Lesezeichen
 

Mainz 05 schlägt Wolfsburg 4:3

In einem der sensationellsten Spiele der letzten Zeit haben die 05er am Samstag aus einem 0:3-Rückstand im Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg einen 4:3-Sieg gemacht – und wovon reden die Medien? Von der schwachen Deckung und dem neuen Traumsturm der Wolfsburger. Dass Mainz (wo ich wohne) ein klasse Team hat und einen hervorragenden, strategisch versierten Trainer namens Thomas Tuchel, wird fast gar nicht kommentiert. Mainz ist ein Underdog und wird es bleiben, ein Karnevalsverein eben, obwohl sie in der letzten Saison immerhin auf dem neunten Platz gelandet waren.

Als ich heute in der Financial Times den Beitrag von Wolfgang Münchau mit dem erstaunlichen Titel „Germany’s rebound is no cause for cheer“ las, erinnerte mich das an die Kommentare zum Spiel der Mainzer – irgendwie hat Deutschland bei den sogenannten internationalen Medien keine echte Chance. Was nicht sein kann, das nicht sein darf – Deutschland ist eine Rentnerrepublik und auf gar keinen Fall ein dynamisches Land, so wie Mainz einfach nicht guten Fußball spielen kann. Wenn sie gewinnen, war es Zufall, oder der Gegner hatte einen schlechten Tag. Weiter„Mainz 05 schlägt Wolfsburg 4:3“

 

Aktien mit überhöhten Risikoprämien

Die Weltwirtschaft wächst zur Zeit mit einem Tempo, wie wir es in den Jahren vor der Großen Rezession kannten. In den reichen Ländern sind die Output-Lücken nach wie vor groß, dafür herrscht Preisstabilität. Die Geldpolitik wird dort also expansiv bleiben, so dass es an den Rentenmärkten trotz der rekordniedrigen Renditen noch Kurspotenzial gibt. Aktien reflektieren noch nicht meine Erwartung, dass sich die Gewinne in diesem Jahr stark erholen werden. Die Kurs-Gewinnverhältnisse (KGV) für wichtige europäische Märkte liegen zwischen mageren 11 und 12. Für den S&P 500 liegt es auch nur bei 13,1. Vergleicht man die Aktienrenditen, die sich aus dem Kehrwert der KGV ergeben, mit der realen Rendite zehnjähriger deutscher oder amerikanischer Staatsanleihen, ergeben sich zur Zeit Risikoprämien in der Größenordnung zwischen sieben und acht Prozentpunkten. “Normal” ist eine Differenz von vier oder fünf Prozentpunkten. Kurspotenzial also auch an den Aktienmärkten.

In den Schwellenländern beträgt das Wirtschaftswachstum bereits wieder fünf Prozent und mehr. Da die Inflation ebenfalls auf etwa fünf Prozent angezogen hat, signalisieren die Notenbanken höhere Zinsen, de facto verfolgen sie aber weiterhin einen expansiven Kurs. Chinas Wachstum hat sich verlangsamt, woraufhin die Wirtschaftspolitik bereits wieder auf Expansion umschaltet. Der rasante Aufholprozess kann weitergehen, weil die Fundamentalfaktoren gesunder nicht sein können. Die Nachfrage nach Rohstoffen wird stabil bleiben, aber die Preise werden eher seitwärts tendieren.

Ausführliches zu den jüngsten Entwicklungen in den USA, Euroland, Japan und China und den Aussichten für Aktien, Bonds, und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – August 2010*) (pdf, 305 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Neue (amerikanische) Wachstumsschwäche

Ich habe gerade im Project Syndicate zwei Beiträge gelesen, die sich mit der stets aktuellen Frage befassen, wie es denn nun mit der Konjunktur weitergehen kann. Beide Autoren, Nouriel Roubini und Kenneth Rogoff, zeichnen jeweils ein Bild, das keinen Anlass für große Erwartungen gibt. Roubini hat geradezu wieder Oberwasser („Double-Dip Days„). Nachdem er neuerdings auf’s Geldverdienen aus ist, hatte er sich einige Zeit mit seinem Forschungsteam dem Konsensus genähert, dass doch noch alles gut werden würde. Jetzt, da sich in den USA die Anzeichen mehren, dass es vorläufig doch nicht zu einem sich selbst tragenden Aufschwung kommen wird, ist er, wenn auch erst mal im Konjunktiv, zu seinem ursprünglichen Katastrophenszenarium zurückgekehrt. Weiter„Neue (amerikanische) Wachstumsschwäche“

 

Das Ende des amerikanischen Wirtschaftsmodells

Am 31. Juli gab es in der New York Times einen erstaunlichen Artikel mit dem Titel „Four Deformations of the Apocalypse„, erstaunlich vor allem deshalb, weil es sich beim Autor um David Stockman handelt. Der frühere Chef des US-Office of Management and Budget (OMB) und „uber nerd“ rechnet dort schonungslos mit der Wirtschaftspolitik der Republikaner ab. Weiter„Das Ende des amerikanischen Wirtschaftsmodells“

