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Ein Kompass für verunsicherte Anleger

Trotz der vielen Risiken ist die Weltwirtschaft gut in Form. Sie expandiert kräftig. Da die Kapazitätsauslastung niedrig und die Arbeitslosigkeit hoch ist, gibt es kaum Inflationsrisiken, vor allem nicht in den Industrieländern. Die Zinsen werden daher niedrig bleiben. Auch von der Finanzpolitik sind global für’s Erste keine restriktiven Effekte zu befürchten – erst im nächsten Jahr dürfte es ernst werden.

Ich befasse mich in meinem Investment Outlook mit den Problemen der sogenannten Model Uncertainty, also mit der Frage, wie sich das, was wir in der Wirtschaft und an den Märkten zur Zeit beobachten, konsistent erklären lässt. Die Anleger wissen nicht, wie es weitergehen wird, weil sich so vieles radikal verändert: Inflation oder Deflation? (Deflation!) Kann der Aufschwung der Weltwirtschaft auch ohne einen nennenswerten Beitrag der amerikanischen Verbraucher weitergehen? (ja!) Wird es in China einen Crash geben? (Vielleicht, macht aber nichts!) Wie gefährlich sind die rekordhohen Staatsdefizite? (sehr, aber nicht katastrophal!)

Nüchtern betrachtet ist eine Zeit großer Unsicherheit immer auch eine Zeit, in der die Grundlagen für eine gute und dauerhafte Performance gelegt werden.

Eine ausführliche Analyse der Lage der Weltwirtschaft und der Aussichten für Aktien, Bonds und Wechselkurse gibt es in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2010*) (pdf, 225 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Griechenland spart – und es kann klappen

Die Regierungen überschuldeter kleiner Länder können, wenn sie nur entschlossen genug sind und von der Bevölkerung unterstützt werden, durch eine Radikalkur innerhalb kürzester Zeit ihre Finanzen in Ordnung bringen und das Vertrauen der internationalen Kapitalmärkte zurückgewinnen, sich also erneut zu relativ niedrigen Zinsen verschulden. Estland und Irland machen es gerade vor, Belgien, Schweden und Finnland ist das Kunststück in der Vergangenheit geglückt, und ich vermute, dass es auch Griechenland, Portugal und sogar Spanien gelingen wird. Ist der Abgrund nur nah genug, lassen sich regelmäßig Maßnahmen durchsetzen, die vorher als unzumutbar galten. Weiter„Griechenland spart – und es kann klappen“

 

Die dummen Ameisen

Martin Wolf hatte am Mittwoch in der FT Aesops Fabel von den Ameisen und den Heuschrecken nacherzählt: Die Deutschen sind die Ameisen, ebenso wie die Japaner und Chinesen, sie sind allesamt fleißig und sparsam, wie nicht anders zu erwarten, und die Heuschrecken sind – na, wer wohl? – die Amerikaner, Briten, Griechen, Spanier, die tanzen und singen den ganzen Sommer, und wenn es dann Winter wird, haben sie nichts zurückgelegt und müssen die Ameisen anbetteln. Die aber sind hartherzig und geben nichts ab. Müssen sterben, die Heuschrecken. Das haben sie davon. Weiter„Die dummen Ameisen“

 

Kräftiger Anstieg der Gewinne

Die Aktienmärkte sind schwach und dürften es wohl auch noch eine Weile bleiben, je nachdem wie ernst das Risiko eingeschätzt wird, dass wir global auf eine Deflation zusteuern. Was die deutschen Aktien angeht, kann deren Schwäche allerdings nicht daher kommen, dass die Gewinne einbrechen. Ganz im Gegenteil, auf kurze Sicht werden sie sehr kräftig steigen. Beim wichtigsten Fundamentalfaktor für die Kursentwicklung stehen die Ampeln auf Grün. Ich vermute, dass das für den Rest des Jahres so bleiben wird. Weiter„Kräftiger Anstieg der Gewinne“

 

