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EZB will notfalls weiter senken

Die Europäische Zentralbank hat ihren Leitzins, den Hauptrefinanzierungssatz, wie erwartet bei 1% belassen. Aber wer hätte das gedacht: auf der Pressekonferenz der EZB am Donnerstag hat Jean-Claude Trichet von sich aus, ohne dass ihn ein Journalist dazu gedrängt hätte, noch einmal ausdrücklich erklärt, dass es im EZB Rat keine Entscheidung gegeben hätte, dass das Zinsniveau seinen tiefsten Punkt erreicht habe. Es klang ein bisschen wie: Die Lage ist ernst, die Inflation liegt deutlich unter unserer Zielmarke von knapp unter 2%, und wir werden alles tun, damit wir da wieder hin kommen. Weiter„EZB will notfalls weiter senken“

 

Quantitative Easing erweist sich als Selbsttor

Wenn es das Ziel der Federal Reserve ist, durch den Ankauf von längerlaufenden Anleihen aller Art die gesamte Zinsstrukturkurve abzusenken und so die Bereitschaft, sich zu verschulden und Geld auszugeben zu stimulieren, muss man leider feststellen, dass das ein Flop war. Die Märkte machen nicht mit. Das kann nicht zuletzt daher kommen, dass sie verwirrt sind, dass ihnen nicht klar ist, wohin die Reise letztlich gehen soll. Weiter„Quantitative Easing erweist sich als Selbsttor“

 

Deflation – langsam wird es ernst

Im Economist gibt es hinten immer zwei Seiten mit volkswirtschaftlich relevanten Statistiken und Prognosen. Wenn ich mir die Vorhersagen für die Verbraucherpreise im Jahr 2009 für die 42 Länder plus Euroland ansehe, hat die Deflation in den reicheren Ländern bereits begonnen: In neun von 42 Fällen steht ein Minuszeichen vor der Inflationsrate. Dazu zählen die USA, Japan, Spanien, die Schweiz, Schweden, aber auch die ärmeren Länder China, Malaysia, Thailand und Taiwan. In weiteren 12 Ländern wird eine Inflationsrate von 0% bis 1% erwartet. Im World Economic Outlook vom April sagt der Internationale Währungsfonds für die „advanced economies“ in diesem Jahr einen Rückgang der Verbraucherpreise um 0,2% voraus. Für die Schwellenländer und Entwicklungsländer steigen die Preise im (Kaufkraft-)gewogenen Mittel noch um 5,7%, nach 9,3% im Vorjahr (Kap. 1, S. 10). Die Preise für international gehandelte Güter sinken laut IWF auf breiter Front (Anhang A, S. 204). Weiter„Deflation – langsam wird es ernst“

 

Negative Nominalzinsen nicht ausschließen!

Die EZB hat signalisiert, dass sie bereit und willens ist, angesichts der desaströsen Wirtschaftslage und des Deflationsrisikos wenn nötig noch über das hinauszugehen, was gestern beschlossen wurde. Was wurde beschlossen? Der Hauptrefinanzierungssatz (der Refi-Satz) wurde auf 1%, der Zins auf die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 1,75% gesenkt; vom 23. Juni an werden längerfristige Refinanzierungsgeschäfte mit einer Laufzeit von zwölf Monaten angeboten, bei voller Zuteilung zum Festzinssatz in der Hauptrefinanzierungsfazilität (Ich liebe diese langen Wörter!). Zudem ist beabsichtigt, auf Euro lautende und im Euroland emittierte „covered bonds“ – also Pfandbriefe – im Volumen von zunächst 60 Mrd. Euro direkt anzukaufen und so die langfristige Refinanzierung der Banken zu stärken und das lange Ende der Zinskurve abzuflachen.
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Nullzins und dann?

In vielen Kommentaren zur Zinssenkung der EZB am gestrigen Donnerstag wurde darauf verwiesen, dass der Tagesgeldzins dadurch schon stark in die Nähe von Null rückt. Die Verzinsung der Einlagefazilität der EZB, über die die Banken überschüssige Liquidität über Nacht bei der EZB parken können, ist nämlich mit der Senkung des Satzes für Hauptrefinanzierungsgeschäfte um einen halben Punkt auf 1,5 Prozent auf nun nur noch 0,5 Prozent abgesenkt. Und sonderbarerweise wird Tagesgeld in diesen Krisenzeiten nicht mehr um oder knapp über dem Hauptrefinanzierungssatz sondern knapp über dem um einen Punkt darunter liegenden Satz der Einlagefazilität gehandelt – sofern es überhaupt gehandelt wird. Weiter„Nullzins und dann?“

 

