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Ben Bernanke, der Retter

Ben Bernanke rettet die amerikanische Konjunktur. Oder doch nicht? Unter dem Titel „Der Retter“ hat sich Claus Tigges in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ausführlich mit den Maßnahmen des Chefs der Federal Reserve beschäftigt. Ob er damit Erfolg haben wird, sagt der Autor allerdings nicht. Am Schluss bleibt allein die Erkenntnis, dass das weite Öffnen der Geldschleusen „letztlich nur zur Aufweichung der Geldstabilität führt“ und so „die Saat für eine neue Preisblase auf einem Markt für Vermögenswerte“ ausgebracht wird.

Kann aber durch eine solche Politik immerhin eine Rezession vermieden oder abgekürzt werden? Wir erfahren es nicht. Dafür lernen wir, dass „Greenspan … ein Star [war und] Bernanke [jetzt seine] Fehler ausbügeln“ muss.*) Andererseits hinterlässt der Text den Eindruck, als mache er dieselben Fehler wie sein Vorgänger, nämlich immer dann Gas zu geben, wenn es in der Wirtschaft nicht so gut läuft, im Vertrauen darauf, dass die Inflation tendenziell zurückgehen wird. Ben Bernanke also eher ein tragischer Held?
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Deutsche Konjunktur immer noch gut dabei

Erwerbstätge und Arbeitslose - März 2008

Auch nach den neuesten Zahlen gibt es immer noch keine Indizien, dass die deutsche Konjunktur zu lahmen beginnt. Gerade ist durchgesickert, dass der Internationale Währungsfonds, der Mitte des Monats seinen neuen World Economic Outlook veröffentlicht, die diesjährige Wachstumsrate für unser Land von bisher 1,5 Prozent auf 1,2 Prozent zurücknehmen wird. Das passt weder zu den Auftragseingängen in der Industrie (real zuletzt 9,6 Prozent gg Vj) oder in der Bauwirtschaft (10,1 Prozent), noch zur Industrieproduktion (7,5 Prozent), vor allem aber nicht zu den Arbeitsmarktdaten vom Dienstag.
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Globalisierung nicht schuld an der Bankenkrise

Hat die gegenwärtige Finanzkrise etwas mit der immer weiter fortschreitenden Liberalisierung des Kapitalverkehrs zu tun, wie hierzulande manchmal behauptet wird? Es geht dabei vor allem um zwei Fragen: Inwieweit es erstens zu einem Zusammenbruch der Kreditmärkte gekommen ist, oder noch kommen wird, und ob zweitens der Abbau der Kapitalverkehrskontrollen daran schuld ist.
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Deleveraging ist das Gebot der Stunde

An den Rohstoffmärkten wird ein Preisrekord nach dem anderen gebrochen. Es ist, als flüchte alle Welt in die Sachwerte, als stünde erneut eine lange Phase steigender Inflationsraten bevor. Gleichzeitig sinken aber die Anleiherenditen, und die Notenbanken scheinen sich keineswegs Sorgen um die Stabilität des Geldwerts zu machen. Was ist davon zu halten? Ich bezweifle, dass sich die Inflation viel weiter beschleunigen wird. Überall werden die hohen Rohstoffpreise die Nachfrage bremsen. Das globale Wachstum schwächt sich bereits deutlich ab. Endeten nicht alle Ölkrisen bisher in Rezessionen – und ging das nicht einher mit niedrigeren Lohnsteigerungen und Inflationsraten?

Diesmal gibt es zudem große zusätzliche Risiken: fallende Immobilienpreise in den USA, in Großbritannien, Spanien, bald vielleicht auch in China, Einbrüche an den Aktienmärkten, und eine veritable weltweite Bankenkrise. Der Abbau von Schulden hat für die meisten Banken, Hedge Funds, Private Equity Funds, aber auch für überschuldete amerikanische Haushalte absolute Priorität. Wie soll da auf etwas längere Sicht steigende Inflation entstehen?

Nein, die Hauptthemen werden bis auf weiteres langsameres Wachstum und Schuldenabbau sein, nicht ein neuer Inflationszyklus.

