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Die Fed geht noch einmal in die Vollen

Am Mittwoch hatte die Fed beschlossen, bis Mitte 2011 monatlich für rund 75 Mrd. Dollar zusätzliche US-Staatsanleihen mit Restlaufzeiten zwischen zwei und zehn Jahren anzukaufen, netto insgesamt 600 Mrd. Dollar und brutto rund 800 Mrd. Dollar. Dabei deutete sie an, dass es bei Bedarf auch mehr sein könnten. Diese Zahlen entsprechen etwa 4 Prozent des amerikanischen, und 0,9 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts (im dritten Quartal betrug das BIP der USA annualisiert 14,73 Billionen Dollar).

Es handelt sich also um ein massives Programm. Das vorangegangene vom Herbst 2008, als in Washington noch die Furcht vor einer Depression à la dreißiger Jahre umging, war allerdings etwa dreimal so groß. Inzwischen befindet sich Amerika offiziell allerdings seit mehr als einem Jahr im Aufschwung – daher die kleinere Dosis bei dieser Neuauflage des „quantitative easing„, auch QE2 genannt, wie das berühmte Schiff der Cunard Line.

Grafik: Bilanzsumme der Fed (Nov. 4, 2010)

Was heißt das für die Märkte und für die Konjunktur in Amerika und im Rest der Welt? Weiter„Die Fed geht noch einmal in die Vollen“

 

Oskar Lafontaines später Sieg

Es gehört zum guten Ton in der deutschen polit-medialen Szene, sich über Oskar Lafontaines erste Gehversuche als Bundesfinanzminister lustig zu machen. Was haben wir gelacht, damals, über den kleinen Oskar und seine Schnapsideen. Zielzonen für die großen Wechselkurse wollte er einführen, auflaufen lassen hat man ihn, als er beim ersten Treffen der G7, wie sie damals noch hießen, seine Ideen präsentierte. Der mächtige Alan Greenspan hat sich einmal geschüttelt und Oskar war ganz klein. So war das damals. Weiter„Oskar Lafontaines später Sieg“

 

Danke, wir können nicht klagen!

Im Wall Street Journal gab es am 11. Oktober einen erstaunlichen Bericht mit der Überschrift „Wall Street Pay: A Record $144 Billion“ – dabei handelt es sich um eine Schätzung für die drei Dutzend größten Finanzunternehmen. Während die amerikanische Wirtschaft insgesamt immer noch darniederliegt, ist die Wall Street „back to normal“. Die Einkommen werden 2010 so hoch ausfallen wie zu besten Zeiten. Ich schätze mal, dass das Durchschnittseinkommen in diesen Unternehmen, also einschließlich der Einkommen von Pförtnern und Sekretärinnen, irgendwo zwischen 200.000 und 400.000 Dollar liegen wird – bei Goldmann Sachs dürften vermutlich sogar mehr als eine halbe Million herauskommen. Die Gewinne des Finanzsektors haben schon wieder einen Anteil von mehr als 20% an den Unternehmensgewinnen insgesamt, so wie es in den Jahren von 1990 bis 2008 zur Regel geworden ist. Dabei arbeiten gerade einmal viereinhalb Prozent aller Erwerbstätigen in der Finanzbranche. Wir haben es mit einer unglaublichen Marktverzerrung zu tun. Weiter„Danke, wir können nicht klagen!“

 

Gefahren des Währungskrieges

Die japanische Zentralbank hat am Dienstag ihren Zins erneut gesenkt, um den Yen weiter abzuwerten; in Europa und den USA wird immer mehr Unmut über Chinas schwache Währung laut und die ersten politischen Maßnahmen gegen chinesische Importe werden beschlossen – gleichzeitig haben Thailand, Brasilien und andere Schwellenländer angekündigt, alles gegen die Aufwertung ihrer Währungen zu unternehmen. Warum die große Erregung? Was ist das Problem mit der Abwertung von Währungen auf der einen und der Aufwertung auf der anderen Seite? Weiter„Gefahren des Währungskrieges“

 