Es geht doch in Richtung Japan

Was ist los? Mitten in einem doch recht kräftigen globalen Wirtschaftsaufschwung, mit Zuwachsraten des realen BIP in der Größenordnung von 4 1/2 Prozent annualisiert, brechen die Märkte für Aktien und Rohstoffe auf einmal ein. Gleichzeitig gehen die Renditen von Staatsanleihen bester Qualität zurück. Angeblich ist doch das Inflationsrisiko erheblich gestiegen, nicht nur wegen des robusten Wachstums, sondern auch weil die Notenbanken die rekordhohen Staatsschulden immer bedenkenloser übernehmen und damit im klassischen Sinne Geld drucken. Jetzt ist sogar die EZB auf diesen gefährlichen Kurs eingeschwenkt. Weiter„Es geht doch in Richtung Japan“

 

Kurzfristige Korrektur von Aktien und Rohstoffen

Die Weltwirtschaft expandiert zur Zeit real mit Raten von vier bis fünf Prozent, wobei nunmehr auch die USA, Euroland und Japan zum globalen Wachstum beitragen. Trotzdem werden die Schwellenländer in diesem Prozess auf Jahre hinaus, vielleicht sogar für immer, die entscheidende Rolle spielen. In den Industrieländern werden die Notenbanken die Politik des leichten Geldes trotz gestiegener Inflationsraten beibehalten, während in der übrigen Welt ein vorsichtiger Kurswechsel eingeleitet wurde: Es besteht dort die Gefahr, dass sich neue gefährliche Aktien- und Immobilienblasen bilden.

Nach der massiven Rettungsaktion vom vergangenen Wochenende ist das Risiko von Staatsbankrotten in den Ländern der Eurozone deutlich zurückgegangen, die Marktteilnehmer sind aber noch nicht davon überzeugt, dass die Schuldenprobleme auch dauerhaft gelöst sind. Das dürfte der Grund für den weiterhin schwachen Euro sein. Immerhin wird aber nicht mehr befürchtet, dass es zu einer Kettenreaktion mit zusammenbrechenden staatlichen Schuldnern und damit, wie nach der Lehman-Krise, zu einer neuen globalen Rezession kommt.

Die Aktienkurse dürften in der nahen Zukunft eher fallen als steigen. Fundamental gibt es keine Probleme, und die Aktien sind auch nicht überteuert. Es fehlt im Augenblick einfach an neuen guten Zahlen und Meldungen. Sell in May and go away? Die Rohstoffpreise dürften bis auf Weiteres einfach ein Spiegelbild der Aktienkurse sein.

Ausführliches zu den jüngsten Entwicklungen in der Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – May 2010*) (pdf, 225 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Griechenlands Schulden müssen gestreckt werden

Wenn es ernst wird, sind in der Währungsunion die Nationalstaaten gefragt. Es gibt, außer der Geldpolitik, keinen gemeinsamen Mechanismus zur Rettung von Regierungen, die zahlungsunfähig zu werden drohen. Die deutschen Steuerzahler, der Bundestag und das Verfassungsgericht verbitten sich bisher, dass eine internationale Stelle mit über die Finanzpolitik entscheidend. Der Brüsseler Haushalt ist zu klein (seit Jahrzehnten zwischen einem und eineinhalb Prozent des BIP der EU) und fällt daher nicht ins Gewicht. Er wird vom europäischen Parlament verabschiedet, in dem auch deutsche Abgeordnete mit zu bestimmen haben. No taxation without representation! war das Motto, als sich die Vereinigten Staaten einst vom Mutterland England lossagten. Niemand wird gern zur Kasse gebeten, wenn er gar keinen Einfluss darauf hat, was mit dem Geld geschieht. Die Kotaus, die gestern von der EZB, dem Internationalen Währungsfonds und der OECD vor der deutschen Regierung gemacht wurden, zeigen, dass diese internationalen Organisationen keine Druckmittel haben. Sie müssen betteln. Weiter„Griechenlands Schulden müssen gestreckt werden“

 

Zurück zu den alten Ungleichgewichten

Im neuen Monatsbericht der EZB gibt es die folgende aufschlussreiche Graphik (eigene Darstellung):

