opener Fire Rides, den an Lana del Rey gemahnenden Track Never Wanna Know oder das verführerische Red In The Grey. Und noch hoffentlicher wird das Konzert nicht wieder abgesagt, das wäre ein Stich mitten ins Elektro-Herz.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/MOMOMOYOUTH

 

Para-Literatur

Den meisten Hamburgern dürfte Sven Amtsberg als ebenso amüsanter wie skurriler Stadtführer längst ein Begriff sein. Seine Die Wahrheit über… betitelten Rundgänge durch wechselnde Stadtteile Hamburgs gelten mittlerweile schon als literarischer Lokal-Kult. Über die Stadtgrenzen hinaus blickend und unter Mitwirkung von Gastautoren wie Tino Hanekamp, Finn-Ole Heinrich, Tilman Rammstedt widmete sich sein 2011 erschienenes Buch der Wahrheit über Deutschland. Für sein neues Machwerk hat sich Amtsberg mit Paranormalen Phänomenen beschäftigt. Der Autor in seinen eigenen Worten: „Dieses Buch versammelt verschiedene Schilderungen von Augenzeugen, die über paranormale Phänomene berichten. Dieses Werk bemüht sich um Aufklärung dieser Phänomene. Außerdem bestrebt es, die Parapsychologie aus ihrer Schmuddel-Ecke zu holen.“ Ein lobenswertes Unterfangen.

www.facebook.com/sven.amtsberg

 

Demokratie-Krise

„Demokratie / hat viele Gesichter / mal ist sie Schlichter / dann demonstriert sie / dann wieder schlägt sie zu / und lässt keinen in Ruh / Das ist Demokratie – langweilig wird sie nie“, sang der einstige NDW-Jungstar Andreas Dorau 1988 auf dem Album Andreas Dorau und die Bruderschaft der kleinen Sorgen. Vielleicht sollte man diese Zeilen an diesem Abend – sozusagen zum Auflockern – als eröffnende Worte an das Publikum richten, bevor dann der Hamburger Journalist Peter Ulrich Meyer mit Hamburgs ehemaliger Schulsenatorin und Zweiter Bürgermeisterin Christa Goetsch sowie Gregor Hackmack (Autor des Buches Demokratie einfach machen und Mitglied von abgeordnetenwatch.de) über die Frage zu diskutieren beginnt, ob „unsere Demokratie in einer Vertrauenskrise steckt“. Die Antwort liegt ja auf der Hand… Müsste die Frage also nicht eigentlich lauten: Wie schafft man wieder ein allgemeines Vertrauen in die Demokratie?

Videostream zur Debatte: hier

www.facebook.com/KoerberStiftung

 

Britische Power

Das neue Ding aus England, Teil 2934: Circa Waves kommen aus Liverpool und zählen seit letztem Jahr zu den Lieblingen der NME-Redaktion. Und tatsächlich kann man sich dem Sound dieses jungen Quartetts kaum entziehen. Bestes Beispiel dafür ist Get Away/Good For Me, die erste Single der Band, 2013 erschienen: ein 3-minütiger Ritt durch die britische Power-Pop-Geschichte, mit euphorisierenden Melodien und tighten Up-Tempo-Drums, voll von guter Laune und freundlicher Offensivität. Im November letzten Jahres spielten Circa Waves einen umjubelten Gig im alten Molotow – einer der letzten Konzerte im Kellerclub am Spielbudenplatz. Wenige Monate später kehrt die Band nun nach Hamburg zurück. Diesmal geht es ins Molotow-Exil in die Holstenstraße, wo sie auf zwei weitere, sehr Brit-Pop-orientierte, aber einheimische Jungs-Quartette treffen: Big Tennis aus Hamburg und die nordfriesischen Roast Apple.

www.facebook.com/CircaWaves‎

 

Pop aus Skandinavien

Das Øya Festival ist das größte Rockfestival Norwegens. Von den herkömmlichen, musikalisch untermalten Saufgelagen à la Rock am Ring und Co. hebt sich dieses Festival aber deutlich ab. So wird hier auf Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit geachtet, in der Organisation und Durchführung herrscht ein kollektivistischer Geist – hierzulande vielleicht vergleichbar mit Events wie dem Fusion Festival. Ein bisschen von diesem Geist möchte die Introducing-Reihe des Musikmagazins Intro für einen Abend nach Hamburg bringen. Dazu wurden verschiedene Acts, die in diesem Jahr beim Øya-Festival zu Gast sind, in den Ballsaal vom Uebel & Gefährlich eingeladen. Mit von der Partie: Highasakite aus Oslo mit melodischem Indie-Pop-Folk, die Sängerin Kari Jahnsen alias Farao und die Kraut-Blues-Rocker Atlanter.

www.facebook.com/1NTRODUCING