Basel III – leider ohne Biss

Die neuen Bilanzrelationen für Banken, die gerade in Basel vereinbart wurden und im November von der G20 abgesegnet und für verbindlich erklärt werden dürften, sind ein Schritt in die richtige Richtung, aber insgesamt viel zu zaghaft. Es wird sehr lange dauern, bis sie flächendeckend eingeführt sind, nämlich bis 2019 – und in Deutschland teilweise sogar nicht vor 2023 -, der Reformprozess im Bankensektor wird daher erst einmal verzögert, wenn nicht sogar gestoppt, und die Notenbanken, vor allem die EZB, werden unerträglich lang in der Geiselhaft der Banken bleiben.
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Das Ende des amerikanischen Wirtschaftsmodells

Am 31. Juli gab es in der New York Times einen erstaunlichen Artikel mit dem Titel „Four Deformations of the Apocalypse„, erstaunlich vor allem deshalb, weil es sich beim Autor um David Stockman handelt. Der frühere Chef des US-Office of Management and Budget (OMB) und „uber nerd“ rechnet dort schonungslos mit der Wirtschaftspolitik der Republikaner ab. Weiter„Das Ende des amerikanischen Wirtschaftsmodells“

 

China wird um eine Rezession herumkommen

Trotz der Zweifel, die ich zeitweise hatte, komme ich am Ende doch zu dem Schluss, dass das rasche Wachstum für eine ganze Weile anhalten wird. Selbst wenn es in den USA entgegen dem Konsens zu einer double-dip-Rezession kommen sollte – weil das Deleveraging (also der Abbau der Verschuldung) der privaten Haushalte noch nicht abgeschlossen ist – und die Konsolidierung der Staatshaushalte im gesamten OECD-Bereich gerade erst begonnen hat und damit die Nachfrage dämpft, dürfte die Weltwirtschaft weiter kräftig expandieren – nicht allein wegen, aber doch in erheblichem Maße dank China. Weiter„China wird um eine Rezession herumkommen“

 

China wächst und wächst … und wächst weiter

Oder doch nicht? Fragt sich, ob wir es mit einer gigantischen Blase zu tun haben, deren Platzen ziemlich schlimme Folgen sowohl für China als auch den Rest der Welt hätte. Um das herauszufinden, bin ich zwei Wochen lang in Peking, Xi An und Schanghai. Ich schreibe dies in einem der beiden Gästehotels der Jiao Tong Universität von Xi An – Sie erinnern sich, die Kanzlerin war hier vor ein paar Tagen und hat sich die Armee der Terracotta-Krieger angesehen, in Wirklichkeit ging es aber natürlich um die Verbesserung der Wirtschaftsbeziehungen. Die Stadt Xi An hat übrigens sechs Millionen Einwohner.

Blase oder nicht? Wir Ökonomen haben immer Probleme mit der Vorhersage konjunktureller Wendepunkte oder wann eine Blase platzt, und sogar damit, ob überhaupt Blasen existieren oder nicht. Weiter„China wächst und wächst … und wächst weiter“

 

Die Chicago-Boys entdecken die Ungleichheit

Ich habe es zusammen mit dem Kollegen Marc Brost schon vor einiger Zeit geschrieben, Raghu Rajan, Ex-Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds und seines Zeichens freshwater Ökonom aus Chicago sieht es ähnlich:

„of every dollar of real income growth that was generated between 1976 and 2007, 58 cents wenth to the top 1 percent of households“

zitiert Martin Wolf aus Rajans neuem Buch, und weiter:

„the political response to rising inequality was to expand lending to households, especially low-income ones“

Weil die Amerikaner kein ordentliches Geld mehr verdienen konnten, hat man ihnen Kredite aufgeschwatzt, um die Nachfrage dort (und letztlich in der ganzen Welt) irgendwie aufrechterhalten zu können. Wie man es dreht und wendet: Die durch praktisch alle Analyse bestätigte wachsende Ungleichheit ist nicht nur ein moralisches Problem, sondern eine wesentliche Ursache unserer Kalamitäten.

Deshalb: Nicht in der Bankenregulierung, sondern in der Marko- und Verteilungspolitik liegt der Schlüssel zur Verhinderung künftiger Krisen.

 

China schießt ein Selbsttor

In der Financial Times gab es heute auf Seite 15 einen Kommentar von James Mackintosh, in dem er argumentiert, dass Chinas Ankündigung, die Wechselkursflexibilität zu verbessern (to „enhance„), de facto erneut darauf hinauslaufen wird, dass die Zentralbank massiv intervenieren muss, mehr als bei einem festen Wechselkurs des Yuan gegenüber dem Dollar. Recht hat er. Weiter„China schießt ein Selbsttor“