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Zauberlehrling löst Dollarschwemme aus

So, jetzt kann die Fed die Zinsen nicht weiter senken. Seit Dienstag liegt die Zielmarke für die Fed Funds Rate im Bereich der Null Prozent Grenze. Wie Ben Bernanke am 1. Dezember in einer Rede noch einmal klarstellte, ist die Fed dadurch aber keineswegs mit ihrem Latein am Ende. Jetzt wird die Wirtschaft mit Liquidität überschwemmt, und es wäre ja gelacht, wenn es nicht gelingen würde, die Kaufkraft des Greenbacks wieder zu vermindern. Denn darum geht es: Deflation zu vermeiden, und möglichst rasch zu einer Inflationsrate von etwa 2 Prozent zurückzukehren, also zu einer jährlichen Entwertung des Geldes in dieser Größenordnung, was nach dem aktuellen Verständnis der führenden Notenbanken als Preisstabilität gilt.
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Schwarze Löcher und die Zukunft des Euro

Heute morgen gab es in der Süddeutschen Zeitung einen lesenswerten Bericht von Moritz Koch zum Thema Depfa und schwarze Löcher. Der einstmals mausgraue Wiesbadener Hypothekenfinanzierer, seit 2007 eine Tochter der Münchner Hypo Real Estate, hatte sich binnen weniger Jahre vom neuen Firmensitz Dublin aus zu einer der profitabelsten Banken weltweit entwickelt – dank eines gewaltigen Schuldenhebels, einer vermeintlich verlässlich positiv geneigten Zinsstrukturkurve und immerfort liquiden Geldmärkten, auch für die exotischsten und undurchsichtigsten Konstrukte. Der Fokus lag auf Geschäften mit öffentlichen Schuldnern, denen die Depfa entweder direkt Kredite mit variablen, also kurzfristigen Zinsen gab, oder gegen eine Gebühr als Käufer letzter Instanz für die Geldmarktpapiere öffentlicher Emittenten fungierte. Vor allem in den USA wurden offenbar de facto mit kurzfristigem Geld langfristige Infrastrukturprojekte finanziert.
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Niemand hat Angst vor Inflation

Die Notenbankzinsen sind in den wichtigsten Ländern entweder im freien Fall, oder sie sind bereits nahe Null. Gleichzeitig überbieten sich die Regierungen mit finanzpolitischen Rettungsprogrammen (Deutschland ausgenommen). Expansiver könnte die Wirtschaftspolitik im Moment nicht sein. Die Angst vor einer globalen Rezession ist aber offenbar so groß, dass die Anleger aus diesem Aktionismus nicht etwa folgern, dass das über kurz oder lang zu deutlich steigenden Inflationsraten führen wird.
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Eiszeit in Deutschland

In diesen Tagen ist der HERDENTRIEB drei Jahre alt geworden. Und da im November 2005 alles mit der famosen Wachstumswette für das Jahr 2006 begann, wird der Geburtstag stets mit einer neuen Wachstumswette gefeiert. So schwer wie heute ist mir die Wette allerdings noch nie gefallen. Denn zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust! Die eine, die schwärmerische, sagt mir, Deutschland hat die besten Vorraussetzungen die Krise glimpflich zu bestehen. Die andere, die realistische, zeichnet ein fürchterlich düsteres Bild. Da der Journalist nun mal der Wahrheit verpflichtet ist, siegt die realistische Seele. Solange es kein Konjunkturprogramm in Deutschland gibt, das den Namen verdient hat, solange Merkel und Steinbrück den Eichel machen, solange gilt die Wette: Das Brutto-Inlandsprodukt schrumpft nächstes Jahr um mindestens 1,5 Prozent. Damit bin ich deutlich pessimistischer als Sachverständigenrat und Herbstgutachter, die eine Stagnation erwarten.
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Wiederholt sich das Schulden-Deflations-Szenarium von Irving Fisher?

„Stock prices have reached what looks like a permanently high plateau“ glaubte Irving Fisher noch im Jahr 1929. Der gestandene Ökonom und Yale-Professor, nach dem der sogenannte Fisher-Effekt und die Fisher’sche Verkehrsgleichung benannt sind, musste sich schon bald eines Besseren belehren lassen. Nur zwei Wochen nach seiner Äußerung brach der amerikanische Aktienmarkt ein, die Große Depression nahm ihren Lauf.
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Mehrwertsteuern runter, Energiesteuern rauf

Heute morgen auf Bloomberg übertrafen sich die Analysten mit pessimistischen Prognosen. Der Ifo-Index ist im November auf 85,8 gefallen und hat damit fast das Niveau von Anfang 1993 erreicht, den seit der Wiedervereinigung niedrigsten Wert. Die Erwartungskomponente des Index ist im freien Fall, während sich die aktuelle Lage, die andere Komponente, noch ganz gut hält – den Unternehmen ging es ja bis vor kurzem nicht schlecht. Aber auch hier ist der Abwärtstrend inzwischen ziemlich steil.
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Deflation wird wahrscheinlicher

