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Haare schneiden oder nicht?

Ist die Euro-Zone insolvent oder kriegt sie noch die Kurve? Das ist die alles entscheidende Frage, um die es sich hier, bei Weissgarnix und bei Kantoos immer wieder dreht. Die Skeptiker, sind davon überzeugt, dass die Solvenz nicht mehr gegeben ist und deshalb umgeschuldet werden sollte. Die Optimisten, dazu zählt wohl die EU, glauben, dass es sich nur um ein Illiquiditätsproblem handelt, dass mit Überbrückungskrediten gelöst werden kann. Also: Alte Schulden mit neuen Schulden bekämpfen oder Umschuldung? Weiter„Haare schneiden oder nicht?“

 

EZB in der Identitätskrise

Die Finanzkrise hat eine Reihe von Problemen zutage gebracht, mit denen die Väter und Mütter des Euros nicht rechnen konnten. Das Hauptziel war es, die Inflation des Währungsraums insgesamt unter Kontrolle zu halten, also bei etwas unter 2 Prozent. So lautet das Inflationsziel der EZB. Das wurde erreicht, es stellte sich aber heraus, dass der Kampf gegen die Geldentwertung nur eine von mehreren Aufgaben der EZB ist, und in einer richtigen Krise nicht einmal die wichtigste. Es ist fast selbstverständlich, dass die Inflationsraten stark zurückgehen, wenn große schuldengetriebene Immobilien- und Aktienkrisen geplatzt sind oder Banken ihre Kredite zurückfahren, weil sie sich (mit Asset-backed Securities oder Hypothekenkrediten) verspekuliert haben. Weiter„EZB in der Identitätskrise“

 

Gelddrucken reicht nicht im Kampf gegen Deflation

Ist eigentlich jemandem aufgefallen, dass Gelddrucken, die Monetarisierung staatlicher Schuldverschreibungen durch die Notenbank, also die Finanzierung der Staatsausgaben durch die Notenpresse, unter Ökonomen inzwischen ganz entspannt gesehen wird, schon fast als de rigueur gilt. Auch Martin Wolf hat am Mittwoch in der Financial Times eine Lanze für weiteres Gelddrucken gebrochen – und an den deutschen, amerikanischen und japanischen Rentenmärkten wird das offenbar ebenfalls begrüßt. Jedenfalls sinken die Renditen trotz dieser Sündenfälle weiter. Disinflation oder sogar Deflation können also einhergehen mit Gelddrucken. Bei 30-jährigen Bundesanleihen geben sich die Anleger zur Zeit mit einer jährlichen Rendite von 3,36 Prozent zufrieden. Was ist los mit ihnen? Warum kaufen sie gleichzeitig alle Goldmünzen, deren sie habhaft werden können? Weiter„Gelddrucken reicht nicht im Kampf gegen Deflation“

 

Darf Axel Weber noch zur EZB?

Ich bin on-the-record mit einem vorsichtigen endorsement von Axel Weber als Präsident der Europäischen Zentralbank. Nach seiner Entscheidung, gegen den Kauf von Staatsanleihen zu stimmen und seine Kritik am Kurs des EZB-Rats, dem er selbst angehört, auch noch öffentlich zu machen, wird er im Ausland skeptischer beurteilt. Paul Krugman hat im Handelsblatt gegen Weber Stellung bezogen, auch in der EU regt sich offensichtlich Widerstand, wollen ebenfalls die Düsseldorfer Kollegen erfahren haben (leider kein Link).

Ich bin unschlüssig. Ich halte den Kauf von Staatsanleihen in der Situation, in der Europa nun einmal war, für alternativlos und bin der Meinung, Differenzen im Zentralbankrat sollten auch da bleiben. Ich habe Weber in dem Artikel damals unterstützt, weil ich glaube, dass er viel pragmatischer ist, als viele denken, dass er gute Leute zur Bundesbank geholt und sie so nach vorne gebracht hat (wenn die Volkswirte in der Bundesbank nicht gewesen wären, wären wir in dieser Krise völlig untergegangen) und dass er sich allein durch die konservative veröffentlichte Meinung in Deutschland gezwungen sieht, den Falken zu spielen.

