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Goldman Sachs, die „Bubble Machine“

Vor kurzem wurde ich auf einen Artikel über Goldman Sachs aufmerksam gemacht, der im Juli vergangenen Jahres auf der Website des Rolling Stone Magazine, also einer für Leute wie mich ziemlich obskuren Publikation, erschienen war. Hauptbotschaft: Die Goldmänner sind überall, vor allem da, wo in der Politik die finanziell relevanten Entscheidungen getroffen werden, sie haben entscheidend an allen amerikanischen Finanzblasen seit 1929 mitgewirkt, dabei unglaublich viel Geld verdient – und haben es nicht, anders als die Mehrheit der Bevölkerung, verloren, als die Blasen schließlich platzten. Weiter„Goldman Sachs, die „Bubble Machine““

 

Griechenland kann es alleine schaffen

Was würde eigentlich passieren, wenn Griechenland einfach sich selbst überlassen bliebe? Bis Ende Mai müssen offenbar Staatsanleihen in Höhe von 20,5 Mrd. Euro am Markt untergebracht werden, was etwa 8 1/2 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts entspricht. Die jüngste 10-jährige Anleihe, mit einem Kupon von 6 1/4 Prozent, war fast dreifach überzeichnet, was zeigt, dass es bislang keine Probleme gibt. Wenn die Griechen genug zahlen – genauer: versprechen zu zahlen -, werden sie auch in der Zukunft Abnehmer für ihre Schulden finden. Nur tut es natürlich weh, wenn die Zinsbelastung fast doppelt so hoch ist wie in Deutschland (zehnjährige Bundesanleihen haben zur Zeit eine Rendite von 3,18 Prozent). Weiter„Griechenland kann es alleine schaffen“

 

Leute, gebt mehr Geld aus!

Wenn ich mir die detaillierten Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal ansehe, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, komme ich, wie sonst auch immer, zu der nicht sehr originellen Erkenntnis, dass es mal wieder an der Binnennachfrage gehapert hat: real minus 2,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal, minus 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert, und Stagnation seit inzwischen zehn Jahren. Wenn der Export nicht wäre! Der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum realen BIP war +2,0 Prozentpunkte, womit er den neuerlichen Einbruch der Inlandsnachfrage genau ausglich. Insgesamt ergab sich für das reale BIP im Vorquartalsvergleich ein Nullwachstum. Der Abstand zum vierten Quartal 2008 betrug immer noch minus 2,4 Prozent. Weiter„Leute, gebt mehr Geld aus!“

 

Hausse der Rohstoffpreise – aber keine Inflationsrisiken

Die Weltwirtschaft expandiert zur Zeit mit einer Rate von real 3 1/2 Prozent. Das ist kräftig, reicht aber nicht, um die Outputlücke zu schließen und die Arbeitslosigkeit bleibt daher hoch. Wachstumstreiber sind die Emerging Markets: weil bei ihnen die Produktion von Gütern – statt von Dienstleistungen – noch die dominierende Rolle spielt, sind sie auch hauptverantwortlich für die neue Hausse der Rohstoffpreise. Die wird aber nur vorübergehend auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Nicht zuletzt wegen des weltweit sehr moderaten Lohndrucks entwickelt sich keine neue Inflationsmentalität.

Die Notenbanken haben insgesamt kaum Spielraum für höhere Zinsen: die Fed wegen des drohenden Kollaps des Marktes für gewerbliche Immobilien, die EZB wegen der drohenden Insolvenz Griechenlands und der Ansteckungsgefahr für einige andere Länder der Währungsunion. Der Euro wird überleben und Griechenland wird gerettet werden, muss aber, wie die anderen Mitgliedsländer, der EU-Kommission ein stärkeres Mitspracherecht in der Haushaltspolitik einräumen. Ich halte das für eine positive Entwicklung. Ich rate immer noch dazu, Gold zu verkaufen und schlage vor, sich einmal inflationsindizierte Anleihen anzusehen. Die Euroschwäche kann anhalten, wird aber über kurz oder lang vorüber sein.

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Währungen in meinem neusten Investment Outlook (diesmal mit einem längeren Anhang über die wirtschaftliche Situation und die Aussichten in Russland):

Wermuth’s Investment Outlook – February 2010*) (pdf, 235 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Griechenlands Krise ist gut für den Euro

Manchmal gibt es nichts Besseres als eine richtige Krise. Sie legt offen, an was man alles nicht gedacht hatte, als man sich einst voller Gottvertrauen und mit den besten Absichten auf ein langfristiges Projekt einließ, ob auf Ehe, Beruf oder eben Währungsunion, und dass es mit einem „weiter so!“ nicht getan ist. Neue Sicherungen müssen her, oder das Projekt muss aufgegeben werden. Weiter„Griechenlands Krise ist gut für den Euro“

 