Deflation herrscht, wenn auf breiter Front die Preise sinken, und das nicht nur für ein paar Monate. Bei den Vermögenspreisen passiert das öfter, bei den Verbraucherpreisen dagegen nicht so häufig. Sinkende Verbraucherpreise, das hört sich aus Sicht der Konsumenten im ersten Moment nicht schlecht an. Wenn es sich nur um einzelne Preise handelt, ist es das auch nicht. Hat man es aber mit einer ausgemachten Deflation zu tun, dann befindet sich die Wirtschaft in einer gefährlichen Lage. Wenn die Leute beginnen, fallende Preise für normal zu halten, macht sich eine Deflationsmentalität breit. Es lohnt sich, Käufe aufzuschieben, weil morgen alles noch billiger ist. Ein sich selbst verstärkenden Prozess kommt in Gang, der zu einem Einbruch der Nachfrage und einem scharfen Anstieg der Arbeitslosigkeit führt. Der deflationäre Rückgang der Vermögenspreise und des Verbraucherpreisniveaus hängen eng zusammen, wobei der Verfall von Aktienkursen, Rohstoffpreisen und Immobilienpreisen in der Kausalitätskette typischerweise einen Vorlauf vor den Verbraucherpreisen hat.
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Warum der Euro schwach bleiben könnte

Wenn ich mir die fundamentalen Determinanten des Euro-Wechselkurses ansehe, kann ich nur staunen, dass er gegenüber dem Dollar und Yen so schwach ist. Eigentlich hätte der Euro, wenn es nach mir gegangen wäre, bei $1,40 drehen müssen und wäre jetzt wieder bei $1,50.

Die Leistungsbilanz Eurolands ist nur leicht defizitär dieses Jahr (-0,4 Prozent des BIP), verglichen mit den -4,6 Prozent der USA; Japan weist allerdings einen Überschuss von 3,9 Prozent auf. An den Devisenmärkten ist daher das Angebot an Dollar, das aus dem Warenhandel, den Dienstleistungen und den Transfers resultiert, nach wie vor um ein Vielfaches höher als das an Euro, was den Kurs des Dollar mehr schwächen müsste als den des Euro. Das scheint keinen großen Einfluss auf den Wechselkurs zu haben.
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Aktien und Rohstoffpreise bleiben unter Druck

Nachdem die Aktienmärkte so stark gefallen sind, stellt sich die Frage, ob es schon wieder an der Zeit ist einzusteigen. Aus europäischer Sicht gibt es vier wichtige Faktoren, die zu einem Ende der Krise beitragen: 1. der Verfall der Rohstoffpreise, der die allgemeine Kaufkraft wieder verbessert, 2. eine immer expansivere Geldpolitik, also stark sinkende Zinsen, 3. der kommende Schwenk in der Finanzpolitik, der von den immer schlechteren Wirtschaftszahlen gegen den Widerstand der Budgetausgleicher erzwungen wird, und 4. die Abwertung des Euro.

Das wird aber nicht ausreichen, weil der Prozess des Schuldenabbaus, also das Deleveraging, noch längst nicht beendet ist. Zu viele Haushalte, Banken und andere Unternehmen haben in den vergangenen Jahrzehnten des leichten Geldes ihre Bilanzen dadurch ruiniert, dass sie in Erwartung ständig steigender Kurse Vermögenswerte auf Pump gekauft haben. Nachdem die Vermögenspreise nun im freien Fall sind, bemerken immer mehr Akteure, dass sie überschuldet sind. Sie sind gezwungen, ihre Ausgaben massiv einzuschränken. Es kann lange dauern, bis sie sich wieder saniert haben, vielleicht so lange wie in Japan.

Aktien sind billig, vor allem europäische, aber das heißt nicht, dass sie nicht noch billiger werden können. Die beginnende tiefe Rezession wird auf die Gewinne durchschlagen. Die beste Alternative sind im Moment Staatsanleihen von Euroländern, insbesondere griechische oder italienische, die sehr attraktive Renditen bieten. Sie reflektieren die Furcht, dass die Eurozone auseinanderbrechen könnte. Das ist aber unwahrscheinlich – vielmehr wird es in nächster Zeit voraussichtlich Vereinbarungen in den Bereichen Finanzmarktstabilität und Bankenaufsicht geben, die die Währungsunion wetterfester machen werden.

Rohstoffe sind nach wie vor teuer. Ihre Preise liegen immer noch deutlich über ihren mittelfristigen Trends. Das gilt auch für Öl und Gold.

Ausführliches zu den Aussichten für Aktien, Bonds, Rohstoffe und Wechselkurse sowie ein Blick auf die jüngste Entwicklung in Russland in meinem neusten Investment Outlook:

Wermuth’s Investment Outlook – November 2008*) (pdf, 216 KB)

*) Den Investment Outlook von Dieter Wermuth in englischer Sprache gibt es einmal im Monat und er wird zunächst kostenlos auf Herdentrieb zum Herunterladen bereitgestellt. (ur)

 

Wunschdenken reicht nicht

Am gestrigen Donnerstag hat die EZB die Zinsen um einen halben Punkt auf 3 ¼ Prozent gesenkt. Gut so. War es genug? Vermutlich sind viel niedrigere Zinsen angebracht, aber immerhin hat Herr Trichet in der Pressekonferenz zugegeben, dass auch ein größerer Schritt diskutiert wurde – ein kleinerer allerdings auch. Ich halte der EZB zugute, dass sich das monetäre Umfeld durch die starke nominale Abwertung des Euro seit dem 11. Juli bereits sehr verbessert hat und dass es insgesamt weniger wirtschaftlich bedrohliche Ungleichgewichte gibt als in den USA oder in Großbritannien, ein vorsichtigeres Vorgehen also gerechtfertigt werden kann. Weiter„Wunschdenken reicht nicht“