 

China wird um eine Rezession herumkommen

Trotz der Zweifel, die ich zeitweise hatte, komme ich am Ende doch zu dem Schluss, dass das rasche Wachstum für eine ganze Weile anhalten wird. Selbst wenn es in den USA entgegen dem Konsens zu einer double-dip-Rezession kommen sollte – weil das Deleveraging (also der Abbau der Verschuldung) der privaten Haushalte noch nicht abgeschlossen ist – und die Konsolidierung der Staatshaushalte im gesamten OECD-Bereich gerade erst begonnen hat und damit die Nachfrage dämpft, dürfte die Weltwirtschaft weiter kräftig expandieren – nicht allein wegen, aber doch in erheblichem Maße dank China. Weiter„China wird um eine Rezession herumkommen“

 

China wächst und wächst … und wächst weiter

Oder doch nicht? Fragt sich, ob wir es mit einer gigantischen Blase zu tun haben, deren Platzen ziemlich schlimme Folgen sowohl für China als auch den Rest der Welt hätte. Um das herauszufinden, bin ich zwei Wochen lang in Peking, Xi An und Schanghai. Ich schreibe dies in einem der beiden Gästehotels der Jiao Tong Universität von Xi An – Sie erinnern sich, die Kanzlerin war hier vor ein paar Tagen und hat sich die Armee der Terracotta-Krieger angesehen, in Wirklichkeit ging es aber natürlich um die Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen. Die Stadt Xi An hat übrigens sechs Millionen Einwohner.

Blase oder nicht? Wir Ökonomen haben immer Probleme mit der Vorhersage konjunktureller Wendepunkte oder wann eine Blase platzt, und sogar damit, ob überhaupt Blasen existieren oder nicht. Weiter„China wächst und wächst … und wächst weiter“

 

Die Wirtschaft hebt ab

Gerade ist Einiges los an der Datenfront. Nachdem der Internationale Währungsfonds heute früh seine gerade mal zwei Monate alte Wachstumsprognose für das reale globale BIP im Jahr 2010 um 0,4 Prozentpunkte auf 4,6 Prozent angehoben hat (Vorjahresvergleich, in Kaufkraftparitäten), ebenso wie die deutsche, von 1,2 auf 1,4 Prozent, meldete die Bundesbank zur Mittagsstunde, dass die deutsche Industrieproduktion im Mai saisonbereinigt um sage und schreibe 2,6 Prozent gegenüber dem April und um 12,4 Prozent gegenüber Mai 2009 zugelegt hat. Weiter„Die Wirtschaft hebt ab“

 

Two-speed Euroland

Ich bin jetzt schon eine Weile der Ansicht, dass der Euro nur überleben wird, wenn es weitere Fortschritte in Richtung politische Union gibt. So wie es grundsätzlich in der Europäischen Union der 27 erlaubt ist, dass einige Länder in einzelnen Bereichen des Einigungsprozesses rascher vorangehen, man denke an das Schengen-Abkommen oder eben auch den Euro, so könnte ich mir vorstellen, dass es so etwas auch innerhalb Eurolands geben könnte. Beispielsweise die Begebung gemeinsamer Anleihen durch solche Länder, deren Bonität so gut ist wie die Deutschlands und die bereit sind, ihre Finanzpolitik zunehmend zu vereinheitlichen und füreinander zu haften. Weiter„Two-speed Euroland“

 

Gelddrucken reicht nicht im Kampf gegen Deflation

Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass Gelddrucken, die Monetarisierung staatlicher Schuldverschreibungen durch die Notenbank, also die Finanzierung der Staatsausgaben durch die Notenpresse, unter Ökonomen inzwischen ganz entspannt gesehen wird, schon fast als de rigueur gilt. Auch Martin Wolf hat am Mittwoch in der Financial Times eine Lanze für weiteres Gelddrucken gebrochen – und an den deutschen, amerikanischen und japanischen Rentenmärkten wird das offenbar ebenfalls begrüßt. Jedenfalls sinken die Renditen trotz dieser Sündenfälle weiter. Disinflation oder sogar Deflation können also einhergehen mit Gelddrucken. Bei 30-jährigen Bundesanleihen geben sich die Anleger zur Zeit mit einer jährlichen Rendite von 3,36 Prozent zufrieden. Was ist los mit ihnen? Warum kaufen sie gleichzeitig alle Goldmünzen, deren sie habhaft werden können? Weiter„Gelddrucken reicht nicht im Kampf gegen Deflation“

 

China schießt ein Selbsttor

In der Financial Times gab es heute auf Seite 15 einen Kommentar von James Mackintosh, in dem er argumentiert, dass Chinas Ankündigung, die Wechselkursflexibilität zu verbessern (to „enhance„), de facto erneut darauf hinauslaufen wird, dass die Zentralbank massiv intervenieren muss, mehr als bei einem festen Wechselkurs des Yuan gegenüber dem Dollar. Recht hat er. Weiter„China schießt ein Selbsttor“