Grafik: Weltweites reales Wirtschaftswachstum

Sie zeigt, dass es, wenn der Internationale Währungsfonds und die EZB recht haben, bereits in diesem Jahr – und erst recht in den folgenden Jahren bis 2014 einschließlich -, wieder Wachstumsraten des globalen realen BIP geben wird, die denen der sieben Vor-Krisenjahre kaum nachstehen. Das heißt, das BIP wird im Durchschnitt mit etwas mehr als 4 Prozent jährlich expandieren. Das ist, wie stets beim IWF, auf der Basis von Kaufkraftparitäten, also mit synthetischen Wechselkursen gerechnet, wodurch die rasch wachsenden Schwellenländer und Entwicklungsländer ein größeres Gewicht bekommen als bei echten, marktbestimmten Wechselkursen (bei denen für das globale Wachstum knapp ein Prozentpunkt weniger herauskommen würde). Weiter„Zurück zu den alten Ungleichgewichten“

 

Es läuft gar nicht so schlecht – Anleihen und Aktien profitieren

Nach wie vor expandiert die Weltwirtschaft real mit Verlaufsraten von etwa 4 Prozent, die Schwellenländer sogar mit Raten von rund 6 1/2 Prozent. Besonders die Industrieproduktion und der Welthandel ziehen stark an. Eine Folge davon ist der neue Boom der Rohstoffpreise, der wiederum dazu geführt hat, dass die Inflationsraten bei den Verbraucherpreisen kräftig gestiegen sind. Im OECD-Bereich sinkt die Kerninflation aber immer noch, so dass die Zentralbanken bei ihrer Politik des leichten Geldes bleiben dürften. Das ist positiv für die Bondmärkte. Die Aktienkurse profitieren ebenfalls von niedrigen Zinsen und – wegen der niedrigen Kapazitätsauslastung und dem Anspringen der Nachfrage – von zu erwartenden Produktivitätsgewinnen. Zudem sind die Kurse noch weit von ihren früheren Höchstständen entfernt. Das gilt allerdings nicht für die Schwellenländer. Dort sind die Aussichten für Aktien bis auf Weiteres nicht so positiv: Die Notenbankzinsen steigen, der Grad der Auslastung ist bereits hoch, und die Kursgewinne des vergangenen Jahres waren bereits beträchtlich.

Ich plädiere dafür, den Yuan an den Dollar gekoppelt zu lassen, erwarte Kursgewinne bei den Rohstoffwährungen, und denke, dass es für den Euro von nun an wieder nach oben gehen wird.

Die Risiken geraten angesichts der positiven Entwicklungen ein bisschen aus dem Blickfeld, ich behalte sie aber im Auge. Es ist schwer zu leugnen, dass die keynesianische Politik erfolgreich war und es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass wir es inzwischen mit einem sich selbst tragenden Aufschwung zu tun haben. Genießen wir den Augenblick!

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Währungen in den wichtigsten Schwellen- und Industrieländern in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – April 2010*) (pdf, 223 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Ich verstehe die Konjunktur nicht mehr

Vor lauter Griechenlandkrise ist ein bisschen untergegangen, dass die jüngsten Wirtschaftszahlen nicht nur besser sind als erwartet, sondern sogar richtig gut. Vor allem vom Arbeitsmarkt gibt es fast nur Erfreuliches zu berichten: Obwohl das deutsche Bruttoinlandsprodukt 2009 real um 5,0 Prozent gegenüber 2008 zurückgegangen ist, ist die Beschäftigung zwischen Herbst 2008, als sie einen Rekordwert erreicht hatte, und heute nur um 0,4 Prozent gesunken. In den USA war das BIP 2009 lediglich 2,4 Prozent niedriger als im Jahr zuvor, der Einbruch bei der Beschäftigung betrug aber nicht weniger als 6,1 Prozent (Dez. ’07 bis Feb. ’10). Welch ein Gegensatz – und was für eine deutsche Erfolgsstory. Man könnte stolz sein auf die Reformen der 2005 abgewählten rot-grünen Regierung. Der positive Eindruck bleibt, auch wenn einige Sonderfaktoren die deutschen Zahlen geschönt haben mögen. Die Arbeitslosenquote ist im Übrigen seit dem Frühjahr 2009 von 8,3 auf zuletzt 8,0 Prozent gefallen. In Spanien nähert sie sich derweil 20 Prozent, und in Amerika war sie trotz des robusten Wirtschaftswachstums im vierten und ersten Quartal im März immer noch bei 9,7 Prozent. Weiter„Ich verstehe die Konjunktur nicht mehr“