Ausführliches dazu, sowie zu den Aussichten für die wichtigsten Währungen, Aktien- und Bondmärkten und Emerging Markets in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – March 2008*) (pdf, 253 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Eher Deflation als Stagflation

Stagflation ist das Modethema dieser Tage. Weltweit steigt die Inflation. Bei den Verbraucherpreisen hat sie sich binnen Jahresfrist auf fast 4 Prozent verdoppelt, und die Explosion der Rohstoffpreise könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Flucht in Sachwerte, also die Flucht vor der Geldentwertung, in vollem Gange ist. Gleichzeitig gibt es immer mehr Anzeichen, dass sich das Wirtschaftswachstum abschwächt, global von 5 Prozent im Jahr 2006 auf knapp 4 Prozent in diesem Jahr. Steigende Inflation und stagnierender Output ergeben Stagflation.
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Den Unternehmen geht’s gut, den Verbrauchern nicht

Die Zahlen zur deutschen Konjunktur, die am Dienstagmorgen veröffentlicht wurden, weisen immer noch das wohlbekannte Muster auf: den Unternehmen könnte es kaum besser gehen, die Verbraucher aber wollen oder können einfach nicht mehr Geld ausgeben. Da kann an Wachstum insgesamt nicht viel herauskommen. Letztlich sind die privaten Haushalte in einer Marktwirtschaft der Souverän – wenn sie nicht kaufen, wissen die Unternehmen nicht so recht, was sie produzieren sollen. Gut für sie, dass es ausländische Kunden gibt, die die deutschen Produkte klasse finden und so ziemlich jeden Preise bereit sind zu zahlen. Wer sich nur auf die inländische Nachfrage verlässt, hat ziemliche Probleme.
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Schwacher Euro

Nach dem Lehrbuch, oder besser: nach den Lehrbüchern, die ich kenne, hätte der Euro in den letzten sieben Tagen die Schallmauer von $1,50 durchbrechen müssen. Schließlich hatte die Fed in zwei schnellen Schritten die Funds Rate um nicht weniger als 125 Basispunkte auf 3 Prozent gesenkt. Nur ganz kurzfristig war der Euro auf über $1,49 gestiegen, war dann aber wieder auf knapp über $1,48 gefallen, und ist dann am heutigen Dienstag richtig eingebrochen. Er liegt jetzt bei $1,4635.
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Niemand glaubt mehr an Supply Side-Rezepte

Von 1973 bis 1979 war ich im Stab der fünf „Weisen“, zu der Zeit also, als der Rat den Schwenk vom makroökonomischen Ansatz zum Monetarismus und zur angebotsorientierten Wirtschaftspolitik vollzog. Dreißig Jahre später, nachdem alle wirtschaftspolitischen Lehrstühle in diesem Land mit Mikro-Leuten besetzt sind, geht es wieder in die andere Richtung.
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Euroland als Safe Haven

Ifo Index - Jaunar 2008

Die Ifo-Zahlen vom Donnerstag sind Wasser auf meine Mühlen. Ich hatte ja kürzlich argumentiert, dass die Wirtschaft von Euroland doch eigentlich noch für eine Weile einigermaßen kräftig wachsen könnte, war dann aber durch die erstaunlich schwache deutsche Industrieproduktion im November ebenso irritiert worden wie auch durch die Vorabmeldung, dass sich unser Sozialprodukt im vierten Quartal nur um 0,25 Prozent gegenüber dem dritten erhöht haben dürfte. Zudem waren die Einzelhandelsumsätze trotz der schönen Zahlen vom Arbeitsmarkt im November (saisonbereinigt) noch einmal kräftig eingebrochen, so dass der Durchschnitt von Oktober und November real gerechnet um 2,6 Prozent unter dem Durchschnitt des dritten Quartals lag! Die Zuwachsraten der sogenannten Masseneinkommen liegen nach Abzug der Inflationsrate nach wie vor deutlich im negativen Bereich. Das wiegt schwerer als die anhaltende Aufhellung am Arbeitsmarkt.
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