Vor einem Crash des Goldpreises

Warum hält sich der Goldpreis so gut? Was ist das Geheimnis um den Handel mit Gold? Seit seinem historischen Hoch von 1215,70 Dollar am 2. Dezember vergangenen Jahres ist er zwar um 9,9 Prozent gesunken, er bewegt sich aber immer noch auf einem außerordentlich hohen Niveau. Vom Crash der Rohstoffpreise im Sommer 2008 war auch Gold betroffen, aber nur vergleichsweise wenig (-29 Prozent, vom 17. März bis zum 12. November) – seitdem ging es weiter stürmisch aufwärts (+53,4 Prozent). Die Goldrallye ist inzwischen neun Jahre alt. In dieser Zeit hat sich der Preis um 325% erhöht, was einer durchschnittlichen jährlichen Zuwachsrate von 18,1 Prozent entspricht. Ein Teil des Anstiegs kann als Kompensation für den schwachen Dollar gelten – er hatte gegenüber dem Euro in dieser Zeit im Jahresdurchschnitt 4,8 Prozent verloren. Das reicht aber als Erklärung für den Höhenflug des Goldpreises nicht annähernd aus. Weiter„Vor einem Crash des Goldpreises“

 

Die Weltwirtschaft im Aufschwung – aber nicht mehr lange

Es sieht so aus, als würde der Schwung, mit der die Weltwirtschaft ins neue Jahr gestartet ist, ein paar Quartale lang tragen und uns schöne Wachstumsraten bescheren. Läger müssen aufgestockt werden, die Zinsen werden für’s Erste rekordniedrig bleiben, und die finanzpolitischen Maßnahmen entfalten erst jetzt ihre volle Wirkung, vor allem die amerikanischen und chinesischen. Das ist für Aktien und Rohstoffe besser als für festverzinsliche Anleihen.

Aber deren Zeit kommt auch. Ich vermute, dass wir global auf eine „double dip recession“ zusteuern, denn noch trägt der Aufschwung sich nicht selbst, noch ist er auf die wirtschaftspolitischen Krücken angewiesen. Während die Inflationsraten wegen der neuen Rohstoffhausse wohl noch für eine Weile steigen werden, braucht man mittelfristig nicht zu befürchten, dass es sich dabei um etwas Nachhaltiges handelt. Viel hängt davon ab, ob China sein hohes Wachstumstempo beibehalten kann. Ich meine, dass es dort zunehmend nach neuen Blasen aussieht – und die müssen irgendwann platzen. Zudem: Weder in den USA, noch im Euroland, noch in Japan haben wir es mit einem sich selbst tragenden Konjunkturaufschwung zu tun. Noch steigt fast überall die Arbeitslosigkeit, und die Löhne kommen immer mehr unter Druck. Schuldenabbau steht vor allem in den Ländern im Vordergrund, wo Immobilienblasen geplatzt sind, und die Wirtschaftpolitik kann nicht noch einmal draufsatteln: Dafür sind die Staatsdefizite zu groß, und die Zinsen können nicht viel weiter gesenkt werden. Die Zentralbanken planen außerdem, die Zügel vom Frühjahr an anzuziehen. Ich hoffe, sie planen es nur.

Ausführliches zur Lage der Weltwirtschaft und den Aussichten für Aktien, Bonds und Rohstoffe in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – January 2010*) (pdf, 220 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Sparsame Haushalte, unfähige Banker

Eines kann man nicht sagen: dass sich die deutschen Verbraucher bis über die Ohren verschuldet hatten, um Aktien und Immobilien zu kaufen. Wie der kleinen Graphik zu entnehmen ist, gab es so eine Tendenz zwar in den neunziger Jahren, danach aber nahmen die Schulden, ausgedrückt in Prozent des Verfügbaren Einkommens, stetig ab, und zwar von 114 im Jahr 2000 auf 98 im Jahr 2008. Die deutschen Haushalte hatten sich offenbar durch zusätzliche Schulden an der New Economy-Blase beteiligt, nicht aber an den internationalen Verschuldungsexzessen des gerade zu Ende gehenden Jahrzehnts. Weiter„Sparsame Haushalte, unfähige Banker“

 

Neue Zweifel am Aufschwung

Am vergangenen Montag und Dienstag gab es einen Dämpfer für alle Konjunkturoptimisten. Sowohl bei der Industrieproduktion als auch beim Auftragseingang gab es im Oktober im Vormonatsvergleich einen Rückgang – beim Auftragseingang den ersten seit acht Monaten. Wie lassen sich die Rückschläge interpretieren? Sie könnten ein Zeichen dafür sein, dass der Aufschwung noch keineswegs genug Eigendynamik entwickelt hat und er daher weiterhin die Hilfe der Wirtschaftspolitik braucht, also niedrige Zinsen, unbegrenzte Liquidität und massive staatliche Stimuli. Insgesamt ist die Datenlage ja noch positiv, aber ein Warnschuss waren die Zahlen schon. Noch ist es nicht ausgeschlossen, dass wir es mit einem Szenarium zu tun haben wie in Japan seit Anfang der 90er Jahre. Dass heißt, dass die Krise im Finanzsektor noch lange nicht überwunden ist und die Realwirtschaft nachhaltig belastet. Darauf verweist auch die Bundesbank in ihrem neusten Finanzstabilitätsbericht. Weiter„Neue Zweifel am Aufschwung“