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Warum Aktien manchmal keinen Inflationsschutz bieten

Im vergangenen Jahr haben sich die Inflationsraten im Euroraum mehr als verdoppelt. Im Rest der Welt war es ähnlich. Wenn man sich ansieht, was sich bei den Rohstoffen, Einfuhren und Vorprodukten an der Preisfront abspielt, muss man eigentlich folgern, dass in der Pipeline noch eine ganze Menge an Inflationspotential steckt. Die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession nimmt zwar mit jedem Tag zu, an dem der Ölpreis auf dem jetzigen Niveau verharrt oder steigt, trotzdem werden wir es auf absehbare Zeit erst mal mit weiter steigenden Inflationsraten zu tun haben. Zudem fehlt es nicht an Liquidität, Folge der sehr laxen amerikanischen Geldpolitik und der dadurch bedingten Devisenmarktinterventionen der Emerging Markets. Auch der Auslastungsgrad des Welt-BIP ist nach wie vor so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr, so dass die Überwälzung der hohen Kosten leicht fallen dürfte.
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Energiepolitik ist die Strukturpolitik der Stunde

Zwei Kommentatoren zu meinem neusten Investment Outlook haben mich zurecht darauf aufmerksam gemacht, dass wir wegen der stark gestiegenen relativen Preise für Energie vielleicht schon dicht an der Kapazitätsgrenze sind, global und national. Dass die Inflation also einfach daher rührt, dass es keine Produktivitätsreserven mehr gibt. Oder andersherum: ein Teil des Produktionspotentials muss de facto eingemottet werden, weil es zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen nur dann nutzt, wenn es noch die alten Inputkosten-Relationen zwischen Energie, Löhnen und Kapital gäbe. Die sind aber gehörig durcheinander geschüttelt worden. Wir brauchen keine Fabriken mehr, die Benzinschlucker produzieren, oder Häuser, bei denen die Wärme in Nullkommanichts ins Freie entweicht, oder Flugzeugflotten, die sich nur bei billigem Kerosin rechnen. Bei gegebenem BIP ist das Produktionspotential vermutlich kleiner, als wir das bisher gedacht hatten.
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Ölpreisexplosion macht globale Rezession wahrscheinlicher

Die Angst vor steigender Inflation hat bei den Zentralbanken die Sorge abgelöst, dass es nach dem Platzen diverser Blasen zu einer Deflation kommen könnte. Überall geht es nur noch darum, ob die Zinsen unverändert gelassen oder erhöht werden sollen. Dabei ist das Risiko einer globalen Rezession durch die Explosion der Ölpreise und den Entzug an Kaufkraft stark gestiegen. Die USA laborieren zudem noch an den Folgen der fallenden Immobilienkrise. Das alles sind schlechte Nachrichten für die Aktienmärkte. Weltweit dürften die Gewinne der Unternehmen fallen, außer in den ölexportierenden Ländern, die bislang die Gewinner in dieser Krise sind. Die Rentenmärkte leiden unter der nach wie vor steigenden Inflation und den steigenden Notenbankzinsen. Eine echte Inflationsmentalität hat sich bislang noch nicht entwickelt, und wird es auch nicht. Die Bondrenditen nähern sich attraktiven Niveaus.

Aus ökonomischen Gründen dürften die Ölpreise demnächst kräftig fallen – allein eine politische Krise, ausgelöst etwa durch einen Angriff Israels auf den Iran, kann das noch verhindern.

Ausführliches zum Ölpreis und den Aussichten für Aktien, Bonds und Wechselkurse in den wichtigsten Industrie- und Schwellenländern in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – June 2008*) (pdf, 235 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Inflation statt Deflation

Für mich war Deflation lange Zeit der größte anzunehmende Unfall, der uns und der Weltwirtschaft insgesamt drohte. Es gab verschiedene Blasen, vor allem an den amerikanischen, britischen, spanischen und vermutlich auch an den chinesischen Immobilienmärkten, aber auch an den Kreditmärkten, wo Risikoprämien zeitweise verschwunden waren, an den Aktienmärkten Chinas und anderer Emerging Markets, oder an den Märkten für Rohöl und Metalle. Die idealen Voraussetzungen für ein Deflationsszenario waren also gegeben.
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Was höhere Zinsen für die Märkte bedeuten

Die EZB hat keinen Zweifel daran gelassen, dass sie die Zinsen am 3. Juli auf 4,25 Prozent erhöhen wird. Allerdings, das höre ich gerne, wenn auch mit Skepsis, soll das nicht der Startschuss sein für eine ganze Serie von weiteren Zinsanhebungen. Fragt sich, was das Ganze dann soll. Die Botschaft kann ja nur sein, dass sie Gewehr bei Fuß zu stehen gedenkt, also erneut zuschlagen will, wenn die Inflation nicht herunterkommt.
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Warum sich Blasen nicht vermeiden lassen

Die letzten zwanzig Jahre sind durch verschiedene Vermögenspreisblasen gekennzeichnet, wie die japanische Aktien- und Immobilienblase, die dot.com Bubble, die US Immobilienblase und zuletzt die Ölkrise, die sich durch aus hier einreihen lässt. Und der Ausdruck „Bubble Economy“ ist mittlerweile zu einer Beschreibung der globalen Wirtschaft geworden. Beim diesjährigen Treffen der französischen, italienischen und deutschen Bankenvolkswirte am letzten Dienstag ging es unter anderem um die Frage, wie es sich vermeiden lässt, dass Vermögenspreise von ihren Fundamentalwerten abweichen. In meinem Kurzvortrag vertrat ich die Thesen, dass sich

  1. Asset Price-Blasen nicht vermeiden lassen, da sie ein konstituierendes Merkmal marktwirtschaftlicher Systeme sind – sie treten nämlich meist dann auf, wenn das wirtschaftspolitische Umfeld besonders freundlich ist, wenn also die Inflation niedrig, das Wachstum robust und die Staatsfinanzen solide sind, und dass
  2. durch gezielte Maßnahmen nur tendenziell verhindert werden kann, dass sie zu groß und damit zu gefährlich für den Wachstumsprozess werden.