Oh, Du verdammter Stabilitätspakt

Euroland steckt in der tiefsten Krise seit der Einführung der Gemeinschaftswährung vor zehn Jahren. Daran gibt es leider nichts zu deuteln. An den Finanzmärkten werden bereits Wetten auf die Zahlungsunfähigkeit einzelner Euroländer abgeschlossen, namentlich Griechenland, Irland und die Slowakei. Aber auch Spanien, Portugal und selbst Italien schauen nicht sehr stabil aus. Die Debatte um die Rettung der Eurozone läuft hochtourig. Als populärer Vorschlag wird eine Gemeinschaftsanleihe herumgereicht. Selbst der Internationale Währungsfonds befürwortet inzwischen dieses Instrument. Ist es der Weisheit letzter Schluss? Und wer oder was hat eigentlich zu der Krise geführt? Auf die erste Frage ist die Antwort schwieriger, auf zweite dagegen kinderleicht: Es ist der verdammte Stabilitätspakt, den deutsche Super-Ökonomen ersonnen haben, die vom Kapitalismus noch nie richtig viel verstanden haben. Weiter„Oh, Du verdammter Stabilitätspakt“

 

EZB: neue Aufgaben, neue Ziele

Die Krise zeigt, dass die geldpolitische Verfassung Europas nicht so wetterfest ist wie gedacht, dass es zu Entwicklungen gekommen ist oder kommen könnte, mit denen in der Gründungsphase des Eurosystems nicht gerechnet wurde. Die Finanzbranche ändert sich augenblicklich auf dramatische Weise, und mit ihr die Rolle der Notenbanken.

Auch bei der EZB und dem Vertrag von Maastricht gibt es Reformbedarf. Mehr als bei nationalen Zentralbanken haben wir es bei der Währungsunion mit einem „work in progress“ zu tun – die Anzahl der Akteure und ihrer Beziehungen untereinander ist in der EWU ungleich viel größer als in den einzelnen Ländern, mit steigender Tendenz, da der Euroraum im Endstadium ganz sicher größer sein wird als heute. Weiter„EZB: neue Aufgaben, neue Ziele“

 

Zauberlehrling löst Dollarschwemme aus

So, jetzt kann die Fed die Zinsen nicht weiter senken. Seit Dienstag liegt die Zielmarke für die Fed Funds Rate im Bereich der Null Prozent Grenze. Wie Ben Bernanke am 1. Dezember in einer Rede noch einmal klarstellte, ist die Fed dadurch aber keineswegs mit ihrem Latein am Ende. Jetzt wird die Wirtschaft mit Liquidität überschwemmt, und es wäre ja gelacht, wenn es nicht gelingen würde, die Kaufkraft des Greenbacks wieder zu vermindern. Denn darum geht es: Deflation zu vermeiden, und möglichst rasch zu einer Inflationsrate von etwa 2 Prozent zurückzukehren, also zu einer jährlichen Entwertung des Geldes in dieser Größenordnung, was nach dem aktuellen Verständnis der führenden Notenbanken als Preisstabilität gilt.
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Schwarze Löcher und die Zukunft des Euro

Heute morgen gab es in der Süddeutschen Zeitung einen lesenswerten Bericht von Moritz Koch zum Thema Depfa und schwarze Löcher. Der einstmals mausgraue Wiesbadener Hypothekenfinanzierer, seit 2007 eine Tochter der Münchner Hypo Real Estate, hatte sich binnen weniger Jahre vom neuen Firmensitz Dublin aus zu einer der profitabelsten Banken weltweit entwickelt – dank eines gewaltigen Schuldenhebels, einer vermeintlich verlässlich positiv geneigten Zinsstrukturkurve und immerfort liquiden Geldmärkten, auch für die exotischsten und undurchsichtigsten Konstrukte. Der Fokus lag auf Geschäften mit öffentlichen Schuldnern, denen die Depfa entweder direkt Kredite mit variablen, also kurzfristigen Zinsen gab, oder gegen eine Gebühr als Käufer letzter Instanz für die Geldmarktpapiere öffentlicher Emittenten fungierte. Vor allem in den USA wurden offenbar de facto mit kurzfristigem Geld langfristige Infrastrukturprojekte finanziert.
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Deflation wird wahrscheinlicher

Deflation herrscht, wenn auf breiter Front die Preise sinken, und das nicht nur für ein paar Monate. Bei den Vermögenspreisen passiert das öfter, bei den Verbraucherpreisen dagegen nicht so häufig. Sinkende Verbraucherpreise, das hört sich aus Sicht der Konsumenten im ersten Moment nicht schlecht an. Wenn es sich nur um einzelne Preise handelt, ist es das auch nicht. Hat man es aber mit einer ausgemachten Deflation zu tun, dann befindet sich die Wirtschaft in einer gefährlichen Lage. Wenn die Leute beginnen, fallende Preise für normal zu halten, macht sich eine Deflationsmentalität breit. Es lohnt sich, Käufe aufzuschieben, weil morgen alles noch billiger ist. Ein sich selbst verstärkenden Prozess kommt in Gang, der zu einem Einbruch der Nachfrage und einem scharfen Anstieg der Arbeitslosigkeit führt. Der deflationäre Rückgang der Vermögenspreise und des Verbraucherpreisniveaus hängen eng zusammen, wobei der Verfall von Aktienkursen, Rohstoffpreisen und Immobilienpreisen in der Kausalitätskette typischerweise einen Vorlauf vor den Verbraucherpreisen hat.
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