Wenn er erst einmal an der Spitze der EZB ist, so dachte ich, dann lernen wir den wahren Weber kennen und dann ist er souverän genug, die Kritik der monetären Taliban in deutschen Universitäten und Redaktionsstuben an sich abprallen zu lassen. Die meisten von ihnen stecken er und seine Leute analytisch locker in die Tasche.

Ich glaube immer noch, dass Weber ein kluger und pragmatischer Ökonom ist. Was ich mich frage ist: Wie souverän ist er wirklich?

 

Stark wie die Mark?

Für die aktuelle Ausgabe der ZEIT habe ich ein Interview mit Jürgen Stark, Chefvolkswirt der EZB, geführt. Axel Weber hin oder her – wenn jemand in der Notenbank die Bezeichnung Falke verdient hat, dann ist es Stark. Kein Wunder also, dass er im Streit um Konjunkturprogramme und Exportüberschüsse die ordnungspolitisch korrekten Positionen vertritt (Strohfeuer bzw. nur die Defizitländer müssen sich anpassen).

Bemerkenswert aber, dass Stark sagt, in schweren Krisen dürfe man sich nicht auf Lehrbuchwissen verlassen und indirekt jene Bundesbanker kritisiert, die die EZB kritisiert haben. Ist denn nichts mehr heilig?

 

Wird die EZB zur Bad Bank?

Es wird derzeit ja ganz munter darüber diskutiert, ob die Europäische Zentralbank durch ihr Programm zum Ankauf von Staatsanleihen zu einer Bad Bank wird, in der die privaten Banken ihre Risiken abladen.

Ich teile diese Einschätzung mit Einschränkungen – aber ich denke, es ist der Preis für die Abwendung der Katastrophe. Weiter„Wird die EZB zur Bad Bank?“

 

Griechenlands Krise ist gut für den Euro

Manchmal gibt es nichts Besseres als eine richtige Krise. Sie legt offen, an was man alles nicht gedacht hatte, als man sich einst voller Gottvertrauen und mit den besten Absichten auf ein langfristiges Projekt einließ, ob auf Ehe, Beruf oder eben Währungsunion, und dass es mit einem „weiter so!“ nicht getan ist. Neue Sicherungen müssen her, oder das Projekt muss aufgegeben werden. Weiter„Griechenlands Krise ist gut für den Euro“

 

Die Pferde saufen nicht

Noch nie war die Versorgung der Wirtschaft Eurolands mit Liquidität so großzügig wie zur Zeit. So sollte es angesichts der tiefen Rezession, der stagnierenden Verbraucherpreise und einer Pipeline, in der noch eine Menge an Deflationspotential steckt, natürlich auch sein. Im Juni dieses Jahres hatte die EZB in einer dramatischen Aktion das Gesamtvolumen der Refinanzierungsgeschäfte von €618 Mrd. auf €896 Mrd. in die Höhe getrieben, vor allem indem sie den Banken für ein Jahr so viel Liquidität zu 1 Prozent zur Verfügung stellte wie sie haben wollten, vorausgesetzt sie konnten Sicherheiten stellen. Die Qualitätsanforderungen an diese Papiere waren aber schon im Vorfeld deutlich abgesenkt worden, damit es in dieser Hinsicht erst gar nicht zu Engpässen kommen konnte. Weiter„Die Pferde saufen nicht“

 

EZB: keine Probleme mit der Exit-Strategie

Für die EZB ist die Exit-Strategie, also das Umschalten von der sehr expansiven auf eine „normale“ Geldpolitik, nichts, was sie um den Schlaf bringen wird. Wenn man sich als unbedarfter Laie die Entwicklung ihrer Bankbilanz und damit der sogenannten Geldbasis ansieht, kann einem dagegen schon bänglich werden. Wie kommt all das viele Geld, das in die Wirtschaft gepumpt wurde, eines Tages wieder in den Schlauch zurück? Es kann ja nicht ewig im Freien herumschwappen. Droht Hyperinflation, wenn nichts dagegen unternommen wird? Weiter„EZB: keine Probleme mit der Exit-Strategie“