Bevor ich meine Thesen am Beispiel der vier genannten Blase erläutere, zunächst die Frage: Was ist eine Blase und weshalb sind Blasen so gefährlich für die Wirtschaft?
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Die Ölkrise bedroht die Weltwirtschaft

Noch ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die Weltwirtschaft nicht um eine Rezession herumkommt. Sie leidet nach wie vor unter mehreren Krisen und Ungleichgewichten: dem amerikanischen Leistungsbilanzdefizit, das weiterhin den Dollarkurs belastet, der Finanzkrise, die die Strukturen der Kreditwirtschaft tiefgreifend verändern wird, einigen Immobiliencrashs, die die persönlichen Bilanzen von Millionen Haushalten verhagelt haben oder noch verhageln werden (USA, Spanien, GB, vielleicht demnächst China), sowie der Ölkrise, die die Kaufkraft der Verbraucher so beeinträchtigt, dass sie bei den Ausgaben immer weniger Spielraum haben. An den Finanzmärkten ist man bisher erstaunlich gelassen.
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Geschockte Verbraucher

Die Globalisierung hat in den letzten Jahren in allen industrialisierten Volkswirtschaften dazu geführt, dass der Anteil der Arbeitseinkommen am Volkseinkommen deutlich gesunken ist. Für die Verbraucher waren das schwierige Zeiten. Es stehen aber wohl noch schwierigere bevor, weil die Explosion der Energiepreise die Kaufkraft erneut reduzieren wird, und zwar zugunsten der Produzenten und Verteiler von Öl, Gas und Strom. Wenn die Verbraucher nicht mitziehen, sind alle Prognosen, die darauf hinauslaufen, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft zwar abschwächen, nicht aber in eine Rezession münden wird, das Papier nicht wert, auf dem sie veröffentlicht werden. Ohne die Ausgaben der privaten Haushalte in den Industrieländern geht nichts.
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Im Zeichen der Rezession

Der Internationale Währungsfonds erwartet, dass die Weltwirtschaft 2008 um 3,7 Prozent zulegen wird. Das ist beachtlicht wenn auch weniger ist als in den letzten vier Jahren. Allerdings sehen die Analysten des Fonds eine Wahrscheinlichkeit von 25 Prozent, dass am Ende nur 3 Prozent oder weniger herauskommen werden – das nennen sie bereits eine Rezession. Wegen der ungewöhnlich zahlreichen und großen Ungleichgewichte sind die Wachstumsrisiken meiner Ansicht nach aber noch höher als der IWF es wahrhaben will. Probleme bereiten vor allem die internationale Finanzkrise, die Explosion des Ölpreises und der Rohstoffpreise allgemein, aufgeblähte und nunmehr korrigierende Immobilienmärkte in den USA, Großbritannien, Spanien, Italien, Frankreich und vermutlich auch in China, sowie die gewaltigen Defizite in den Leistungsbilanzen der USA und des Vereinigten Königreichs, denen entsprechend große Überschüsse in China, Japan, Russland und den OPEC-Staaten gegenüberstehen. Die Anpassungskosten werden beträchtlich sein, zu denen auch eine völlig neue Wechselkursstruktur beiträgt, die sich jetzt herausbildet.

Vermutlich ist daher die Chance, dass es bald zu einer weltweiten Rezession kommt, oder dass sie sogar schon begonnen hat, größer als 50 Prozent. Das bedeutet, dass die Arbeitslosigkeit von nun an vermutlich steigen wird, dass die Löhne wieder unter Druck geraten, dass die Rohstoffpreise ihren Zenit überschritten haben, ebenso wie die Inflationsraten allgemein. Auch die Gewinne der Unternehmen dürften tendenziell sinken. Für Aktien sind das keine guten Aussichte, dafür aber für Anleihen solider Schuldner. Rohstoffe sind keine gute Asset-Klasse mehr, vor allem nicht Terminkontrakte, Fonds oder Zertifikate auf Nahrungsmittel.

Ausführliches zu den Rezessionsrisiken, den Aussichten für Aktien, Bonds und Emerging Markets sowie ein Blick auf Russland in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – April 2008*) (pdf, 244 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

EZB muss Rücksicht auf Konjunkturrisiken nehmen

Wie schnell sich die Dinge ändern: Vor ein paar Tagen sah es noch ganz danach aus, als erwäge die EZB ernsthaft, die Zinsen zu erhöhen. Die Lage bei den Auftragseingängen sah hervorragend aus, ebenso bei der Industrieproduktion, der Ifo-Geschäftsklimaindex war einige Monate in Folge wieder geklettert, die Beschäftigung im Euroraum lag um anderthalb Prozent über dem Vorjahreswert, die Arbeitslosenquote war auf 7,2 Prozent gefallen, den niedrigsten Wert seit Beginn der Währungsunion, die Geldmenge M3 schien völlig außer Kontrolle geraten zu sein, jedenfalls aus Sicht der EZB, und vor allem war die Inflation bei den Verbraucherpreisen im März auf 3,6 Prozent geklettert. Der starke Euro hatte bislang keine Spuren im Außenhandel hinterlassen.
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